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die für unsern geschmack gleichsam ausgewählte zierlichkeit der thierischen bildungen. 7, 215;

Adam, der sohn der erwachenden erd und der bildungen
gottes.
KLOPSTOCK Mess. 1, 719;
fehlet bildung und farbe doch auch der blüte des weinstocks.
GÖTHE 1, 271;

einen druck der hand, ich sehe die himmlischen augen
wieder offen. o nein, laszt auf der bildung mich ruhn!
1, 279;

und ihr werdet sie bald vor allen andern erkennen,
denn wol schwerlich ist an bildung ihr eine vergleichbar.
40, 284;
so bewegte vor Hermann die liebliche bildung des mädchens
sanft sich vorbei.
40, 305;
die liebenden eltern erstaunten
über die bildung der braut, des bräutigams bildung vergleichbar.
40, 325;

aber die sonne duldet kein weiszes,
überall regt sich bildung und streben,
alles will sie mit farben beleben. 12, 53;

ach dasz die innre schöpfungskraft

durch meinen sinn erschölle!

dasz eine bildung voller saft

mir aus den fingern quölle! 2, 191;

seine bildung erinnerte an beide eltern. 15, 176; wie kommst du zu dieser groszen und ansehnlichen gestalt? denn ich kenne wenig frauen, die sich dir an prächtiger bildung vergleichen können. 23, 93; ohne dasz die blattern eine sichtbare spur auf der haut zurück gelassen, aber die bildung war merklich verändert. 24, 52; gut gewachsen, von einer regelmäszigen bildung, brauner farbe. 24, 145; die mägde sind meist schöne, stark und fein gebildete mädchen und geben einen begrif von der bildung des landvolks. 43, 74;

schwellender früchte voll und lieblich geordneter blumen
fasset der muntre feston reizende bildungen ein.
SCHILLER 83';

mehr schelmerei, als diese offene bildung vermuten läszt.
203'; wenn dem menschen, vorzugsweise vor allen übrigen
technischen bildungen der natur, schönheit beigelegt wird. 1110;
die starre bildung mit dem bloszen schwert
ist der mein gatte?

TIECK 1, 67;

in heiszen ländern fliegt und läuft in luft und wäldern jede gestalt, sogar das raubthier, mit feurigen, prangenden bildungen und farben. J. PAUL aesth. 1, 88.

3) bildung, cultus animi, humanitas:

wie sie singen, wie sie dichten

zum erhabensten geschäfte,

zu der bildung aller kräfte. GÖTHE 2, 25;

Franzthum drängt in diesen verworrenen tagen, wie ehmals Lutherthum es gethan, ruhige bildung zurück. 1, 402; wehe jeder art von bildung, welche die wirksamsten mittel wahrer bildung zerstört. 20, 138; er stellte ihr vor, dasz sie nun heran gewachsen sei, und dasz doch etwas für ihre weitere bildung geschehen müsse. 20, 113; dasz es die art aller der menschen sei, denen an ihrer innern bildung viel gelegen ist, dasz sie die äuszeren verhältnisse ganz und gar vernachlässigen. 20, 117; eine vielseitige bildung. 21, 50. man sagt, der mann besitzt bildung, feine, gelehrte, wissenschaftliche bildung; der mensch ist roh und ohne bildung; seine sittliche bildung wurde versäumt; sein talent ist noch in der bildung begriffen; seine bildung zum weltmann hat er am hof erhalten.

GÜTHE sagt: betrachten wir alle gestalten, so finden wir, dasz nirgend ein bestehendes, nirgend ein ruhendes, ein abgeschlossenes vorkommt, sondern dasz vielmehr alles in einer steten bewegung schwanke. daher unsere sprache das wort bildung sowol von dem hervorgebrachten, als von dem hervorgebracht werdenden gehörig genug zu brauchen pflegt. 58, 7. das kann von der äuszeren und inneren bildung gelten. 4) bildung, formatio, institutio: ebenso war die abneigung Friedrichs gegen das deutsche für die bildung des literarwesens ein glück. GÖTHE 25, 105; die bildung eines heers, einer schule; ich sehe dasz das geschäft wegen bildung von ständen fortschreitet. denkschr. des fr. VON STEIN 61.

BILDUNGSANSTALT, f. ludus discendi: eine gelehrte bildungsanstalt eröfnen, besuchen.

BILDUNGSART, f. die angezeigte bildungsart (der planeten). KANT 8, 278.

BILDUNGSFÄHIG, bildsam.

BILDUNGSGABE, f. als ich immer nur darauf drang, dasz er aus dem formlosen schweifen sich zusammenziehen, und die bildungsgabe, die ihm angeboren war, mit kunstgemäszer fassung benutzen möchte. GöTHE 26, 252.

BILDUNGSGANG, m. von wechselseitigem vertrauen und gleichem bildungsgange. GÖTHE 30, 238.

BILDUNGSGESCHÄFT, n. hier seh ich, wie die natur in ihrem bildungsgeschäfte mit unbefangner hand den gröszten endzweck erreicht. THUMMELS reise 5, 471.

BILDUNGSGESETZ, n. er ahnte in dem, was in Frankreich geschah, ein zum durchbruche ringendes allgemein gültiges bildungsgesetz. DAHLMANN franz. rev. 427.

BILDUNGSKRAFT, f. es ist ein streit unter den naturkundigern, warum theils kinder ihren eltern (gleich), theils aber denselben nicht gleich sehen? insgemein wird solches den bildungskräften und dann der unterschiedlichen beschaffenheit des samens, wie auch dem gestirn beigemessen. HAPPELS acad. roman s. 303; dasz die bildungskräfte viel vermögen ist unleugbar. BUTSCHKY Patm. 233; producierend durch absolute bildungskraft. FICHTE thats. des bew. 78; die bildungskraft wird zum bildungstrieb, sobald zu der todten wirkung der ersten etwas zufälliges, etwa der störende einflusz eines fremden principes hinzukommt. SCHELLING wells. 299 BILDUNGSLOS, rudis.

BILDUNGSLUSTIG: der durch die sonderbare sprachhülle hindurch wirkende rein kräftige geist zog immer die bildungslustigen wieder an. GöтHE 31, 263.

