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Namen nach Stralsund, ließ sich hier als Candidat der Theologie exami niren und hielt in der dortigen Stadtkirche seine Prüfungspredigt. Unterdessen war ihm auch, obschon man seiner Lehre eigentlich nichts anhaben. konnte, geboten worden, die sächsischen Länder zu verlassen, welches Gebot zwar 1733 zurückgenommen, aber auf Veranlassung seiner Feinde 1736 wieder erneuert worden war, weil er Neuerungen, Conventiculn, gefährliche Principien eingeführt habe, durch welche die obrigkeitliche Autorität hint „angesetzt und der öffentliche Gottesdienst verachtet würde." Zinzendorf, welcher an August Gottl. Spangenberg seit 1732 einen treuen Rathgeber und Gehülfen erlangt hatte, machte unterdessen viele Reisen, hatte in seiner Gemeine das Visthum hergestellt und ließ sich, während seines Aufenthalts in Berlin, wo er häufig besuchte Privatandachten hielt, auf königl. Befehl von den Pröpsten Roloff und Reinbeck examiniren und von dem preuß. Oberhofprediger und ältesten Bischof der Unität der BöhmischMährischen Brüder, Dan. Ernst Jablonsky, auf dessen Zimmer am 20. Mai 1739 zum Bischof ordiniren. Nun machte er große Reisen, ging 1739 nach Westindien, nach St Thomas und St. Croix, wo schon Miss sionen errichtet waren. Im Jahre 1740 berief er eine Synode nach. Gotha, welche sich aber auf des Herzogs Befehl trennen musste, 1741 ging er nach Genf und dann nach Nordamerica, wohin ihn seine 16jährige Toch ter begleitete und wo er Inspector und Pastor zu Philadelphia wurde und selbst unter entfernten indianischen Völkern seine Gemeine zu verbreiten suchte. Im Jahre 1743 machte er eine Reise nach Liefland, wo schon Mitglieder seiner Gemeine waren, als er aber unter dem Namen eines Herrn von Wachau weiter in Rußland eindringen wollte, fand er keine Aufnahme und wurde sogar auf kaiserlichen Befehl unter militairischer Bedeckung über die Gränze zurückgebracht. Doch Alles dies hemmte seinen Muth und seinen Eifer nicht. Er machte jezt mehrere Reisen nach Hols land und England, in welchem lehtern Lande er über 4 Jahr blieb und der Ausbreitung seiner Gemeine trotz aller seiner Gegner sich erfreute, wie auch z. B. eine Mission in Trankebar entstand. Seit 1747 wurde ihm auch die Rückkehr nach Sachsen gestattet und er bewürfte seiner Gemeine freie Religionsübung in Sachsen, der Oberlausit, an drei Orten in Schlesien und in der Grafschaft Barby. Nach vielen Wanderungen und unablässigem Würken starb der treue Arbeiter zu Herrnhut am 9. Mai 1760 und ging, wie Herder sagt, als ein Eroberer aus der Welt, deßgleichen es wenige, und im verflossenen Jahrhundert keinen wie ihn gegeben.

Wie viel man auch an seiner Auffassung des Glaubens, an seiner Wundenliturgie, der spielenden Darstellung des Heiligen, an einzelnen Einrichtungen in seiner Gemeine und seinem Herrschen in derselben tadeln mag, er wird doch immer als ein reich gesegnetes Werkzeug Gottes in der evanPischon Denkm. IV.

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gelischen Kirche dastehen und verdient die Bewunderung und den Dank der Mit und Nachwelt. Man muß erstaunen, wie es möglich gewesen, das Zinzendorf neben einem so umfassenden unermüdeten praktischen Würs ken eine so große Zahl von Schriften hat schreiben und herausgeben kön nen, denn man giebt über 100 an, theils erbaulichen und belehrenden, theils polemischen Inhalts. Viele sind voll Frömmigkeit, Salbung und Herzlichkeit, oft auch gar nicht so spielend als man glaubt und voll herrlicher Stellen, freilich finden sich auch manche verkehrte Ansichten und anstößige Äußerungen darin, wie die meisten das Gepräge der Flüchtigkeit tragen. Auch als Kirchenliederdichter nimmt er eine bedeutende Stelle ein, wie vielen Anstoß auch sein Gesangbuch der Brüdergemeine gegeben hat.

