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dürft er uns doch auch, wenns nach uns jolt gehn, kaum scheel ansehn!

6. Der eigenwill welt zwar ins reich mit andern treuen kämpfern gern eingehen; daß aber er mit ihnen hier zugleich

erst leiden soll, das will ihm nicht anstehen: wie gern wolt er doch mit gekrönet seyn, nur ohne pein!

7. Dadurch wird aber GOtt sein spiel verderbt, das er mit uns, den seinen, treibet;

man kehrt die ordnung um, die uns zum ziel der glorie führt, und ihr uns einverleibet:

es wird der weise rath, den er bedacht, zu nicht gemacht.

8. Drum thut GOtt wohl, daß er sich nicht an seine zarte heiligen groß kehret, daß er uns, ungefragt, ein bley-gewicht der centner noth anhängt, und also wehret, daß nicht sein schluß an uns allhier auf erd vereitelt werd.

9. Indessen bleibt er fromm und treu, läßt uns nicht ohne maaß geängstet werden; sein gnaden-licht wird täglich bey uns neu, dadurch er uns erleichtert die beschwerden: ja endlich bricht, wenn sein will ist vollbracht, die creußes macht.

10. Erkenne diß, du ariner staub,

und lerne dich in GOttes wege schicken;

sey nicht stracks wie ein licht und bebend laub,

wenn dich die noth- und trübsals-pressen drücken : schau auf die treu' und süsse vaterhand

in solchem stand.

11. Sie wil dadurch, zu deinem Heil, nur deine treu, geduld und demuth üben; drum ehre ihn in solchem deinem theil; sey still, und laß dich nichts zu sehr betrüben: nur unverzagt, halt einen kleinen ftraus ohn murren aus.

12. Sev männlich und seh felsen - fest,
Laß keinen flurm zum unmuth dich bewegen;
und wenn er dich ein wenig zappeln läßt,
getrost! so wird das Wetter sich bald legen:
denck, wenn er dich führt mitten in den tod:
geduld is noth

c. Erdmann Neumeister. 1671-1756.

Erdmann Neumeister, der Sohn eines Schulmeisters, war am 12. Mai 1671 zu Uchteriß bei Weißenfels geboren. Er studirte auf der Schulpforte vier Jahre lang und in Leipzig sechs Jahre, wo er auch die Magisterwürde erhielt. Er wurde 1697 Pastor substitutus zu Bibra in Thüringen, aber schon im folgenden Jahre Pastor und Adjunct der Eckartsbergischen Superintendentur. 1704 wurde er Hofdiakonus und bald darauf Hofprediger in Weißenfels, schon 1706 gräflich Promnißischer Oberhofprediger, Superintendent, Consistorialrath und Paster zu Sorau, endlich 1715 Pastor zu St. Jacob und Scholarch zu Hamburg. Im Jahre 1747 am 30. Juni feierte er sein 50jähriges Amtsjubiläum und sah dabei 13 Kinder und 50 Kindeskinder. Er starb im hohen Greisenalter zu Hamburg am 18. August 1756.' Er ist als Erbauungsschriftsteller auch als Polemiker gegen Pietisten und Reformirte, am meisten aber als geistlicher und fruchtbarer Liederdichter bekannt, denn es werden ihm nahe an 700 Lieder zugeschrieben. Seine Lieder sind von großer Innigkeit und frommer Gott: ergebung und gehören zu den ausgezeichnetsten dieser Zeit. Sie finden sich in mehreren einzelnen Schriften, wie 1. Zugang zum Gnaden-Stuhl Jesu Christo d. i. chrift. Gebete und Gesänge zc. Weißenfels 1705. längl. 12. (Verm. Ausg. Sorau 1734. längl. 12.) 2. Fünffache Kirchenandachten c. Leipz. 1717. 8. Herausg von G. T. (Gottfried Tilgner). 3. Evangelischer Nachklang, d. i. Neue geistreiche Gesänge über die ordentl. Sonn- und Festtags Evangeliac. Hamb. 1718. 8. (3m. Ausg. 1736.) 3w. Th. 1729. (zum Theil schon in den fortgesetten fünffachen Kirchenandachten, in 3 neuen Jahrgängen. Hamb. 1726. 8. im Anhange enthalten.) — 4. Geistl. Cantaten. Halle 1705. Eine vollständige Sammlung seiner Lieder

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erschien aber unter dem Titel:

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Herrn E. N. Psalmen und Lobgefänge und geistl. Lieder. Hamb. zuletzt 1755. 8.

Beispiel 1.

