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Jezt erhob fif der leutnant, trät ans fenster und maĥte zeifen mit den fingern. Di junge dame mit dem glänzenden blonden här antvortete in derfelben veife. Für den domhern var dife šprafe kabbalistiš. 'Vas bedeuten dife fingerbevegungen?' frägte er.

'Vir ferfiffern einander eviger libe unt treue,' fagte der leutnant. 'Das get nifit, das get nift, das kan if nift gestatten,' rif der domher, erregt. 'Mein gevissen ferbitet mir, hir ruig zuzufeen. fo leid es mir tut, if fee mifi feranlast, difen ferker zu stören, unt ven fi meiner ermanung nift folgen, fo verde if dem hern landgeriftsrät mitteilung dafon maffen, das fi troz feines ferbotes den ferker mit feiner toĥter fortfetzen.' Hōhvürden verden das niht tun.'

'If verde es vōl tūn, dèn es ist meine pflift, öffentlihem ärgernis entgegenzuvirken.'

Vi, her domher, fi könten es übers herz bringen, zvei libende herzen zu breffen? fi vürden uns zur ferzveiflung treiben, unt auserdēm väre es eine erlofe handlung, zu ferraten, vas fi als špion entdekt haben.'

'Mäsigen fi fif, junger man. Di rehte ere beštēt im gehörfäm gegen di gebote des Höfisten. Aber allerdings täte es mir auserordentlik leid, ven if das glük zveier jungen menšen zerstören müste. Hören fi dof auf geistlifen rat, her fon Berkan! Riften fi Iren eifer auf den militärišen dinst, auf di vissenšaft des kriges unt fergessen fi dife irdiše libe, velfe dem villen des faters entgegen ist unt Irem felenheil im vege štēt!'

'Nimals, hōfvürden, kan if meine Hedvig fergessen,' fagte der leutnant mit innigem ausdrukke, indem er di hand auf das herz lēgte.

'Nan dèn,' špraf der domher, der fif in groser ferlegenheit zviššen feinem võlvollen unt feinem pfliftgefül befand, To vil if Inen einen ausvõg förslagen. Ven es Inen durĥaus unmöglif ist, Ire libe zu ertöten, fo kommen fi zu mir in meine vonung unt treffen dort mit fraülein Hedvig zufammen. Bei mir virt nimand fi feen unt es virt jedes ärgernis fermiden.'

'Bei Inen?' fragte der leutnant im höfisten erstaunen.

'Ja, bei mir. Können fi mit Irer fingeršprafe alle arten fon mitteilungen hinüberfenden?'

'O ja, fo zimlifi!'

'Nan dèn, mein junger freund,' fagte der dōmher, indem er aufštand unt an das fenster trat, 'To telegrafiren fi dem fraülein hinüber, das if Ir fäterlifer freund unt bešützer bin.'

Der blondkopf drüben für fogleif eršrekt fom fenster zurük, als fif neben dem offizir das rötlik leuftende geistlife antliz zeigte, doĥ kerte das junge mädhen fertrauensfol zurük, als der leutnant jezt den domhern umarmte unt dadurĥ zu erkennen gab, das derfelbe ein intimer freund fei. Tif errötend grüste Hedvig herüber.

'Nun, mein junger freund, telegrafiren fi, das heute abend um feks ūr bei mir rãdevu fein kan,' fagte der domher. 'Meine tür virt Inen offen šteen.' Mit augenšeinlifer fervunderung fa Hedvig di nun erfolgenden zeifen, aber fi begrif.

Pünktlif um feks ür var der domher naĥ einem erbauliĥen špazirgange an dem šönen frülingstage zu haufe, unt als nun beide libende, zuerst der leutnant fon Berkan, dan di blonde Hedvig fifi bei im einstelten, vard er ganz gerürt fon dem anblik der dankbaren unt glüklifen gefifter.

'Euf braufe if nift mēr zu fagen, vi der apostel tat: Kindlein, libet einander,' šprah der gute domher. 'Hir ist ein zimmer, in velfem Ir Euer herz ausšütten könt, unt if felbst bleibe hir in meinem arbeitszimmer unt vaffe über Euf.'

Mit difen vorten šōb er di einander in feliger befangenheit anšauenden libenden in ein hüpš erleuftetes gemafi neben feinem študirzimmer unt fertifte fi vider in di Summa theologiae.

