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genaue Personen- und Sachregister sind beigegeben. Auch die äußere Ausstattung ist eine durchaus würdige. So hat durch diese monumentale Ausgabe der geistige Nationalschat unseres Volkes eine Bereicherung erfahren, deren segensreiche Wirkungen nicht ausbleiben werden. Wir können nur wünschen, daß das vorliegende Werk namentlich auch von Schulbibliotheken angeschafft werde. Der hohe Preis wird es manchem nicht möglich machen, das Werk zu kaufen, aber in keiner Schulbibliothek darf es fehlen; denn für den Lehrer des Deutschen wie für den Lehrer der Geschichte ist es unentbehrlich, für jeden Nationalgesinnten ein köstlicher Schaß. Und darum wünschen wir dem Werke die denkbar weiteste Verbreitung. Dresden. Otto Lyon.

Horst Kohl, Bismarck-Jahrbuch. Erster Band. Berlin, D. Häring. 1894. 516 S. Preis M. 10.

Das Bismarck-Jahrbuch, das von Horst Kohl ins Leben gerufen worden ist, bringt in seinem ersten Bande zahlreiche Urkunden und Briefe (30 Nummern), Gedichte, eine Chronik vom 17. September 1893 bis 16. September 1894, die an Bismarck gerichtete Depeschen, Adressen, Glückwunschschreiben, sowie zahlreiche Ansprachen und Schreiben Bismarcks aus diesem Zeitabschnitte enthält, sowie folgende Reden und Abhandlungen: 1. Rede des Herrn Prof. Dr. Lizmann (Bonn). 2. Rede des Herrn Prof. Dr. Kahl (Bonn). 3. Rede des Herrn Prof. Dr. Busch (Dresden). 4. Reden, gehalten bei Grundsteinlegung und Enthüllung des Bismarckbrunnens in Jena. 5. Fürst von Bismard im Kulturkampfe I., von Dr. Graue in Chemniß. 6. Herr von Bismarck-Schönhausen als Mitarbeiter der Kreuzzeitung I., von Dr. Horst Kohl in Chemniz. 7. Ein Bismarck als Dichter, von Dr. Schüddekopf in Roßla. Den Schluß bildet ein Litteraturbericht. Wir begrüßen es mit Freuden, daß in dem vorliegenden Unternehmen ein Sammelpunkt für die Bismarckforschung geschaffen ist; denn ein so umfassender und gewaltiger Geist wie Bismarck wird erst durch eine sorgsame Forschung seinem ganzen Wesen nach in unser Volk hereingearbeitet werden, und so erst wird das gesamte deutsche Volk nach und nach zu der vollen Höhe und Größe des Bismarckschen Standpunktes emporgezogen werden, so erst wird es der Entwickelung deutschen Geistes und deutscher Art möglich sein, in Bismards Wesen und Geist immer mehr hineinzuwachsen. Ehre und Dank gebührt daher den Männern, die wie Horst Kohl unermüdlich um die Bismarckforschung sich verdient gemacht haben. Wir empfehlen das Unternehmen Kohls aufs wärmste und wünschen dem Bismarck-Jahrbuche zahlreiche Mitarbeiter und Abonnenten.

Dresden.

Otto Lyon.

