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3. Wir entsagen willig allen Eitelkeiten, Aller Erdenlust und Freuden;

Da liegt unser Wille, Seele, Leib und Leben, dir zum Eigenthum ergeben.

Du allein sollst es sein,

unser Gott und Herre; dir gebührt die Ehre.

4. Majestätisch Wesen! mögt' ich recht dich preisen,

und im Geist dir Dienst erweisen!

mögt' ich wie die Engel, immer vor dir stehen,

und dich gegenwärtig sehen!

Laß mich dir für und für

trachten zu gefallen, liebster Gott, in allen.

5. Luft, die Alles füllet, drinn wir immer schweben, aller Dinge Grund und Leben!

Meer ohn' Grund und Ende, Wunder aller Wunder! ich sent mich in dich hinunter;

ich in dir, du in mir,

laß mich ganz verschwinden, dich nur sehn und finden.

6. Du durchdringest Alles; laß dein schönstes Lichte, Herr, berühren mein Gesichte.

Wie die zarten Blumen willig sich entfalten und der Sonne stille halten,

laß mich so still und froh

deine Strahlen fassen, und dich wirken lassen.

7. Mache mich einfältig innig, abgeschieden, sanfte und im stillen Frieden!

mach' mich reines Herzens, daß ich deine Klarheit schauen mag im Geist und Wahrheit;

laß mein Herz überwärts,

wie ein Adler schweben, und in dir nur leben.

8. Herr, kom in mir wohnen, laß mein'n Geist auf Erden

dir ein Heiligthum noch werden!

Komm du nahes Wesen! dich in mir verkläre,

daß ich dich stets lieb und ehre;

wo ich geh', sig' und steh',

laß mich dich erblicken, und vor dir mich bücken.

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Beispiel 2.

Abendlied. (Liederschaß. 1842. S. 644.)

Mel. Nun schläfet man.

Mein Ange wacht jezt in der stillen Nacht. Nun ist mein Herz bedacht dich, Gott, zu loben. Ach, schenke mir Kraft zu lobsingen dir mit deinen Heil'gen hier und denen droben.

2. Die stille Zeit sey, Jesu, dir geweiht. Laß Nichts die Einsamkeit vor dir entweihen; schleuß selber du

mein Herz vor Allem zu, damit es sich in Ruh' mög' in dir freuen.

3. Wie preis' ich dich, mein Jesu, daß du mich aus Gnaden kräftiglich zu dir gezogen; ach, hätte doch

mit mehrer Treue noch in sich dein sanftes Joch mein Herz gebogen.

4. Es schmerzt mich tief daß, seit dein Geist mich rief, ich dir noch erst entlief durch Reiz der Sünden. Mein treuer Hirt

wie oft war ich verwirrt, und konnte, wie verirrt, die Ruh' nicht finden.

5. Doch deine Hand war nicht von mir gewandt, sie zog mich durch das Band der Liebe wieder,

dein Gnadenlicht

verließ den Sünder nicht,

dein holdes Angesicht sah auf mich nieder.

6. Du riefst ich kam gebeugt und voller Scham. Dein Vaterherze nahm mich auf voll Liebe, da schmolz mein Herz in reuevollem Schmerz, du zogst es himmelwärts in Liebestriebe.

7. Gott voll Huld! du trägst mich mit Geduld, vergabst so oft die Schuld, als ich dich flehte; und dann sprachst du mir wieder freundlich zu, und schenktest süße Ruh' mir im Gebete.

8. Herr, ich bin dein und will es ewig seyn! ach zeuch mich ganz hinein, daß ich nicht wanke; wenn kommt die Zeit, daß ich dir ganz geweiht, zum heil'gen Schmuck bereit, als Sieger danke.

9. Doch deine Gnad', die angefangen hat,

wird auch nach deinem Rath das Werk vollenden;

ich trau' es dir,

ach stärk' den Glauben mir, ich lass' mich für und für nur deinen Händen.

10. Mein einz'ges Gut, in dem mein Sehnen ruht, du machst mich wohlgemuth in deiner Liebe; o hauche dann

den Funken stärker an, daß ich dich lieben kann mit mächt'gem Triebe.

