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Ein Mädchen voller Weisheitsgründe
Hält jeden Kuss für eine Sünde,
Bis ihr ein Freund gefällt.

Hat diefer fie dann überwunden:
So fagt fie felbft in frohen Stunden:
Das ift der Lauf der Welt.

Wenn junge Witwen traurig scheinen, Und in dem Mann fich felbft beweinen: So ift es unverftellt.

Doch keine fieht den Trauerfchleyer
Mit gröffrer Luft, als einen Freyer.
Das ift der Lauf der Welt.

DIE VERLIEBTE VERZWEIFLUNG.

Gewifs! der ift Beklagens wehrt,

Den feine Göttinn nicht erhört;
Dem alle Seufzer nichts erwerben.
Er mufs faft immer fchlaflos feyn,
Und weinen, girren, winfeln, schreyn,
Sich martern und dann fterben.

Graufame Laura! rief Pedrill,
Graufame! die mein Unglück will,
Für dich mufs ich noch heut erblaffen.
Stracks rennet er in vollem Lauf
Bis an des Haufes Dach hinauf
Und guckt dort in die Gassen.

Bald, als er Essen sah und roch, Befragt' er fich: Wie! leb' ich noch?, Und zog ein Meffer aus der Scheiden. O Liebe! fagt' er, deiner Wut

Weih' ich den Mordfiahl und mein Blut:

Und fing an Brodt zu fchneiden.

Nach glücklich eingenommnem Mahl
Erwägt er seine Liebesqual,

Und will nunmehr durch, Gift erbleichen.
Er öffnet eine Flasche Wein,
Und läfft, des Giftes voll zu feyn,
Sich noch die zweyte reichen.

Hernach verflucht er fein Geschick, Und holet Schemel, Nagel, Strick, Und schwört: Nun foll die That geschehen. Doch, ach was kann betrübter feyn! Der Strick ift fchwach, der Nagel klein, Der Schemel will nicht ftehen.

Er wählt noch eine Todesart,

Und denkt: Wer fich erftickt, der fpart, Und darf für Gift und Strick nicht forgen. Drauf gähnt er, seufzet, eilt zur Ruh, Kriecht in fein Bett und deckt fich zu, Und schläft bis an den Morgen.

DER

WUNSCH EINER SCHÄFERINN *).

Dort, wo im Thal die schlanken Erlen

ftehn,

Hielt mich mein Schäfer an, bey jenen frifchen Quellen,

Und sprach: Geböteft du, mich wieder ein

zuftellen;

Du würdeft mich für Liebe fterben fehn.

Ach Liebe! koftet es auch unfer beyder Leben; So lafs, o lafs ihn doch fich wieder herbe

geben!

DIE VÖGEL.

In diefem Wald, in diefen Gründen Herrscht nichts, als Freyheit, Luft und Ruh. Hier fagen wir der Liebe zu,

Im dickften Schatten uns zu finden:
Da find ich dich, mich findeft, du.

Hier paaren fich Natur und Liebe,
Die Jugend und die Fröhlichkeit,
Die Luft und die Gelegenheit:
Und macht Gelegenheit ja Diebe;
So wird der Raub der Luft geweiht.

Die Vögel lieben hier und fingen. Es liebt der in den Lüften schwebt; Es liebt was kaum der Fittich hebt Und fuchet aus dem Neft zu dringen: Weil alles nach der Freyheit ftrebt.

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