BILDUNGSMITTEL, n.

BILDUNGSPLATZ, m. je näher der bildungsplatz eines weltbaues sich dem centro der schöpfung befindet. KANT 8, 326.

BILDUNGSPRACHT, f. BROCKES 1, 141. 250. 4, 164. BILDUNGSSINN, m. die sprachen in ihrem entstehen, entwicklungs- und bildungssinne betrachten. GöтHE 32, 22. BILDUNGSSPIEL, n. BROCKES 2, 396.

BILDUNGSSTÄTTE, f. sie (die gegenwärtige well) ist für alle künftigen welten die bildungsstätte des willens. FICHTE thats. des bew. 200.

BILDUNGSSTOF, m. der bewohner der erde, dessen bildungsstof für den grad der wärme proportioniert ist. KANT 8, 370.

BILDUNGSSTUFE, f. das deserted village von Goldsmith muste jedermann auf jener bildungsstufe höchlich zusagen. GÖTHE 26, 157.

BILDUNGSTRIEB, m. nun gewann Blumenbach das höchste und letzte des ausdrucks, er anthropomorphosierte das wort des rätsels und nannte das wovon die rede war einen nisus formativus, einen trieb, eine heftige thätigkeit, wodurch die bildung bewirkt werden sollte. GÖTHE 50, 63; und wäre es der fröhlichste bürger der erde, der ungeduldig anklopfte, er müste warten, bis ich seinen schöpfer begrüszt und in dem meere seines lichts meinen bildungstrieb gereinigt hätte. THUMMELS reise 5, 512; er kann einmal bei einer groszen dame dadurch anstand gewonnen haben, dasz er ihre kinder mit Blumenbachs bildungstriebe bilden half. J. PAUL biogr. bel. 1, 159.

BILDUNGSWERK, n. BROCKES 2, 388.

BILDUNGSWEISE, adv. per sculpturam: darum wird zu Straszburg der römisch abgotsdienst bildungsweis angedeutet und ausgehauen. bienenk. 200.

BILDVOLL, imaginibus plenus. s. die unter bildlos gegebne stelle AGRICOLAs.

BILDWERK, n. opus plasticum: also auch die tischer und zimmerleute, die tag und nacht arbeiten und schnitzen bildwerk. Sir. 28, 28; trinkgeschirr mit erhabner arbeit von bildwerk, signis aspera pocula. MAALER 69'; man findt ein maler, der kan wol malen harnas, aber nit bildwerk. KEISERSB. s. d. m. 74'; würde er nit so oft gleichnus und bildwerk von metallen und bergarbeit genommen haben. MATHESIUS 6'; in der vertiefung einer kirche, deren manigfaltiges bildwerk er immer mit lust beschaut. TIECK 4, 255;

dies erzgetriebene bildwerk des lieds. PLATEN 131. bildwerk heisst auch zeug, worin bilder gewebt sind.

BILDWESEN, n. ohne allen realen kern, ein bloszes bildwesen um bildwesen zu sein, ein in das unendliche fortzugestaltendes nichts. FICHTE thats. des bew. 189; das unmittelbar sich darbietende bildwesen. staatsl. 10 und öfter. BILDWIRKER, m. texlor, der bildwerk webt.

BILERN, m. dens molaris, gingiva, palatum, ahd. pilarn (GRAFF 3, 102), gebildet wie sintarn scoria, zuitarn hermaphroditus (gramm. 2, 336), oft im pl. pilarna dentes molares, `gingivae erscheinend und schon ahd. in der nebenform pilâre, bi

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lære, bildera, mhd. bilern pl. (BEN. 1, 124"); tuont im die zen wê und sint im die belre vůl. br. BERHTOLT in MONES Schausp. 2, 358; dunt ime die zene we und sint ime die bilrin fol (l. fül), so tut ime daz ezzin vil we. bezeichenunge der messen in einer Gieszener hs. n° 876° s. 134; ist er mit totlichin sundin bevangen, so sin ime die bilrin vil vol (l. vål). das. s. 135; swem di wurme di zene holen unde di piler. fundgr. 1, 325; weme die würme die czene hölen unde die bilbar ezzen. Büdinger bruchst. der heilmittelkunde, fundgr. 1, 325.

Die nhd. formen eines verdunkelten, aussterbenden wortes schwanken begreiflich. DASYPODIUS und HENISCH führen es gar nicht auf, MAALER 68 hat bilderen gingivae, die bilderen reiben, rufam defricare gingivam, bilderli gingivula, bildergeschwär parodontis. ebenso, seine (des fisches) spitz sollen ganz kreftig sein wider das zanweh, die bilderen oder zanfleisch damit gerieben. FORER fischb. 44'; die äschen heilet die bresten der zän und bildern. 135'; die gebein des genicks, der bieldern, der mandel. PARACELSUS 1, 564; die statt, da das aug anhaft, auch die ohren, auch die zän in den bieldern. 1, 579'; sein saft hat eine erstaunliche kraft, die geschwäre des munds und der bilderen zu heilen. MURALT eidg. s. 114. 381. 240; harte knochen oder bein, daran er (der alte hund) nagen musz, dasz im die bilder bluten, sind seine beste narung. KIRCHHOF wendunm. 55'.