11. Beim Sturm der Welt
sey Anker, der mich hält,

und birg' mich in dein Zelt,
wenn Alles zaget

in Noth und Pein,
nimm mich, o Lizbe! ein,
so harr' ich kindlich dein,
bis daß es taget.

12. Preis, Lob und Ehr'
sey dir je mehr und mehr,
Jehovah, hoch und hehr
in Jesu Namen

im Staube hie

oft unterm Streit und Müh'

und einst in Harmonie

der Engel. Amen.

6. Fabeldichter. (§. 119. 6.)

a. Magnus Gottfried Lichtwer. 1719-1783.

Magnus Gottfried Lichtwer stammte von einer liefländischen Familie ab, welche schon im Anfange des 16ten Jahrhunderts nach Sachsen verpflanzt worden war. Er war am 30. Januar 1719 zu Wurzen geboren, verlor schon 1721 seinen hochgeachteten Vater, den Oberappellationsrath M. G. Lichtwer, und wurde nun von seiner vortreffli chen Mutter Dorothee Magdalene Wichmannshausen aus Quedlinburg erzogen, welche ihm aber im 15ten Lebensjahre neben der einzigen Schwester durch den Tod entrissen wurde, daß er ganz eltern und geschwisterlos dastand. Aus der Schule seines Geburtsorts bezog er 1737 die Universität Leipzig, widmete sich hier mit großem Fleiße der Rechtswissenschaft und ging 1741 nach Dresden, wo ihm aber der Plan in ein Amt zu treten mißglückte. Er kehrte drauf nach Wittenberg zurück, erhielt 1744 die juristische und philosophische Doctorwürde und verweilte nachher längere Zeit in Quedlinburg und Halberstadt wegen seiner Erbschaftsangelegenheiten. Um diese Zeit litt er auch viel am Augenübel. Drauf eröffnete er juristische und philosophische Vorlesungen in Wittenberg, und gab ohne sich zu nennen 1747 seine Fabeln, wobei er durch unberu fene Änderungen eines Correctors vielfach gereizt wurde, heraus. Im Jahre 1749 erkaufte sich Lichtwer ein Canonicat in Halberstadt, heirathete am 29. Mai die Tochter seiner Hauswirthinn Albinus in Wittenberg, trat dann als Referendar in die Regierung zu Halberstadt und wurde

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1752 wirklicher Regierungsrath. Jeht wurde man auch durch Gotts sched auf seine Fabeln aufmerksam gemacht, welcher sich des Dichters sehr freundschaftlich annahm und sein Lehrgedicht, was Gottsched selbst „Recht der Vernunft" nannte und was dem Könige Friedrich dem Großen geweiht war, 1758 herausgab. Im Jahre 1757 (Jahreszahl 1758) erschien der verbesserte Abdruck der Fabeln in 4 Büchern, denen noch acht lyrische Gedichte beigefügt waren und worin er sich als Verfasser genannt hatte. Sie wurden von Mendelssohn im Ganzen vortheilhaft recensirt; als aber Namler, Lichtwers, auserlesene, verbesserte Fabeln und Erzählungen. Greifswalde 1761. in 2 Büchern“ drucken ließ, nahm dies Lichtwer sehr - übel und ließ darauf 1762 die dritte Auflage seiner Fabeln in Büchern von dem Verf. selbst herausgegeben" erscheinen, welche er mit einer geharnischten, leidenschaftlichen Vorrede begleitete. Nur noch einmal gab er 1775 seine Fabeln heraus und nahm damit Abschied von der Schriftstellerei, nur war 1763 noch eine Übersehung des Dialogs Octavius von M. Minucius Felix von ihm erschienen. Lichtwer lebte hinfort nur seinem Amte und Hause und ließ sich auch wenig in gesellschaftliche Verbindungen, am wenigsten mit Dichtern ein, daß er selbst dem Leben und Treiben Gleim's fern blieb. Er starb am 7. Juli 1783.