(Aus: Der Zugang zum Gnaden Stuhl Jefu Chrifto u. f. f. ven Erdm. Neumeister. Weissenfels. 1729. lang. 16. S. 17.')

1.

HErr JEfu Chrift, mein höchstes Guth,

Mein Seelen-Schatz, mein Herzens - Muth,
Und aller Sinnen Freude!

Ich bleibe dennoch stets an dir,

So ist auch nichts, das dich von mir
Und unsre Liebe scheide;

Du machst mir deinen Weg bekannt,
Hältst mich bey meiner rechten Hand,
Regiert und führt den Lebenslauff,
Und hilffest meiner Schwachheit auf.
HErr JEsu Christ, du bist mein Licht,
Ich folge dir, so irr' ich nicht.

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Denn keine tausendfache Welt
Hat nichts, das mir, wie du gefällt.
Herr JEsu Chrift, wo du nicht bist,
Ist nichts, das mir erfreulich ist.

4.

Und solte mir durch Creuß und Noth,
Durch Marter, durch Gewalt und Tod
Auch Leib und Seel' verschmachten?

Dis alles wird (wenns auch noch mehr,
Ja gar wie eine Hölle wär)
Mein Glaube nichts nicht achten.

Du bist und bleibest doch mein Heyl,
Und meines Herzens Trost und Theil.
So wird und muß durch dich allein
Auch Leib und Seele seelig seyn.
HErr JEsu Christ, ich hoffe fest,
Daß deine Kraft mich nicht verläßt.
6.

Drum halt ich mich getrost zu dir;
Du aber hältst dich auch zu mir,
Und das ist meine Freude.

Ich sehe meine Zuversicht

Auf dich, mein Fels, der nicht zerbricht,

In Freud' und auch im Leide.

Dein Thun soll alles und allein

In meinem Herz und Munde seyn,
Bis ich dich kan mit Augen sehn.
Ach möchte solches bald geschehn!
Herr JESU Christ, ich warte drauf;

Komm, komm, mein Schaß, und nimm mich auf!

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3.

Zwar fällt mir offt ein Zweifel vor, Der diß und das wil sprechen!

Doch du wirst das zerstoßne rohr Nicht vollends gar zerbrechen;

5.

Wenn du mich schlägst, so dank ich dir,

Und will die Ruthe küssen:

Denn in dem Creuße läßt du mie

Das Docht des Glaubens, das nur - Dein Vater - Herße wissen;

glimmt,

Und bloß von dir noch Kräffte nimmt,

Wirst du nicht gar verlöschen.

4.

Gieb nur Geduld, und stärke mich,
Wenn ich in Schwachheit leide,
Ich halte mich allein an dich,
Und das ist meine Freude.
Die Welt sey Welt, und bleibe

Welt:

Du bist der Schatz, der mir gefällt. Da ist mein ganzes Herße.

7.

Das wall't vor Liebe gegen mich. Du spricht: mein Kind, ich werde dich

Nicht lassen noch versäumen.

6.

Das tröstet meinen blöden Muth, Daß ich mich wenig fräncke;

Du machst doch endlich alles gut Und besser, als ich dencke

Wer weiß, wie nah die Freuden-Zeit, Da mir mein Herzens- Wunsch gedent,

Und ich im Segen lebe.

Drum weiche, Sorg und Traurigkeit.
Ich bin in GOtt zufrieden.

GOTT hat mir schon zu rechter Zeit-
Mein Theil und Heyl beschieden.

Ist mirs zur Zeit noch unbekannt;
So fans des Höchsten rechte Hand
Doch bald und frölich ändern.

d. Benjamin Schmold. 1672-1737.

Benjamin Schmold, geb. am 21. Decbr. 1672 zu Brauchitschdorf im Fürstenthum Liegniß, wo sein Vater Martin Schmold 47 Jahr lang Pastor und Senior war, besuchte die Schule zu Lauban und studirte in Leipzig fünf Jahr lang Theologie. Er wurde 1701 Gehülfe seines Vaters, aber schon ven 1702 an wurde.Schweidnitz der Schauplatz sei nes Würkens. Hier wurde er 1702 Diafonus, 1707 Archidiakonus, 1712 Senior Ministerii und 1714 Paster Primarius und Inspector der Kirchen und Schulen daselbst, was er in großem Segen sechszehn Jahre lang ge wesen ist. Im Jahre 1730 aber rührte ihm am Sonntage Lätare der Schlag an der rechten Seite und hernach verlor er das Gesicht. Er starb am 12. Febr. 1737. Er war ein vielfach begabter, durch mancherlei

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