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mit dem Sack auf dem Rücken verkörpert sieht, in folgender Weise abgeändert:

Aber wie es Abend ward,

Ging ein Kaufmann durch den Wald,

Und wie er's Bäumlein gewahrt u. s. w.

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Das ist doch so poesielos, platt und nüchtern als möglich. Schon hiede hat sich in seinen Gesammelten Auffäßen zur deutschen Litteratur“ Hann. 1864, S. 48 entschieden für Beibehaltung des Juden" ausgesprochen und sogar bezweifelt, daß jüdische Schüler dadurch verlegt und den Blicken ihrer Mitschüler ausgesezt würden. In der That kann ein geschickter Lehrer hier sehr viel dazu beitragen, daß jeder Anstoß vermieden wird, wenn er auch hier, wie oben bei der Stiefmutter, die Kinder von vornherein dazu anhält, poetische Gestalten nicht zu verallgemeinern. Jedenfalls mußte der Herausgeber das Gedicht weglassen, wenn er den Juden nicht beibehalten wollte, durfte aber nicht zu einer so grausamen Verstümmelung schreiten. Ich halte es für ganz und gar unbedenklich, den ursprünglichen Text beizubehalten, und habe das Gedicht unzählige Male im Beisein jüdischer Schüler lesen und deklamieren lassen, ohne daß es diese irgendwie verlegt hätte. Höchstens beim ersten Lesen geht ein Zucken durch die Klasse wie ein leises inneres Auflachen, mit Seitenblicken auf die jüdischen Mitschüler, aber das ist bei richtiger Erklärung in der Folgezeit ausgeschlossen.

Abgesehen von den von uns angeführten Mängeln ist jedoch das Lesebuch von Bernhard Schulz der Empfehlung würdig, und wir wünschen nur, daß der Herausgeber bei einer neuen Auflage unsere Wünsche be= rücksichtigen möge, da deren Erfüllung bei der großen Verbreitung des vorliegenden Buches unserer Jugend zu reicherer und freierer Entfaltung des Herzens und Geistes dienen wird.

Dresden.

Otto Lyon.

Franz Linnig, Deutsches Lesebuch. Erster Teil. Mit besonderer Rücksicht auf mündliche und schriftliche Übungen. Für untere Klassen höherer Lehranstalten. 10. Auflage. 608 S. Zweiter Teil. Für die mittleren Klassen höherer Lehranstalten einschließlich Sekunda. Achte, verbesserte Auflage. 581 S. Paderborn, Ferdinand Schöningh 1894. Auch das vorliegende Lesebuch bietet wie das von Schulz in verschiedenen Stücken kleinliche und geschmacklose Muster aus der Sprachfabrik bekannter Auffazlehren. Solche Stücke gehören nicht in ein Lesebuch, das nur solche Litteraturerzeugnisse bringen soll, deren Schöpfer lediglich an den in der Dichtung behandelten Gegenstand, nicht aber an einen Schulzweck gedacht haben. Im Lesebuch soll das frische Leben Zeitschr. f. d. deutschen Unterricht. 9. Jahrg. 2. Heft.

