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noch friedlich über höhn und thälern lag,
und als das eis des stromes wellen band,
dasz sie nicht flossen und nicht rauschten.
UHLANDS Ludwig 109.

vgl. wer bindet die wasser in ein kleid? spr. Sal. 30, 4, vulg. quis colligavit aquas quasi in vestimento?

9) haar, kleider in falten binden: das har auf deinem heubt ist wie die purpur des königs in falten gebunden. hohelied 7, 5; nim aber ein klein wenig davon und binde es in deinen mantelzipfel. Ez. 5, 3, wie man sagt geld in den zipfel binden; da namen sie den leichnam Jesu und bunden in in leinen tücher. Joh. 19, 40.

10) das maul binden, verbinden, stopfen, schweigen machen: man verschluckte die bittre pille, weil der vermeinte schatten der kaiserlichen majestät ihnen allen die mäuler band. KLINGER 3, 72; die drillinge gelobten ihm gebundne zungen. J. PAUL Hesp. 4, 96;

der ritter hätte mehr gesprochen,

nur scham und geifer band

die zung ihm.

GÖKINGK 3, 89.

gegensatz: einem den mund öfnen, die zunge lösen.

11) die hände binden heiszt figürlich einen zwingen unthälig zu bleiben: die hände sind mir gebunden, ich kann nichts thun, bin nicht frei.

12) die klingen binden ist ein fechterausdruck. der secundant des geforderten beginnt: ‘auf die mensur, binden sie die klingen der secundant des fordernden ‘gebunden ist.' der secundant des geforderten zum fordernden 'sie hauen aus!' thun den ersten hieb.

13) in den eid: auf die seele binden: und sol inen der meier in den eid binden, das si des gotshus schaden söllent wenden und seinen nutze und frumen fürdern. weisth. 1, 369; richtes pünctlich aus. ich bind es dir auf deine seele, gib ihr den brief. GÖTHE 8, 143; er hatte einen brief, der dem überbringer von einem jungen frauenzimmer auf die seele gebunden und dessen baldige bestellung eifrigst eingeschärft worden war. 23, 228; desgleichen söllen wir inen dag in ir pflicht binden. reichstagsabschied von 1500 B 3'. hieraus bestätigt sich der zusammenhang von binden, fides und nioris. sagt ebenwol: dieser eid bindet, verbindet mich, ich bin durch den eid gebunden, an den vertrag, an mein versprechen gebunden, der vertrag hat bindende kraft.

14) kurz gebunden ist was kurz angebunden (1, 296):

laszt euch nicht zu bösen dingen

die kurz gebundne weiber bringen.
RINGWALD tr. Eck. G 2';

man

als einen solchen kräftigen, kurz gebundenen, verschlossenen finden wir ihn (Moses) auch wieder. GÖTHE 6, 162; einen kräftigen kurz gebundenen, raschen thatmann. 6, 183; ein groszer, ansehnlicher, derber, kurz gebundener, etwas roher mann. 25, 127; dagegen finden wir einen absoluten, monstrosen helden, kurz gebunden, wie irgend einer (Marko). 46, 326; er ist.. kurz gebunden, langdenkend. 57, 229. ähnlich ist eng gebunden, hart gebunden:

wie eng gebunden ist des weibes glück. 9, 4. hart bunden sein. HENISCH 387. gebunden ist gehemmt, gehindert, unfrei (vgl. 10):

und dem gebundnen gespräch folge das traurige spiel. 1, 260; zur übung einer gewissen gebundneren weise, in schritt und stellung. um gebundene mehr oder weniger maskierte vorstellungen zu wagen. 45, 6. sehr gebunden, beschäftigt.

15) gebundne rede, poesie im gegensatz zur prosa, oratio soluta. in gebundner form, inconcreto. wörter in reime binden.

16) den flugsand binden, ihn mit gras besäen, mit bäumen bepflanzen und dadurch zum stehen bringen. chemische stoffe binden, einigen, dasz sie nicht verfliegen. gebundner wärmestof wird dem freien entgegengesetzt.

17) figürlich, einen verlust, schaden ans bein binden, ihn verschmerzen, oder wie es gewöhnlicher lautet, ans bein streichen, mhd. ze beine binden (1, 1384): hübsche weiber haben viel ankrehens und binden die haussorge an die beine (lassen sie fahren). zeitvertr. 334. in anderm sinn:

wer im wolt alles zu beinen binden,

den wird man selten frölich finden. HENISCH 388. einem eins auf die nase binden, vgl. aufbinden (1, 622). 18) viele andere abstracte anwendungen:

von der gewalt, die alle wesen bindet,

befreit der mensch sich, der sich überwindet. GÖTHE 13, 185;

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musz in tiefen felsenschlünden

feuer sich mit wasser binden. Görug 13, 241; küchelt man einmal und kriegt es das pack in die nase, so kommt die ganze haushaltung mit hund und katze, friszt, dasz sie sich binden müssen, und denken, es thuts ihm wol. GOTTHELF erz. 1, 178. anders: binde dich streng an die regel, an die zeit.

BINDER, m. qui frumenti culmos colligat, die garben bindet. dann in vielen zusammensetzungen ballenbinder, besenbinder, buchbinder, bürstenbinder, faszbinder, rebenbinder u. a. m. binder heiszt auch ein der länge nach eingelegter mauerslein, entgegengesetzt dem läufer.

BINDEREI, f. alligatio: das sei kürzlich gesagt von ander schaden durch des bapsts binderei erfüllet. LUTHER 8, 235. BINDERIN, f.

mähet, dann beginnen
schnell die binderinnen,

binden sonder ruh. HŎLTY 210.

BINDERLOHN, m. was bindelohn.

BINDESCHEIDE, f. hölzerne scheide, in welcher der bōtticher das bandmesser trägt.