Unstreitig gehört Lichtwer zu den trefflichsen Fabeldichtern der Deuts schen, wie Lessing sagt: „daß viele von seinen Fabeln dem strengsten Kunst, „richter Troß bieten, daß sie, in der Erfindung, Anordnung, im Vortrage, ,,bis in ihren Nebenzierrathen unverbesserlich, einen Dichter verrathen, dem ,,das Ideal sammt den sichersten Regeln, dasselbe zu erreichen, tief in der ,,Seele eingegraben liegt." Zu den oben angeführten Ausgaben der Lichtwerfchen Schriften kommt noch die neuste mit Lichtwers Bild gezierte: Magnus Gottfried Lichtwer's Schriften. Herausg. von seis nem Enkel Ernst Ludwig Magnus von Pott. Mit e. Vorrede und Biographie Lichtwer's von F. Cramer. Halberst. 1828. 12.

Beispiel 1.

Die beraubte Fabel. (Ausg. v. 1828. . 5.)

Es zog die Göttin aller Dichter
Die Fabel in ein fremdes Land,
Wo eine Rotte Bösewichter
Sie einsam auf der Straße fand.

Ihr Beutel, den sie liefern müssen, Befand sich leer; sie soll die Schuld Mit dem Verlust der Kleider büßen, Die Göttin litt es mit Geduld.

1. Friedrich dankie zwar freundlich für das nach Wolffschen Principien verfaffte Gedicht, nahm aber doch keine weitere Notiz davon.

Mehr als man hoffte, ward ge:

funden,

Man nahm ihr alles; was geschah?
Die Fabel selber war verschwunden,
Es stand die bloße Wahrheit dar.

Beschämt fiel hier die Rotte nieder, Vergieb uns Göttin das Vergehn, Hier hast du deine Kleider wieder, Wer kann die Wahrheit nackend sehn?

Beispiel 2.

Die Laster und die Strafe. (Dafelbft S. 14.)

Die Kinder des verworfnen Drachen,
Die Laster, reisten über Land,
Um anderswo sich was zu machen,
Weil sich zu Hause Mangel fand.

Das Gras erstarb, wo sie gegangen,
Der Wald ward kahl, die Felder wild,
Die Straße war mit Molch und
Schlangen,

Die Luft mit Eulen angefüllt.

Jeht sahn sie ungefähr zurücke, Es folgte jemand nach, und wer? Die Strafe hinkte mit der Krücke Ganz lansam hinter ihnen her.

Du holst uns diesmal, rief der Hau

fen,
Gewiß nicht ein, doch diese sprach:
Fahrt ihr nur immer fort zu laufen,
Ich komm' oft spät, doch richtig nach.

Beispiel 3.

Der Vater und die drei Söhne. (Daselbst S. 37.)

Von Jahren alt, an Gütern reich,
Theilt' einst ein Vater sein Vermögen,
Und den mit Müh' erworbnen Segen
Selbst unter die drei Söhne gleich.
Ein Diamant ist's, sprach der Alte,
Den ich für den von euch behalte,
Der mittelst einer edlen That
Dazu den größten Anspruch hat.
Um diesen Anspruch zu erlangen,
Sieht man die Söhne sich zerstreun,
Drei Monden waren schon vergangen,
Da stellten sie sich wieder ein.
Drauf sprach der älteste der Brüder:
Hört! es vertraut ein fremder Mann
Sein Gut ohn' eingen Schein mir an,
Dem gab ich es getreulich wieder.
Sagt, war die That nicht lobenswerth?
Du thatest, Sohn, wie sich's gehört,
Ließ sich der Vater hier vernehmen,
Wer anders thut, der muß sich schämen.

Denn ehrlich seyn heißt uns die Pflicht,
Die That ist gut, doch edel nicht.

Der and're sprach: auf meiner Reise
Fiel einst ganz unachtsamer Weise
Ein armes Kind in einen See,
Ich aber zog es in die Höh',

Und rettete dem Kind das Leben;
Ein Dorf kann davon Zeugniß geben.
Du thatest, sprach der Greis, mein
Kind!

Was wir als Menschen schuldig sind.
Der jüngste sprach: bei seinen

Schaafen
War einst mein Feind vest eingeschlafen
An eines tiefen Abgrunds Rand,
Sein Leben stand in meiner Hand.
Ich weckt 'ihn, und zog ihn zurücke.
O, rief der Greis mit holdem Blicke,
Der Ring ist dein, welch edler Muth!
Wenn man dem Feinde Gutes thut.

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