Ohne d bei folgenden: mir ist der geschmack noch in den bilren beliben und hab den mit den zenen nit verloren. WIRSUNG Cal. Q 2; das du mit deinen zanlosen bijlern die bainlin von disen hünlin wol abnagen mügest. S3; ich wil dieweil dise müselein brot mit mein bösen zanbijchlern aufarbeiten. S4; so das ein hund findet, der nach dem geschmack nagt, hisz im die büller (frühere ausg. werden wol bijler oder bilern lesen) seiner zan darvon blutig und wund werden. alte weisen 18'; nimb knoblauchsaft, reibe dem pferd die zen und biler wol darmit, es wirt stallen. SEUTTER 100; Galenus heiszt, man sol es (das schafhirn) mit hönig vermischen und der kinder bilern bestreichen, so gehen die zähne desto leichter auf. HORBERG 2, 300; wann die pferd oft auf den billen, zahnfleisch und gaumen geschwollen sind und nicht recht fressen können, das kommt vom übrigen geblüt. 2, 202"; das hirn von schweinen den kindern an die zahnbillen gestrichen machet ihnen die zähnlein ohne sondere schmerzen aufgehen. 2, 314'; dies kraut befestiget auch die biller und zähne. TABERNAEMONT. 1217. ich will gleich das diminutiv beifügen: daher die teutschen hebammen noch recht thun, das sie den kindern die zung mit wein lösen und hernach allzeit die billerlein mit wein steifen, dann disz macht, das sie beim wein so beredt sein. Garg. 46"; so haben sie (die kindlein) grosz hitz vom zanwee, ehe sie auszanen, so musz man dann den kalk mit wein leschen, das macht die pillerlein steif. 112; mein wolfszänlin, mein billersteiferlin! 131'; die in silber versetzte wolfszäne auch an den hals zu henken, auf das sie (die kinder) also darmit spielen und die zänpüllerlin damit reiben und wetzen. SEBIZ 621.

Die schon 1, 1380 aus AGRICOLA angeführte form beiler und die schreibung bijler bei WIRSUNG leitet auf ahd. pilarn, dagegen das 11 in billen und biller, billerlein auf pilarn und beides läszt sich mit der wurzel einigen, da nicht nur pilan peil, sondern auch pellan pal (1, 1451) gall, womit aber of fenbar die bedeutung von findere, mordere, nicht die von latrare zu verbinden ist. pilarn oder pilarn heiszt der zahn, der dens molaris, weil er haut und beiszt. durch dies subst. bestätigt sich also merkwürdiger weise die 1, 1399. 1451 erkannte verwandtschaft der wörter bellen und beiszen findere, skr. bhil und bhid, von den zähnen selbst gieng aber die vorstellung unmittelbar über auf das zahnfleisch und den gaumen, welche mit beiszen, mit essen. die russ. desna, böhm. dasně, poln. dziąsło fallen gerade so der skr. wurzel dans mordere anheim und begegnen dem skr. dašana, dens. gerade so wird von hauen hauer, der zahn des ebers gebildet.

Heute ist uns dieses alte und bezeichnende wort ausgestorben und musz durch zahnfleisch umschrieben werden. in der bairischen volkssprache lebt noch bilern, zanbilern, bilerlein (SCHM. 1, 168), schweiz. biler, biller, bildner, bilgern (STALD. 1, 171).

BILFINGER, m. sextus digitus. es gibt geschlechter, in welchen zwölf finger und zwölf zehen erblich sind: membra animalibus agnata inutilia sunt, sicut sextus homini semper digitus. PLINIUS 11, 52. ein solcher finger scheint bilfinger zu

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heiszen, wie in Schwaben ein geschlecht des namens Bilfinger vorkommt, dem sie eigen gewesen sein müssen. wie aber das wort zu deuten? vielleicht von billen hauen, weil man an den kindern den überflüssigen finger abzuhauen pflegle. auch die schreibung büllfinger begegnet.

BILGE, f. den tuchscherern ein längliches holz, welches an die stange des liegers, d. i. der ruhenden klinge der tuchschere befestigt wird, um sie im gleichgewicht zu erhalten. scheint aus dem franz. bille, billette zu erklären.

BILGENSCHNEIDER, m. ein gespenst, welches in den getraidefeldern seinem gange nach die ähren abschneidet. s. bilberschnitt, bilsenschnitt.

BILGER, m. peregrinus, HENISCH 380, heute pilger, gekürzt aus bilgram, bilgrim, dem assimilierten fremden wort, vgl. franz. pelerin, it. pellegrino, mhd. bilgerin, bilgerim. BEN. 1, 125. KEISERSBERG schreibt immer bilger, bei LUTHER ps. 39, 13 steht pilgerim, im vocab. ex quo (1469) bilgerim.

BILGERFART, f. KEISERSB. bilg. 87.

BILGRAM, m. peregrinus: gäst, frembdling und bilgram. AGRICOLA Spr. 223'; sie (die engel) verkleiden sich in bilgram. GRYPHIUS 1, 627.

BILGRAMSKLEID, n. vestitus peregrinorum, pilgrimsgewand: laszt uns solche bilgramskleider über leib und schenkel hangen. GRYPHIUS a. a. o.

BILGRAMSTEUERN heiszt ein spiel bei FISCHART n° 298. BILHARZ, n. sie binden mit harz, etwan mit bilharz, etwan mit unbereitem wachs. PARACELSUS chirurg. schr. 6. was für ein harz bedeutet das?

BILHEIN, n. ein rundes näslein, wie ein ausgeschnitten bilhein. Katziporus 18. zu bil, bill schnabel gehörig?

BILL, f. aequitas, jus, lex, ein uralles wort, das ahd. nicht mehr einfach, nur in den zusammengesetzten frauennamen Pilidrut, Pilihilt, Piligart, so wie den männlichen Pilifrid, Pilihelm erscheint. erwägt man, dasz in der edda ein weibliches wesen Bil neben Sôl, und in verbindung mit dem mond (my-. thol. 347. 679) genannt wird, so könnte auch eine ahd. Pil mythisch zu fassen sein. das altn. bil n. bedeutet momentum, interstitium (interlunium?), abstand, zwischenraum.

wie nun

der ähnliche ausdruck altn. skil n. sowol discrimen als jus, aequitas bezeichnet, dän. ret og skjel, skilja discriminare, intelligere, engl. skill kunde, geschicklichkeit, was auf ein sinnliches skilja findere, scindere (gesch. d. d. spr. 903) zurückgeht; ebenso musz pil, bil auf pilan findere, hauen und spalten geleitet werden. recht und billigkeit ist das gespaltene, auseinander gehaune, entschiedene, discretum, womit sich auch die phasen und abstände des monds vereinbaren lassen.

