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feit einigen wochen herschte in Neuyork eine bakofenhitze; glüend brante di fonne herab auf di strasen der rifenstat, di atmosfäre war in hitze gebadet und flimmernd stralte di wärme zurük fon den steinpalästen und fussteigen der metropole des ostens. Schon rüsten fich di lezten der oberen hunderttaufend, welche bisher noch durch geschäfte zurükgehalten wurden, dem gewüle der grosstat zu entflien.

Nach angestrengter jaresarbeit lag ein fekswöchiger urlaub for mir; um einen langgehegten reifeplan nach dem westen endlich auszufüren und gleichzeitig einer angenemen pflicht nachzukommen, entschlos ich mich nach kurzem zögern, der widerholten einladung eines schulfreundes in Salt Lake City [spr. sålt leik sitti] folge leistend, zu einem befuche in der Mormonenstat. Zum fergnügen nach dem wilden westen reifen und gar zu den Mormonen darüber wird mancher lefer ferwundert das haupt schütteln. For zen bis fechzen jaren wäre ein folcher ausdruk der ferwunderung allerdings gerechtfertigt gewefen; heute, wo Amerikanischer unternemungsgeist di westlichen staten und territorien mit iren ungeheuern reichtümern der zivilifazion erschlossen hat, wo das dampfros di reifenden mit der grösten bekwemlichkeit kwer durch Nordamerika, fon der Atlanticbis zur Pacific-küste gleichfam im fluge dahinträgt, heute ist der 'wilde westen' bei weitem nicht mer fo wild, als man denfelben fich forstelt. Wo for fünfzen jaren noch büffel und prärîhund unbelästigt ir spil triben, da ragen heute prächtige turmgeschmükte tempel gen himmel, und weite schulhallen, welche den fergleich mit dem befölkerten osten oder dem Europäischen kontinent fer wol aushalten, geben zeugnis fon dem fortschrit der kultur. Zwar gibt es auch jezt noch grose unangebaute landstrekken, welche fich oft meilenweit an den bänstrekken entlang zien, doch wekseln difelben ab mit reichen stäten*), palastänlichen farmhaüfern, fruchtbaren äkkern und goldenen weizenfeldern, fo weit das auge reicht. Was ferner das weitere schreknis, di Mormonen, anbelangt, fo find difelben schon lange nicht mer di einzige glaubensgenossenschaft, welche di umgebung des grosen falzfēs befölkert. Das ferdinst mus man inen jedenfals lassen,

*) oder 'stätten'; di aussprache schwankt.

das fi es waren, welche gegen 1847 als erste anfidler den wunderfollen flekken erde erschlossen und der weitern kultur zugänglich gemacht haben. Doch ich wil nicht forgreifen.

Wol forbereitet und für di mertägige eifenbanfart hinreichend mit einigen flaschen alten kaliforniers ferfeen, fertraute ich alfo meine perfon one bedenken einer Palastcar' der Central Pacific Railroad) an, welche mich in etwa fünf tagen bis zu meinem zil bringen folte.

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An Pittsburg, der hauptstat Penfilvaniens, mit feiner kolossalen eifenindustri und den auf meilen hin leuchtenden hochöfen, forbei nach Columbus (Ohio) [i ai] mit kurzem aufenthalt weiter nach Indianópolis, im state Indiana, und durch den stat Illinois mit feinen fruchtbaren farmen ging es in den beiden ersten tagen im fluge bis zur stat des hl. Ludwig, Saint Louis [sä lui]. Da ich dife strekke schon haüfiger in geschäften zurükgelegt hatte, bot di onedis an aüsern eindrükken reizlofe fart fer wenig interessantes und nichts neues.

Erst nachdem wir di gelben fluten des Mississippi hinter uns gelassen hatten und weiter nach dem westen kamen, wurde di fart auch an aüsern eindrükken interessanter. Bei Kansas City war einer meiner reifegefärten for merern jaren fon zugpiraten feiner fämtlichen wertfachen fowi mererer hundert dollars-noten beraubt worden; erstaunt und erschrekt zugleich faen di mitreifenden auf, als der alte her bei der erzälung difer episode im eifer des gespräches das kommando der raüber zum aufheben der hände: hands up! [hændf ap] zimlich laut widerholte.

