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iü entweder unmittelbar in əü

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wie Bechstein will oder zuerst in üü gewandelt, wie die Alemannen und Ostfranken, und dieses üü geradeso wie î und û behandelt, d. h. daraus ǝü, geschr. eu, gemacht; das ist bald die herrschende Schreibung bis ins 15. Jahrhundert, von da ab treten öfter wieder ui und oi aus der ländlichen Umgangssprache daneben. In der Schweiz sind die neuen üü auch behandelt worden wie î und û, d. h. der Regel nach einfache Längen geblieben1). Man hat also für das 12.-13. Jahrhundert die Wahl zwischen iü, üi, üü und vielleicht schon ui (was im 13. Jahrhundert schon oft vorkommt, aber auch üi sein kann). Das alles gilt jedoch nur für das „organische“ in (wie Bechstein das alte, schon ahd. vorhandene bezeichnet). Das nicht,,organische" iu ist eben in der That gar kein iu. Glauben wir, daß & aus ô, & aus â einfache Längen waren (und in der eleganteren Aussprache waren sie es doch höchst wahrscheinlich), dann werden wir auch den Umlaut von û als einfache Länge betrachten dürfen, solange das Gegenteil nicht erwiesen ist. Daß er sich aber vom ,, orga= nischen" iu in Baiern und Schwaben unterschied, ist in den letzten Jahren zur allgemeinen Überzeugung geworden. Beweis dafür sind die heutigen Mundarten (haiser, heiser gegenüber zuig, zoig), die ältere Form der Diphthonge in Baiern (häuser zeug), und, worauf man noch viel zu wenig geachtet, die Schreibungen der besten Zeit. Lange nicht überall, wo die Ausgaben iu bieten, haben es auch die Handschriften. Auch sehr wichtige Handschriften sind ihrer Orthographie nach für gute Kenner des Mittelhochdeutschen eine terra incognita; ich werde darüber an anderem Orte einen merkwürdigen Beleg geben. Viele sorgsame Schreiber des 13. Jahrhunderts scheiden nämlich in Baiern wie in Schwaben zwischen iu (i) und ů (oder u) sehr genau. Es bestand der Unterschied also auch in litterarischen Kreisen, obwohl die Reime der Dichter ihn öfter verleugnen. Ich habe nicht bloß auf Grund der heutigen Mundarten die Scheidung in meiner mhd. Grammatik und in der neuen Auflage des Englmannschen Lesebuchs durchgeführt, sondern in engerem Anschluß an die Überlieferung als selbst Lachmann und Grimm. Ich glaube auch hier empfehlen zu dürfen, das alte iu so, das „, unorganische“ aber mit den besten Handschriften ů zu schreiben). Der Vollständigkeit halber sei an dieser Stelle daran erinnert, daß auch in einen Umlaut erleidet, nämlich den in ù, lüte ahd. liuti hat allenthalben denselben

1) So scheint auch v. Bahder, Literbl. 1894, S. 219 die Verhältnisse aufzufassen.

2) iu möchte ich als Diphthong gelesen wissen; ich rate meinen Zuhörern, auf die Gefahr hin einen kleinen Anachronismus zu begehen, üi oder ui zu lesen, da die Aussprache iu leicht zweisilbig gerät ziuc zi-uc.

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Vokal wie håser ahð. hûsir. nächst iü, dann erst ů: ein Beweis mehr für Bechsteins Ansicht über die Aussprache der organischen iu. Ausführlicheres hierüber werden meine Erläuterungen zu meiner mhd. Grammatik bringen. Vor allem sollen sie erörtern, warum im Bairischen iü aus iu mit dem umgelauteten iü nicht zusammengefallen ist (zeug læut).

Der Umlaut von iu war natürlich zu

Würzburg.

4.

Oscar Brenner.

Da wären wir endlich (Ztschr. 8, 691 flg.).

Daß der Konjunktiv mehr als der Indikativ sei, scheint mir doch nicht einleuchtend. Wenigstens mutet er mich nicht gerade kräftiger an. Allerdings darf man nicht dem „Da wären wir endlich!" gegenüberstellen ,,Da sind wir endlich", sondern ,,Da waren wir endlich!" Mit einem tiefen Seufzer der Erleichterung rufen wir: So, das war gemacht!" Das hat nach meinem Gefühle mehr abschließende Kraft, als

"

gemacht"; in diesem dünkt mich, liegt so etwas wie rückschauende Betrachtung, die Freude scheint sich nicht rein und unvermischt auszusprechen, vielmehr mit der Erwägung gepaart zu sein: Es hat aber auch Zeit und Kraft genug gekostet. Einen solchen Gedanken wird man in den Indikativ nicht legen können, der bezeichnet die Thatsache an sich. In die Vorvergangenheit aber legen wir den Abschluß dessen, was soeben erst vollendet wurde, weil es da noch deutlicher als hinter uns liegend bezeichnet ist. Dies Gefühl des Abschlusses beseelt wohl auch den Essenkehrerjungen, der mit dem Anspruche eines Trinkgeldes zur Thür herein meldet:,,Wir waren fertig mit Kehren!"

fallen.)