Heinrich von Poschinger, Die Ansprachen des Fürsten Bismarck 1848-1894. Zweite Auflage. Deutsche Verlagsanstalt, Stuttgart, Leipzig, Berlin, Wien. 1895. 358 . Preis M. 9. Neben den amtlichen Reden Bismarcks sind auch seine Ansprachen, die er bei den verschiedensten Gelegenheiten gehalten hat, von hervorragendstem Interesse, viele davon, wie z. B. die lezten Reden in Jena, Kissingen, Friedrichsruh von hoher nationaler und politischer Bedeutung. Mit Sorgfalt ist von dem Herausgeber der authentische Text festgestellt worden; viele der Ansprachen waren überhaupt noch nicht gedruckt. Ganz besonders wichtig wird das Werk dadurch, daß es zum ersten Male die Reden und Erklärungen Bismarcks auf dem Berliner Kongreß von 1878 in deutscher Überseßung bringt (S. 43—98). Mit Recht bemerkt der Herausgeber: „Die Ansprachen Bismarcks sind, gleich seinen Reichstags= und Landtagsreden, durchdrungen von der schärfsten Beobachtungsgabe; fie enthalten eine Fülle von Gedanken und Bildern und sind so form= vollendet wie alles, was aus Bismarcks geistiger Werkstatt hervorgeht." Auch dieses Werk bietet daher den Lesern reiche Erquickung und hohen geistigen Genuß. Wer diese Ansprachen bisher nur aus verstümmelten Zeitungsberichten kennt, der möge nicht versäumen, sich das Werk Poschingers zu kaufen. Er wird es nur mit warmem Danke gegen den Herausgeber aus der Hand legen und mit der freudigen Erkenntnis, daß Bismarck außer Dienst" genau dieselbe gewaltige Persönlichkeit ist wie der Ministerpräsident und Kanzler in seiner amtlichen Thätigkeit.

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Dresden.

Otto Lyon.

Martin Greif, Das erste Blatt zum Heldenkranz. Dramatische Scene als Festspiel zum achtzigjährigen Geburtstag des Fürsten Bismarck. Wittenberg, P. Wunschmann. 1895. 27 S.

Im Sommer 1842 zog Bismarck seinen Reitknecht Hildebrandt aus dem Wendelsee bei Lippehne in der Mark und rettete diesen unter eigener Lebensgefahr vom Tode des Ertrinkens. Martin Greif hat dieses Ereignis in dem vorliegenden Festspiele in wirkungsvoller Weise dramatisiert. Die dramatische Scene ist in fünffüßigen Jamben gedichtet und schließt mit einer patriotischen Huldigung. Das Festspiel wird sich namentlich auch zu Schüleraufführungen in hervorragender Weise eignen.

Dresden.

Otto Lyon.

Für die Leitung verantwortlich: Dr. Otto Lyon. Alle Beiträge, sowie Bücher u. s. w. bittet man zu senden an: Dr. Otto Lyon, Dresden - A., Gußkowstraße 24 II.

Bur Methodik des beschreibenden Aufsakes.

Von E. Heydenreich in Schneeberg.

Für die richtige Beantwortung der Frage, wie in den unteren Klassen unserer höheren Schulen die Zöglinge zur Anfertigung von Beschreibungen anzuleiten seien, ist die Berücksichtigung derjenigen Arbeiten von Wichtigkeit, welche auf der Volksschule vor Eintritt in eine GymnasialQuinta oder Quarta gefertigt werden. Denn es gilt auf der höheren Schule an das auf der Volksschule Gelernte anzuknüpfen.

In den Mittelklassen der Volksschule, welche den Gymnasien ihre Schüler unmittelbar zuführen, werden die Beschreibungen an den An= schauungsunterricht, die Naturgeschichte und die Heimatskunde angeschlossen1). Nun könnte man leicht glauben, daß die Volksschule die Form des Aufsages den Schülern auch in den Klassen, aus denen der Übergang aufs Gymnasium direkt stattfindet, vollständig gebe. Entstehen doch die ersten Auffäßchen auf der Volksschule, indem der Lehrer eine Anzahl kleiner Säße ausheben läßt, die in ihrer Zusammenstellung den kleinen Aufsaß bilden; und werden doch diese Säßchen so lange wiederholt, bis sie Gemeingut der Klasse geworden sind.) Speziell aber die Wiedergabe einer Beschreibung kommt nach Krause3) folgendermaßen zu stande: 1. Der Lehrer stellt über den zu beschreibenden Gegenstand so viele Fragen, daß die in vorschriftsmäßiger Weise gegebenen Antworten der Kinder den Aufsatz ausmachen. Diese Fragen werden als Disposition nach der ersten Beantwortung vom Lehrer an die Wandtafel geschrieben und nun noch einmal beantwortet. Das Stück wird darauf im Zusammenhange ge= sprochen und genügend oft wiederholt. 2. Dann wird die Schreibung etwa vorkommender schwieriger Wörter, und 3. Die Zeichensehung festgestellt und nun die Beschreibung mit den Zeichen gesprochen.“ Erst dann habe das Aufschreiben der Arbeit zu beginnen. Allein ein derartig dem Gedächtnis eingeprägtes, bis zum Komma herab memoriertes Sprach

