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Klagen, wenn sie einst zuletzt allein zurückbleiben sollte. Auch Sipha und Noah theilen sich ihre Erfahrungen mit. Da traten die drei Jünglinge zu Sipha und warben um die Hand der Mädchen, Milka küsste die Töchter und führte sie den Jünglingen zu, Sipha gab ihnen den Trauungssegen, Sem reichte seine Hand der Debora, Cham der Thamar, Japhet ums armte Kerenhapuch.

Jht bedeckten die Erde die Schatten, des Hesperus Stern schwang Flammend die Hochzeitfackel, die Jünglinge führten die Mädchen In die hochzeitlichen Kammern, die Rosenfarbe des Morgens Röthet' ihr Antlih, indem sie der Hand der Leitenden folgten. Selbige Nacht gab über den Hügeln und Ebnen die Erde Zeichen der Freude von sich, die Knospen und Blumen und Zweige Eileten sich zu entfalten, und warteten nicht auf den Morgen, Daß sie auf schwellenden Lippen die Liebe von Blume zu Blume Hauchten. Den duftenden Hauch, des Odems Erslinge, faßten Junge Zephir' auf güldene Flügel, und eilten die Beute In die bräutliche Kammer zu tragen; die Nachtigall tönte Festlich das Brautlied; und andre vom singenden Chore der Vögel, Deren Gesang des Nachts sonst schweiget, begingen die Feyer Dieser Stunden mit Jubelgesang: Das ganze Gebirg ward Laut von Gesang, ihn wehten die Weste von Hügel zu Hügel, Über die Wipfel der Cedern, gemischt mit dem Weihrauch der Blühten.

Fünfter Gesang.

Nun zogen die Neuvermählten die Pfade nach Eden hinauf, alle die heiligen Stellen besuchend, wo Gott einst mit Adam geredet, während Noah hinausging nach Assur den Giganten Buße zu predigen. Diese aber täuscht der schändliche Dagon, der Priester des Schicksals und bereis tet in Adramelechs Namen ein scheußliches Opfer von zehn Hekatomben von Menschen, die vom weibischen Volke Tilassars geraubt und geschlach tet werden. Mit ihrem Blut, mit Wein, Milch, Honig und Wasser ver mischt, soll Dagons Volk sich dreimal die Stirn zeichnen. Da verkündet ihnen Noah die komenden Gerichte Gottes; sie aber spotten sein, rühmen ihre und der Satane Macht und fordern ein Wunder von Noah, da sinkt ihr Gebäu und die marmornen Treppen, mit denen sie Eden stürmen wollten, in einen Abgrund. Umsonst, sie morden weiter und beschließen mit eis nem großen Schiffe durch die Luft zu fahren und Eden anzugreifen und Adramelech hilft es ihnen bauen. Aber ihr Schiff wird vom Sturme zertrüm mert und die meisten ihrer Fürsten finden den Tod, auch Dagon stirbt ohne Reue. Og will sich vor Noah beugen, fordert nur die Ebne für seine Götter. Noah verließ sie der nahen Hand des Gerichtes.

Sechster Gesang.

Bei Noahs Rückkehr verkündet ihm noch ein Engel:

Eh wird die Flut nicht kommen, bevor der Engel des Todes
Unter deinen Geliebten das ihm bezeichnete Lamm würgt!