BINDESCHLÜSSEL, m. der kirche, mit welchem sie binden und lösen kann.

BINDESCHUSZ, m. der eingeschossene, das gewebte bild beschlieszende faden.

BINDESCHUSZTRITT, m. der tritt am webestul, wodurch alle zum bilde gehörigen fäden nach unten gehn müssen. BINDESPARRE, m. canterius tigillis ab utraque parte firmatus, sparre durch bindestücke verbunden.

BINDESTEIN, m. mauerstein, was das einfache binder.
BINDESTÜCK, n. sparre oder stein zum verbinden.
BINDETAG, m. dies muneris:

heut ist ein bindetag, der bräutgam bindt die braut,
die braut den bräutigam. LOGAU 3, 9, 41.

BINDEWORT, n. copula, conjunctio, schon im 17 jh.
BINDEZEICHEN, n. hyphen.

BINDEZEUG, n. apparatus chirurgicus portabilis. BINDFADEN, m. lomex, dünne hanfschnur zum binden, kordel, schnur, litze, franz. ficelle.

BINDFADENROLLE, f.

BINDFUTTER, n. ligamentum: rüste auch zu ein bindfutter mit aller zugehörd, wie auch ein schermesser und noch ein scher darbei, welche du brauchest, damit du das bindfutter nicht kleberig machest, auf dasz, wann du sie zur notturft gebrauchen müssest, du sie sauber in die hände nemmen könnest und dich das kleben nicht irre. WURTZ pract. 213. BINDGARN, n. was bindfaden.

BINDHAMMER, m. malleus ligatorius. ein eigenname, Binthamer in den Arnsberger urkunden 528. 564. 625.

BINDIG, bindend: den festen und bindigen boden auflockern; aber lesen sie, bitte ich, den ganzen ort bei dem herrn Klotz selbst, es soll mir lieb sein, wenn sie mir mehr bindiges darin zeigen können, als ich gefunden habe. LESSING 8, 105.

BINDLICH:

wil Jupiter dahin sich bindlich denn erklären, dem Mars noch nebst der welt die hölle zu gewehren. LOGAU 1, 1, 53.

dreimal frauen bindlich werden. 3, 5, 48;

BINDLING, m. convolvulus sepium, zaunwinde.

melkraut für das übliche bingelkraut. bingeln scheint an

BINDLOCH, n. den nähterinnen ein rundes, eingefasztes loch. | einigen orten auch harnen auszudrücken, was binkeln, binken. BINDMESSER, m. Garg. 183'.

BINDRIEGEL, m. was bindesparre.

BINDRIEME, m. amentum, ahd. pintriumo (GRAFF 2, 511), mhd. bintrieme. sprichwörtlich, es geht nun auf den bindriemen los, kommt zum ende; wenns auf den bindriemen kommt, ist niemand bei ihm zu hause. dann es ihm auch jetzund anfieng an die bindriemen zu gelangen. Garg. 172'; wann sie an den bindriemen käme. Simplic. 2, 366.

BINDSALAT, m. lactuca sativa, endivie, wird mit faden gebunden.

BINDSEIL, n. funiculus, seil zum binden, stärker als bindfaden.

BINDSEL, n. funiculus, nnl. bindsel.

BINDSTOCK, m. starker stock zum schnüren der waaren

ballen.

BINDUNG, f. ligatura, in verschiednem sinn, namentlich heiszt so das zusammenziehen zweier noten.

BINDUNG, f. ligamentum magicum: diese verfluchte bindung ist, dasz ein paar verehlichte einander die rechte pflicht nicht erweisen können. hebamme 293; gerieth in die gedanken, ob nicht unter der krankheit einige bindung und hexcrei mit unterstecken müste, zumalen bei ihrem hochzeittage sie allerhand zusammen gebundene gebündel gefunden. unw. doct. 181.

andere BINDUNG: den contract vollziehen und ihn, um eine feste bindung zu haben, verkitten. HIPPEL lebensl. 2, 212; in den bindungen, die dem poetischen ohr im griechischen so stark tönen. HERDER 2, 59; zur entwicklung oder bindung einer freiheit. FICHTE thats. des bewusts. 48; eine bindung der vorher gelösten freiheit. 87.

BINDUNGSGLIED, n. indem er diese bruchstücke durch künstliche bindungsglieder verkettet. SCHILLER 1006.

BINDUNGSMITTEL, n. was bindemittel. so war sie (Philine) eine art von bindungsmittel fürs ganze. GÖTHE 19, 242. BINDWEIDE, f. salix vitellina, oder clematis vilalba, was bandweide.

BINDWERK, n. was im bau zur verbindung einzelner stücke angebracht wird, namentlich heiszen so die späne in bogengängen. es sind aber weiche nerven und feste muskeln das bindwerk ihrer seelen. J. PAUL Hesp. 3, 151; ihr leben, das ein schneidendes bindwerk des schicksals an einander knüpfte. Fixl. 131.

BINDWURM, m. fasciola, ein wurm des eingeweides, wird von bandwurm taenia unterschieden, aber auch damit vermengt. BINDZEUG, was bindezeug.

BINETSCH, m. spinacia, spinat: gersten, mandelmilch, binetsch, mangolt, lattich. GEO. PICTORIUS baderbüchlein 41°; von spinnet oder binetsch. SEBIZ 185. HOHBERG 3, 394". 485".

BINGE, f. im bergbau, eine kesselförmige vertiefung, bei ADELUNG pinge: der lesset auf seinem gute schürfen, oder kompt one gefahr uber ein alte binge, laszt es gleich eine kluft sein. MATHESIUS 161; sie nennen diesen (durch erdbruch entstandnen) trichter nach dem gewöhnlichen bergmännischen ausdruck die binge. GÖTHE 51, 112. HERTWIG erklärt: pingen sind gruben und lücher von alten eingegangnen schächten, daher sagt man: es weiset es am tage der alten pingen strich. alte schächt so man bingen nennet. MÜNSTER 635.