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1) Kodel, Lehrplan für die einfachen Volksschulen des Königreichs Sachsen vom 5. November 1878. 6. Aufl. 1893, S. 60. Meier, Lehrplan für den Unterricht im Aufsazschreiben 1885, S. 25.

2) Rein, Pickel und Scheller, Theorie und Praxis des Volksschulunterrichtes. III. Das dritte Schuljahr, 2. Aufl. 1884, S. 151.

3) Krause, Der Sprachunterricht in der dreiklassigen Volksschule. S. 194. Zeitschr. f. d. deutschen Unterricht. 9. Jahrg. 5. u. 6. Heft.

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stück verdient nicht den Namen eines Aufsages'). Mit Recht beklagen es die Gutachten der Königl. Sächsischen Bezirksschulinspektoren, daß da und dort,,selbst in höheren Klassen" der Volksschulen die schriftlichen Arbeiten eines großen Teiles der Schüler beinahe Wort für Wort übereinstimmen, während doch der vom Königl. Sächsischen Ministerium des Kultus und öffentlichen Unterrichts mittelst Bekanntmachung vom 5. November 1878 veröffentlichte Lehrplan für den Unterricht in einfachen Volksschulen ausdrücklich vorschreibt, daß die Schüler von Stufe zu Stufe an größere Selbständigkeit der Darstellung sich gewöhnen müssen“ 2). Jene Art und Weise Krauses gehört zu den verfehlten Methoden, an denen früher der Volksschulunterricht krankte und von denen Schießls Worte) gelten: „Das heißt denn doch die Jugend systematisch mundtot machen, ihren Sprachentwickelungstrieb dem System zu liebe auf die gewaltthätigste Weise zurückhalten und ein Geschlecht heranbilden, das stumm bleibt." Wie es besser zu machen sei, das hat unter Betonung der Anlehnung an gute Musterstücke und des Wertes wohl berechneter Fragenstellung Schulrat Wangemann) nachgewiesen. Es genüge auf diese Ausführungen zu verweisen. Daß auf einer gut eingerichteten Volksschule sehr wohl bereits im vierten Schuljahr die Zöglinge in den Stand gesezt werden, eine Beschreibung z. B. eines Gartens zu liefern, davon habe ich mich an einem meiner eigenen Kinder überzeugt. Die Direktion der betreffenden Schule hatte dabei die Anordnung getroffen, daß zu gewissen Zeiten die Kinder zur Anfertigung des Aufsatzes fast nichts als die Überschrift erhalten. Der vorausgegangene Unterricht hat dann die notwendige Vorbereitung in stofflicher und sprachlicher Form gegeben. Für die Beurteilung der methodischen Behandlung von Beschreibungen an den höheren Schulen ist also festzuhalten, daß dieselben bereits vorher auf der Volksschule mit gutem Erfolg geübt werden.

Die Fähigkeit der Schüler, einen ihnen völlig bekannten Gegenstand beschreiben zu können, wird der deutsche Unterricht in den untersten Klassen zunächst durch wiederholte mündliche Übung erhalten. Die Sacherklärung der Lesebücher wird dazu vielfach Gelegenheit bieten. Da auch in den übrigen Unterrichtsfächern darauf zu achten ist, daß laut, deutlich, bestimmt und sprachrichtig in vollständigen Säßen geantwortet werde, so wird auch insbesondere der naturbeschreibende Unterricht zur Erhaltung und Festigung der genannten Fertigkeit beitragen.

