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Über einige Quellen der Gedichte von August Kopisch. Von A. Puls. 191

nicht, warum; aber gewiß, wir Seeleute thun es immer. Ich glaube, es geschieht, weil ein Seemann sein Schiff lieb hat. Sein Schiff ist sein Weib, ist eine sehr gewöhnliche Redensart bei uns; und dann, fiehst Du, ein Schiff erscheint fast wie etwas Lebendiges: es (engl. she) fist wie eine Ente auf dem Wasser, und wenn es ruhig ist, rückt es hin und her, wie ein träger Mensch; seße ihm Segel auf, und es fliegt durchs Wasser, als ob es ein Tummler oder Delphin wäre; überlade es mit zu viel Segeltuch, und es klagt, und wenn der Sturm es herumstößt, stöhnt es wie ein Leidender. Da es also für uns Seeleute etwas Lebendiges ist und wir es lieb haben, so nennen wir es: she; vermutlich weil ein Mann ein Weib lieber hat als irgend ein anderes lebendes Wesen. Ich glaube, das ist der Grund, und natürlich, wenn ein Schiff she ist, so muß ein kleines Boot auch she sein."

Ganz dasselbe, so scheint mir, läßt sich auch für den Gebrauch „die Baden", die Hohenzollern" von deutschen Seeleuten geltend machen. Ist aber diese Begründung richtig, so hat der weibliche Artikel hier ebenso seine volle Berechtigung, wie in den zuerst besprochenen Fällen: er ist alsdann der Ausdruck einer gemütvollen Auffassung der Dinge, wie in jenen der einer nationalen.

Über einige Quellen der Gedichte von Auguft Kopisch.

Von A. Puls in Altona.

Am 27. Juli schreibt August Kopisch von Berlin aus an seine Tante: „Von meinen neuen Dichtungen will ich Ihnen eine mitteilen, die ich vor wenigen Tagen ausgeführt, aber zuerst in der Nacht, wo meine Mutter starb, entworfen habe. Wunderbar! ich hatte lange nicht so Ernstes gedichtet, und gerade in jener Nacht beschäftigte mich diese schaurige Volkssage bis gegen 3 Uhr. In dem ersten Entwurf1) war mein Gedicht länger; ich habe ihm erst in voriger Woche die leßte einfache Gestalt gegeben.

(Folgt: Der Reuter auf grauem Roß.)2)

Sie werden bald erkennen, daß hier der Stoff der Bürgerschen Lenore zu Grunde liegt. Bürger hat indes das rührende Motiv der alten Volkssage, welches in dem Refrain,,wie soll mir grauen, ich bin

1) Werke. ed. Bötticher. Berlin. 1856. III, 142.

2) Werke. V, 185.

bei dir" liegt, ganz übersehen, und es ist bei ihm gewissermaßen alle Liebe heraus. Mir schien demnach der Stoff einer neuen Bearbeitung wert, wobei ich mich möglichst genau an die über 1000 jährige Volkssage gehalten.

Ich habe jezt überhaupt sehr viel aus diesem tiefen Brunnen. geschöpft und denke im nächsten Frühjahr ein Bändchen neuer Gedichte herauszugeben'), das mehrenteils Volksballaden enthalten wird, im ganzen aber mehr heitere als tragische."

Wenn Kopisch in obigem Briefe Bürger den Vorwurf macht, er habe das rührende Motiv der uralten Volkssage übersehen, so ist das etwas vorschnell geurteilt. Kannte denn Bürger überhaupt die Relation der Sage, die Kopisch vorlag? Wir dürfen mit Bestimmtheit voraussehen, daß er sie nicht kannte; denn sonst würde er sich dieses Motiv sicher nicht haben entgehen lassen. Woher hatte denn aber Kopisch selber jene Relation? Er spricht nur ganz allgemein von dem tiefen Brunnen der Volkssage, aus dem er geschöpft habe. Dieser unbestimmte Ausdruck scheint eher auf mündliche Überlieferung als auf ganz bestimmte Sagensammlungen hinzudeuten. Und dennoch hat Kopisch seine Volksballaden aus ganz bestimmten Sagensammlungen geschöpft, ja nicht wenige seiner schon 1836 herausgegebenen Gedichte entstammen einer solchen schriftlichen Duelle.) Ich kann bis jezt drei Hauptquellen für die Gedichte von Kopisch nachweisen:

1. Brüder Grimm, Deutsche Sagen. 2 Bde. Berlin 1816-18. 2. Adalbert Kuhn, Märkische Sagen und Märchen. Berlin 1843. 3. Karl Müllenhoff, Sagen, Märchen und Lieder der Herzogtümer Schleswig-Holstein und Lauenburg. Kiel 1845. Die betreffenden Ausweise über die Quelle der einzelnen Gedichte giebt folgende Tabelle.

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2) Sämtliche aus Grimm entlehnten Gedichte bis auf Ekerken und Lamissios

Kampf mit der Amazonenkönigin finden sich schon dort.

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Der Dichter verwertet seine Quellen nun in der mannigfachsten Weise. Zuweilen schließt er sich ganz eng an das Gegebene an und hält sich möglichst treu an den Wortlaut der Quelle, so daß wir von einer bloßen Umsehung der Prosa in Poesie sprechen möchten. In anderen Gedichten entfernt er sich dann wieder weiter von dem gegebenen Stoff, hinzufügend, auslassend, was ihm beliebt, oder richtiger: was sein poetisches Gefühl erheischt. Hier möchte man von einer Bearbeitung der Quelle sprechen. Immer ist es belehrend, dem Dichter zuzuschauen bei der Bereitung der gefundenen Stoffe für seine Zwecke. Zuweilen ist es geradezu erstaunlich, aus wie wenigen der Sage entnommenen Daten Kopisch uns die lebensvollsten Bilder hervorzuzaubern versteht, so daß wir solche Dichtungen mit Fug und Recht als freie Schöpfungen im Geiste der Sage ansehen können. Ich gebe im folgenden aus den verschiedenen Quellen charakteristische Beispiele für die mannigfache Art der Quellenbehandlung.

1. Kopisch und die Brüder Grimm.

A. Amsehung der Profa in Poesie.
1, II, Nr. 14.

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Die Verschiedenheiten zwischen Prosa und Poesie, besonders bezüglich der Form des Ausdrucks und der Wortgebung, sind bedingt durch das poetische Genus. Am Stofflichen ist nichts geändert.

Dieselbe Art der Behandlung finden wir bei: Alboin vor Ticinum 3,1,5), der Longobarden Grenzstein (3, 1, 6), Willegis (3, II, 4) und Markgraf Friedrich (3, II, 6).

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