BINGELING, m. in einem hessischen kindermärchen (Km. 3, 164. 165) heiszt ein junger riese Kürdchen Bingeling, weil ihm eine glocke im brunnen auf den kopf geworfen wird und er mit dem ausruf davon springt: ach was für eine schöne bingelmütze!

BINGELKRAUT, n. Mercurii herba, mercurialis, HENISCH 388, sonst auch melde, hundsmelde, wintergrün, nnl. bingelkruid, schw. bingelgräs, bingelört, dän. bingelurt, ein officinelles kraut (s. bingelsaft), von der glockenförmigen gestalt, daher auch mercurialis testiculata. eine andere ableitung wäre die eines harntreibenden krauts von bingeln harnen, wie die melde auch scheiszmelde heiszt.

BINGELMÜTZE, f. glockenförmige mütze, s. bingeling. BINGELN, pulsare campanula, mit kleinen glocken läuten, verschieden von beiern, welches doch oft zugleich geschieht. SCHÜTZE holst. id. 1, 104. offenbar zu bengeln pulsare, altn. bangen und dem vermuteten bingen gehörig, dem auch bunge, trommel entstammt. nahe liegt sodann bimmeln und bimbam, das sich bingbang deuten liesze. STIELER 1031 setzt dazu him

BINGELSAFT, m. succus herbae mercurialis: mischt schnittlauch, bingelsaft, hasenrennlin, gichtkörner u. s. w. Garg. 103. BINKEBANK, wie bimbam, bingbang den schall des schlags zumal auf den ambosz nachahmend: das sie solten auf die fürsten schlagen, wie auf den ambosz Nemroth bink bank! LUTHER 3, 128; schmidet pinkepank auf den ambosz Nimrod. 3, 133. es gab ein kinderspiel binkebank:

man hat in einer hand, gleichwie die kinder pflegen
zu spielen binkebank, lust, leben, friede, segen,

und in der andern hand zorn, tod, fluch, hasz und zank,
ach wie gefährlich ist ein solches binkebank!
DACHS zeitvertreiber 311.

in anderm sinn: laszt uns hier ein biszchen luft schöpfen (er langt die geige vom bret herunter) bink bink bink! FR. MÜLLER 1, 310.

BINKELTOPF, m. s. das folgende.

BINKKACHEL, f. matula, brunzkachel, nachttopf: ein herr musz in seinem hause auch schmeisz und binkkacheln haben. LUTHERS tischr. 28; ein groszer herr musz auch binkeltöpfe in seinem hause haben. 44°.

BINKELN, mingere. FRISCH 1, 99".

BINKEN, mingere: nun trinken bis ir pinken! Garg. 91. kann man die bedeutung bingen, schlugen festhalten und das wasser abschlagen (1, 103) hinzunehmen?

BINNE, f. crates, was benne, flechtwerk, korb: die feigen pflegen sie in die pfützen zu werfen und oben mit einer flechten oder binnen zuzudecken. (injecta insuper crate). MrCYLLS Tac. 441

BINNEN, intra, innerhalb, gebildet aus beinnen, wie bauszen aus beauszen, mhd. binnen (BEN. 1, 750), nnl. binnen, nicht strenghochdeutsch, und erst allmälich aus dem mittleren und niederen Deutschland vorgedrungen, auch LUTHER gebraucht es noch nicht, doch HENISCH 388 und zwar mit dem acc. binnen ein jar, ad annum, binnen die tage, die jare, daneben aber binnen der mawren sich halten, von fern zusehen, e terra spectare naufragium. neuere fügen den dat. oder auch gen. hinzu. binnen der zeit. Felsenb. 1, 112; binnen hier und einem jahre. LESSING 1, 312; binnen den ufern. Görz 3, 157; seine todten binnen den klostermauern begraben lassen. MüSER 3, 124; binnen mitternacht und morgen. SCHILLER 304; hat sich die natur binnen dieser zeit verändert? WIELAND 1, 56; binnen jahresfrist. der sg. f. läszt aber keinen unterschied des dat. oder gen. erkennen. deutlich ist der letzte in folgenden stellen: binnen einiger tage. WIELAND 3, 140; binnen eines monats. SCHILLER 1084; binnen eines vierteljahrs. DAHLMANN dän. gesch. 2, 54. heute fast nur von der zeit, kaum vom

raum.

Weise leute lassen sich an dem euszerlichen nicht gelegen sein, und haben von binnen das feineste gewand. wilstu groszen namen vor der welt haben, so ziehe von auszen schöne kleider und von binnen schlechte an. pers. baumg. 5, 13. das ist aber nach dem nnl. van binnen, und richtig heiszt es nhd. nur von innen wie von auszen (nicht von bauszen).

BINNENDEICH, m. ein deich innerhalb des eingedeichten landes, im gegensatz zu bauszendeich, butendiek. BINNENGERICHT, n. zaungericht. BINNENHANDEL, m.

BINNENKAMMER, f. conclave. THUMMELS reise 6, 423, von Holländern redend.

BINNENLAND, n. terra mediterranea.

BINNENLÄNDISCH. DAHLMANN dän. gesch. 1, 443. 2, 82. BINNENLEHRE, f. doctrina interior: aber hier sei es genug mit diesen mislichen winken aus der binnenlehre historischer weisheit, die nicht mittheilbar sind als dem, der sie schon hat. GERVINUS 4, 13 (14).

BINNENMANN, m. indigena, entgegengesetzt dem butenmann. BINNENMEER, n.

BINNENRAUM, m. des königshauses ernsten binnenraum. GÖTHE 41, 186.