Den libenden da drinnen ferging di zeit fo angenēm, das fi fik fēr vunderten, als der gute domher fi naĥ anderthalb štunden in aller freundlifikeit aufforderte, fif zu entfernen. fi meinten, das fi erst zen minuten dagevefen feien unt fifi nof gar nifit refit hätten fagen können, vas si sifi hätten fagen vollen. Nur das feršpreffen, fif am näĥisten tage an demfelben orte unt zu derfelben štunde vider treffen zu dürfen, konte fi trösten. fo kamen fi am andern tage pünktliĥ vider unt auf am dritten firzën tage lang öfnete der gute domher inen feine vonung unt dankte Got, das im ein fo förtreflifes unt einfaffes mittel eingefallen fei, zu gleifer zeit den jungen leuten einen gefallen zu tun unt auf öffentlihes ärgernis zu fermeiden. Den nimals zeigte fif der rote kragen mer am fenster drüben, nimāls mēr lokte ein blondkopf mit blauen augen fon disfeits herap. Unt vi dankbar, vi glüklif di jungen leute varen!

Aber am fünfzenten tage geša etvas, vodurf der gute domher plözlif

aus feinen illufionen graufam herausgerissen vurde.

Er fas bei der berümten Summa des heiligen Tomas fon Akvino unt hilt vaffe, vi er meinte, über das libespār im andern zimmer, als fein miter, der her landgeriftsrät Schreiber, unangemeldet unt mit aufgeregtem vefen bei Im eintrat.

'Vo ist meine tofter, her domher?' frägte er mit zornigem blikke. 'Pax vobiscum', entgegnete der alte her vürdig unt fanft. För allem, her landgeriftsrät, legen fi dife mine ap, di einem kristen niht gezimt. fint dof alle irdišen güter, alle unfere befiztümer, mögen vir fi gevinnen oder ferliren, niht vert, das vir darüber unfere felenrue einbüsen, velfe das špigelbild der götlifen veisheit ist.'

'If ferlange zu vissen, vo meine toĥter ist,' viderholte jener. 'Man fagt mir, das fi bei Inen fei.'

'Unt ven fi bei mir väre, fo könten fi überzeugt fein, das fi unter dem šutze eines mannes štände, der besser als fi felbst über ire unšuld zu vaĥhen ferštēt, mein her,' entgegnete der domher. 'Värend fi bei irem fater vōnte, hat fi durf anmutige eršeinung unt di geberden der libe aus dem fenster ein ärgernis errēgt, velfies fi bei mir nift geben kan.'

'fi gešteen alfo ein, das fi hir ist. Vo ist fi?' rif ungeduldig der landgeriftsrät.

'In jenem zimmer, mein her, unt fi können fif felbst dafon überzeugen,' špraf der domher unt ging.

Im na štürmte der landgeriftsrät, unt alsbald ertönte, indem di beiden herren in der tür eršinen, ein šrei des eršrekkens.

Der her landgeriftsrät ergrif feine tofter bei der hand unt fürte fi, nift eben in der fanftesten veife, mit fif fort, vobei er fernifitende blikke auf den leutnant unt den domhern varf. Der leutnant vartete, bis beide hinaus varen, unt entfernte fif dan ebenfals fo šnel, als er konte. Der

domher blib alein zurük, šüttelte šmerzlik bevegt den kopf unt špraf für fif: '0, über den zornesmut unt das leiftfertige vefen der kinder der velt!' Aber nift lange folte er feinen betraĥtungen überlassen bleiben. Der her landgeriftsrät körte zurük.

'Her domher,' špraf er, if habe gegen eure hoĥvürden di švörste anklage zu erheben.'

'Her landgeriftsrat,' entgegnete der gute domher, 'ven if nift des gebotes der kristlifen duldung unt fanftmut eingedenk väre, fo vürde ih fi aus meiner vonung jezt fofort hinausveifen. If antvorte Inen nur, das if naf bestem vissen unt gevissen gehandelt habe. Den if habe beide jungen leute herzlif unt innig ermant, fon irer libe apzušteen; als fi mir aber erklärten, das inen das niht möglifi fei, habe ih fi aufgefordert, venigstens nift öffentlih mit einander zeifen der libe auszutaušen, fondern zur šonung der gevissen unferer näfsten fif in meiner vonung zu liben.'

'Hirüber möhte if mir di hare ausraufen!' rif der her landgeriftsrät. 'Aber, mein fererter her,' fragte der gute domher, 'da nun einmal der junge offizīr Ire tofter libt unt Ire toĥter den jungen offizir erteilen fi dan nift nah dem braufe der velt dem jungen pare Iren fegen?'