Über ihn ist zu vergleichen: Leben des Grafen Nic. Ludw. v. Zin zendorf von Spangenberg. Barby 1772-75. 8 Th. Auszüge aus dems. von G. B. Reichel. Lpt. 1790 und von J. L. Duvernois. Barby 1793. J. G. Müllers Schilderung 3's in den Bekenntnissen merk würdiger Männer. Bd. 3. Herders in der Adrastea. Bd. IV. Ct. 1. vor allen: Leben des Grafen v. Zinzendorf von Barnhagen v. Ense in seinen Denkmälern Bd. 5. Brl. 1830. 8.

Zu seinen vielen Schriften gehören:

Attici Wallfahrt durch die Welt. (Beschreibung seiner ersten Reise nach Holland und Frankreich.)

Sammlung einiger in die Kirchen-Historie einschlagender sonderlich neuerer Schriften. 18 Stück und Regist. Büdingen. Lpz. 1740-45. 3 Bde. 8.

Пlegi davrov d. i. naturelle Reflexiones über allerhand Mate rien. 1746.

Jeremias, ein Prediger der Gerechtigkeit. N. A. Berlin 1830. Eine Sammlung Öffentlicher Reden von dem Herrn der unsre Seligkeit ist u. f. f. In dem Jahr 1742. Mehrentheils in dem Nördlichen Theil von America u. f. f. gehalten von dem damaligen Ev. Luth. Inspectore u. Past. zu Philadelphia. 2 Th. Büdingen 1744. 8.

Einiger feit 1750 von dem Ordinario fratrum zu London gehaltenen Predigten in Sechs Hauptabtheilungen und zwei Bdn. Lou don, Barby. 1756. 57. 8.

Ebenso: Berlinische Reden.

Vier und dreyßig Homiliae über die Wunden-Litaney der Brü der. Gehalten auf dem Herrnhaag in den Sommer - Monathen 1747. von dem Ordinario Fratrum. 3u finden in den Brüdergemeinen. 8. Auch u. d. Tit. Des Ordinarii fratrum Reden über die Litaney des Lebens, Leidens und der Wunden unsers HERRN Jesu Chrifti, gehalten vom ende April bis in den August 1747. Zw. Ed. Barby 1759. 8.

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Des Herrn Grafen Ludwig von Zinzendorf Sieben Lezte Neden, So Er in der Gemein, Vor seiner am 7. Aug. erfolgten abermahligen Abreise nach America gehalten. Büdingen. 1742. 8. u. a. m.

Beispiel 1.

Aus den Sieben lehten Reden. (§. 65.)

Die Siebende Rede.

Am 30sten Julii 1741 zu Herrnhaag.'

In der Epistel an die Ebräer I. 10. Du HERR haft zu Anfange die Erde gegründet, und die Himmel sind deiner Hände Werck: dieselbigen werden vergeben, du aber wirst bleiben, und sie werden alle veralten wie ein Kleid, und wie eine Binde wirst du sie einwickeln, du aber bist derselbige und deine Jahre werden nicht auffhören. Das ist zum Sohn gesagt.

Gesungen: Du Schöpffer aller Dinge x.