Biljus, aequitas läszt sich nach dem häufigen billig d. i. bil-lich, aequus nicht bezweifeln, und auch aus unbill nefas, injuria folgt das positive bill fas, jus, aequum, STIELER 150 stellt bill männlich auf und schon FISCHART Garg. 198° schreibt: auf solchen unbil. richtiger ist die weibliche form:

schlieszlich machte

das volk mit reifem vorbedachte
die bill.
PFEFFEL 3, 199;

wie freier ältsten weisheit will,

so übe du gesetz und bill. Voss 5, 237.

den Engländern ist bill für das eingebrachte und angenommne gesetz ganz geläufig geblieben. s. billig, bilde, unbill, unbilde.

BILLE, f. anas domestica, in Hessen, Westfalen, Franken, wo man auch dem thier mit bille bille! bile bile! pile pile! lockt. kommt bile schnabel dabei in betracht?"

BILLE, f. ligo, ascia, so heisst eine doppelschneidige kurze flachhaue, womit der müller die malsteine schärft. hier und da auch der stock, auf dem die sensen gedengelt werden. von billen hauen und nah verwandt mit beil.

BILLE, f. clunis, s. belle, arschbell.

BILLEN, caedere, tundere, hauen, hacken, ahd. pillôn, mhd. billen (BEN. 1, 126): seien, pflanzen oder billen gen. THURNEISSER archid. 46; mülstein billen. fastn. sp. 1137. HENISCH 381. Es mag hier recapituliert werden, wie viel wörter aus der fruchtbaren wurzel BIL hauen, spalten entsprieszen: beil securis, bil fas, beilen und bellen latrare, mordere, bilern dens, gingiva, bild imago, bilden formare. die verwandtschaft mit beiszen, goth. beitan konnte nur stattfinden, während noch bhid und bhil galt, da D und L tauschen, nicht T und L, noch weniger Z und L.

BILLEN, latrare, schreiben einige für bellen (wie brinnen für brennen):

ich sah auch ein getrosz beschnittener rabinen,
mit ihrem fabelwerk und talmuds wundergrilln,
die wider unsern Christ und seine kirchen billu,
und widers helle licht nach dem messia ginen.
JOH. VAL. ANDREAE glaubenstriumph s. 13;

so lang ich unter meinen mitconsorten gelebt hab, welche nicht das wenigste gewissen haben, ist vonnöthen gewesen, dasz ich mit den billenden bille. SCHUPPIUS 722; streit und billende disputationes. 767. die zweite und dritte pers. sg. bleibt aber zweifelhaft und kann auch von bellen hergeleitet werden, z. b.

schilt nur und bilt über alle masz.

HAYNECCIUS Hansofr. 2, 1;
hört, hört, wie doch das früchtchen billt,
hui wider gott nur weidlich schilt.

Jo. BERTESIUS Hiob 1603. F 2".

BILLENTE, f. was bille, ente.

BILLERSTEIFERLEIN, n. siehe bilern.

BILLICH, aequus, probabilis, findet sich erst seit dem 11 jh. (GRAFF 3, 95), mhd. aber häufig (BEN. 1, 119), nhd. bei MAALER 69 und HENISCH 381. 382 verzeichnet, mit dem vorhin angefhürten bil fas, jus und dem adj. lich, das sich in lich kürzle, zusammengesetzt, daher es sich noch weiter in bilch verengen konnte. das sollend wir christen menschen auch thůn und ist billich, das wir es thůn. KEISERSB. s. d. m. 8'; ob es zimlich und billich sei, das man krieg. 77; das du grosz geachtet und geschetzt werdest von allen menchen, wan es ist billich. 84; denn es ist nicht billich, das er leben sol. apost. gesch. 22, 22; denn so die heiden sind irer geistlichen güter teilhaftig worden, ists billich, das sie inen auch in leiblichen gütern dienst beweisen. Rom. 15, 27;

billich, götlich und recht wird sin. fastn. sp. 883, 7;
verkaufen butter, käs und milch,

wie wol man meint es sei nicht bilch. ALBERUS 35;
dasz ich dir bring den memm vol milch,
dasz ich das thu, ist recht und bilch. 41;

es wer wol billicher gewest, daz ich dich mit råten wol gesteupt hett, aber weil Crotus für dich gebetten hat, so soltu seiner furbit genieszen. wider Jörg Witzeln M 6'; denen nim ich es auch nit für übel und billich. REUCHLIN augensp. 6'; nieman findet fleisch in aller menschen heut, das nicht zu bösem williger, als zum guten billicher. FiSCHART groszm. 55; derhalben ist weder recht noch billich, dasz. bienenk. 36; es wird heut nit mehr billich geheiszen. Garg. 260'; die leut machen heut die kleider stäts weiter, dann die glider, da billicher wer, die glider weren gröszer dann die kleider, zu dem wie sie den teufel heut anstellen. aber billich ist ein hund (gleichsam billig, bellend, oder substantivisch, wie mhd. der billich?). 120°;

dasz billich für sie war sein urtheil und der preis.
WECKHERLIN 739;

was billich, das vermeiden,

was falsch ist, suchen wir. OPITZ 1, 54;

wer unrecht billich hält (probat), ob unrecht er nicht thut, so thut er doch nicht recht, dasz böses er heiszt gut. LOGAU 2, 3, 76;

daher ist gar billich, das wir oft über unsere sünden herzlich weinen. BUTSCHKY Palm. 562; ein gestalt, die gar mächtig ist anlagen heraus zu pressen, mit welcher die einfältitigen gemüter mit billichem unwillen entblöszt werden. SCHUP

PIUS 747.

BILLICH, adv. jure, merito: darumb soltu es billich leiden. KEISERSB. s. d. m. 18'; das da ein menschen billich bewegen soll, den mund zu beschlieszen. 82'; und wir solten im die aller geschicktesten billich auslesen. 83°; das sol uns billich treiben und bewegen. 52; es ist andern stetten ze handen gangen, wir stieszent uns billich daran. 59'; darumb soll man sich billich der wort schamen. 62"; solt nicht billicher der unrechte solch unglück haben? Hiob 31, 3; wer im selbs schaden thut, den heiszt man billich einen erzbösewicht. spr. Sal. 24, 8; darumb hastu billich nicht verschonet. klagl. Jer. 3, 42; denn wo der gerechte thut böses, so stirbt er ja billich darumb. Ez. 33, 18; so soll er ja billich leben. 33, 19; unser aber ist viel, so haben wir ja das land billicher. 33, 24;

die heilig schrift hat billich lob,

si schwebet allen künsten ob. SCHWARZENB. 123, 1; dann wölcher arzt kan gåten grund,

der mach sich billich selbst gesund. 133, 2; von welchem Cato billich schreibt.