1) Wangemann, Theorie und Praxis der ersten Aufsaßübungen, herausgegeben von Herberger und Döring, 1888, S. 15.

2) Kodel, Lehrplan für die einfachen Volksschulen, S. 40.

3) Schießl, Die stilistische Entwickelungstheorie in der Volksschule 1889, S. 23. 4) Wangemann, Theorie und Praxis der ersten Aufsaßübungen S. 12 flg.

Wann schriftliche Beschreibungen auf den Gymnasien zu fertigen seien, darüber sind die Meinungen sehr geteilt. Buchheim1) meint, daß leichte Beschreibungen „schon in Quinta von Zeit zu Zeit eingestreut werden können". Röhrig) dagegen hält die einfachsten Aufgaben, Beschreibungen eines Baumes, eines Tieres, eines Tisches und dergl., erst für Quarta, kompliziertere Themata, wie die Beschreibung eines Festes, Dorfes, einer Stadt u. s. f. erst für Tertia geeignet; auch Laas3) weist die Beschreibungen erst der Tertia zu. Nach dem, was oben über den Volksschulunterricht bemerkt wurde, vermag ich diesen Anschauungen, so= weit sie das Königreich Sachsen betreffen, nicht beizustimmen, bin vielmehr mit Buchheim gleicher Ansicht. Wo, wie in den mit polnischen Elementen durchseßten Teilen Preußens, die Vorbedingungen für die Anfertigung deutscher Auffäße weniger günstig wie im Königreich Sachsen liegen, wird man freilich die Beschreibungen später beginnen müssen. So empfahl die Direktorenversammlung Posens noch für Untertertia vor= wiegend Auffäße erzählenden Inhaltes; doch seien auf dieser Stufe Be= schreibungen von Natur- und Kunstgegenständen nicht ausgeschlossen. Für die unteren Klassen der Provinz Posen würden danach beschreibende Auffäße noch gar nicht in Frage kommen. Gesetzlich vorgeschrieben sind Be= schreibungen in Preußen erst für Untertertia1), in Sachsen seit 1893 für Quarta3), während die Bekanntmachung des Königl. Sächsischen Kultusministeriums vom 8. Juli 1882 „kleine“ Beschreibungen bereits für Quinta vorschrieb.

Der Grad der Schwierigkeit, welche dem Quintaner oder Quartaner auch eine kleine" Beschreibung bieten kann, ist je nach der Beschaffenheit des zu behandelnden Gegenstandes sehr verschieden. Ich halte es aber für irrig, wenn Buchheim) empfiehlt, man müsse im Anfang, d. i. also nach seiner Meinung im zweiten Semester des Quintakursus, „die Be= schreibungen so leicht geben, daß die Schüler sich förmlich schämen müßten irgendwo Beistand zu suchen." Soll die höhere Schule der Volksschule in der Pflege des deutschen Aufsages gar so sehr nachstehen, daß wir mit Buchheim Schülern, die schon vor zwei Jahren haben einen Garten

1) Buchheim, Zum deutschen Unterricht, Programm Realgymnasium Zittau 1890, S. 18.

2) Röhrig, Beiträge zum deutschen Unterricht in den unteren und mittleren Klassen höherer Lehranstalten 1886, S. 10.

3) Laas, Der deutsche Unterricht, S. 195.

4) Lehrpläne und Lehraufgaben für die höheren Schulen 2c. Berlin 1892, 6. 16.

5) Bekanntmachung, die Lehr- und Prüfungsordnung für die sächsischen Gymnasien betreffend, vom 28. Januar 1893 § 10.

6) Buchheim a. o. S. 18.

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