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Einleitung.

Die erste Hälfte des achtzehnten Jahrhunderts ist eine Zeit des Ringens und Werdens. Die schöne Entfaltung der geistlichen Lyrik des 17. Jahrhunderts hatte auf die weltliche Dichtung keinen Einfluß geübt; sie bildete ein Reich für sich und wurde. zur deutschen Literatur im heutigen Sinne gar nicht gerechnet. Nur der eine Johann Christian Günther erscheint zu Anfang des 18. Jahrhunderts wie ein Vorbote einer besseren Zeit, in der sich die deutsche Lyrik sowohl von den Fesseln verstandesmäßiger Lehrhaftigkeit und Nachahmung als auch von schwülstiger und zügelloser Phantasterei befreien sollte. Er gibt wirklich inneres Leben und Empfinden in einfacher, aus dem Herzen quellender Sprache. Allein er war zu wenig Charakter und ging zu früh zugrunde, als daß er einen umgestaltenden Einfluß hätte ausüben können. Erst der Versuch Gottscheds, eine umfassende Kunsttheorie auf der Grundlage Opitischer Anschauungen aufzustellen und deren unbedingte Befolgung diktatorisch zu verlangen, forderte den Widerspruch heraus. Der rote Faden, der sich durch diese ganze Periode des Ringens hindurchzieht, ist der Kampf um das Recht der Natur. Auch Gottscheds Bestrebungen haben schon Anteil daran, denn auch er stellt an die Spiße seiner Forderungen die Nachahmung der Natur. Aber er verband damit eine sehr unklare Vorstellung. Das Natürliche war ihm lediglich das Verstandesmäßige und Regelmäßige. Bodmer und Breitinger fordern ihm gegenüber das Recht der Phantasie, da diese auch zur Natur des Menschen gehöre, sehen aber ihr Wesen zunächst nur in der Vorstellung des Wunderbaren und kennen im übrigen auch nur die eine Aufgabe der Poesie, durch Ergözung zu belehren. Auch sie waren daher noch weit entfernt, den Kern der Sache zu erfassen, und Lessing hatte alle Ursache, die Kunstübung auch von den schweizerischen Frrtümern

Denkmäler älterer deutscher Literatur. IV, 2. 2. Auflage

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zu reinigen, wie er es in der zweiten Abhandlung über die Fabel und im Laokoon getan hat. Erst nach dem Auftreten wirklicher Dichter, wie Klopstock und Wieland, klärte sich das Verständnis des Sages von der Nachahmung der Natur. Aus der durch sie sowie durch Herder, Lessing und die Bekanntschaft mit Shakespeare, Homer und Ossian herbeigeführten „Sturmund Drangperiode" ging die geläuterte, auf die tiefsten Bedürfnisse des Herzens gegründete Ästhetik, die wahre Erkenntnis von der Nachahmung der Natur in der Dichtung hervor, wie fie in Goethe und Schiller Ausdruck fand.

Diese geläuterte Erkenntnis bestand darin, daß man die Nachahmung der Menschennatur, also das ganze Gebiet des fittlichen Lebens, als den eigentlichsten Wirkungskreis des Dichters verstehen lernte. Den ersten, wenn auch noch unsichern, Schritt dazu hatten die genannten Züricher Ästhetiker in rein theoretischen Eröterungen getan. Aber auch die positiv schaffenden Geister fehlten nicht, schon vor Klopstock. Als Dichter, die sich nicht unter die pedantischen Kunstregeln beugten und schon individuell gestalteten, sind der Berner Haller und der Hamburger Hagedorn zu nennen, jener hauptsächlich in philosophischreflektierenden und z. T. beschreibenden, dieser in lehrhaft erzählenden Gedichten und in anakreontischen Liedern hervorragend.

Entscheidend aber war, daß Hand in Hand mit jenen kunsttheoretischen Arbeiten das allmähliche Wiedererwachen der nationalen Ideale ging, denn diese sind im Mittelalter wie in der Neuzeit, ja in jedem Volke und unter allen Verhältnissen die Erzeuger literarischer Blüteperioden gewesen. Wie im Mittelalter das ritterliche Ideal deutscher Gottesfurcht, Ehre, Treue und Minne sich allmählich herausbildete und der Inhalt unserer ersten klassischen Literaturperiode wurde, so traten jest allmählich in den Mittelpunkt des sittlichen Lebens wesentlich dieselben, nur in der Zeit etwas anders gestalteten Jdeale: Frömmigkeit und Tugend, Freundschaft und Vaterlandsliebe. Die Manneswürde und Mannesehre, die der Ritterehre entspricht, tritt erst etwas später in der Sturm- und Drangperiode hinzu. Als die ersten Zeugnisse von der neuen Befruchtung der Poesie durch diese Ideale haben wir Brockes' (aus Hamburg) religiöse Naturdichtung („Irdisches Vergnügen in Gott"), sowie die Dichtungen des sogenannten Leipziger und des Hallischen Dichterkreises anzusehen, deren hauptsächlichste Vertreter, Gellert, Kleist,

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