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„findet man eine neue Abficht und eine neue ,,Stellung der Gedanken, und man errei.,chet das Ende, ehe man das Vergnügen „gehabt, etwas davon ausgeführt zu fehen.” ,,Ein Lied follte fo eingerichtet werden ,,wie ein Sinngedicht. Sie unterscheiden fich einander dadurch, dafs diefes kein ,,lyrisches Sylbenmaals erfordert, auch ge,,meiniglich nur da gebraucht wird, wo ,,man spotten will; jenes aber insonderheit ,,beschäfftiget ift, (wie der Lord Roscommon ,,es aus dem Horaz übersetzet):

,, von

,,LOVE'S PLEASING CARES, AND THE FREE JOYS OF WINE

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„Der Liebe füsse Quaal, des Weines freye ,,Freuden

,,auszudrücken. Zum Beschlusse desjenigen, ,,was ich über diefe Materie zu erinnern ha,,be, will ich nur anmerken, dafs die Fran,,zofen gar oft Lieder und Sinngedichte mit ,,einander verwechseln, und eines für das ,,andere nehmen."

Diefer Brief enthält verschiedene gute Anmerkungen; ich fehe aber doch nicht, wie

der Unterschied der Lieder und Sinngedichte aus dem Inhalte zu beftimmen ftehet. Man hat fo viele, alte und neue, fatyrische Lieder, als man Sinngedichte findet, die von Wein und Liebe handeln. Es würde fchwer fallen, etwas zu benennen, das nicht füglich befungen werden könnte. Wahrheiten und Träume, Ernft und Scherz, Lob und Tadel, Einfamkeit und Gesellschaft, Liebe und Unempfindlichkeit, Freundfchaft und Feindschaft, Freude und Leid, Glück und Widerwärtigkeit, ein jedes Alter, ein jeder Stand der Menschen, was wir empfinden und wiffen, faft alles kann, auf unterfchiedene Art, den Inhalt eines Liedes abgeben, folglich auch der Hechelscherz. Übrigens find die eigentlichen Lieder, in einem genauen Verftande, von den heutigen Oden zu unterscheiden, zumal diejenigen, welche, ohne anacreontisch zu seyn, so wie die anacreontischen, nur aus wenigen Zeilen, oder aus einer Strophe, bestehen, dergleichen in den Sammlungen französischer Lieder häufig anzutreffen find. Und diese mögen den Guardian veranlaffet haben, den Franzosen hier vorzuwerfen, dass fie viele Sinngedichte zu Liedern machen. Vielleicht

aber hat er auch nur auf die allzu epigrammatischen und finnreichen Einfälle des spielenden Witzes gefehen, die in vielen franzöfifchen Liedern vorkommen, und freylich dem Character der Oden und der Lieder zuwider find. d)

Wie fehr auch die fatyrische Moral an den Liedern der Alten Antheil gehabt, das beweisen nicht nur Archilochus und Horaz, fondern es erhellet auch aus dem Beyspiele des Demodocus beym Homer, der dem wollüftigen Könige Alcinous und seinen Lieblingen von den fchändlichen Abentheuern der Venus und des Kriegsgottes ein Lied fang, in welchem Plutarch, Suidas und einige Critici nicht so sehr eine Allegorie, als eine feine Satyre auf den Hof und die Sit

d) Sublimes itaque poffunt esse Odae, vel humiliores; jocofae, vel feriae; triftes, vel lactae fatyricae etiam interdum; nunquam epigrammaticae. Ingeniofae funt quidem; fed ab ifto ingenii flexu, quod Epigrammati proprium eft, penitus abhorrent. TRAPF, in Praelect.poëtic. Vol. II. p. 99.

ten der weichlichen Phäacer zu entdecken wiffen; obwohl andere, insonderheit Scaliger und Cerda, in diefem Liede mehr Luftreizungen, als Tadel, finden wollen e). Virgil ift defto befcheidener. Er läfft zwar die Nimphe Climene ihren Gespielinnen curam - - inanem Vulcani Martisque dolos et dulcia furta Aque Chao denfos Divûm - - amores (L. IV. Georg, v. 345) vorerzählen; wann aber, im erfien Buche der Äneis, Jopas f)

a) Es können hiervon die Anmerkungen

des Hrn. Pope zu feiner Odys. Vol. II.
pag. 157. v. 307. und die Proginnasmi
Poetici di UDENO NISIELY, Academi-
co Apatista, die den gelehrten Benedet-
to Fioretti zum Verfasser haben und zu
Florenz 1695 herausgekommen find,
im 5. Bande, Progin. XLIV. P. 199-
203. nachgesehen werden.

f) Der crinitus Jopas des Virgils giebt
dem berühmten Addison zu einer An-
merkung Gelegenheit, die einer wei-
teren critifchen Untersuchung fo wür-
dig ift, dass ich es für verantwortlich
halte, diefe Stelle aus feinem noch nicht
fehr bekannten Difcourfe on ancient

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vor einer Dido, bey ihrem Gafimahle, die Saiten feiner Cyther ftimmet, fo wählet er dazu ein Lied von höhern und edlern Dingen, und erkläret errantem lunam folis

Learning, p. 6. anzuführen : If — Virgil has fhadow'd any great Persons befides Auguftus in his Characters, they are to be found only in the meaner Actors of his Poem, among the Disputers for a petty Victory in the fifth Book and perhaps in fome few other Places. I fhall only mention Jopas the Philofophical Musician at Dido's Banquet, where I can't but fancy fome celebrated Master complimented, for methinks the Epithet Crinitus is so wholly foreign to the Purpose, that it perfectly points at fome particular Perfon; who perhaps (to pursue a wandring Guess) was one of the Grecian Performers, then in Rome, for befides that they were the beft Muficians and Philofophers, the Termination of the Name belongs to their Language, and the Epithet is the fame KagnoμówvTES) that Homer gives to his Countrymen in general.

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