Dresden.

5.

Kinderreime aus Meklenburg.

1. Ringel, Ringel, Rosen,

Schöne Aprikosen,

Veilchen und Vergißmeinnicht,

Alle Kinder setzen sich.

Carl Müller.

(Die Kinder tanzen im Kreise herum, und lassen sich bei den lezten Worten

2. (Beim Tragen der Handlaterne aus buntem Papier.)

Im Keller ist es duster,

Da wohnt ein armer Schuster.

Er hat kein Licht, er braucht kein Licht,

Da scheint die liebe Sonne nicht.

3. (Wenn der Vater seinen ein- bis zweijährigen Sohn auf dem Knie reiten läßt.)

Zud, zuck, zud, zud Habermann.

Treck mînen N. (—ing) dei Stäwel an.

Tred jei ût, treck sei an,
Ritt hei as'n Eddelmann.
Ritt hei nich so stur,

Denn ridd hei as'n Bur.

Bur, Bur, Bur, Bur, Bur.

4. (Wenn der Vater Sohn und Tochter auf seinen Knien reiten läßt.)

Hott, hott, hott, hott, Häling,

Hansing up dat Fäling,

Greting up dei bunte Kauh,

So riden sei nah dei Mähl hentau.

Eei geiten den'n Weiten woll up den'n Rump,
Dunn säd dei Mähl rapumpel rapump.

Rapumpel, rapumpel, rapumpel, rapump.

Wismar i M.

O. Glöde.

Einhundert und fünfzig ausgewählte deutsche Gedichte, schulgemäß und eingehend erläutert 2c. von Ernst Eckardt, Königl. Sächs. Schulrat und Bezirksschulinspektor. Wurzen und Leipzig. Verlag von C. Kiesler 1890. Lieferung 1.

Das Buch, soweit es uns vorliegt (Lieferung 1), darf sich neben andern sehen lassen, nicht zum mindesten seiner Anlage halber. Die besprochenen Gedichte sind litterarhistorisch geordnet und reichen in der ersten Lieferung von denen Luthers bis zum Sommerlied von P. Gerhardt.

Dem abgedruckten Text folgen Erklärungen, die den Gedanken des Dichters nachgehen, eine Überschrift über das Gedicht, die Angabe des Grundgedankens, des Gedankenganges in seiner eigentümlichen Entwickelung, Bemerkungen über die Form (Versmaß, Dichtgattung, Regeln der Poetik, wie sie gerade im vorliegenden Stück zur Anwendung kommen), Winke über den Vortrag, über einen Aufsaz, zu dem das Stüd auffordert, endlich Geschichtliches darüber, während Angaben über das Leben des Dichters, über wichtige Ereignisse daraus, über das Eigene seines Schaffens, über einzelne wichtige Leistungen die ganze Besprechung eröffnen.

Den Erklärungen folgt man mit Teilnahme; nur lassen sie den Leser wohl einmal im Stich. So sucht er sich vergebens über das erste Wort in,,Schalt diß Wagschiflein nach begehren“ S. 36 aus Joh. Fischarts glückhaftem Schiff zu unterrichten. Schalten = fortschieben, besonders ein Wasserfahrzeug mit der Stange; schalte mhd. Stange zum Fortstoßen des Schiffs, scaltscif ahd. – Fahrzeug, das mit der Stange fortgestoßen wird, ein Fahrzeug zum Flußüberseßen; vergl. Schaltjahr, ein Jahr, in das ein Tag eingeschoben ist; Schalter Schiebethür.

=

Manche Erklärungen, auch treffliche, werden freilich in einer künftigen Auflage fallen, da sie sich auf falsche Texte stüßen. So muß es statt ,,hochgelobte" S. 58 hochbegabte Nachtigall heißen (P. Gerhardts Sommerlied Str. 3). Zu verwerfen ist auch: Schau an der schönen Garten-Zier" (S. 58). Es muß heißen Gärten Zier. Garten-Zier hat nur Ebeling in seiner Gesamtausgabe der Lieder P. Gerhardts, Berlin 1667. S. 108. Aber schon in der nächsten Ausgabe 1669 sezt er Garten Zier ohne Bindestriche. Wir können aber getrost Gärten Zier sehen wie alle Runge-Crügerischen Ausgaben der Praxis pietatis melica, mit Ausnahme der vom Jahre 1666, da deren Lesart Garten Zier gegen die Form Gärten Zier in den Ausgaben 1656, 1661, 1664, 1672 nicht ins Gewicht fällt.

Plauen i. V.