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in seiner ganzen Gesundheit und Pracht in die Schulstube treten. Und das Lesebuch soll jedem Kinde ein kostbarer Schat, ein liebes Hausbuch werden. Daher hinaus mit allen den Beschreibungen, die auf S. 452-466 enthalten sind und meist Aufsäge von Bone, Hirschfeld, Tschache, Sommer, Curtmann enthalten; aus demselben Grunde müssen von den Beschreibungen die Nummern 23. Hirschfeld, Der Winter; 24. G.Tschache, Der Distelfink; 25. Tschache, Die Nachtigall; 29. Tschache, Die Sonnenblume; 30. Die Taubnessel; 32. Winter, Tanne und Eiche; 33. Ritsert und Wagner, Der Winter und das menschliche Alter, und ebenso der ganze Abschnitt Lesefrüchte (S. 483-505) wegfallen. Reflexionen über das Gelesene, Bearbeitungen und Erklärungen gehören nicht in ein Lesebuch. Auch die deutsche Sprachlehre, die hier als Anhang gegeben ist, gehört zweifellos nicht hinein und müßte bei einer neuen Auflage ausgeschieden werden. Abgesehen von diesen prinzipiellen Ausstellungen ist jedoch das Lesebuch seines übrigen vortrefflich gewählten Inhaltes wegen zu empfehlen. Deutsche Märchen und deutsche Sagen sind in reicher Fülle, nach den besten Quellen gegeben, und auch die übrigen Gebiete sind mit dem Besten versehen, was unsere Litteratur bietet. In dem Teile für Mittelklassen fehlen glücklicherweise alle Proben aus Stilübungsbüchern, doch bedarf hier der Abschnitt,,Kritiken und Abhandlungen" einer nochmaligen Durchsicht, da er in den Proben aus dem Laokoon, aus Herders kritischen Wäldern, aus Goethes, Schillers, A. W. v. Schlegels ästhetischen Erörterungen Gegenstände darbietet, die der Prima, niemals aber der Sekunda zuzuweisen sind. In der Auswahl aus den Gedichten ist solche Verstiegenheit glücklich vermieden. Immer sollen wir uns bewußt sein, daß wir im Unterricht gar nicht einfach und natürlich genug sein können. Hierin liegt der feste Grund, auf dem alle Erziehungs- und Unterichtskunst ruhen muß. Von aller Reflexion ist unsere Jugend so fern als möglich zu halten; darum sei man selbst in Prima sparsam mit kritischen Probestücken. Wir haben in der Betrachtung des Schöpferischen die eigentliche Aufgabe des deutschen Unterrichts zu erblicken, um die Seelen unserer Jugend, die ohnehin heute durch zahlreiche Umstände mehr eingeengt und eingeschrumpft sind, als gut ist, aus der Enge in die Weite, aus der Niedrigkeit zur Höhe, zu freiem, frohem Fluge und Schwunge zu führen. In der Schule ist niemand so schädlich als der Pedant und Silbenstecher. Wir brauchen eine lebendige, überschäumende Jugend; denn allein ein brausender Most giebt später einen guten Wein. Besonnenheit darf nicht fehlen, aber Kritik und kritische Abhandlungen sind nur sparsam zu geben, in Mittelklassen jedenfalls noch gar nicht.

Im übrigen ist das Lesebuch von Linnig herzhaft und kräftig und bietet eine gesunde Kost für unsere Jugend. Auch der Jude" bei

Rüdert ist ruhig stehen geblieben, mit einer vorbeugenden Anmerkung: Jude steht hier allgemein für hausierender Handelsmann". Die Texte sind im allgemeinen sorgfältig behandelt, und die Gestalt derselben wird selbst strengeren Anforderungen gerecht. So kann das Lesebuch von Linnig, namentlich für preußische Schulen, auf die in der Auswahl der patriotischen Litteratur besonders Rücksicht genommen ist, bestens empfohlen werden.

Dresden.

Kleine Mitteilungen.

Otto Lyon.

Die Lehrmittelsammelstelle Petersdorf b. Trautenau in Böhmen hat nunmehr das 7. Vorratsverzeichnis herausgegeben und verschickt dasselbe gegen Einsendung einer gewöhnlichen ungebrauchten Briefmarke. Vorteile, welche die Sammelstelle bringt, sind:

a) Tausch nach allen Richtungen des Sammelwesens,

b) billige Besorgung von Lehrmitteln und

c) Unterstüßung bedürftiger Schulen des In- und Auslandes. Anfragen beantwortet der Vorstand: Gustav Sellmacher, Oberlehrer.

Auf der lezten Seite dieses Heftes befindet sich ein Aufruf von Freunden und Schülern Rudolf Hildebrands, den wir der geneigten Beachtung unserer Leser empfehlen. Wie schließen hieran die freudige Mitteilung, daß der preußische Kultusminister Dr. Bosse durch Ministerialerlaß 100 Mark zum HildebrandDenkmal beigesteuert hat.

Zeitschriften.

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Litteraturblatt für germanische und romanische Philologie. Nr. 10. Oktober: Friß Bechtel, Die Hauptprobleme der indogermanischen Lautlehre seit Schleicher, besprochen von P. v. Bradke Ed. Sievers, Tatian. Lateinisch und altdeutsch mit ausführlichem Glossar. 2. Ausgabe, besprochen von D. Behaghel (Sievers' vortreffliche Tatianausgabe hat zwei wertvolle Umgestaltungen erfahren: die grammatische Einleitung umfaßt jezt das ge= samte Material in systematischer Darstellung, und das Glossar verzeichnet bei allen Wörtern sämtliche Belege ihres Vorkommens). - George A. Hench, Der althochdeutsche Isidor, besprochen von D. Behaghel. Gisbert Freiherr von Vinde, Gesammelte Aufsäße, besprochen von Max Koch (die ganze Sammlung des feinsinnigen, vielbelesenen und gefällig darstellenden Shakespearekenners können wir mit dankbarer Anerkennung begrüßen). -Nr. 11. November: John Ries, Was ist Syntax? besprochen von D. Behaghel (Eine ungemein anregende Arbeit, der wir viele nachdenkliche Leser wünschen). G. A. Wolff, Diu halbe Bir, ein Schwank Konrads von Würzburg, besprochen von O. Behaghel. Karl Reißenberger, Des hundes nôt, besprochen von R. Sprenger. Von deutscher Art und Kunst (Sauers Litteraturdenkmale 40. 41), besprochen von A. Leizmann. -Jahrbuch für Geschichte, Sprache und Litteratur Elsaß- Lothringens, besprochen von Adolf Socin.

