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Nun funkelt die Bühne des Himmels, nun sieht man hangende
Meere

In hellen Tropfen zerrinnen und aus den Lüften verschwinden.
Es lachen die Gründe voll Blumen, und alles freut sich, ob flösse
Der Himmel selber zur Erden. Jedoch schon schiffen von neuem 235
Beladne Wolken vom Abend und hemmen wieder das Licht;
Sie schütten Seeen herab und säugen die Felder wie Brüste. .
Auch die vergießen sich endlich. Ein güldner Regen von
Strahlen

Füllt ito wieder die Luft; der grüne Hauptschmuck der Felsen,
Voll von den Saaten der Wolken, spielt blendend gegen der 240
Sonne.

Ein Regenbogen umgürtet den Himmel und sieht sich im Meere;
Verjüngt, voll Schimmer und lächelnd, voll lichter Streifen und

Kränze

Sehn die Gefilde mich an. Tauch' in die Farben Aurorens,
Mal' mir die Landschaft, o du! aus dessen ewigen Liedern
Der Aare Ufer mir düften und vor dem Angesicht prangen.
Der sich die Pfeiler des Himmels, die Alpen, die er besungen,
Zu Ehrensäulen gemacht. Wie blitt die streifichte Wiese
Von demantähnlichen Tropfen! Wie lieblich regnen sie seitwärts
Von farbichten Blumengebüschen und blühenden Kronen der
Sträuche!

-

245

Die Kräuter sind wieder erfrischt und hauchen stärkre Gerüche; 250
Der ganze Himmel ist Duft. Getränkte Halmen erheben
Froh ihre Häupter, und scheinen die Huld des Himmels zu

Grünt nun, ihr holden Gefilde!

Grünt! seid die Freude des Volks;
Zum Schirm, wenn Bosheit und

preisen.

Ihr Wiesen und schattichte
Wälder,

dient meiner Unschuld hinfüro
Stolz aus Schlössern und 255
Städten mich treiben.
Mir wehe Zephir aus euch, durch Blumen und Hecken, noch öfter
Ruh und Erquickung ins Herz. Laßt mich den Vater des
Weltbaus,

Der Segen über euch breitet im Strahlenkreise der Sonne,
Im Tau und Regen, noch ferner in eurer Schönheit verehren

239 Das Moos auf den Felsen, vom Regen gefüllt. 245 Die Ufer der Aar. Gemeint ist Haller, dessen Gedicht „Die Alpen“ damals als das Muster der beschreibenden Dichtung galt.

260 Und melden, voll heiliger Regung, sein Lob antwortenden Sternen. Und wenn, nach seinem Geheiß, mein Ziel des Lebens herannaht, Dann sei mir endlich in euch die legte Ruhe verstattet.

3. Frin.

Jdylle.

An Herrn Geßner,

den Verfasser der prosaischen Idyllen.

An einem schönen Abend fuhr

Frin mit seinem Sohn im Kahn
Aufs Meer, um Reusen in den Schilf

Zu legen, der ringsum den Strand

5 Von nahen Eilanden umgab.
Die Sonne tauchte sich bereits

Ins Meer, und Flut und Himmel schien
Im Feu'r zu glühen,

O wie schön

10 Jst ist die Gegend! sagt' entzückt
Der Knabe, den Frin gelehrt,
Auf jede Schönheit der Natur

Zu merken. Sieh, sagt' er, den Schwan,
Umringt von seiner frohen Brut,

15 Sich in dem roten Widerschein

Des Himmels tauchen! Sieh, er schifft,
Zieht rote Furchen in die Flut
Und spannt des Fittichs Segel auf.
Wie lieblich flüstert dort im Hain
20 Der schlanken Espen furchtsam Laub
Am Ufer, und wie reizend fließt
Die Saat in grünen Wellen fort
Und rauscht, vom Winde sanft bewegt.
O! was für Anmut haucht anizt
25 Gestad' und Meer und Himmel aus!
Wie schön ist alles! und wie froh
Und glücklich macht uns die Natur!
Ja, sagt Jrin, sie macht uns froh
und glücklich, und du wirst durch sie

30 Glückselig sein dein Lebelang,
Wenn du dabei rechtschaffen bist,
Wenn wilde Leidenschaften nicht
Von sanfter Schönheit das Gefühl
Verhindern. O Geliebtester!
36 Ich werde nun in kurzem dich
Verlassen und die schöne Welt
Und in noch schönern Gegenden
Den Lohn der Redlichkeit empfahn.
O bleib der Tugend immer treu,
40 Und weine mit den Weinenden,
Und gib von deinem Vorrat gern
Den Armen. Hilf, so viel du kannst,
Zum Wohl der Welt, sei arbeitsam!
Erheb zum Herren der Natur,
45 Dem Wind und Meer gehorsam ist,
Der alles lenkt zum Wohl der Welt,
Den Geist! Wähl' lieber Schand' und Tod,
Eh du in Bosheit willigest.