BINNENSEE, m. Seeland besitzt, wie Südschweden eine reiche ausstattung von binnenseen. DAHLMANN dän, gesch. 1, 128. BINNENWÄRTS, adv. intro. HENISCH 388. BINNENZEIT, f. zwischenzeit.

BINNENZOLL, m.

BINNIG, was binnen: binnig ein bennmeil wegs. weisth. 3, 783.

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BINSE, f. juncus, scirpus, eine entstellte form, denn die ahd. lautet pinuz, pinoz, pinez (GRAFF 3, 130), mhd. binz (BEN. 1,137), ags. beonet, engl. bent, alts. binet, wonach auch nhd. binsz geschrieben werden sollte, wie auch bei H. SACHS I, 426 ein kranz von pinzlein steht, bei DASYPODIUS 106, MAALER 69, HENISCH 388 und noch STIELER 157 binz m., erst FRISCH 1, 99' gibt binse f. dies binse gleicht dem nnl. bies, pl. biezen und dem biese im teutonista, das zwar juncus bedeutet, aber von bent (in benthalm, bentheim) absteht. keins von beiden, weder binet noch biese läszt sich auf binden, wie juncus auf jungere zurückleiten; unserm NOTKER kam eine ganz andere abkunft in den sinn: der binez pezeichenet immortalitatem, wanda er io gruone ist fone dero nazi, an dero er stât, unde dannan er namon habet. Marc. Cap. 104. aber aus bei nasz stammt binez sicher nicht. vielleicht ist das ir. bogbhuinne und buinne zu erwägen.

Redensarten: ligstu, so gehet iederman fürüber, henkt das maul wie ein binz, und thût als sehe man dich nimmer. FRANK Spr. 2, 38; der phariseer eigenschaft ist, dasz sie saur sehen, traurig in langen stolen einher gehen, und den kopf henken wie ein binz. verbütsch. buch 399, nach Es. 58, 5, wo aber LUTHER Schilf setzt; soffen zusammen, dasz binsen in uns möchten gewachsen sein. PHILAND. lugd. 3, 10; binsen mögen vom athem knicken, eichen wollen den sturm. SCHILLER 155; sind unsre schwerter von binsen? 169"; der zweite theil der wanderjahre ist abgeschlossen: nur weniger binsen bedarf es, um den strauszkranz völlig zusammen zu heften. GöтHE an Zelter 540.

BINSENARTIG, junceus: binsenartige sumpfpflanze.
BINSENBLUME, f. blühende binse, juncus floridus.
BINSENDECKE, f.binsengeflecht.

BINSENGRAS, n. BINSENKRANZ, m.

BINSENLAGER, n. lager auf binsen bereitet.

BINSENREICH: binsenreicher bach. BROCKES 3, 604. 7, 116.
BINSENSTOF, m.

ein altes weib, mit grauem haar und runzeln,
in binsenstof gehüllt. BÜRGER 110".

BINSICHT, scirpeus. im Simpl. 1, 491 steht noch binzechtig. BIPPAP, bei ALBERUS 248 pyrgus (лvoyos), turricula, ein spiel. s. das folgende.

BIPPAPEN: laszt mans (die kinder) umb heller spilen, so leren sie dran umb creuzer bippappen oder uber das kreiszlin werfen. FRANK sprichw. 2, 155'; sie lernen am heller umb creuzer bippapen oder ubers kreiszlin werfen. spr. kl. reden 214; den büchsenschützen ist zugelassen, allein in zin und kanten zu bipappen, sonst soll man sich alles spielens enthalten. Ulmer pol. ordn. 1721 und rathsprot. 1551, bei SCHMID s. 65; wir gebieten, dasz hinfüro alle gastereien, schuszwerk, buppapen und kramereien auf dem kirchweihtag ganz ab sein. würtemb. verordn. 1515 bei SCHMID. in JÄGERS Ulm s. 540 wird bupapen erklärt: um geld nach den meisten augen würfeln. ursprünglich scheint es aber ein kinderspiel, worauf der thurm und das engl. to play at bopeep, versteckens spielen, leitet, vielleicht wurde dabei pip! gerufen. FISCHART unter den spielen führt 147 an 'der baboben spilen', was leicht ganz etwas anderes ist.

BIPPAPER, m. wo komts dann hin? der wirt, bippapper, liecht, spilkart und würfel friszt es. FRANK sprichw. 2, 161"; der wirt, bippaper, liecht, spilkart und würfel friszt den gewinn. spr. kl. red. 219"; du hast mer erzknappen, blotzbrüder, kämmetfäger und bippaper gehabt, dann die pfaffen zwischen ostern und pfingsten alleluia singen. FREY garteng. cap. 26; pipaper, ein herumziehender krämer, der seine waaren durch ausspielen anzubringen sucht. Ulmer kirchenvis. prot. von 1534. BIPPAPEREI, f. bei SCHMID bubbabberei.

BIPPAPERISCH, bubbaberisch soll nach SCHMID schwächlich, kränklich, zart bedeuten, mahnt also an bibet, pipicht (oben 1, 1808), was sich mit bippaperisch mengte. kinder verbibbäpeln, verweichlichen. GoTTHELF erz. 1, 190.

BIR, f. pirum, birne, ein übernommnes fremdes, daher unverschobnes wort, it. sp. pera, franz. poire, ags. peru, engl. pear, nnl. peer, alin. pera, schw. päron (woher finn. peruna), dän. păre. die Slaven haben ein eignes wort grouscha, russ. gruscha, poln. gruszka, bōhm. hruška, litt. krauszě. ahd. sagte man nun pira, mhd. bir, und so wird auch nhd. im 16 jh. geschrieben, oft schon gedehnt bier, im 17 risz die heutige form birne ein. ALBERUS hat pirum ein bir, rot bir, ein grosz

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bier, süsz bier; MICH. HERR im Columella 174' pl. die bieren; FRANK im weltb. 16 kein bir oder apfel ist in disem land; TEUCER PRIVATUS S. 281 hat sie ihm auf dem weg eine vergifte bire hingeworfen; s. 288 hatte etliche abgefallene biren aufgelesen. noch heute heisst es im gemeinen leben bire, und birne klingt vornehm.