ALBERUS 63;

dann so es die juden gethan haben, vil billicher thut es sie (die kirche). bienenk. 55';

aussagend das ich billich duld. WECKHERLIN 147;
herr, ich sol billich euch vor andern heute binden
und einen maienkranz in euer haare winden.
was aber werd ich finden,
darmit ich, edler, euch wo1 billich solte binden?
FLEXING 41;

die tügen nicht hieher
und ihres bettes halb (hälfte) bleibt billich kalt und leer.
LOGAU 2, 1, 38 seite 13;

2, 3, 21;

das garstig alter billich ist der jugend hintertheil.
wer nichts verschweigen kan, sol billich auch nichts hören.
2, 6, 69;

kluge rühmen, als die dienste, ihre freiheit billich eher.
3, zug., 251.

BILLICHEN, adv. darümb ist billichen, das ich lid hie in diser zit, uf das min dort geschonet werd. KEISERSB. bilg. 68; das es billichen ist, das du in umb sin selbs willen on alle mittel lieb habest. 78'; aber wenn ein mensch etwas billichen beredt, so man thůn solt, das ist nicht murmur. s. d. m. 17"; das sol einen menschen billichen reizen und bewegen. 29'.

BILLICHEN, approbare, ratum habere: oder solt ich die unrechte wage und falsche gewichte im sekel billichen? Micha 6, 11; aber in lestern, willigem schweigen oder billichen wollen und können wir nicht thun. LUTHER 3, 533'; wiewol es in den decreten gebillicht wird. Garg. 63'; welchs ir auch werd billichen. 124'; nach dem sin und der auslegung, die unser muter die h. kirch allzeit gebillicht hat und noch billichet. bienenk. 67; dasz ire gedanken nicht zu loben noch zu billichen sind. FISCHART Ismenius vorr. 2;

des kaisers wolfart heischt und billicht was ich thu.

GRYPHIUS 1, 14;

weil sie dasjenige billichen, was sie, das es geschehen könne, befehlen. BUTSCHKY kanzl. 423

BILLICHKEIT, f. aequitas: billich sagt Janotus Latzmat, billichkeit gilt doch nit hierin. Garg. 158°;

er hat die seligkeit,

dasz ihn stets underweiset

dein weiser geist in aller billichkeit. WECKHERLIN 110; ich erzürnete mich auch nit so vil über mein vetter doctor Zankhard, als über die lange billichkeit. SCHUPPIUS 770.

BILLICHMÄSZIG, aequus et moderatus: löblich und billichmäszig. Simpl. 1, 235; was recht und billich ist, das musz man auch durch billichmäszige mittel vollführen. SCHUPPIUS 367. vgl. rechtmäszig.

BILLIG, aequus, im 17 jh. tauchte diese falsche schreibung auf und setzte sich im 18 jh. fest, das wort ist aber, wie wir sahen, mit lich zusammengesetzt, nicht durch -ig abgeleitet; gleich falsch, doch minder durchgedrungen ist adelig für adelich = adellich. schon HENISCH 381 setzt billigkeit und neben billichen probare auch billigen. billig findet sich in BUTSCHKYS Patm. s. 50, der doch sonst billich schreibt; es steht auch bei GRYPHIUS 1, 406 in der ausg. von 1698, wo aber die frühere billich haben wird. die betonung billig steht der alten von billich entgegen.

Wichtiger ist die bedeutungen zu entfalten:

1) die ursprüngliche zeigt sich, wenn wir es mit recht verbinden, von welchem es sich gleichwol unterscheidet, wie aequitas von jus: das ist recht und billig; ich halte die sache für recht und billig; dein verlangen ist billig; was dem einen recht ist, ist dem andern billig; was dir recht, ist mir billig; ein billiger zorn, ein gerechter; billige rücksicht.

2) oft heiszt es mehr als billig, wobei man in gedanken 'ist' ergänze: Friedrich, der ausgelassene mensch, der gewöhnlich mehr wein als billig trank. GÖTHE 20, 301; sie freuten sich mehr als billig ihrer scherze. 25, 294; wie hätte ich nicht bemerken sollen, dasz die ältere bei einigen stellen mehr als billig lachte. 26, 6; und hätten uns hier in den traulichen fischerhütten vielleicht mehr als billig angesiedelt. 26, 30; welches ich damals verwarf, in der folge aber mehr als billig probat gefunden habe. 31, 23; es ist nicht wie mit dem ossianischen nebelgebilde, das als gestaltlos, epidemisch und contagios in ein schwaches jahrhundert sich herein senkte und sich mehr als billigen antheil erwarb. 46, 325; wenn sich in einem glücklichen friedlichen zusammenleben verwandte, freunde, hausgenossen, mehr als nöthig und billig ist, von dem unterhalten, was geschieht oder geschehen soll. 17, 372. auch nach andern comparati

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ven: Nanny erscheint ihm ängstlicher als billig. 17, 404; und sich ungeduldiger dabei bewies als billig sein mochte. 22, 82. 3) ebenso steht auch wie billig: ich bin als auditor angestellt, und mache beiher, wie billig, meiner frau amtshauptmännin die cour. GOTTER 3, 183; der bischof ist todt und der botanische garten wieder, wie billig, mit kohl und knoblauch bepflanzt. GÖTHE 27, 81; wir hielten dies wie billig für eine im geist und geschmack des alten wunderthäters erfundene legende. 31, 227.

4) da nun das billige zugleich masz hält, das unbillige masz überschreitet, so wird billig für mäszig, im handel und wandel für wolfeil gesetzt:

und wiszt ihr, was ihr geben sollt?
ich will es billig machen,
drei gulden.

