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MEZEN DORE.

Herr Nicolaus Klimm erfand 1)
Mehr Länder, als ich Reime,
So gar ein unterirdisch Land
Vernünftger Thier' und Bäume.
Die Ober- und die Unterwelt
Bewunderten den groffen Held.
Er pranget im Register
Der Kaiser und der Küfter.

Des Landes Name klinget fein,
Und fchmeichelt recht dem Ohre.
Es heiffet, (was kann schöner seyn?)
Es heiffet Mezendore.'

Hier hat das thierische Geschlecht
Und jeder Baum das Bürgerrecht,
Wenn er, wie fichs gehöret,
Die Obrigkeit verehret.

1

Der Löwe bleibet allemal
Monarch des ganzen Staates.
Die Elephanten trifft die Wahl
Zu Gliedern feines Rathes.
Ein luftiger Chamäleon

Trägt ftets das Canzleramt davon,
Und was er angefangen,

Vollführen Füchs' und Schlangen.

Die Ritterschaft beftehet hier
Aus Strauffen und aus Pfauen.

Das Öchslein und das andre Thier

Läfft fich als Bürger schauen.

Das Schaf, der Hamfter und das Schwein

Sind Bauern, oder könntens seyn.

Die fich dem Lehramt weihen,

Sind trockne Pagageyen.

Das Kriegsheer trotzet auf die Treu

Geübter Tiegerschaaren;

Das leichte Hirfchvolk dient dabey

Statt ftreifender Hufaren.

Die Flotten führt das Wafferpferd,

Der Raubfifch mit dem fcharfen Schwerdt,

Den Säuger 2) oft begleiten,

Hilft ihrer Seemacht ftreiten.

Die Cammer nährt aus weifer Huld Zehn hochbetraute Bären,

Den Anlauf jeder alten Schuld
Gebietrisch abzuwehren.

Der Habicht nimmt die Steuren ein:
Den Dohlen mufs der Reiche leihn:
Zu Pächtern fetzt man Raben
Von ungemeinen Gaben.

Das Richteramt wird hier bestellt Durch Menschen gleiche Bäume. Die Birke ftraft die junge Welt, Der Lorbeer schlechte Reime:

Und weil hier Froft und Nüchternheit

Nur gar zu oft den Dichtern dräut;
So heiffen fie die Reben

Sich und den Vers beleben.

Die Gänse schnattern vor Gericht Lautschallende Recesse,

Damit der Kauz, als Schreiber, nicht
Den kleinften Satz vergesse,

Allein, vor niedrem Ding und Recht
Erscheinen Alfter, Staar und Specht;
Die zanken fich und fchreyen
Auf Koften der Parteyen.

Allhier find die Grammatici Streitbare Ziegenböcke;

Die dünken fich kein schlechtes Vieh,

Das zeigt ihr ftolz Geblöcke;

Ihr hocherfahrner langer Bart

Hegt auch kein Haar gemeiner Art,
Und ihre Hörner fiegen

In scharfen Wörterkriegen.

Der Unterthanen Unterschied In Thieren, Bäumen, Pflanzen Ift, weil der Staat nach Würden blüht, Einftimmig in dem Ganzen.

Was hier ein Amt zu führen hat,

Dient fich und auch vielleicht dem Staat; Der fcheint bekanntern Reichen

Hierinnen faft zu gleichen.

DIE

VORZÜGE DER THORHEIT,

IN EINEM RUNDGESANGE.

Den Thoren ift ein Glück befchieden, Das vielen klugen Leuten fehlt.

Die Herren find mit fich zufrieden

Und haben immer wohl gewählt.

Was hilft es auch, nach Weisheit schnappen,
Die oft dem Wirbel wehe thut?
Den Thoren ftehen ihre Kappen
So zierlich, als ein Doctorhut.

Der Thorheit unverjährte Rechte Erftrecken fich auf jedes Haubt: Es ift im menfchlichen Geschlechte Ihr Anhang gröffer, als man glaubt. Doch wenn fie nicht Vergnügen brächte: So wär' ihr schon die Macht geraubt.

Der Thor, der allen Leuten glaubet; Der Thor, der keinem Menfchen traut;

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