Redensarten: sie lugen nach dem schatten der bieren an der erden und lon den boum gewerden. KEISERSB. bilg. 126"; hoft einen tragen hin zu grab,

der mit sim gbein wirft bieren ab.
BRANT narrensch. 249,

wo anderemal auch äpfel oder nüsse gesagt zu werden pflegt, vgl. 1, 104. 152.

Gerdraut pin ich an diern

und han zwai tüttl als zwo piern.
fustn. sp. 399, 14;

und für die zwo zugegebene biren da sag ich noch einmal (dank). Garg. 33'; horcha buba, wechsel hie den kreuzer, butz mir die bir, du butzst wol, gebst ein guten goldschmid, machest sauber arbeit. 87'; asz die biren ungeschelt (vgl. den mhd. schwank), die fisch unergränt. 130";

wilt auf dem bolster sitzen bleiben,
die birn in der kachel umbreiben.
H. SACHS III. 2, 54;

so bin ich gar ein stolze diern,
und isz gar gern gepraten piern.
fastn. sp. 521, 20. 737, 21;

brat biren, öpfel, kästen. SCHERFERS grobian. 98; hastu nit küten, so nim gebraten bieren. von guter spise 12; da dieser wolt bieren vertauschen, must er öpfel wider dargegen nemmen (gewann nichts dabei). KIRCHHOF wendunm. 71'; da bleiben so vil öpfel als bieren. bienenk. 86; die alle das ander gebott in die ander zehen eingehn lassen, wie ein faule bier unter vil öpfel. 17'; aus teigen bieren werden sie böhmische feigen machen. groszm. 133;

wem nicht wird nieren oder herz,

sei fro der piren und des sterz. 143; äpfel und biren werden mit dem gegenschein der windsbraut groszen abfall erleiden. 115; ich lasz ruben bieren sein. Garg. 63'; da sitzt sanct Peter auf dem tach, wirfet bieren herab und sanct Claus faul öpfel hinauf. 75'; wenn er die bieren ropft

vom baume, den er selbst vor dieser zeit gepfropft. OPITZ 1, 155; schweigen solange dasz einer eine weiche birn aussaugen möchte. Schildbürger cap. 25; eine jede hökin lobt ihre bieren. SPANGENB. lustg. 262; ein biere fault auf der anderen. 263; wann die biere zeitig ist, so fallt sie selbst ab. 262, sonst: fällt sie in koth. HENISCH 392. kleine biere, langer stiel. BIRBAUM, m. pirus, birnbaum, wofür die Angelsachsen einfacher pirige f. sagten. birbaum schreibt ALBERUS, bierbaum MICH. HEER im Columella 174.

BIRBÄUMEN, pireus: birpawmin. voc. theut. 1482 d 8'.
BIRENBRATER, m. homo ignarus, was äpfelbrater:
du Finsinger und birenbrater. H. SACHS 1, 232.
BIRENDÖRRER, m. dasselbe: birendörrer, hundsbuben.
FISCHART groszm. 78.

BIRENSTIEL, m. pediculus piri: ich geb dir nicht ein bierenstiel dafür. lustg. 264. SCHEIBLE ft. bl. 119.

BIRET, n. was baret (1, 1131): piret oder korhut. voc. 1482 z 2; zucket er im das piret von seinem kopf. STEINHOWELS Esop 96; bireten. reichsabsch. von 1530 §. 98.

BIRGAUGE, n. oculus noctu videns: katzen haben birgaugen, sehen bei der nacht, beim tag blinzen oder schimmern sie. JAC. HEERBRAND ketzerkatzen 1589. s. 102. heisst das augen, die sich bei tage bergen?

BIRGE, n. für gebirge, regio montana:

und thut hinaus zum birge gehn. H. SACHS III. 1, 25. BIRGISCH, montanus, rusticus, gebirgig: der durch mein pit mir folget in ein pirgisch gefild. fastn. sp. 1302; dan si (die Gallier) haben pirgisch leib, under einem feuchten himmel erzogen, gleich dem schne. FRANK chronica 72";.

du fauler, grober, birgischer kropf! H. SACHS III. 3, 8". BIRGLUFT, f. aer montanus, gebirgsluft: das aber im text folget, dein alter sei wie dein jugend, wil Mose die gesunde birgluft rhümen. MATHESIUS 2°.

BIRISCH, pireus: der ein biern kennt, der kennt sein baum und seine drei substanzen, die seind bierisch. PARACELSUS 1, 39.

BIRKBAUM, m. was das folgende.

BIRKE, f. betula, ahd. piricha, mhd. birche, birke (BEN. 1, 167°), nnl. berk, ags. beorc, engl. birch, altn. biörk, schw. björk, dän. birk, wozu die sl. benennungen stimmen, russ. bereza, bōhm. břjza, poln. brzoza, serb. breza, litt. beržas, lett. behrse. an betula, betulla aber schlieszt sich ir. beith, welsches bedwen, bedw, arm. bézven, bézů, das franz. bouleau scheint aus boutleau, vgl. 1, 1052. die wurzel liegt ganz im dunkel. Die birke ist ein baum der freude und der weidenden schäfer, mit deren laub sie sich schmücken, in deren schalten sie lagern, in deren weisze, weiche rinde sie namen einschneiden. von Paris heisst es:

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aus der birke wird aber auch die rute gebrochen, vor der sich die kinder fürchten:

eg bringet birche noch diu hasel

mit slegen niemer dazuo,

dag eg edellichen tuo. HAUPT 4, 223.