GELLERT 1, 209;

alle diese menschen, die nach einer sehr billigen berechnung, beinahe das ganze menschliche geschlecht ausmachen. WIELAND 24, 59; wir zahlten ein billiges. GöTHE 30, 116; ich kann

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BILRE für bilse, hyoscyamus, wie vocab. theut. 1482 d8' ausdrücklich setzt: bilse oder bilre ein kraut, mit einem nach L ungewöhnlichen übergang des S in R.

BILSAM, hyoscyamus, SCHNURR 1664 p. 228.

BILSAMKRAUT, n. hyoscyamus: die eber, so sie bilsamkraut gefressen, suchen die kraben (krebse) und fressen dieselbigen (um die wirkung des gifts aufzuheben). FORER fischb. 117. scheint entsprungen aus bilsensamenkraut.

BILSE, f. ahd. pilisa, belisa, hyoscyamus, vgl. deutsche myth. 560. 1149. den Kelten belinuntia, auf allen münzen und bei DIOSCORIDES 4, 69 Bilivovvτia, apollinaris herba, von Belenus Apollo, vgl. ZEUSZ 760. hierzu stimmt das russ. belená, poln. bieluń, böhm. blen, bljn, ungr. belénd oder be

=

das pferd nicht billiger kaufen; das ist der billigste preis, lendfü, von fű herba, auch die sumerlaten 65, 39 geben belne,

zu dem ich ablasse; das ist ein billiges vergnügen.

BILLIG, adv. merito, jure:

stehst billig oben an. KONGEHLS lorbeerhain. Königsb. 1700 s. 1; man wird hier billig fragen, zu welcher zeit so viele werke der kunst zerstümmelt worden. WINKELMANN 5, 120; P. du kennst den sultan besser als ich. D. billig sollt ich, wenigstens habe ich ein hübsches lehrgeld für dieses stück meiner weltkenntnis gegeben. WIELAND 8, 364; wofern es auch, woran er, doch billig zweifle, ein solches völkchen in der welt gebe, wie diese sogenannten kinder der natur. 6, 128;

o, billig ist, du ros, so stolz dein gang! GÖKIngk 2, 199; zwar der verlust ist grosz und kann sie billig schmerzen. GÖTHE 7, 98;

es bleiben die wachsenden mädchen

endlich billig zu haus und fliehn die wilderen spiele. 40, 254; drum werden sie billig unter dem brote vorgestellt. 14, 287; unseres freundes ankunft behandeln wir billig als ein fest. 17, 29; an diesem poetischen faden schlingt man sich billig durch das labyrinth dieser felsenwände. 48, 122; jede zweischalige muschel, die sich in ihren wänden von der übrigen welt absondert, sehen wir billig als ein individuum an. 55, 327. BILLIGEN, probare, gutheiszen, genehmigen, betont billigen statt des alten billichen: das ist nicht zu billigen; ich billige dein benehmen vollkommen; alle billigten den ausgesprochnen grundsatz.

BILLIGENSWERTH: erlaubt oder billigenswerth. WOLF analekten 2, 570.

BILLIGERMASZEN, merito: sollten die drei göttlichen personen nicht billigermaszen für die höchste einheit gelten? GÜTHE 22, 17.

BILLIGKEIT, f. fas, aequitas, moderatio, vilitas: nach recht und billigkeit; ich thue es nach der billigkeit; die billigkeit deiner ansprüche wird nicht verkannt; ein mann von groszer billigkeit; got, der die quelle und der ursprung aller billikeit bist. MELISSus ps. B 3; o du liebe billigkeit! Garg. 208"; es gibts die vernunft, dasz ein armer, wenn er seine lüste mit billigkeit nicht steuren kan, sie mit lastern sättiget. pers. rosenth. 7, 20; da pfleget die wahrheit zu erstatten, was an der billigkeit abgehet. BUTSCHKY Palm. 482;

und geht er auch zu weit,

so spricht doch stets für ihn des entzwecks billigkeit. JOH. EL. SCHLEGEL 1, 11.

ohne wahl vertheilt die gaben,

ohne billigkeit das glück. SCHILLER 53. BILLIGKEITSGERICHT, n. über den besitz auf dem gemeinlande. NIEBUHR 3, 37.

BILLIGMÄSZIG, ein kanzleiausdruck für das einfache und bessere billig: zu e. fürstl. gn. genädigen recht- und billichmäszigen hülfleistung mich getröstend. BUTSCHKY kanzl. 548; aus andacht und billigmäszigen schmerzen. ABELE 3, 272; ein gerechter zorn und billigmäszige sorge für ihre ehre. ehe eines weibes 282; unter zusicherung billigmäsziger entschädigung. s. billichmäszig.

BILLIGUNG, f. approbatio: er konnte seine billigung nicht erhalten.

BILLIGUNGSGEPACKER, n. gingrilus comprobatorius : ja selber mit der gänselein,

des entrichs und der entelein herzhaftem billigungsgepacker. Voss 6, 251. BILLING, m. cyprinus aspius, capito fluviatilis rapax. be

entstellt aus belnuntia. das ahd. pilisa könnte auch auf pilisâmo zurückgehn, musz aber, wie das abweichende geschlecht zeigt, frühe schon selbständig abgewichen sein, und BURCHARDS von Worms bekannte überlieferung von der belisa scheint darum einen deutschen brauch zu enthalten.

BILSE, f. prunus spinosa, wellerauisch belse, schlehenpflaume, bei ALBERUS bilse, pruna silvestria, bilsen, pinserling oder schlehen. entweder dem vorigen gar nicht verwandt, oder misverständlich auf die schlehe übertragen.

BILSEN, falsch für bilse, oder verdünntes bilsam, wie auch MAALER 69 bilsem schreibt.

BILSENKRAUT, n. was bilse. BILSENÖL, n.

BILSENSALBE, f.

BILSENSAME, m.

BILSENSCHNITT, m. was bilberschnitt, bilgenschnitt. deutsche myth. 444.