Der Apostel schreibt an die Juden, oder Ebräer, und will ihnen flar machen, warum er in seinen Briefen und in der ganzen Führung des Amts, auf den JESUM dringt, der ihnen immer im Weg ist. Er sagt ihnen, daß das der lehte Prophet wäre: Nachdem sich GOTT gleichsam müde geredet hätte, ans menschliche Geschlecht, so hätte er ihnen endlich seinen lieben Sohn geschickt, damit sie keine Entschuldigung haben möchten, daß bey den andern Propheten Opiniones, Meynungen und menschliche Zusätze, gewesen wären; so hat er ihnen seinen Sohn geschickt, der da zeugte, was er gesehen und gehöret hatte, der redete was er wuste, der alles was er versprach halten konnte: und das hat er mit den Worten ausgedrückt, er hat ihn zum Erken gesetzet über alles, er hat durch ihn die Ewigkeit gemacht, es ist alles durch ihn gemacht was gemacht ist.

Daß Creaturen, daß Meer, daß Sterne sind, mit einem Wort, daß so was ist das man Welt nennt, das ist durch ihn geschen. Und es ist das nicht so eine neue Erscheinung in der letzten Zeit, daß GOTT jemand eine besondere Ehre anthun wollen; sondern es ist der alte Erbe, der sich eine Freude daraus macht Creaturen, Welten zu machen.

Wie etwan ein Sohn eines großen Potentaten sich eine Freude dar aus macht, wenn er eine Armee im kleinen formiren, und sie seinem Ba ter vorstellen fan; so hat der Sohn GOttes zu seiner Frende, zu seinem Lust-Spiel alle Welten gemacht: und damit wirs beffer begreiffen, so sagt

1. Herrenhaag war eine schöne Niederlassung der Brüdergemeine im Ysens burg - Büdingischen, im Jahre 1738 gegründet, wurde aber 1750 wieder verlassen, weil man verlangte, die Gemeine solle mit dem Grafen und den Vorstehern und Ältesten der Gemeine nicht die geringste Gemeinschaft mehr haben.

ein Prophet einmal von allen Völckern, von allen Nationen, fie sind vor ihm, wie ein Tröpfflein das im Eymer hangen bleibt.

Er ist das Hervorblißen der Gottes - Herrlichkeit.

Es ist eine ewige, unendliche, unbeschreibliche unmöglich zu erreichende Herrlichkeit, die GOtt hat, ein Licht darzu niemand kommen fan, damit hat er seinen Sohn lassen raus blißen: das ist so das einige, was man fich von GOtt concipiren fan, der Sohn.

Die alten Philosophi, wenn sie in die Betrachtung dieser Sache hineingegangen, so wurden sie darüber zu Narren, daß sich einer drüber in den Eurypum stürzte, und ausrufen muste: Du Wesen aller We: sen, erbarme dich mein!

Damit nun die Menschen nicht beständig in einer solchen Ungewißheit von GOtt bleiben müsten; so ließ er sich ausdrucken vor aller Augen in seinem Sohn: und der Sohn begab sich darein, sich mit den Menschen einzulassen, der, dessen sein Geschäffte ist, alle Wesen, alle Creaturen (es ist bald ausgesprochen, aber nicht so bald begriffen) durch sein Macht-Wort zu erhalten, daß wir nicht einfallen mit der Erde, daß das Meer uns hält, daß die Lufft nicht über uns plaßt, und daß alle Dinge, alle Ele menten in ihrem Gang bleiben, und keines das andere anzündet und auf reibet, das thut er durch seine Direction, durch sein Wort.

Er ist auch einmahl auffgestanden von seinem Stuhl sagt der Apostel Er hat eine Verrichtung gehabt. Er hat eine Parenthesin gemacht in der Gottheit. Er hat die Abwaschung unserer Sünde vorge

nommen.

Wenn man dahin ein geht, in die Betrachtung dieser Materie, so zerrinnen einem die Gedancken.

Der alle Wesen, alle Creaturen erhält, der der Abdruck der göttlichen Majestät ist, der ist einmahl herunter gekommen, in einer Göttlichen Viertel-Stunde, (denn tausend Jahr sind für ihm wie eine Nacht-Wache) hat die Menschen gewaschen von den Sünden mit seinem Blut, hat sich 30 Jahr unter ihnen auffgehalten, daß er mit seinem Leib abzahlen könnte alle Missethat, so sagt er: nachdem er mit der Abwaschung unserer Sün den zu Stande gekommen, hat er sich darauf wieder niedergefeßt, zur Rechten der Krafft, als Mensch: so viel einen höhern Nahmen er dadurch gekriegt hat als die Engel, so viel besser war er auch als alle Engel.