BIRKEL? dummel dich gut birkel, pip op berken, danz op rusken! Garg. 51. es ist von einem bärentanz die rede und birkel wie berken scheint der bärenstengler dem thier zuzurufen.

BIRKEN, betulaceus, ahd. pirichin: die birkene rute, birkenes holz.

auch von birkener rinde bedeckt, ein reinliches schlein.
Voss Luise 2, 374.

BIRKENBESEN, m. ferula:

vom stock regieret oder birkenbesen. PLATEN 212. BIRKENBUSCH, m.

BIRKENGRETCHEN und karbatschenhänschen für rule und peitsche. ehe eines mannes 462, wie Grete und Hans in vielen fällen verbunden werden. nach STIELER 166 sagle man auch mit der birkintochter einen tanz thun', virgis caedi. BIRKENHOLZ, n.

BIRKENMEIE, betula, hirkmai, ramus betulaceus. HENISCH 390; weil zum frohen maifest birkenzweige aufgesteckt werden, so hiesz maie überhaupt birkenlaub, birkenzweig und hier zeigt sich noch ein anderer einklang aus hohem allerthum. die Slaven nannten den april berezozol, die Littauer birźelis, weil in diesem monat der birkensaft aufsteigt, die Böhmen, nach häufiger verschiebung der monatsnamen, schon den merz březen. unsern vorfahren aber war das ausbrechende birkenlaub rechtes frühlingszeichen und wie der mai wonnemonat, hiesz die birke wonnebaum, wunnebaum, so dasz wonnemonat zum berezozol stimmt, nur auf den mai, nicht april fällt. man darf winnemonat auch auslegen weidemonat, weil er die weide eröfnet und die begriffe wonne und weide verbunden stehn. mehr unter wonnebaum.

BIRKENMEIER, m. scyphus e betula factus, aus der birkenmeie schnitt man, mit haftender rinde, becher, sicher nicht ohne bezug auf die maifeer:

ir wapen war ein birkenmeier. froschmeus. III. 1, 2. BIRKENMETH, m. trank aus birkensaft und honig gemischt. BIRKENPILZ, m. ein unter birken wachsender schwamm. BIRKENREIS, n. virga betulae. mhd. birkîn ris. HAUPT 8, 215. ebenso (wie kinder) durch biskuit und kuchen und birkenreiser regiert werden. Göthe 16, 15.

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BIRKENWASSER, n. was birkensaft.

BIRKENWEIN, m. was birkenmeth.

BIRKENWELLE, f. pechkränze, mit pech überzogene birkenwellen. GÖTHE 30, 287.

BIRKENWICKLER, m. phalaena solandrina.
BIRKENZEPTER, m. ferula:

als Dionysius

die knaben zu Korinth das alphabeta lehrte,

anstatt des goldnen stabs, den ihm das glück entwand, den birkenzepter in der hand. WIELAND 9, 222. BIRKENZUCKER, m. ja birkensaft und birkenzucker soll man ihm (dem schleckhaften kind) geben. SPANGENBERG aller weish. lustg. 453.

BIRKFUCHS, m. canis vulpes, ein fuchs mit weiszer blume.
BIRKGEFLÜGEL, n. was birkwildbret.

BIRKHAHN, BIRKHENNE, s. birkhuhn.
BIRKHAHNENFUSZ, m. ranunculus lanuginosa.

BIRKHEHER, m. coracias garrula.

BIRKHUHN, n. tetrao tetrix, nnl. berkhoen, weil es sich gern in birkenwäldern aufhält und von den birkenknospen sich nährt. vgl. haselhuhn.

BIRKICHT, n. betuletum: da findestu zur linken hand im birkicht eine grube. THURNEISSER magna alch. 1, 122. BIRKLING, m. was birkenschwamm. BIRKSCHLAG, s. blickschlager. BIRKWILDBRET, n. birkhühner. BIRKWURZ, f. tormentilla.

BIRLING, m. meta foeni, heuschober. MAALER 69. STALD. 1, scheint 173 birlinge zu birlingen machen, struere metas. fortbildung des ahd. piril, cophinus (GRAFF 3, 156) von përan ferre. STIELER 1781 hat bierling.

BIRMENT, n. membrana, pergament. mhd. permint. Nib. 285, 2. BIRMENTIN, membranaceus: birmentin hut. KEISERSB. bilg. 4". BIRNE, f. pirum, die form unsrer heutigen schriftsprache, bei ADELUNG birn, ist sie etwa durch den reim der flexion birn: dirn (sp. 38) herbeigeführt worden, wir behandeln dirne und birne auf gleichen fusz; oder kann das schw. päron, finn. peruna in betracht kommen? aus dem 16 jh. läszt sich noch kein birne aufweisen, im 17 stellt bereits HENISCH 390 birn für pirum und aus biren entsprang leicht birne. auf, geschweige STIELER 166; aber schon MAALER 83* gab byren wir sind ja

alle einerlei gemächts und kan ich bei meinen birnen wol merken, wann andere zeitig sind. Simpl. 1, 321 (wo doch die ausg. 1669 s. 343 bei meinen pirn liest); du kanst bei deinen birnen wol merken, wann andere zeitigen. 2, 45; dann bei meinen birnen weisz ich wann andere zeitigen. 2, 296. getrocknete wilde birnen heiszen hutzeln und auch kletzen. man pflegte dem gefollerten eine hölzerne birne in den mund 4, 142: da ihnen die eiserne birn des schwurs von der zunge zu stecken, um das schreien zu verhindern; J. PAUL sagt Hesp. und aus dem munde genommen war.

BIRNBAUM, m. pirus, früher birbaum.

