Tiefgefuchte Weisheitschlüsse Iris tändelt, fcherzt und finget, Höhnt und lacht der Leidenschaft. Was auch fonft ein Herz bezwinget, Hat an ihrem keine Kraft. Dennoch fagt und glaubet man, Dafs man fie erbitten kann. Flavia will nichts geftatten, Was den Schein des Paarens hat: Und fie zürnt auf ihren Schatten, Weil er ihr zu fehr fich naht. Dennoch fagt und glaubet man, Dass man fie erbitten kann. O die Welt kömmt auf die Neige! Auch der Unfchuld fchont man nicht: Weil der Unfchuld oft ein Zeuge Ihrer Lauterkeit gebricht. Daher fagt und glaubet man, Dafs man fie erbitten kann. UNVERDIENTE EIFERSUCHT *). Neulich fah man aus den Sträuchen Heimlich von der Weide schleichen, Ach, Elpin ift zu beneiden! Mitten unter hohen Fichten Muthig durch die Lüfte drang Und den Hall zum Nachruf zwang. Mufter, sang er, wahrer Güte! Herz, das Treu', und Huld belebt! Gönne mir, dass mein Gemüte Einfam deinen Wehrt erhebt. Sag' ich Neidern und der Welt Minder, als dein Lob enthält; So vernehm' es Wald und Feld. Mit wie zärtlichem Umfangen Hat dein Arm mich oft ergetzt! Und wie oft hat deine Wangen, Mein vergnügter Mund genetzt! Selten hab'ich was begehrt, Das, so bald ich mich erklärt, Du mir nicht mit Luft gewährt. O mit welchen treuen Küssen Drückteft du mich an dein Herz! Auch in eignen Kümmernissen Scherzteft du bey meinem Scherz. Nur dein Lächeln und dein Kuss, Die ich ftets verehren muss, Stillten allen Überdruss. Deine kluge Huld erblicken, Das allein darf mich entzücken, Schön in deiner Seltenheit, Schön in meiner Dankbarkeit, Wahrheit, Zeuginn meiner Triebe Leifte felber die Gewähr. Sage: Für fo groffe Liebe Fällt die Gegenpflicht nicht fchwer. Sag' ihr ftündlich, dass ihr Bild, Das mein ganzes Herze füllt, Mehr bey mir, als alles, gilt. Eil' ich, wann es Tag will werden, In die herdenvolle Flur; Oso zeigen mir die Herden Gleiche Wirkung der Natur! Was auch ich von ihr erhielt, . Was die Zucht der Lämmer fühlt, Nein ich will mich nicht entfernen, Name, wachse mit den Rinden! 1 |