Jeßt hat er einen neuen Nahmen über alle Nahmen unter uns Menschen gekriegt, durch sein Leyden, als der Fürst über uns alle. Denn zu welchem Engel hat er jemals gesagt, du bist mein Sohn, heute hab ich dich gezeuget, und ich werde sein Vater seyn und er mein Sohn seyn; da er aber den Erstgebohrnen wieder einführet in die Welt, spricht er, es sollen ihn alle Engel GOttes anbeten.

Beispiel 2.

Aus: Bier und Dreyßig Homiliae über die Wunden-Litaney der Brüder.

Aus der ersten Dom. Jubilate am 23. April 1747.

CHRISTE ELEISON! das ist nicht dasselbige Erbarm, das das Vöglein alle Tage pfeifft, das die hungrige Creatur von sich gibt, das der verspätete Baum im Walde in sich hat, das in dem von der Ebbe zurückgelassenen Fisch ligt, bis ihn die Welle wieder holet, ja das die MenschenSeele qua talis spricht, wenn sie sich in ihrem Elend und Armuth siehet; sondern es ist das Erbarm, das Gott Erbarm; das die Gemeine in der Betrachtung des Gottes-Lamms ausruft. Erst wiederholt sie des Vaters sein Willkommen, darnach fällts ihr aufs Herz, aber um Gotteswillen! den Sohn, der seine Freude war hinzugeben in Todes-Gefahr, auf daß alles was an Ihn gläubt, Gottes Hause werd einverleibt; HErr JEsu was ist das!

Da entbrennt bald das erschreckliche Gesetz in uns, davon ich immer rede. Es ist kein formidabler Gesetz, wogegen das ganze Gesetz Mosis mit samt Mose nur ein Poltron ist; als das Evangelische Donner-Wort, das durch die Seele bohrende Schwerd der Wunden JEsu, welches die Weiber in Jerusalem wol erfahren. O Wunden-Wort, du Donner-Wort, du Schwerd das durch die Seele bohrt! denn wenn einer bedenkt, daß JEsus für alles durchstochen, durchgraben, zerrissen ist, für alles was man sieht, für die Grund-Suppe der Zeit und Menschlichkeit, für alle die Greuel, die vor unsern Augen, oder ausser unsern Augen, aber doch nach unsrer Wissenschaft herumgehen, und zwar seinen Erdboden erfüllen, entweyhen und entheiligen; und für uns alle, die wir solche miserable Herzen und so schlecht sind, die Er so schleppen und tragen und mit einem erstaunlichen Vergrösserungs- Glase ansehen muß, wenn er was reales an uns finden will; da Er sein Herz, sein Ehe-Herz zum Microscopio machen muß, dahinter unser kleines Stäubgen von Dankbarkeit, unser Sonnen-Stäubgen Liebe Ihm etwa so vorkommt, als wenn es so ein ganzes Herz wäre, als wenns alles wäre, welches macht, daß Er auf nichts sicht und auf nichts Achtung gibt, als auf das: daß Er so das Punctum, das Centrum, worinnen sich die Liebe gefangen hat, wo sie kurz beysammen ist, seinem Herzen repræsentirt, und das übrige nicht gewahr werden will.

Unser seits aber haben wir das Microscopium nicht, wir sehen uns eben wie wir sind, wir sehen uns auf der blossen Nadel, wir wissen was Er für Früchtgen an uns hat, wir wissen wie es mit uns aussieht, wie winzig klein unsre Liebe und Realitet ist, und wie es nicht der Rede werth ist: da erschrickt man von ganzen Herßen, da heißts: O HErr Gott! und du bist für uns gestorben! und du bist für mich geschlachtet! und deine

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