BIRNBITZEL, m. boletus ramosissimus, ein eszbarer schwerer schwamm, der viele bei NEMNICH verzeichnete namen führt, eichhas, eichbock, wildhas, habichtschwamm, bärenpratze, welches letzte mit birnbitzel sich zu berühren scheint. in der Wetterau sagt man birwes.

BIRNESSICH, m.

BIRNLEIN, n. unser lieben frauen birnlein, crataegus oxyacantha.

BIRNICHT, piraceus.

BIRNMOST, m. vinum e piris pressum.
BIRNMOTTE, f. phalaena pomonella.
BIRNSAFT, m. succus e piris pressus.

BIRNSTIEL, m. was birenstiel:

hilfts doch nit umb ein pirnstil. SCHMELZL verl, sohn 18. BIRNWALZE, f. voluta pirum.

BIROLT, s. bierhold, bierholer (1, 1824).
BIRSCH, f. venatio, auf die birsch gehen:

es giengen drei jäger wol auf die birsch,

sie wollten erjagen den weiszen hirsch. UHLANDS ged. 367.

BIRSCHBRACKE, m. jagdhund.

BIRSCHEN, venari, jagen, auf die jagd gehn, mhd. birsen (BEN. 1, 167"), birsen unde jagen, birsen unde beizen, mul. bersen, altfranz. berser, berser et vener, chacier et bercer, mlat. bersare (DUCANGE 1, 663. 664), in der persa, im gehege, jagen, ein undeutsches, erst im 13 jh. aus dem franz. eingeführtes jä

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WALDIS psalter 27*.*; H. SACHS 1, 392";

gerüst mit sterk und groszer kraft. (die hund) pirschten heftig drümb. wie die hinden, rech und hirsen hin und her durch die stauden pirsen. III. 2, 180o; der junker birschte durch den wald. SCHILLER 71'; wo birschend im wald du schweiftest. PLATEN 284. erst später hat man in das wort die vorstellung von telis configere, oder mit der büchse zur jagd auf hochwild gehn gelegt; in den angezognen beispielen steht es, wie jagen, von hunden und dem wilde selbst.

BIRSCHBEZIRK, m., in welchem freie jagd stattfindet.
BIRSCHBÜCHSE, f. jagdbüchse.
BIRSCHFREVLER, m.

BIRSCHGELD, n. schuszgeld.

BIRSCHGENOSZ, m. der an der freien birsch theil hat. BIRSCHGERECHTIGKEIT, f.

BIRSCHHUND, m. canis cursorius, schweiszhund. mhd. birshunt. welsch. gast 14602.

BIRSCHJAGD, f. schnepfenjagd. MEYER von Kn., cant. Zürich

1,285.

BIRSCHMEISTER, m. venator.

BIRSCHORDNUNG, f.

BIRSCHPULVER, n. schieszpulver für jäger.
BIRSCHROHR, n. jagdflinte.

BIRSCHSCHÜTZE, m. Garg. 255.

BIRSCHSTEIN, m. fels, den sich die jäger zum anstand nehmen; Birstein - birsstein, ortsname im Isenburgischen. vgl. Beilstein.

=

BIRSCHTAG, m. birschconvent.
BIRSCHWAGEN, m. jagdwagen.

BIRSCHZEIT, f. binnen welcher die jagd offen steht.
BIRST, rumpe, imp. von bersten.

BIRZ, m. tamarix, myrica, wurde schon 1, 1539 unter berz angeführt, STIELER 166 schreibt birz, berz, HENISCH 392 aber birzen, berz, und GERSDORF 105 birzenbertsch, tamariscus, wonach auch bei HENISCH birzenberz stehn sollte. da die myrica stark duflet (myrica gale, frulex odoratus), könnte man ahd. parzên rancere, parzunga rancor hinzunehmen, doch östr. und bair. bedeutet barzen hervorstechen (HÖFER 1, 59. SCHM. 1,204) und borzholz, borzach verkrüppelles strauchwerk, womit sich das heutige pors für myrica vergleicht. s. das folgende. BIRZ, m. uropygium, bürzel: wenns (das pferd) den pirz besser trüge. HERMES Soph. reise 6, 233.

BIRZEL, m. dasselbe, sonst berzel, bürzel.

BIS, esto, secunda sg. imp. des verb. subst., zu bin, bist gehörig und ebenso ahd. pis, mhd. bis lautend, s. gesch. der d. spr. 430. 431, wo eine deutung dieser merkwürdigen form versucht wird. das S gleicht dem in pvow, litt. busu, und vielleicht entsprang aus ihm das R der pl. formen pirum, pi- | rut. aber aus bis scheint zugleich die nebenform wis, und zwar vor verschiebung des B in P hervorgegangen, da aus P kein W werden konnte; auf diesem weg allein erklärlich wird das ganze, ablautende verbum wêsan, was, wârun (goth. visan, vas, vėsun) und ahd. wist (goth. vists) stellt sich unmittelbar zu qvois. unser bin, bist und war, gewesen sind dann nicht verschiednes, sondern desselben stammes.