Bald ging di fart zimlich füdlich auf di Rocky Mountains [máuntinf], das Amerikanische Felfengebirge, zu, dan wider nordwestlich durch das gebirge. Noch eine tagereife, an naturschönheiten di interessanteste, und ich war am zile meiner fart. Difer teil der ban, welcher in einer höe fon etwa 2500 meter über dem meresspigel das gebirge im Evanspas bei Sherman**) überschreitet, gibt ein fo glänzendes zeugnis fon der möglichkeit der überwindung technischer schwirigkeiten beim baue einer ungeheuern banstrekke, wi wol keine zweite eifenban der welt. Wild romantische szenerien in furchtbaren felsschluchten, durch welche fich der zug gleichfam hindurchwindet, wekseln ab mit herlichen fernfichten fon der höe eines gebirgsplatōs, welches di maschine pustend und schnaufend im zikzak erklommen; hir get es auf schwebender brükke über einen schwindelnden abgrund, dort ferschlingt der dunkle schlund eines rifigen felfentunnels di ganze wagenreie, um gleich darauf inmitten einer lachenden flur und herlicher weidetriften di reifenden wider ans tageslicht zu befördern. Di prächtigen einblikke in das grose Felfengebirge und der anblik der schnebedekten hoen bergesgipfel, um welche fich das bangeleife herumschlängelt wi ein eiferner gürtel, lassen di müfeligkeiten der reife wenig empfinden. Alles, was nur an wild romantischen naturschönheiten irgend eine reife biten kan, bitet dife in folstem mase.

Mitten in der nacht langte der zug an meinem zile an; schon einige meilen for der stat hatte ich den zeitungsjungen, welcher den reifenden di abendzeitungen fon Salt Lake City anbot, freudig bewilkomnet. Troz der

spr. sentrǝl pəsiffik rēilrõud.

*) spr. 'ijven' und 'šermən' (e ein a mit leicht gehobener mittelzunge).

neuheit der fart und der naturschönheiten des lezten teiles der reife war ich herzlich fro in dem gedanken, endlich meine glider ein mal ordentlich denen und stat in der engen schlafkabine in einem guten Deutschen bette ausruen zu können. Fon der ganzen familie meines freundes, welchem ich fon Denver aus meine ankunft telegrafisch mitgeteilt hatte, empfangen, erinnere ich mich noch dunkel, wi ich gleichfam im triumf nach haufe gefürt wurde, mechanisch stand ich rede und antwort, bis di müdigkeit mich übermante, ich einschlif und zu bette gebracht wurde.

Bereits ging es gegen fir ur nachmittags des folgenden tages, als ich aus tifem, traumlofem schlaf erwachte; noch fermeinte ich das geraüsch der rollenden eifenbanräder und das stampfen der maschine zu fernemen, als mein freund Fred Möller, wolbestalter doctor rer. nat. und leiter der fäterlichen chemischen fabriken, dabei fer tüchtiger geschäftsman, wi ich in der folge zu erfaren gelegenheit hatte, mir mit einigen energischen aufforderungen aus dem bette half, um mich den damen des haufes bei tageslicht forzustellen und mir for dem essen noch einen kleinen teil der stat zu zeigen. Nochmals herzlich bewilkomnet fon allen angehörigen der familie, schlenderten wir dan arm in arm dafon.

Salt Lake City, falzfestat, fo benant nach dem Grosen falzfe, welcher in geringer entfernung fon der stat einen flächenraum fon 2500 kwadratmeilen einnimt, ist di hauptstat des territoriums Utah*). Bereits for der zeit, wo Kalifornien durch das gerücht über feinen goldreichtum fon dem abschaum aller herren länder überschwemt wurde, war Utah gegen 1847 zuerst fon allen West-staten fon akkerbau treibenden anfidlern, den Mormonen, befölkert worden. Di eigentümliche religionsgenossenschaft der Mormonen, welche di filweiberei gestattete, und di fozialen ferhältnisse in der jungen anfidelung hilten difelbe naturgemäs in den ersten jarzenten abgeschlossen fon fremdem einflus und getrent fon iren Amerikanischen nachbaren. Erst anfangs der fibenziger jare wurde das territorium fon unternemenden Yankees [jæŋkif] dem algemeinen ferkêr eröfnet, dessen reichtümer almälich aufgedekt wurden, und nam feit der zeit einen steten aufschwung. Heute, d. h. zur zeit meines befuches, ist es eine stat fon über 35 000 einwonern, gelegen am fuse und abhange der Wafatch-berge, der nordwestlichen auslaüfer des grosen Felfengebirges. An der stelle des feinsten statteiles, welcher ein kleines gebirgsplatô krönt, fol einst ein gebirgsfe gewefen fein, welcher fein wasser im laufe der zeit an den falzse abgegeben hat. Fon difem platô aus nach westen gefeen, dent fich der falzfe in einer stunde entfernung nördlich und füdlich naezu hundert meilen weit aus; kleine infeln und felfige eilande, teilweife mit farmhaüfern und parkartigen anlagen geschmükt, erheben fich aus der schimmernden flut und bilden im ferein mit den an den ufern des fees ligenden badeplätzen ein anmutiges landschaftsbild. Di reinlichkeit der stat und irer haüfer, di breiten strasen mit iren schattigen alleen und den fortwärend rifelnden strasenrinnen, di nidlichen villen, welche ferstekt im schatten fruchtbarer obstbaume fon allen hügeln und abhängen aus dem grünen herforlugen, di zalreichen spitzen kirchtürme, welche in di merkwürdig klare fonnige atmosfäre emporragen, dabei das glitzern des fes, das hin- und hereilen der d...pfbote auf demfelben, di filen kleinen fegelbote, welche fich wi