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'Aber, höfvürden, aus dem einfaĥisten grunde fon der velt: ein junger offizir mus fünfuntfirzigtaufend mark kauziōn štellen. Di befizt der leutnant fon Berkan nift, if kan dife heiratskauziōn aber auf nift štellen. ist der grund, vārum ih das ferhältnis nift dulden volte. fi bringen miĥ zur ferzveiflung!'

'O, o, mein bruder in Kristo, nifit in ferzveiflung vil if fi bringen. Aber ist difes geld virkliĥ der einzige grund Irer veigerung?'

'Der einzige, aber ein föllig genügender.'

'Nun den,' špraf der gute dōmher, fo vil if di kauziōn štellen, velfe ein fo šlimmes hindernis bildet. If vil di fumme, velfe fi nanten, Irem liben töĥterfen zum gešenk maffen.'

'Vi, höfvürden volten?' fragte der her landgeriftsrät, velfer feinen oren niht trauen volte.

'Freilifi vil if das, mein freund, dèn mir komt es fast fo fōr, als op mein förgeen in difer faĥhe, obvol fon bester aplift diktirt, dof dem misferständnis ausgefezt fei, unt auserdem ligt mir das glük der jungen leutfen am herzen — ir irdišes glük, den über irer fele friden entšeidet doĥ nur unfer groser Got.'

Der her landgeriĥitsrat kante des guten domhern reiflife glüksgüter unt ging mit einer ganz andern mine fon im, als vomit er gekommen vär. Das junge par aber, dem er di gütige apfifit des vürdigen teologen mitteilte, kam gelaufen unt umarmte den bešützer fast fo herzlih, vi es fif unter einander zu umarmen pflegte. Nof befor der vinter kam, fand di hofzeit štat, unt zu dem festmal fante der gute dōmher ein dutzend flaššen aus feinem keller, deren kvalität fon den älteren teilnemern fol gevürdigt vurde.

Di bildungsmetode.

Fon Fr. Max Bergfeld, Mühlau (bez. Leipzig). [Fgl. Reform 1893 f. 202]. Wi di erreichung eines ortes, fo auch ist di des bildungsziles an einen grad fon logik gegebener und erforderlicher tatfachen geknüpft und unmöglich oder doch höchst zufällig bei fölliger belibigkeit, woraus fich di notwendigkeit einer bestimten bildungsmetode ergibt.

Nachdem ich in der Reform' di nötigen förarbeiten dargeboten habe, fei es mir nun fergönt, in aller kürze di bildungsmetode dārzustellen, wobei ich ferweife auf meine broschüre 'Di menschenbildung', fowi auf meine arbeiten in der Täks. schulzeitung' (1892), 'Deutschen schulpraksis (1892. 1893), 'Päd. revü' (1893) und im Deutschen lererfreund' (1893). Als zīl aller bildung betrachte ich mit Kristus di feligkeit. Di feligkeit widerum ist mir eine form des lebens und zwar di höchste und schönste form desfelben. Man kan fomit auch fagen: Das zil der bildung ist leben im finne fon feligkeit. Alles wissen, wollen und handeln mus kwelle der feligkeit worden.

Als aufgabe der bildung ergibt sich aus disem zile

1. di idealifirung des gemüts und karakters gemas den im menschengeiste zur offenbarung kommenden ideen des idealen, feligkeit gewärenden. 2. di ausrüstung des bildlings zum kampfe ums dafein, da di gemeine eksistenz di bedingung idealen lebens ist.

Als mittel der idealifirung des gemüts und der ausrüstung zum kampfe ums dafein bezeichne ich di lere, aber nicht di abstrakte, leblose, fondern di lebenfolle, auf erlebnisse, interesse gegründete lere (inter-esse= dabeifein, mittendarinfein, erleben, fowi di daraus entspringende lust, teilname, lebendigkeit und tatfreudigkeit). Lernen mus ein genisen fein. Es bildet fich das gemut z. b. mer an der genossenen als der besprochenen frülingswonne, mer durch den umgang mit lebenden als durch di betrachtung fon abgebildeten tiren ufw.

'Di tät ist das wissen' fagt Göthe. Es mus mer mit tätfachen, erlebnissen, weniger mit worten und blinkenden reden (Faust) belērt, mēr dem realismus (fachpflege), weniger dem werbalismus (wortpflege) gehuldigt worden. folches leren ist dan auch nicht 'graue teorî', es ist teoretischpraktisch, nicht nur ferstand-, fondern auch gemütbildend. felbstferständlich ist, das dem bildling gelegenheit gegeben werden mus, erlebnisse zu machen, er mus fleisig hinausgefürt werden in di natur, um beobachten und genisen zu lernen, mus auch in den umgang mit menschen in ferschidenen gemütstimmungen gebracht werden (freudenfeste, begräbnisse . . .). find erst erlebnisse in genügender zal gemacht, dan kan auch der fog. 'ideale umgang', das erleben im geiste (fantafi) beginnen.