da komt er traurig zu Sipha und Milka zurück, verkündet die nahende Strafe und auch des Engels verwundende Worte. Milka und Sipha beziehen sie jeder auf sich und einer will für den andern sterben. Ra phael gebeut zween Riesen Balken, Bretter und Dielen von Gopher zu zimmern und zu Noah zu bringen. Unterdessen besuchen die Neuvermählten Eden, die Örter, wo Eva und Adam zuerst sich fanden, den verwelkten Baum des Erkenntnisses Böses und Gutes, und Thamar erzählt, wie nach Evas Falle auch Adam, da Eva wie todt hingesunken, um mit ihr zu sterben, aus Liebe von der Todbringenden Frucht gegessen habe. — Drei selige Tage weilten sie in diesen Regionen, am vierten kamen Sipha mit Noah und Milka ihnen nach. Milka weint über der todten Hülle ihrer Freundinn Jamima. Noah verkündet die Zukunft, auch den Untergang Edens. Die Frauen sollten nun im Gebürge bleiben, Früchte pflücken und trocknen, die Jünglinge unten die Arche bauen. Sipha hatte viele kostbare Kunstschäße, welche er in Kisten legte, sie vom Verderben zu retten.

Siebenter Gesang.

Als die Arche vollendet war und Sem sie schmücken wollte mit den Teppichen, welche Debora gestickt hatte, da fand er, o Wunder, die Wände schon mit höherer, nicht mit menschlicher Kunst geschmückt. In lebendigen Farben und Bildern strahlten sie, auf welchen, ihnen geheimnissvoll, die Geschichten künftiger Zeiten entfaltet waren. Auch andern köstlichen Schmuck fand er, rief die Brüder und diese die Väter herbei und alle staunten und dankten. Jeht aber zog vom Ende des Nordens ein neues Gestirn auf, ein Comet, in welchem man die nahenden Strafen Gottes erkannte. Noah sendete Sem hinauf zur Hütte der Frauen, sie zu trösten; aber diese schreckte der Stern nicht, nur die Kunde, daß noch vor der einstürmenden Fluth der Engel des Todes ihr Haus besuchen werde, erfüllte fie mit Schmerz und Wehmuth. - Sorgfältig samelten sie indessen Speise für die Arche, während der Stern immer näher kam. Da erschien ein Engel Sipha im Traume und befahl ihm, seine Kinder zu segnen, da schon einem Engel des Todes befohlen sei,,daß er mit sanfter Hand von dem irdischen Leben ihn pflücke." So nimmt Sipha von Noah, Japhet und Cham Abschied und geht zu den Töchtern hinauf; segnet und tröstet sie, Milka und Sem; doch erschien noch in Siphas Gestalt kein Zeichen des Todes.

Achter Gesang.

Am vierten Morgen ging Sipha zum Haine, wo Gott das erste Verbrechen gerichtet, um dort auf dem Altare zu opfern, da kam ihm als er sihend an den Altar sich lehnte sanft der Tod. So fanden ihn Sem, Milka, Debora und Thamar und weinten. Nun gingen sie zu Kerenhapuch, welche noch im Morgenschlaf lag, die Botschaft des Todes zu bringen. Sie erwachte und sah die Nachricht in den schmerzlichen Mienen der Frauen, aber pries den Entschlafenen unter Thränen selig. Als sie den geliebten Todten bestatteten, da kamen auch Noah, Japhet und Cham und trösteten sie in erbaulichen Gesprächen. Am sechsten Tage verließen fie trauernd die theure Hütte und die Schwestern nahmen noch einen Nelkenstock, die gebalsamte Hülle der Mutter und zwei Rollen mit den Psals men Elihus mit zur Arche; aber wie schön ihnen auch diese erschien, doch muss ten sie seufzen und bang erwarteten sie den siebenten Morgen. Da opferten sie noch einmal, badeten die Glieder und gingen langsamen Schrittes in die Arche, wie in ein Grab, das von dem Lande der Irdischen sie ab. schnitt. Noah aber blies sanft mit der Posaune, da kamen, dem ehernen Schalle gehorsam, Vögel und Vich und Gewürm, Einige sieben und sieben, andre in Paaren und gingen in die Arche. Jeder Trupp fand ununterrichtet sein Zimmer, alle freundschaftlich und sittsam, die rohen Sitten bezähmte ihre gemeinsame Noth. Zuleht stieg Noah in die Arche und warf die Brücke ab, aber die Thür verschloß mit göttlichem Siegel der Seraph. Unterdeß war die Sonne gesunken, vergebens erwartete der Mensch am Morgen ihre Rückkehr, nur nächtlicher Nebel bedeckte den östlichen Himmel, der Comet kam nahe zur Erde, zog die Waffer des Oceans an sich und rang mit der Erde, welche in ihren Tiefen erbebte. Thürme, Tempel, Paläste fielen in Trümmer, Hügel auf Hügel, der Dunstball des Schweifsterns zerriß und verschüttete schwarze wolkige Schlaüche voll Ges

