Imágenes de páginas
PDF
EPUB

Der andere Gebrauch. Hierauf 15) sungen zwar noch alle Gäfte bey Tische; aber einer nach dem andern. Ein jeder lang, wenn & ihn die Reihe traf, mit einem Myrthenzweige in der Hand, welcher, nach dem - Range, den fie bey der Tafel einnahmen, aus Hand in Hand immer zum nächften Nachbar gieng. Einige, sagt Plutarch 16), haben behaupten wollen, dafs man auf diefen Rang nicht gefehen; fondern die erfte Perfon des erften Lagers habe, nachdem fie gelungen, den Myrthenzweig und das Recht zu fingen der erften auf dem andern Lager, diefe wieder der erften auf dem dritten Lager, und so weiter, übergeben, bis ɓie alle ihr Lied gefungen hatten. Dieser Unterfchied, dafs der Myrthenzweig in gerader Linie oder Schlangenweise herum gegangen fey, scheint zwar von geringer Wichtigkeit zu feyn; aber man muss ihn doch merken, weil er zu der Verschiedenheit der Meynungen von dem Urfprunge der Scolien Gelegenheit gegeben. Und von diesen Scolien haben wir in diefer Abtheilung, die von den Tischliedern handelt, vornehmlich zu reden.

Der dritte und letzte Gebrauch. Als man'

die Musik in Griechenland zu einer grössern Vollkommenheit brachte, und fich der Leyer bey den Gaftereyen bediente; fo wurden zu einem blofsen Trinkliede gewisse Gaben erfordert, die eben nicht jeder hatte. Nur die gefchickten Leute, fagen die drey angeführ ten Schriftfteller, waren im Stande, bey Tische zu fingen, und ihre Lieder nannte man Scolien. Es erhellet aus diefen verfchiedenen Zeugniffen, dass man die Trinklieder, wie fie angefangen vollkommener zuwerden, von dem Worte oxos, welches so viel als schief oder gewunden bedeutet, Scolien nannte, um entweder, wie Plutarch berichtet, dadurch anzuzeigen, wie schwer ein folches Lied zu fingen fey, oder nach Artemons Meynung, die unregelmässige Lage derer, welche fungen, anzudeuten. Denn fie lagen nicht mehr in der Ordnung, wie fonft, einer bey dem andern, sondern hier und da um die Tifche herum zerstreuet, und in fchiefen Linien einer gegen den andern über.

Einige, von denen Plutarch 17) redet, haben von dem Urfprunge der Scolien noch eine andere Meynung. Sie glaubten, dafs der Myrthenzweig nicht von Nachbar za

3

Nachbar gegangen. Sie glaubten noch, fagte er, dass die Scolien ihren Namen von dem unordentlichen Umgange des Myrthenzweiges erhalten hätten; und fie fetzten also den Urfprung der Scolien in die Zeit des andern Gebrauchs, wovon wir geredet haben, und nicht in die Zeit des dritten.

Ariftoxenes und Philon, oder Phyllis, der Muficus, welche der Scholiaft des Lucians 18), der Scholiaft des Ariftophanes 19), und Suidas 20) angeführet haben, waren der Meynung, dafs die Scolien von der fchiefen Ordnung vieler Lager auf den Hochzeiten ihren Namen bekommen, wo die Gäfte mit Myrthenzweigen in den Händen, einer nach dem andern, verliebte Sprüche und Lieder gefungen. Der Scholiaft des Ariftophanes 21) redet auch an einem andern Orte, wo er von den Scolien handelt, von dem Myrthenzweige, und er fagt ohne Unterschied bald, dass der, welcher fang, einen Lorbeerzweig, bald, dafs er einen Myrthenzweig in der Hand gehabt. Aber alles diefes verfteht fich infonderheit von der Zeit des andern Gebrauchs, da man noch keine rechte Scolien hatte. Ich will damit nicht fagen, dafs man nicht zuweilen aufferordentlicher

Weife eine Scolie mit einem Myrthenzweige in der Hand habe fingen können. Ariftophanes bemerket dieses in einem Stücke, das fein Scholiaft angeführt hat, worinn er fagt, dass man auf diese Art bey einer Gelegenheit das Lied vom Admetus gelungen, welches eine rechte Scolie war, wie wir unten fehen werden; aber das war nicht der ordentliche Gebrauch der Scolien. Man pflegte, indem man sie sang, eher ein Glas, als einen Myrthen-oder Lorbeerzweig, in der Hand zu halten. Denn Tryphon, der Grammaticus, giebt uns, im Athenäus 22), zu verftehen, dass man demjenigen, der eine Scolie fang, ein Glas gab, das besonders hierzu beftimmt war, und von dem Namen des Liedes dos genannt wurde.

Der Myrthenzweig gab, nach der Anmerkung des Erasmus 23), zu einem griechischen Sprüchworte Gelegenheit, das man wider unwiffende Leute brauchte: Bey dem Myrthenzweige fingen. Er deutet es, nach feinem Urfprunge, auf diejenigen, welche nicht auf der Leyer spielen konnten, als ihr Gebrauch auf den Gaftereyen eingeführt war. Man verwies fie im Scherze, wie Erafmus faget, zum Myrthenliede, weil fie keine Scolien fingen konnten.

Die Scolien waren alfo die eigentlichen Trinklieder der Griechen. Aufser den schon angeführten Schriftstellern verfichern diefes Phavorinus, Athenäus 24), Pollux 25), Hefychius 26), der Scholiaft des Ariftophanes 27), Suidas 28), Euftathius 29), und der Verfasser des Etymologicons 3°), mit ausdrücklichen Worten. Wir dürfen also nur noch unterfuchen, welchen Fortgang diese Art von Lie、 dern unter den Griechen gehabt habe.

Terpander ift der Erfinder derfelben gewefen, wenn wir dem Pindar, den Plutarch 31) anführt, hierinn glauben wollen. Wenn wir diefes vorausfetzen; fo dürfen wir nur die Zeit fuchen, worinn Terpander gelebt hat, um die Zeitrechnung der Scolien feft zu ftellen.

Hellanicus fagt im Athenäus 32), dass Terpander der erfte gewesen sey, der in den carneifchen Feften den Preis davon getragen. Bey eben diefem Athenäus setzet Sofimus die Stiftung dieser Fefte in die 26. Olympias; folglich lebte Terpander in eben der Zeit, das ift, gegen das 676. Jahr vor Chrifti Geburt. Die Marmorfteine des Grafen Arondels 33) bekräftigen diefe Rechnung. Sie fetzen einen Zwifchenraum von 381 Jah

« AnteriorContinuar »