Alles alfo möglichst realistische, nicht aber etwa materialistische leren steigt nan drei stufen empor.

Di erste stufe ist di des finlichen wärnemens und förstellens und domgemäs des finlichen genisens, finlichen empfindens, wi auch finlichen begerens und handelns. Es ist dis di stufe der finlichkeit oder empiri. Kind und natürmensch, fowi der ungebildete, fleischliche, törichte mensch (zu den gebildeten rechne ich nur di filofofen oder geistlichen menschen) steen fōrwigend auf difer stufe; das höere, geistliche (ideale) leben schlummert noch. Je mer dasfelbe erwacht, desto mer erhebt fich der mensch auf di stufe der geistlichkeit oder filofofi (libe zur weisheit oder zum geistlichen). Auf difer stufe findet nun nicht mer bloses anschauen und (befonderes oder algemeines) förstellen stat, der mensch dringt för fon der wirkung zur arfache, fon der erscheinung zum wefen der dinge, fon der schale zum kern (indukziōn), er begreift. Di welt und menschheit, di im erst nur ein schauspil war, erscheint im nun als werk

eines schöpfers (kaufäl-begrif), der weltprozès als offenbarung und ferwirklichung götlicher ideen (final- oder idealbegrif).

Es erscheint dem menschen di welt nicht mer in Irer gemeinen wirklichkeit, fondern wi fi fein kan' und fein fol', es ligt das reich des idealen, des fitlichen (reich Gottes) for im, und di wissenschaft wird zur fittenlere. Zunächst allerdings ist des menschen wissen stükwerk, aber er fucht das ganze zu gewinnen, er ordnet di bruchstükke, ferbindet fi und erhebt fich damit auf di stufe der ordnung oder fistematifirung, auf der gänzlichkeit, einheit und harmonî herscht.

Fom finlichen zum geistlichen, zum geistlichen als einheitlichem ganzen, das ist der weg, den man nach der hir dargestelten, nämlich der empirisch - filofofisch - fistematischen metode zu geen hat, eine metode, di fich für di einfachste folksschule wi für di hochschule eignet und di der entwiklung des einzelnen menschen, fowi der der ganzen menschheit entspricht. Eine überficht nimt sich so aus:

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1) stufe der finlichkeit oder empirî.

2) stufe der geistlichkeit oder filofofi.

3) stufe der gänzlichkeit oder des fistēms.

Möge dife metode beifal, anwendung und förderung finden; fi ist der einzige weg warer menschenbildung. Man fergleiche fi auch mit aussprüchen Kristi über irdische und himlische dinge. Mat. 6, 19. 20. 33.

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* In dem foeben erschinenen liderbuche für deutsche lerer, herausgegeben fom hauptlerer Sturm in Goldberg in Schlefien, hat auch das fon unferem mitglide A. Lichter-Gros - Friedrichsfelde gedichtete und fon den fereinsgenossen allerwärts for beifällig aufgenommene fi-fereinslīd (Ref. 1893 f. 32) in unferer übergangsschreibung aufname gefunden. Das genante buch, welches unferen mitglidern aus dem folksschullererstande aufs beste empfolen worden kan, ist für 75 pfennige fon der Priebatsch'schen buchhandlung in Breslau zu bezien.

Šprafilifies unt fereinsangelegenheiten.

F. T. feitengänger. Auf der in den pfingsttagen in Stuttgart štatfindenden 'Algem. deutšen lererferfamlung' virt her mittelsüllerer Klemm aus Heilbronn über den folgenden gegenstand reden: 'Varum ist eine endgiltige regelung der deutšen rehtšreibung dringend notvendig? In nr. 15 (12. april 1894) der Pädag. zeitung' feröffentlift er di leitfätze feines förtrages. fi lauten:

'I. Eine durfgreifende, algemein giltige reform unferer näĥ ländern. zeršplitterten, inkonfekventen, švirigen ortografi ist ein dringendes unapveisbares bedürfnis.

II. Als leitštern für dife regelung unferer deutšen reĥtšreibung kan unt darf nur das fonetiše prinzip dinen.

Hirzu bemerken vir noĥ:

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