1. Es werden wohl im Allgemeinen einzelne Gattungen genannt, wie der Phasan, der Vogel vom conischen Schnabel, aber solche Aufzählung, wie Bouterwek Gesch. der Künste und Wissenschaften Bd. XI. Gött. 1819. S. 43. Anm. anführt und welche in der Berlinischen von Sulzer besorgten Ausgabe der Noachide S. 224 stehen soll:

„Alsobald folgt das gefiederte Heer, zuerst das Geflügel

„Von der gefräßigen Art, krumhackigte reißende Schnäbet;

„Dann die Arten des Spechts, convere klemmende Schnäbel;

,,Dann die Schnäbel mit sägenden Zähnen, die ordentlich schließen n. s. f.“ als hätte Bodmer eine Ornithologie schreiben wollen, finde ich in der vorliegenden Ausgabe Basel 1781 nicht auf, sie muss also zum großen Vortheil des Gedichts später weggelassen worden sein, wie diese Ausgabe auch ganz umgearbeitet und vers bessert" heißt.

wässers, die Bande der Wolken zerrissen, wen nicht die Erde begrub, den ergriff die Flut, welche die Erde von Pol zu Pol durchwanderte. Sie er haschte die Sünder in sicherer Stunde; aber auch etliche, welche mit zers knirschtem Herzen zu Gott flehten und deren Namen mit göttlichen Lettern in das Buch des Lebens geschrieben sind, unter diesen Hasem.

Hasem und Semira. (S. 232.)

Hasem schien für Semira gebohren, ihr Hang nach der Tugend
Und ihr Geschmack am Schönen versprachen ihm güldene Tage;
Aber sie hat ihr Vater schon einem andern gegeben.

Liebe zu ihr ließ ihn der schmerzenden Sehnsucht zum Raube;
Hätt er sie nicht geflohn, so wäre die Liebe gewachsen,
Nicht mit geringer Gefahr für seine Tugend; er sahe
Seine Geliebte nicht mehr, und riß sein Herz vom Verderben.
Einsam stand er auf einen der höheren Hügel gerettet,

Sah in die wachsenden Meere mit Leichen bestreuet; ein Mädchen
Schwamm an seine Gestad', es war die geliebte Semira.
Hasem erkennt sie, und weint laut auf, sie öfnet die Augen,
Und erkennt ihn, und ruft, und breitet die Arme nach ihm aus,
Und er faßt sie mitleidig in seinen Arm, doch die Fluten
Rauschen einher, und begraben die sich umarmenden Beyde.

Neunter Gesang.

Noch hatte aber die Strafe Assur gespart. Noahs Weissagung von der komenden Sündfluth war nur mit dem Munde verspottet worden und hatte doch die Angst im Herzen zurückgelassen. Auch der Hierarth Og, der an Dagon's Stelle herrschte, der Priester des Zufalls, war vom Sagen ergriffen und baute ein Schiff, nach dem Bilde des Luftschiffs Adramelechs, welches er Leviathan nannte, und als die Flut, welcher sie oft gespottet, nun hereinbrach, rettete er sich mit seinen Freunden und Frauen und Mädchen des Harems in dasselbe und floss nun über die untergegangenen Palläste hinaus in die Felder, welche Meere geworden.