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Litteraturblatt für germanische und romanische Philologie. Nr. 12. Dezember. Alfred Biese, Die Philosophie des Metaphorischen, besprochen von Karl Groos. (Das Buch wird sich durch den interessanten Gegenstand und die anziehende Form der Darstellung viele Freunde erwerben.) Hugo Gering, Die Edda, überseßt und erläutert; Karl Küchler, Nordische Heldensagen, aus dem Altisländischen überseßt; Heinrich v. Lenk, Vatnsdälasaga, d. i. die Geschichte der Bewohner des Vatnsdal (auf Island) um 890-1010 n. Ch. Aus dem Altisländischen zum ersten Male überseßt, besprochen von B. Kahle. Joseph Seemüller, Ottokars österreichische Reimchronik, besprochen von O. Behaghel. Die Bibel oder die ganze Heilige Schrift des Alten und Neuen Testaments nach der deutschen Überjepung D. Martin Luthers. Im Auftrage der Deutschen evangelischen Kirchenkonferenz durchgesehene Ausgabe, besprochen von W. Walther. Louis G. Wysocki, Andreas Gryphius et la Tragédie Allemande au XVIIe siècle, besprochen von Max Koch (Eine auch nur annähernd so eingehende Arbeit über Gryphius, wie W. sie in seinem troß vieler Irrtümer tüchtigen Buche bietet, ist in deutscher Sprache nicht vorhanden). Zeitschrift für deutsches Altertum 38, 4: Schröder, Ein neues Bruchstück der Nibelungenhandschrift K. Hirt, Der ad. Reimvers und sein Verhältnis zur Allitterationspoesie. Meißner, Zur isländischen Hektorjage. Schönbach, Otfridstudien II. - Schaus, Das Kloster der Minne. Seemüller, Das Münchener Bruchstück der österreichischen Keimchronik. Zeitschrift für deutsche Philologie 27, 3. E. Bachmann, Dresdener Bruchstücke der Christherre Chronik. R. Sprenger, Zum Redentiner Osterspiel. A. Hauffen, Die Quellen von Fischarts Ehezuchtbüchlein. — A. Kopp, Gedichte von Günther und Sperontes im Volksgesang. J. Pawel, Boies ungedruckter Briefwechsel mit Gleim. M. Roediger, Zum Reichtumb Priester Johanns. - O. Brenner, Erdîsen R. Sprenger, Zu Hebbels Trauerspiel Agnes Bernauer. L. Fränkel, Festschriften für R. Hildebrand. — R. Sprenger, Zu Ottokars Reimchronik. A. Hauffen, Kalikut. Zeitschrift für vergleichende Litteraturgeschichte. Neue Folge. VII, 5. und 6. G. Steinhausen, Die Anfänge des französischen Litteratur- und Kultureinflusses in Deutschland in neuerer Zeit. Biedermann, Goethe und das Schrifttum Chinas.

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W. Freiherr von
K. Drescher, Hans

- J. Bolte,

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von Rein

Sachs und Boccaccio. I. — K. Bechstein †, Hans Sachs-Litteratur im leßten Luftrum. E. Goeße, Hans Sachsens Gemerk - Büchlein. Märchen- und Schwankstoffe im deutschen Meisterliede. hardstoettner, Zu Johannes Paulis „, Schimpf und Ernst “. Die deutsche Litteratur in Bulgarien. S. M. Prem, Friz v. Stein bei Uz.

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A. Strausz, Ein Besuch von

Alemannia 22, 2: E. H Meyer, Badische Volkskunde. F. Kluge, Tag: wahlen und Segen. P. Joachimson, Zur städtischen und klösterlichen Geschichtschreibung Augsburgs im 15. Jahrhundert. J. Bolte, Sechs Meisterlieder Georg Hagers. B. Stehle, J. Fabricius Montanus, verdeutscht von Th. Vulpinus. F. Pfaff, Topographisches Wörterbuch des Großh. Baden. I. Bearbeitet von Krieger. Schneeballen. F. Pfaff, Zur Volkskunde. zu Freiburg i. B. in den Jahren 1818-1852. B. Stehle, Nachtwächterlieder aus dem Elsaß.