*) spr. juŭtə (ŭ mitlautendes u).

weise schwäne auf dem wasser zu wigen scheinen, dahinter wider waldreiche hügel und abhänge, welche almälig emporsteigend fich in starre gebirgszakken am horizont ferliren, dis alles umfaste mein auge mit éinem blik. (Schlus folgt.)

Schwere dinge.

Und hast du studirt auch bei tag und bei nacht,
Und hast du's auch bis zum gelerten gebracht,
Zwei dinge erfassest du nimmer und ni:

Di frau'n

und di Deutsche ortografi!

(Wiesbadener Tageblatt.)

* Der als erfinder des Volapük bekante pfarrer M. Schleyer in Konstanz (mitglid des Lateinfereines), der schon im fergangenen jare fon der regirung der Fereinigten staten fon Nordamerika erfucht worden war, feine Volapük-literatur zur weltausstellung nach Chicago zu fenden, hat kürzlich fon ebendort di einladung erhalten, den erenfizeforfiz des kongresses in Chicago zu übernemen. Übrigens scheint di bewegung zu gunsten des Schleyerschen Volapüks in den lezten jaren zurükgegangen zu fein. fo hat fich z. b., wi der Temps [spr. ta] meldet, di Franzöfische Volapük-gefelschaft unlängst aufgelöst, weil fi 'für di bewegung keinen erfolg mer fee.'

Firter nachtrag zum ferzeichnisse fon Frikkes schriften.

(Fgl. Reform nr. 4, 5, 7/8 unt 11 f. j. 1892).

Di 'Neue Bad. Schulzeitung', di erste füddeutsche schulzeitung, welche zur gründung eines ortografifereins aufforderte, (unter dr. Meufers leitung), enthält in irem jargang 1877 folgende zum teil auch anderweit, auch in der Reform abgedrukte beiträge dr. Frikkes:

'Di ortografireform und di schule'. Ferner: 'Über den geschichtsunterricht.' (Eine probe aus der algemeinen organischen unterrichtsmetode.) Ferner: 'Di fittenlere in der schule.'

Im jargang 1878: 'Kaifer Jofef und der postferwalter' (gedicht in Frikkescher ortografi, ferfast fon Frikke). Ferner: Ballade: 'In der Magdalenenkirche zu Paris.' 1881: Über di aussprache geografischer und geschichtlicher eigennamen.' 1882: 'Des Deutschen folkes erentage' (gedicht).

1885 Über den Lateinisch-Grichischen erziungszopf.'

1886: 'Di Deutsche einheitsschule. Ferner: 'Ein wort zur ferständigung über di Lateinschriftfrage.' Endlich: 'Über das wefen des grammatischen geschlechts."

Šprafilifies unt fereinsangelegenheiten.
Šriftleitung der Reform.

Auf meine bitte übernimt mit förligender nummer zunäĥst auf mindestens etva ein halbes jar di šriftleitung der Reform her pfarrer Johannes Spiefer in Waldhambach bei Diemeringen, Unterelfas. Her Sp. ist den fereinsgenossen durf eine anzal fon beiträgen zur Reform bereits forteilhaft bekant; er ist überzeugter anhänger unferer faĥhe unt virt di šriftleitung der Reform im bisherigen finne unt geiste veiterfüren. Beiträge für den unterhaltenden teil bitte if fortan direkt dem neuen šriftleiter zuzufenden ; auf kurze tatfäflife mitteilungen zur šrift- und reĥtšreibfrage können an difen (oder auf an mif) geriftet verden. Fereinsberifite unt fonstige zušriften in fereinsangelegenheiten bitte if naf vi fōr mir zugeen zu lassen,

Her Sp. gibt naĥšteend auf meine bitte den fereinsgenossen einige mitteilungen über feinen lebens- unt bildungsgang. Ih špreffe hern Sp. meinen herzlifen dank für di übername der šriftleitung aus unt hoffe nun endlif. di zeit zur fortfürung unt baldigen folendung der neuen auflage des ‘Abrisses' zu gevinnen.