BILWISZ, f. lamia, hexe, mnl. belewitte, im lekenspiegel 2, 265 beelwite; der name kommt unter vielen gestalten vor pilwis, pilwiht, pilbiz u. a. m. vgl. deutsche mythol. s. 441;

du wulfin, preckin, unhuld, pilbitz! fastn. sp. 255, 20; die do sagen, das sie mit der Perchten und bilbissen oder truten farn auf den Pruckelperg. fastn. sp. 1463.

BILWISZZOTTE, f. cirrus contortus, a lamiis turbatus, plica, verworrenes haar, weichselzopf, wichtelzopf. deutsche mythol. 442.

BIMBAM, nachahmung des glockenläutens durch den in unsrer sprache hergebrachten übergang aus laut in ablaut, wie klingklang, brimbram u. s. w. (gramm. 1, 562):

da, Fiekchen, tratst du auf, an kraft ein lebensengel,
bewegtest zum bimbam der zunge trägen schwengel.
BÜRGER 64';

und das verfluchte bimbaumbimmel umnebelnd heitern abendhimmel, mischt sich in jegliches begebnis vom ersten bad bis zum begräbnis, als wäre zwischen bim und baum das leben ein verschollner traum. wo bimbaum den klang noch vertieft;

GÖTHE 41, 307,

wie anders, wenn der glocke bimbam bammelt. 56, 31; eine glocke, die von einem faulen küster angeläutet wird, es geht immer bim und zu spät wieder bam! Bettine br. 2, 243. BIMBER, m. penis, vgl. altfranz. pendanz. Renart 10598. 10630. BIMINZE, f. melissa, vocab. theut. 1482 ds', bienenkraut, biminze, weil die bienen minze und polei lieben.

BIMMEL, f. eine kleine helllönende glocke. BIMMELN, pendulum vibrari, wie der glockenschwengel, daher auch läuten, es bimmelt; in einer stadt wie Würzburg bimmelts den ganzen tag von den thürmen; bimmeln und bammeln, vgl. bammeln, bummeln, baumeln, bingeln und pimpern.

BIMS, m. pumex, ahd. pumiz (GRAFF 3, 337), mhd. pumz. urstende bei HAHN 103, 15, poln. pumes. DASYPODIUS schreibt 199 bimstein und bimzstein, 304 bimszstein, MAALER 69* bimszstein lapis bibulus, HENISCH 383 bimbsstein, bimsstein; lava: weil pims und eisenstein stets von dem berge gehen. OPITZ 1, 45. bims bringt selten wasser. SIMROCK 1096. BIMSEN, pumicare, bimszen. vocab. 1482 d8", bimsen. STIEBIMSSTEIN, m. pumex.

LER 152.

BIN, sum, die erste pers. sq. des praes. verb. subst., ahd. pim und pin, mhd. bin, alts. bium, biun, mnl. bem, nnl. ben, wofür ohne labialanlaut goth. im, ags. eom, engl. am, alin. em, doch besteht ags. neben com sum ein beom und beo ero, was zum sl. praes. iesm', fut. budu, so wie zum litt. praes. esmi, fut. búsu höchst merkwürdig stimmt. das lat. verb. subst. hat die labialis in fui, fuam und fuero. oben 1, 1748 wurde sie auch im goth. bijands ags. beond, engl. being aufgewiesen.

Die fügungen und redensarten werden unter sein angegeben. ich bin weil ich bin. SCHELLINGS phil. schr. 1, 9; ich bin ich, ich bin. 1, 24; ich bins. 1 Mos. 17, 4; ich bins der herr. Es. 41, 4; ich bins und sonst keine. 47, 10; binichsicht? nonne? voc. 1482 d8'; ich bin des todes. SCHILLER 192"; ich bin des herrn. Es. 44, 5.

BINDAHLE, f. subula, stahlnadel der riemer und sattler zum stechen von löchern.

BINDAXT, f. ascia, securis fabrorum, axt der zimmerleute zum beschlagen und abbinden der baumstämme, litt. bindókas: von einem zimmermann ein bindaxt zu wegen bracht. KIRCHHOF Wendunm. 383';

es kompt zu hand der zimmerman,

mit seiner bindaxt greift dich an. WALDIS 2, 3;

dar auch die zimmerleut setzen,

welch die bindaxt auf den dachern wetzen.
WOLGEMUT 2, 416.

BINDBAST, m. ulmus campestris.

BINDCHEN, n. fasciola, kleine binde.

BINDE, f. fascia, ahd. pintâ (GRAFF 3, 136), mhd. binde (BEN. 1, 131'), poln. binda, von leinwand oder seide,

1) um die wunde: ich wil den arm des Königes zubrechen, er sol nicht verbunden werden, das er heilen möge, noch mit binden zugebunden. Es. 30, 21; den arm in binde tragen. 2) um den leib: geben i. f. gn. mir eine binden und langen mantel, wie den andern junkern. SCHWEINICHEN 1, 110; und zu vermehren mehr ihr götliche gestalt, liesz sie von ihrem leib, die augen zu bekriegen, dem regenbogen gleich ein schöne binden fliegen. WECKHERLIN-724.

3) auf den helm: die seiden binden, die solt du von meinetwegen auf deinem helm führen. Galmy 118; die binde war von schöner köstlichen blauwen seiden. 119.

4) um den hals, cravate: einen hinter die binde gieszen, einen schluck nehmen.

5) figürlich, die binde der teuschung fällt mir von den augen; abgeschüttelt ist, Selinde,

meine fessel, meine binde. GOTTER 1, 205;

du, dessen rechte mir des irrthums binde kaum

vom auge nahm. 2, 447;

des irrthums binde fällt. 2, 482.

6) in der wapenkunde ein streif oder balke. vgl. armbinde, augenbinde, hauptbinde, hemdbinde, helmbinde, halsbinde, kopfbinde, leibbinde.

BINDEBALKE, m. ein durch die ganze breite des hauses gehender, vorder- und hinterwand verbindender.

BINDEBAND, n., ein band, womit jemand zum namenstage angebunden wird.

BINDEBANK, f., ein gestell, worauf etwas festgebunden wird.
BINDEBAUM, m. pertica foenaria, heubaum.
BINDEBOCK, m. was bindebank.

