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Inschriften. Die passendste vielleicht hat er sich selbst gesungen in den Worten, die er seinem Waffengenossen, dem Major von Blumenthal, nachsang.

"Kleist war groß von Person, und edlen, martialischen Ansehns. Freundlich ernst, voll inniger Güte, redlich, aufrichtig und offen war der Ausdruck seines Gesichts. Sein gro ßes feuriges Auge zeugte gleich sehr von der strengen Tugend und von den heitern Gesängen feines Innern. Der Kummer seines Lebens war vor den Augen der Menge tief in seinem Herzen verschlossen, ein Geheimniß seiner Freunde und seiner Muse; er hatte seine ent stellenden Spuren dem seelenvollen Antlige nicht eingehaucht. Sein Herz schlug in Menschenliebe und Wohlthun; Verstellung war ihm völlig fremd und gehässig. Seine Untergebenen liebten ihn wie ihren Vater und folg= ten ihm treu auf der Bahn des Sieges bis zum Tode. Seine Vorgesetzten zwang er, ihm mit Achtung zu begegnen, denn er that immer mehr als seine Pflicht gebot; mit kalter Resignation litt er ihm zugefügtes Unrecht, während er ihm erwiesenes Lob nur mit jener liebenswürdigen Bescheidenheit aufnahm, welche ein Grundzug seines Charakters war. Seine

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Freunde liebten ihn als ihren Getreusten in Glück und Noth, er war ihr Stolz und ihre Lust, und sie blieben ihm treu in jedem Verhältnisse; denn er schonte ihre Launen und Schwächen, während er ihre Vorzüge mit desto zärtlicherer Liebe anerkannte. Eitel war Kleist in keiner Rücksicht, ehrgeizig in jeder, dabei aber zu rechtlich, als daß er seinem Ehrgeize je unedle Gewalt über sich eingeräumt hätte.

Sein in Unschuld und Einfalt arglos reines Gemüth hat Kleist selbst in allen seinen Poesien treu gezeichnet, und vorzüglich treffend in den Erzählungen: die Freundschaft," und „Arist und in dem Fischer - Idyll: "Irin.“ Überhaupt war in Kleist der Dichter von dem Menschen nur selten geschieden; so daß man den Dichter nur dann gerecht würdigt, wenn man sich ihm als Menschen innigst befreundet fühlt. Er selbst fand im Dichten mehr ein sittliches, denn ein künstlerisches Ergößen, und er liebte die Muse nur als den erheiternden trostreichen Genius seines vielfach verkümmerten Lebcns.” *).

*) Vergl. das Leben Kleist's von Körte in,,Kleist's sämmtlichen Werken, 1. Bd."

Wir verehren in Kleist einen der besten Bildner der deutschen Literatur. Korrektheit des Ausdrucks und glücklich gewählte Bilder, in denen er gewöhnlich die Natur mit frischem Leben zeichnet, sowie ein hohes Feuer der Begeisterung und Fülle, und Wohlklang der Diktion, charakterisiren seine Gedichte. *) Durch seinen Frühling erhob er sich weit über sein Zeitalter, es stellte ihn Klopstock zur Seite. So urtheilen wenigstens seine Zeitgenossen, und nicht in Deutschland allein; das ganze übrige civilisirte Europa machte sich das treffliche Gedicht durch zum Theil gelungene Überseßungen zu eigen und feierte seinen Verfasser hoch. Die neuere Kritik hat es unglimpflich beurtheilt. Wahr ist es, daß es ihm, abgesehen von seinen rhythmischen Mängeln, an Einheit fehlt, daß seine einzelne Theile oft ohne allen Zu sammenhang nebeneinander stehen; in manchen mag es nur als ein Mosaik gemälde gelten; aber als solches ist es das köstlichste, schönste, was wir besizen. Insonders ist dem Dichter das eigentliche Pittoreske in den Schilderungen unübertrefflich gelungen. Treffliches leistet Kleist auch in der Fabel, der Idylle, der

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*) Pölik Handbuch, 1. Bd. S. 391. Kleist's Gedichte.

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Hymne; vorzüglich in leßterer, wo sich sein kindlich-frommes heldenkräftiges Gemüth in seis ner ganzen Fülle äußern konnte. Sein, auf Lessings Anregung gewagter Versuch im Gebiete des Drama, sein Seneca, war ein Fehlversuch. Es blieb auch bei dem Entwurf; denn nur als Entwurf kann das Produkt gelten, was wir unter jenem Namen von dem Dichterhelden besißen.

Kleist's sämmtliche Werke sind von seinem Biographen, Wilhelm Körte, gesammelt, seit 1803, in Berlin (bei Herbig) in mehreren Ausgaben (2 B. 8. und 12.) er: schienen.

Meyer.

E. Chr. v. Kleist's Gedichte.

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