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Vielleicht erfordern diefe Oden und Lieder keinen Vorbericht: vielleicht ift es doch auch nicht ganz überflüssig, etwas von diefer Art der Poefie anzumerken; insonderheit aber zu erinnern, dass die folgenden Gedichte nicht so sehr den erhabnen, als den gefälligen, Character der Ode zu befitzen wünschen, durch welchen diefelbe ihre Vorzüge reizender und gefellschaftlich machet. Die Muse der lyrischen Dichter heisset fie nicht nur Götter, oder Könige und Helden befingen, sondern auch, nach dem Ausdrucke des Horaz:

Juvenum curas et libera vina referre a).

a) Mufa dedit fidibus Divos puerosque

Deorum

Et pugilem victorem et equum certamine primum

Et juvenum curas et libera vina referre.

HOR. in arte v. 83. 84. 85.

In diefer dritten Art der Ode, welche, allem Anfehen nach, die ältefte ift, haben fich die freyen Britten und vor allen die fingenden Franzofen vorlängft hervorgethan. Es ift bekannt, dass, schon zu den Zeiten des heiligen Ludwigs, der mächtige Graf von Champagne, Theobald b), den Namen des grof

1) Man ift itzo, mehr als jemals, im Stande, von feiner und der damaligen Schreibart zu urtheilen, und hat nunmehro Les Poëfies du Roi de Navarre, avec des Notes et un Glossaire François, précédées de l'Hiftoire des révolutions de la Langue Françoife, depuis Charlemagne jusqu'à S. Louis; d'un Difcours fur l'ancienneté des Chansons Françoises et de quelques autres Pièces. 2 Vol. à Paris 1742. S. die Novelle della Republica Letteraria per l'anno 1743. p. 127. infonderheit aber die Bibliotheque Raisonnée, T. XXX. P. I. p. 68-84. Riccoboni benennet die unterschiedenen Arten der VerJe, welche die alten Trouvers oder Troubadours verfertigten, nämlich: Chant, Chanterel, Chanson, Son, Sonnet, Vers, Mot, Lays, Depart, Soulas, Sirventés,

fen Liederdichters zu verdienen gewusst, und dafs in dem folgenden Jahrhunderte die Lebhaftigkeit und der zärtliche Geschmack der

Tanfons, Paftorales et Comédies, in den Réflexions fur les différens Théatres de l'Europe, p. 69. Die vom Crefcimbeni überfetzten und mit fo fchönen Anmerkungen verfehenen Vite de' più celebri Poeti Provenzali in seinen Commentarii intorno alla Iftoria della volgar Poefia Vol. II. P. I. können hier nicht unerwehnt bleiben. Die erfien lyrischen und andere poetischen Verfuche, in welchen die Italiäner den Dichtern in der Provence eifrigft nachahmten, hieffen Motto, Frotta, Gobola, Mottetto, Canzone, Suono und Sonetto, nach der Iftor, della volg. Poef. L. I. p. 15. u. f. Einige Spiele der Reime veralteter Franzofen, wohin man jedoch den Marot nicht rechnen muss, find, allem Anfehen nach, die überflüffigen Erfindungen jener künfielnden Zeiten. Ich meyne diejenigen Reime, welche Richelet in feinem Abrégé des Regles de la Verfificat. Franç. anführet und erkläret: La Rime

franzöfifchen Poeten ihre Kunft mit Recht die Benennung der fröhlichen Wissenschaft erworben hat. Die neuern Franzofen, als Beförderer aller fröhlichen Wissenschaften, find ihren Vorfahren so wenig unähnlich, dass fie noch itzo unter den Chanfonniers die erfte Stelle zu behaupten suchen.

Kyrielle, la Batelée, la Fraternifée, la Senée, la Brilée, l'Empérière, l'Annexée, l'Enchainée, l'Equivoque, la Couronnée, ingleichen die Contrepets in den Du - Catianis T. I. p. 68. Von den deutfchen Liedern des dreyzehnten Jahrhunderts kann man aus dem zwölften und dreyzehnten der schönen critischen Briefe urtheilen, die unlängft zu Zürich herausgekommen. S. 198. u. f. und S. 209. Man wird diefes noch zu unbekannte Theil unfrer Sprache und Dichtkunft, durch die rühmlichen Bemühungen gelehrter Männer, aus den Quellen felbft fchöpfen lernen, die gewiss von weit besserem Geschmacke und reicher find, als man bisher scheinet geglau bet zu haben.

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Ich zweifle, ob viele Italiener c) wenn man die Venetianer d) ausnimmt, in ihren

c) Der ältefte Liederdichter der Italiäner fcheint Cino di Piftoia gewefen zu feyn, der feine Schöne, Ricciarda de' Selvaggi, in einem Canzoniere befungen hat. Petrarch war fein Schüler in der Dichtkunft, und der unfern Gelehrten bekanntere Bartolus in der Wiffenfchaft der Rechte. Er fiarb im Jahre 1336. Man findet viele Gedanken des Cino in den Werken des Petrarchs, der ihn fonft in feinen Gedichten fo fehr übertroffen hat. S. Bibliotheque Italique, Tom. I. p. 240. 241, Der berühmte Maffei preifet den veronefifchen Arcadiern die reizenden Lieder und Balladen des Cardinals Bembo an, vor allen aber diejenigen, welche Tanfillo verfertiget, deffen Werke ein Academico abandonato (Domenico Bagnari de Malla) gefammlet und im Jahre 1711 herausgegeben hat. S. Discours fur l'hiftoire et le génie des meilleurs Poëtes Italiens, prononcé par Mr. le Marquis Scipion Maffeï, à l'ouverture de la nouvelle colonie d' Arcadie

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