Ehr', Überfluß und Pracht ist Tand;

50 Ein ruhig Herz ist unser Teil.

Durch diese Denkungsart, mein Sohn,
Jst unter lauter Freuden mir
Das Haar verbleichet. Und wiewohl
Ich achtzigmal bereits den Wald
55 Um unsre Hütte grünen sah,

So ist mein langes Leben doch
Gleich einem heitern Frühlingstag
Vergangen unter Freud und Lust.
Zwar hab' ich auch manch Ungemach
60 Erlitten. Als dein Bruder starb,
Da floffen Tränen mir vom Aug',
Und Sonn' und Himmel schien mir schwarz.
Oft auch ergriff mich auf dem Meer
Im leichten Kahn der Sturm und warf
65 Mich mit den Wellen in die Luft.
Am Gipfel eines Wasserbergs

Hing oft mein Kahn hoch in der Luft,
Und donnernd fiel die Flut herab
Und ich mit ihr. Das Volk des Meers

70 Erschrak, wenn über seinem Haupt
Der Wellen Donner tobt' und fuhr
Tief in den Abgrund, und mich dünkt',
Daß zwischen jeder Welle mir
Ein feuchtes Grab sich öffnete.
75 Der Sturmwind taucht' dabei ins Meer
Die Flügel, schüttelte davon
Noch eine See auf mich herab.
Allein bald legte sich der Zorn

80

Des Windes, und die Luft ward hell,
Und ich erblickt' in stiller Flut

Des Himmels Bild. Der blaue Stör
Mit roten Augen sahe bald

Aus einer Höhl' im Kraut der See Durch seines Hauses gläsern Dach: 85 Und vieles Volk des weiten Meers

Tanzt auf der Flut im Sonnenschein !
Und Ruh und Freude kam zurück
Itt wartet schon

In meine Brust.

Das Grab auf mich. Ich fürcht' es nicht.

90 Der Abend meines Lebens wird

95

So schön als Tag und Morgen sein.
O Sohn! sei fromm und tugendhaft!
So wirst du glücklich sein wie ich,
So bleibt dir die Natur stets schön.

Der Knabe schmiegt' sich an den Arm
Frins und sprach: Nein, Vater, nein,
Du stirstbst noch nicht; der Himmel wird
Dich noch erhalten mir zum Trost.
Und viele Tränen flossen ihm

100 Vom Aug'.

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Indessen hatten sie

Die Reusen ausgelegt. Die Nacht

Stieg aus der See; sie ruderten
Gemach der Heimat wieder zu.

Frin starb bald. Sein frommer Sohn

105 Beweint' ihn lang, und niemals kam
Ihm dieser Abend aus dem Sinn.
Ein heil'ger Schauer überfiel

Jhn, wann ihm seines Vaters Bild
Vors Antlig trat. Er folgete

110 Stets dessen Lehren. Segen kam
Auf ihn. Sein langes Leben dünkt'
Auch ihm ein Frühlingstag zu sein.

4. Ode

an die preußische Armee.

Im März 1757.

Unüberwundnes Heer, mit dem Tod und Verderben

In Legionen Feinde dringt,

Um das der frohe Sieg die güldnen Flügel schwingt,
Heer, bereit zum Siegen oder Sterben!

Sieh! Feinde, deren Last die Hügel fast versinken,

Den Erdkreis beben macht,

Ziehn gegen dich und drohn mit Qual und ew'ger Nacht;
Das Wasser fehlt, wo ihre Rosse trinken.

5

Der dürre, schiele Neid treibt niederträcht'ge Scharen Aus West und Süd heraus,

10

Und Nordens Höhlen spein, sowie des Osts, Barbaren
Und Ungeheuer, dich zu verschlingen, aus.

Verdopple deinen Mut! Der Feinde wilde Fluten
Hemmt Friedrich und dein starker Arm;

Und die Gerechtigkeit verjagt den tollen Schwarm;
Sie bligt durch dich auf ihn, und seine Rücken bluten.

Die Nachwelt wird auf dich, als auf ein Muster sehen,
Die künft'gen Helden ehren dich,

Ziehn dich den Römern vor, dem Cäsar Friederich;
Und Böhmens Felsen sind dir ewige Trophäen.

Nur schone, wie bisher, im Lauf von großen Taten
Den Landmann, der dein Feind nicht ist;

Hilf seiner Not, wenn du von Not entfernet bist.
Das Rauben überlaß den Feigen und Kroaten.

15

20

Ich seh', ich sehe schon freut euch, o Preußens Freunde! — 26 Die Tage deines Ruhms sich nahn.

In Ungewittern ziehn die Wilden stolz heran;

Doch Friedrich winket dir: wo sind sie nun, die Feinde?

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