Die in der Arche trösteten sich der göttlichen Gnade und die Arche schien ihnen nicht einsamer als früher die Gebürge. Sie erfreuten sich an den schönen Tafeln und ihren Schilderungen; nur die allgemeine Verheerung ergriff ihr theilnehmendes Gemüth mit Schmerz und Mitleid. Da sahen fie am Horizonte des Wassergefildes ein Dach sich erheben, bald erschien es als Schiff, dessen Stangen und Masten zertrümmert waren und auf die Decke kam ein Mann im Priestergewande, in welchem Noah den Zufallspriester Og erkannte. Sein Schiff hatten die Winde ergriffen und nur weil die Masten zersplitterten, konnte es den Stürmen Widerstand thun und zwanzig Tage lang ohne Gefahr schiffen. Da hofften sie Net

tung. Aber bald brach im Schiffe selbst Zwietracht aus und das Schweri fraß sonder Erbarmen alle Giganten, daß der Hierarch Og von den Männer allein übrig blieb. Da ergriff auch die Weiber die Lust zu sterben und al fanden den Tod durch eigene Hand oder stürzten sich in die Wellen, selbst d. Letzte widerstand Og's flehenden Bitten sich ihm und dem Menscheng schlechte zu erhalten und sprang in den Abgrund der Wasser. So alle Menschen beraubt suchte auch Og den Ted, aber er hatte den Muth nich ihn sich zu geben. Jeht erstaunt er die Arche zu sehn und erkannte Noa und bot ihm mit schmeichelnden Worten Frieden an, aber Noah verkün dete ihm seinen Untergang, die Arche floß nördlich, Og's Schiff südlic und landete an einem der Gipfel des paradiesischen Berges. Da jauchzt er über seine Rettung und schalt nur die thörichte Lust der Frauen, sich dem Tod in die Arme zu werfen; aber nicht lang entweihte sein Fuß den Berg, da hört er im Bauche der Erde die Stimmen gefangener Donner brüllen, ein gähnender Schlund that sich vor ihm auf, vom Schwindel ergriffen, mit Verzweiflung ringend stürzte Og in den Pfuhl und mit dem letzten Hauche des Athems fluchte er dem, der ihn schuf, fluchte dem Schickfal und Satan, und über ihm schloß sich die Erde und der baumreiche Berg versank in die Wasser der Tiefe.

Zehnter Gesang.

Das Licht schien nun funfzehn Tage der Erde, aber noch einmal ergoß sich Negen als der Comet von seinem Zuge zur Sonne zurückkehrend der Erde nochmals sich näherte, doch traf die Arche kein Unfall. Der Seraph, welcher die Arche beschüßte, Raphael, erschien eines Tages Noah und erzählte ihm, wie er neunzigtausend Seelen, welche Gott nicht unter den Göttern verkannt hatten, zur Versammlung der Väter im Empyreum geleitet, wie Noah's Vater, Lamech, aus Sehnsucht über das Geschick der Erde zur Sonne geflogen und dort, wohin die Seelen der Kinder kommen, um höher gebildet zu werden, seinen als Kind verstorbenen Sohn Micha gefunden, welcher ihm über der Erde und Noah's Geschick Auskunft gegeben hätte. Auch gab der Seraph Kunde von dem Schicksal der umgekommenen Sünder, wie sie ein Engel des Todes zum fernsten eisigen Planeten geführt, wo sie das Alter der Erde hindurch in Todesschlummer begraben liegen bis die Allmachtsposaune sie zum andern Gericht erwecken werde. Auch der abgefallene Engel Abbadonna, welcher verzweifelnd unter den Leichen umhergeschwemmen, aber den Tod nicht habe finden kön uen, sei in einen der Monde des fünften Planeten geworfen worden, wo er in todesähnlichem Schlaf liegen solle bis der Mond funfzigmal um seinen Planeten herumgegangen, während die in den Orkus verstoßnen Engel, die auf die Erde kamen die Menschen von Gott zu verführen an Bande

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