Kassel, am 17. april 1893.

Edvart Lohmeyer.

Dem vuns des hern obmans entšprefifiend, teile if hir über meinen lebens- unt bildungsgang den fereinsgenossen folgendes mit. Meine heimät ist das dorf Mülbafi im Münstertal im Oberelfas, vo if 1862 geboren vurde unt fon 1867-1874 di šule belüfte. Fon 1874-1879 var ih šüler der reālšule des benafibärten štāthens Münster. Nafidem if mifi värend difer zeit durf felbstunterrifit in Latein unt Grifiš darauf förbereitet hatte, trat if 1879 in das gümnasium zu Kolmar ein, das if 1882 mit dem reifezeugnis ferlis, um mifi dem študium meines damaligen liblingsfafis, der matematik, zu vidmen. Värend der ferien änderte if aber mein forhaben unt entšlos mifi zur teologi. If ging zu dem zvek afit femester naf Strasburg unt ein femester nafi Berlin. Fon den feršidenen teologišen fäffern zōg mifi befonders di alttestamentlife foršung an, unt zvār am meisten deren šprafilifie feite. Nafi beštandener prüfung, ōstern 1887, var ifi zvei monate vikar in fulzern im Münstertal unt über zvei jare in Zabern. Im herpst 1889 vurde ifi zum pfarrer nafi Valdhambafi ernant.

Värend meiner reālšulzeit erhīlt if durf di anregungen meines lerers Mankel (aus Hessen gebürtig), dem ifi zu feiner arbeit über di Münstertäler mundart einen grosen teil des štoffes liferte, ein reges interesse für mundärtlife unterfufiuugen. In den feršidenen 'Järbüfern für gešifte, šprafe unt literatur Elfas-Lotringens' feröffentlifite if feit 1885 in lauttreuer šreibung eine reie fon šprafiproben aus meiner heimatlifien unt feršidenen andern mir zugänglifien mundärten.

Durf einen auffaz in der 'Deutšen Varte' lernte if im fommer 1891 unfern ferein kennen. Da ih längst änlifie gedanken gehegt hatte, vi i fi im ferein fervirklift fand, trat if im bald als ordentlifies mitglid bei. Dem brifveksel mit dem hern obman ferdanke ifi aufi, mittelbar oder unmittelbär, meine bekantšaft mit den vifitigsten erzeugnissen des neuern lautvissenšaftlifien šrifttums. Das er mir nun als einem neuling im ferein di šriftleitung überträgt, refine if mir zur hoen ere an unt verde mifi darum bemüen, das in mifi gefezte fertrauen durfi treue arbeit an unferer gemeinfamen guten fafifie allezeit zu refitfertigen.

Valdhambafi, am 19. april 1893.

'Etvas über ortografi'.

J. Spiefer.

Feranlast durf di in nr. 1 der Reform d. j. f. 16 f. vidergegebenen aüserungen des hern fon Geyern über ortografi, fendet her oberlerer J. Bernhardt-folingen einen for ein pär jaren in der 'Kieler Zeitung' eršinenen auffaz ein, veil es interessant fei, daraus zu erfeen, bis zu velfem grade fon ferr-, fagen vir hoflif ferrantheit, es der mens bringen kan. Etvas über ortografi' nent fi der auffaz, Paul Mannsberg der her ferfasser. If kan mir nift ferfagen, den lefern der Reform aus dem zimlif langen mafverke ein pär kleine proben aufzutiššen. Di 'umšturzapostel' auf dem gebite der ortografi begreifen nifit di 'Onomathopoetik' der špraĥe; vor aber dife 'nift begreift unt als unpraktiš hemmend beifeite šibt, ist ein ferbreffer an der šprafe; er raubt ir das leben, er eršlägt fi brutal, nafdem er fi, filleiht für jarhunderte den fürfterlifisten kvalen ausgelifert."

'Rafende ortografiše reformen . . . füren zum špräflifen felbstmorde' 'Ehre! Das ganze geviĥt difes oft ferhängnisfollen, di eršütterndsten romane der virklifikeit erzeugenden begriffes ligt in dem klar unt štark

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