LUTHER braucht dies bis in der bibel nicht, nur sei, anderwärts aber kommt es noch bei ihm vor: hiemit bis dem lieben allmechtigen gott befolhen! 5, 268; in der briefsamlung steht am schlusz immer hiermit gott befolen, ohne imp. gehe hin und bis fromb! tischr. 325; bis nur fromb, da helf dir gott zu! das. andere beispiele: his min indenk! KEISERSB. bilg. 50'; bis nit zu bhend! spr. klugr. 75'; bis on zweifel! Bocc. 1, 286'. 290"; bis gebeten! 2, 118.; darum bis vormüglich! HUTTEN 5, 210; bis zu friden! Petr. 111';

lauf nur hin, bis ausgericht! MURNER Schelmenz. 73, 11;
bis gott willkommen! UHLAND 266;

bis gotwilkum mein lieber gast! fastn. sp. 1457;
so bis da, und verantworts als! SCHEIT grob. G2;
sitz nider, bis ein gut gesell!
nun bis mir recht willkommen,

C2';

du edler rebensaft! Garg. 84';

bis andern also huld, dasz du auch freund seist dir. OPITZ 1, 297;

bei leuten bis verschwiegen! TSCHERNING 259,

BIS

bis aufrecht gegen mir und liebe mich forthin,

42

bis freund, als wie du sihst, dasz ich noch immer bin. 260; bis ernsthaft von gesichte! 229;

dann bis an und wandere immer zum thor hinaus! altd. wald. 1, 90; bis her und folge nach. 1, 91; bis aber nicht an! 1, 92. 93. 95;

bis willkommen, bis willkommen! FLEMING 433 (429);
bis mir willkommen itzt, du ende meiner klagen;
ja wol, bis, bis denn frei! GRYPHIUS 1, 129;
bis unverdrossen! 2, 503;

bis nicht blöde! pol. stockfisch 84; bis gutes muts!; bis unverzagt!; bis guter dinge!; hin und wieder noch im 18 jh., bis wolgemut und tummle dich! BÜRGER 52,

bis zfrieden! HEBEL 217; bis nit so schüch! 231, und in der volkssprache sonst häufig, während wis längst erloschen ist. gute beispiele aus der Schweizersprache bei TOBLER 53'.

BIS, praep. und conj., usque, dum, für bisz (wie das, es, blindes für dasz, esz, blindesz), noch nicht ahd., erst in den Trierer psalmen des 12 jh. (GRAFF 3, 232) auftauchend, mhd. nicht bei allen (BEN. 1, 191. 192), nhd. viel allgemeiner und bei DASYPODIUS 305, MAALER 69, HENISCH 392. 393 aufgeführt, von LUTHER gebraucht. nd. bet (LAPPENBERG brem. gesch. 9. 61) und bette (DETMAR 1, 146. 191), welchem bette auch ein mhd. bitze (von der bir 94) entspricht. doch andere nd. denkmäler haben dafür wente und mnl. ont, onthier, nnl. tot, so dasz anfangs bis und bet auf kleinen kreis beschränkt waren.

Man hat bis deuten wollen aus be daz (wie z. b. Nib. 2111, 1 im sinne von ê daz 2155, 1 steht); das wäre nur der conj., nicht der praep. angemessen. WACKERNAGEL denkt an pi az, was dem ahd. untag gliche, aber nirgends vorkommt; weit einfacher ist die herleitung aus bi ze, wobei nicht allein jenes bitze und bette anzuschlagen sind, sondern auch die analogie des nnl. tot = ahd. zuozi, mhd. zuoze entscheidet. selbst das ahd. unz, unzi, mhd. unz, mnl. ont, goth. untê, alln. unz scheint aus angefüglem ti, zi erwachsen, wie engl. unto, until, dän. indtil bestätigen, wobei aber öftere störungen der laulverschiebung im spiel sein müssen, da ags. ôđ auf goth. unp leiten sollte, und gerade steht goth. du ab vom ags. tô, alls. ti, ahd. za, zi, zuo. hier bleibt noch manches dunkel, doch reicht es hin, den zusammenhang aller dieser partikeln mit dem einfachen ti oder zi gewiesen zu haben. dasz in bis wesentlich bi stecke, ist über allen zweifel und folgt z. b. aus der idenlität von beiweilen, bisweilen und zuweilen. wie nun in bis die praepositionen bi und zu sich einigten, pflegen wiederum mit bis andere praepositionen verbunden zu werden.

I. Bis, praeposition. die schon in bi gelegne vorstellung von ad wird also durch angehängtes zu verstärkt und näher bestimmt. bi ze, das nicht vorkommt, doch in jenem bitze enthalten ist, schlif sich zu biz, endlich zu bis ab, um so leichter konnten neue partikeln an die verdunkelte treten.

1) in räumlicher vorstellung steht bloszes bis nur von ortsund ländernamen im sinne von usque ad: ich reise mit bis Wien, bis Italien, wir kommen heute noch bis Prag, in beiden fällen wird gemeint nicht weiter als nach W. P. vor andern ortsvorstellungen musz noch eine praep. hinzutreten: ich reise mit bis an den Rhein, wir kommen heute noch bis vor den wald, bis hinter das gebirge; er habe sie noch todt bis hinunter ins Leuker bad gebracht. GöтHE 16, 292.

2) zeitlichen vorstellungen genügt leichter bloszes bis: ich bleibe noch bis abend, bis künftige woche, bis morgen, bis übermorgen, bis den dritten tag, bis ostern, weihnachten, d. h. bis dahin, nicht länger.

ganz fremd bis diesen augenblick. SCHILLER 270*;
bis diesen tag, o war das gut, wars billig?
bis jetzt musz ich, der erbprinz Spaniens
in Spanien ein fremdling sein. 255';

der regen wird bis morgen anhalten; die schule währt von neun uhr bis mittag; die schenke ist bis zehn uhr offen; erst noch so lange bis nacht! dann noch vier stunden zu GÖTHE 1, 282,

warten.

was doch heiszen kann bis zur nacht, oder bis nacht ist. in der Schweiz heiszt es der bismittag für vormillag, die bismittnacht, die vormitternachtszeit, auch bis nacht, nachmillay. TOBLER 53°.

3) die heutige volkssprache vieler gegenden drückt aber durch bis nicht usque, sondern reines wann aus: wann werden wir uns wieder sehen? bis montag, d. i. nächsten montag; das wollen wir bis sonntag beraten, d. i. auf sonntag, nicht etwa von heute an bis sonntag. diese ausdrucksweise ist ganz der

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