Ein Mädchen voller Weisheitsgründe Hat diefer fie dann überwunden: Wenn junge Witwen traurig scheinen, Und in dem Mann fich felbft beweinen: So ift es unverftellt. Doch keine fieht den Trauerfchleyer DIE VERLIEBTE VERZWEIFLUNG. Gewifs! der ift Beklagens wehrt, Den feine Göttinn nicht erhört; Graufame Laura! rief Pedrill, Bald, als er Essen sah und roch, Befragt' er fich: Wie! leb' ich noch?, Und zog ein Meffer aus der Scheiden. O Liebe! fagt' er, deiner Wut Weih' ich den Mordfiahl und mein Blut: Und fing an Brodt zu fchneiden. Nach glücklich eingenommnem Mahl Und will nunmehr durch, Gift erbleichen. Hernach verflucht er fein Geschick, Und holet Schemel, Nagel, Strick, Und schwört: Nun foll die That geschehen. Doch, ach was kann betrübter feyn! Der Strick ift fchwach, der Nagel klein, Der Schemel will nicht ftehen. Er wählt noch eine Todesart, Und denkt: Wer fich erftickt, der fpart, Und darf für Gift und Strick nicht forgen. Drauf gähnt er, seufzet, eilt zur Ruh, Kriecht in fein Bett und deckt fich zu, Und schläft bis an den Morgen. DER WUNSCH EINER SCHÄFERINN *). Dort, wo im Thal die schlanken Erlen ftehn, Hielt mich mein Schäfer an, bey jenen frifchen Quellen, Und sprach: Geböteft du, mich wieder ein zuftellen; Du würdeft mich für Liebe fterben fehn. Ach Liebe! koftet es auch unfer beyder Leben; So lafs, o lafs ihn doch fich wieder herbe geben! DIE VÖGEL. In diefem Wald, in diefen Gründen Herrscht nichts, als Freyheit, Luft und Ruh. Hier fagen wir der Liebe zu, Im dickften Schatten uns zu finden: Hier paaren fich Natur und Liebe, Die Vögel lieben hier und fingen. Es liebt der in den Lüften schwebt; Es liebt was kaum der Fittich hebt Und fuchet aus dem Neft zu dringen: Weil alles nach der Freyheit ftrebt. |