H. Schuller.

Maria Stuart. Von Professor Dr. Storm in Christiania. Übersezt von Dr. Wittmann. München, Mehrlich. 1894. Mit Jllustrationen. Die Untersuchungen über Maria Stuart finden durch dieses Werk ihren vorläufigen Abschluß. Das Ergebnis ist: völlige Unschuld der Königin in betreff der Ermordung Darnleys und in betreff ihrer Entführung durch Bothwell. Wer unbefangen die Ausführungen des Verfassers verfolgt, besonders bei der eingehenden Besprechung der acht Kassettenbriefe, wird nicht anders können, als diese für eine ebenso grobe als gemeine Fälschung zu halten. Das Buch sei hier den Lehrern empfohlen, die Schillers Dramen zu erklären haben; die Bilder können den Schülern einen Begriff geben von dem Äußern der Schottenkönigin in ihren verschiedenen Lebensaltern, von ihrem Palast Holyrood, ihrem Gefängnis Lochleven 2c. Die Übersetzung macht beim Lesen den Eindruck eines Originals.

Flensburg.

E. Wafferzieher.

Auf Schröers Faustausgabe, von der die dritte, durchaus revidierte Auflage vorliegt (Leipzig, Reisland), sei hier nur empfehlend hingewiesen. Wer Faust mit Kommentar lesen will - und einmal muß ihn jeder durchgearbeitet haben - greife zu dieser Ausgabe: Sie zeichnet sich auch durch gute Ausstattung und Handlichkeit aus.

Flensburg.

E. Wasserzieher.

Jörg Jenatsch. Eine Bündnergeschichte von Conrad Ferdinand Meyer. Unter den neuen Romanschriftstellern nimmt C. F. Meyer eine bedeutende Stellung ein. - Wir haben hier nicht die Absicht darüber zu streiten, welche Art der Romane die beste sei; wir wollen nur bemerken,

daß die sogenannten historischen Romane bei uns sehr beliebt sind. Dafür sprechen die zahlreichen Auflagen, welche G. Freytags Ahnen, Georg Ebers und Felix Dahns Romane erlebt haben.

Um nun den Standpunkt zu bezeichnen, auf den wir bei der Besprechung des vorliegenden Romans uns zu stellen gedenken, wollen wir dafür auf ein Werk G. Freytags, auf seine Technik des Dramas, verweisen. Dort spricht er die Ansicht aus, daß es nicht gut sei, wenn der Dichter eines historischen Dramas die Hauptpersonen ganz anders schildere, als sie die beglaubigte Geschichte kenne. Dadurch wird in dem Leser ein nicht angenehmer Zwiespalt der Anschauungen erweckt, denn ein und dieselbe Person erscheint ihm in doppelter Gestalt, und das läßt dann widerstreitende Gefühle entstehen. So ist z. B. Schillers Don Carlos ein so ganz anderer als der historische, daß fie gar nicht mit einander verglichen werden können. Ich berufe mich nun auf die Erfahrung der Leser! War es uns angenehm den historischen Don Carlos kennen zu lernen, nachdem wir für den Schillerschen geschwärmt hatten? - Doch genug; ich stimme also G. Freytag bei. Zum — Lobe Meyers muß ich von vornherein bemerken, daß er gegen diese Forderung Freytags nicht verstößt.

Zunächst beschreibt C. F. Meyer die Lokalitäten einfach und klar. So führt er uns vom Julierpaß herunter ins Engadin; wir bewundern mit dem Wanderer die herrliche Alpennatur im blendenden Sonnenlicht und im Wettergraus, ziehen dann mit ihm zu den üppigen Fluren des Valtelin in die weinumrankten Häuser und in die sumpfige Niederungsebene der Adda, wo die spanische Festung Fuentes den Weg über die Senkung sperrt, die vom Comersee in das Rheinthal führt und die beiden Teile der Alpen trennt. Mit ein paar kurzen Bemerkungen macht der Schriftsteller es klar, daß die Bündner, welche diese Senkung und damit die Hauptwege quer durch die Alpen beherrschten, für die kriegführenden Barteien in jenem gewaltigen 30 jährigen Kampfe von hoher Bedeutung waren. Die Spanier, welche Mailand besaßen, mußten diese Wege benutzen, um mit ihren Habsburgischen Vettern in Tirol in Verbindung zu treten und Venetianer und Franzosen mußten alles daran sezen, um dies zu verhindern.

Auch Venedigs wundersame Lagunenwelt lernen wir ebenso kennen wie den Zürchersee, wir erfreuen uns an den Palästen Venedigs und fühlen uns wohl in den Patrizierhäusern Churs und in den Schulstuben Zürichs. Alles stimmt harmonisch zu einander: die Lokalitäten und die Menschen, die in ihnen leben. In jener Lagunenstadt finden wir die feinen venetianischen Nobili, weitschauend in ihrer Politik, Kenner der Menschen und rücksichtslos das Beste ihres Staates wahrnehmend. Der

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