BINDEBRIEF, m. wir pflegen unsere geburtstage freudig zu begehen, schicken einander in gutem anwunsche bindebrieflein (es steht bündebrieflein), geschenkte bändlein. BUTSCHKY Palm. 50.

BINDEDRAHT, m. ausgeglühter draht zum lōthen.

BINDEHAUS, n. wo das scheitholz zu flöszen gebunden wird. BINDEHOLZ, n. das im bau zur verbindung eingefügt wird. auch buchbinder haben ein bindeholz.

BINDEISEN, n. cin langer, runder eisenstab, womit auf der glashütte die glasringe an den flaschen gemacht werden. BINDELOHN, m. arbeitslohn für das binden oder einbinden von gegenständen.

BINDEKALK, m. schnell und stark bindender kalk.
BINDEKNECHT, m. ein gestell im wasserbau.
BINDEMESSER, n, was bandmesser.

BINDEMITTEL, n. ein mittel, zwei körper fest in einander zu einigen; wobei er denn freilich nicht vermeiden kann, die betrachtungen, zu welchen ihm die folge gelegenheit gegeben, als regulativ und bindemittel anzuwenden. GÖTHE 46, 234. BINDEN, ligare, vincire, goth. ags. bindan, ahd. pintan,

mhd. binden, nnl. binden, altn. binda, schw. binda, dän. binde, engl. bind. die urverwandtschaft wurde schon 1, 1051 angeführt. am sichtbarsten stimmt skr. bandh, doch ohne lautverschiebung, so dasz mittelstufen ausgefallen sein müssen, unser B wird gerechtfertigt durch das lat. F in fascis, fascia, fides (chorda seil, strang), filum (= fidlum) und foedus, wonach man skr. bhand für bandh erwarten sollte. P im gr. лɛidw und лioτis ist verschobnes B, ihm würde unser fessel, vielleicht auch fest entsprechen, dem doch goth. þvasts zur seite steht (mehr unter fest). bast flieszt unmittelbar aus binden. Bedeutungen:

1) binden heiszt, sinnlich genommen, aneinander, ineinander fügen und heften, im gegensatz von lösen: schleife binden, riemen binden, besen binden, ruten binden, es bindet mancher die rute zu seinem eignen hintern. HENISCH 387; einen strausz oder kranz von blumen binden, stroh binden, garben binden 1 Mos. 37, 7; schneiden und binden ist schwer arbeit; bücher binden, ursprünglich wol die bogen aneinander heften. der antiquar handelt mit gebundnen büchern.

2) oft steht auch neben der sache, die gebunden, das womit gebunden wird: die schuhe mit den riemen, das fasz mit den reifen, die garben, das heu mit dem seil, die blumen mit dem faden, das thier mit dem strick binden.

3) an etwas binden, er wird sein füllen an den weinstock binden und seiner eselin son an den edlen reben. 1 Mos. 49, 11; das pferd an den baum, die kuh an die volle krippe, den hund an die kette binden; die rebe, den nachen an den pfal binden: bunden den kahn unten an das schif. apost. gesch. 27, 17.

4) um etwas binden: das tuch um den hals, den lappen, faden um den finger binden; und als sie itzt gebar, that sich eine hand heraus, da nam die wehmutter und band einen roten faden darumb. 1 Mos. 38, 28; etwas um die wunde binden, die wunde binden, verbinden: er schickt nach dem wundarzt und hiesz in binden. Magelone 2.

5) binden, vom menschen gebraucht, bedeutet fesseln, gefangen legen: er liegt gebunden; die hände, füsze mit stricken binden; besihe, womit wir in ubermögen, das wir in binden und zwingen. richt. 16, 5. 6; wenn sie mich bünden mit newen stricken, damit nie keine erbeit geschehen ist. 16, 11; bunden in mit zwo ehrnen ketten. 16, 21; dasz ich euch nackend auszög und an ein sewel bünde und euch mit geiseln striche. ALBERUS wider Witzel M 5'; nam den gürtel Pauli und band seine hände und füsze. apost. gesch. 21, 11;

gebunden bist du durch der liebe seile. ScaILLER 526".

6) einen mit der gabe binden, ihn anbinden (vgl. 1, 295. 338): und hat mir einst die alte frau Schöneichen 15 floren um den arm durch das fräulein von Schilberg binden lassen. SCHWEINICHEN 1, 71; und band ihr um den arm einen gebogenen portugaleser. 1, 245;

weil ich denn kein geschenk, das gröszer sci kan finden,
wil ich, frau mutter, sie mit gott und himmel binden.
GRYPHIUS 2, 383,

d. h. er verehrt ihr Meyfahrts himmlisches Jerusalem; zwei kleine schweindl, warmit sie ihne auf aller heiligen unschuldigen kindlein tag bunden. ABELE 3, 3; kurz vor seinem tödlichen abtritt hat er mich mit nachfolgender zierlicher gedächtnus (einem gedicht) gebunden. 3, 244. andere belege gesammelt sind in der abhandl. vom schenken und geben. S. 15-17. LOGAU in einem ‘geburtstag mannes und weibes' überschriebnen gedicht sagt 3, 9, 99:

das beste binden ist sich binden mit den armen,
das beste lösen ist in süszer gunst erwarmen.

7) binden, ehlich verbinden, weil die che ein band ist, das des priesters hand knüpft. ehe binden, lösen. einen andern sinn im ehlichen verhältnis hatte auch binden, nemlich den von bezaubern, die nestel knüpfen (mythol. 1127. 1128): und findet sich ein böser bube, der probiert sein stücklein, und bindet mich, dasz ich nicht wuste, wie mir geschahe. ETTNERS hebamme 292. mir wars gebunden vor der stirn, in folgender stelle, meint aber keinen zauber, sondern was wir auch ausdrücken, es liegt mir auf der stirn, es haftet da ein schmerz: ich dacht ich habe keinen schmerz und doch war mir so bang ums herz, mir wars gebunden vor der stirn

und hohl im innersten gehirn. GÖTHE 3, 31.

8) die kälte, der frost bindet das rinnende wasser, dasz es zu els gerinnt (nach dem ausdruck des alterthums, es wird gebrückt, eine brücke daraus):

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