F. Pfaff, Heinrich Hansjakob, 3: H Mayer, Die Universität (Schluß.) Zweiter Hauptteil.

A. Holder, Die mund:

artliche Dichtung im Ries. E. Heyd, Neuigkeiten aus Zürich. — O. Heilig, Ortsneckereien und Schildbürgergeschichten aus dem Elsenz-, Neckar-, Pfinzgau und Enztal. G. von Terey, Ein wiedergefundenes Altarwerk Hans A. Holder, Wolfgang Golther, Geschichte der deutschen A. Holder, Sammlung kurzer Grammatiken deutscher Mundarten, herausgegeben von O. Bremer. F. Pfaff, B. Koßmann, Die Bauernhäuser im badischen Schwarzwald.

Baldungs.
Litteratur.

Euphorion I, 3: K. Hebler, Die Hamletfrage. B. Seuffert, Wielands höfische Dichtungen. R. Steig, Herders Verhältnis zu Lavaters Physiognomischen Fragmenten. Friß von Jan, Ein Modell zu Goethes Stella. J. Minor, Zu Heinrich von Kleist. H. Blümner, Der bildliche Ausdruck in den Briefen des Fürsten Bismarck. S. Kleemann, Zur Geschichte der Robinsonaden. A. von Weilen, Zu Goethes Laune des Verliebten. J. Minor, Ein Gegenstück zu Mahomeds Gesang. Ders., Zu Faust II.; Zum Heidenröslein. Ders, Der Falte. Ders., Die 2. Aufführung von Kabale und Liebe in Frankfurt a. M. Fr. Jonas, Aus Briefen von Dorothea Veit an Schleiermacher.

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-I, 4: Seuffert, Wielands hösische Dichtungen (Schluß).

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Kopp,

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Bibliogr. krit. Studien über Joh. Chr. Günther. W. Creizenach, Allitteration in Klopstocks Messias. Lauchert, Die Anschauungen Herders über den Ursprung der Sprache. Blümner, Der bildliche Ausdruck in den Briefen des Fürsten Bismarck. Bolte, Ein Meisterlied von Dr. Faust. Pawel, Ein ungedruckter Brief Rabeners an Gleim. Fund, Glucks zweimaliges Zusammentreffen mit Klopstock am Hose Karl Friedrichs von Baden 1774 und 1775. Es giebt für den Kammerdiener keinen Helden. 3schommler, Erinnerungen an Julius Moser. Zeitschrift für Kulturgeschichte, herausgegeben von Georg Steinhausen. II, 1: Karl von Zierotin und sein Tagebuch vom Jahre 1591. Von F. v. Krones, Professor an der Universität Graz. Die Faustsage nach ihrer kulturgeschichtlichen Bedeutung. Von Karl Biedermann, Professor an der Universität Leipzig. Zur Geschichte der Uniform in Deutschland. Bon Georg Liebe, Archivassistent in Magdeburg. Totenbretter im bayerischen Balde, mit Berücksichtigung der Totenbretter überhaupt. Von Otto Rieder, Reichsarchivassessor in München. Miscellen. Von Karl Biedermann, Professor an der Universität Leipzig. Mitteilungen und Notizen: Die Lehrer und die Kulturgeschichte. Der Königsschah von Dahschur. Neue Zeitschriftenauffäße. Besprechungen: Grupp, Kulturgeschichte des Mittelalters (Georg Liebe). Janssen, Geschichte des deutschen Volkes VI (G. Steinhausen). Pappriz, Ulrich von Hutten (H. Detmer). Eckart, Niedersächsische Sprachdenkmäler (Richard M. Meyer). Ecart, Niederdeutsche Sprichwörter (Richard M. Meyer). Crampe, Philopatris (E. von Dobschüß).

Neue Jahrbücher für Philosophie und Pädagogik 1895,1: W. Gilbert,
Kritische Erörterungen zu Goethes Faust.

Zeitschrift des allgemeinen deutschen Sprach vereins 1895,1: Julius
Sahr, Zum Gedächtnis Rudolf Hildebrands.
Fremdwörter und Kernwörter bei Musäus.

Ernst Muellenbach,

Der praktische Schulmann 44, 1: Albert Richter, Rudolf Hildebrand. (Mit dem Bildnisse R. Hildebrands.)

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