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Was ist des Lebens Herrlichkeit?
Wie bald ist sie verschwunden!
Was ist das Leiden dieser Zeit?
Wie bald ist's überwunden!

45 Hofft auf den Herrn!

Er hilft uns gern;

Seid fröhlich, ihr Gerechten!
Der Herr hilft seinen Knechten.

30. Osterlied.

Jesus lebt, mit ihm auch ich. Tod, wo sind nun deine Schrecken? Er, er lebt und wird auch mich Von den Toten auferwecken. 6 Er verklärt mich in sein Licht; Dies ist meine Zuversicht.

Jesus lebt, ihm ist das Reich über alle Welt gegeben; Mit ihm werd' auch ich zugleich 10 Ewig herrschen, ewig leben. Gott erfüllt, was er verspricht; Dies ist meine Zuversicht.

Jesus lebt, wer nun verzagt,
Lästert ihn und Gottes Ehre.
15 Gnade hat er zugesagt,

Daß der Sünder sich bekehre.
Gott verstößt in Christo nicht;
Dies ist meine Zuversicht.

Jesus lebt, sein Heil ist mein;
20 Sein sei auch mein ganzes Leben!
Reines Herzens will ich sein
Und den Lüften widerstreben.
Er verläßt den Schwachen nicht;
Dies ist meine Zuversicht.

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Er gibt Kraft zu dieser Pflicht;
30 Dies ist meine Zuversicht.

Jesus lebt, nun ist der Tod
Mir der Eingang in das Leben.
Welchen Trost in Todesnot
Wird er meiner Seele geben,
35 Wenn sie gläubig zu ihm spricht:
Herr, Herr, meine Zuversicht!

Ein Brief Gellerts

an das Fräulein Erdmuth von Schönfeld.

Leipzig, den 5. Dezember 1758.

Den 18. November ließ sich ein Husarenleutenant von dem Gefolge des Generals Malachowsky sehr ungestüm bei mir mel- 5 den. Der Gewalt, dachte ich, kann niemand widerstehen, fasse dich und nimm den Besuch an, es begegne dir auch, was da will. Sogleich trat ein hagerer, schwarzer Mann mit drohenden Augen, kotigen Stiefeln und blutigen Spuren hastig auf mich zu. Sein gelbes Haar war in einen Knoten, und sein Bart 10 in etliche kleine geknüpft. Mit der linken Hand hielt er einen fürchterlichen Säbel und in der Rechten (den Arm mit dazu genommen) den Stock, ein Paar Pistolen, die Müge und eine Karbatsche, mit Draht durchflochten. „Was ist zu Ihrem Befehle, Herr Leutenant", fing ich mit Zittern an. „Haben Sie 15 Ordre, mich zu arretieren? Ich bin unschuldig.", Nein, mein Herr. Sind Sie der berühmte Bücherschreiber und Professor Gellert?" "Ja, ich bin Gellert. " „Nun, es freut mich, Sie zu sehen und zu umarmen (o, wie zitterte ich bei dieser Umarmung)! Ich bin ein großer Verehrer Ihrer Schriften; 20 sie haben mir bei meinen Feldzügen große Dienste getan, und ich komme, Ihnen zu danken und Sie meiner Freundschaft zu versichern. Das ist zu viel Ehre für mich, Herr Leutenant. (Mehr konnte ich vor Schrecken noch nicht aus mir hervorbringen.) Haben Sie die Gnade und lassen Sie sich nieder." -,,Ja, das 25 will ich gern tun. Sagen Sie mir nur, wie haben Sie's angefangen, daß Sie so viele schöne Bücher schreiben können?“

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Ob meine Bücher schön sind, Herr Leutenant, das weiß ich nicht; aber wie ich's mit meinen Büchern angefangen habe,

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das kann ich Ihnen sagen. Wenn ich Lust und Zeit zum Schreiben hatte, so dachte ich ein wenig nach, was ich schreiben wollte. Alsdann sehte ich mich hin, vergaß alles andre, dachte nur an meinen Gegenstand und schrieb, was mir dieser eingab, 5 so gut ich konnte. War ich fertig, so fragte ich ehrliche Leute, ob sie das Werk für gut hielten, und was sie zu erinnern hätten. Sagten sie, es wäre gut, ich sollte es hin und wieder verbessern und es alsdann drucken lassen, so besserte ich und ließ drucken. Dieses, Herr Leutenant, ist die Geburt meiner Schriften, die 10 das Glück gehabt haben, Ihnen zu gefallen.“ Nun, das will ich mir merken", versezte er. Ich habe oft Luft und Zeit zum Schreiben, und sobald die verteufelten Russen aus dem Lande sind, will ich einen Versuch nach Ihrer Weise machen. Jezt aber biete ich Ihnen ein Andenken von meiner Beute an. Sie haben 15 doch wohl keinen Rubel in ihrer Schatulle, Herr Professor; lesen Sie sich also einen aus. Diese hier sind von einem Kosakenobersten, den ich bei Zorndorf vom Pferde hieb, und diese da von der Frau eines russischen Offiziers, die in der Flucht mit dem Pferde stürzte." Es lief mir bei diesem Präsente eiskalt 20 über den Leib. Das sei ferne, daß ich Ihnen einen Teil Ihrer Beute entziehen sollte. Nein, lieber Herr Leutenant, behalten Sie Ihre Rubel, ich habe genug an der Gewogenheit, aus der Sie mir dieselben anbieten." , Aber Sie müssen ein Andenken von mir annehmen, Herr Professor. Gefallen Ihnen diese 25 Pistolen? Es sind sibirische. Und diese Peitsche, das ist eine Knute. Beides ist zu ihren Diensten. Ich habe noch treffliches Gewehr erbeutet, türkisches, tatarisches, es steht bei Eulenburg, und was Sie verlangen, will ich Ihnen schicken, ein Wort ein Mann! Der Soldat hat nichts Kostbareres als Beute, mit seinem 30 Blute erfochten. Warum gefallen Ihnen diese Pistolen nicht? Es ist auserlesenes Gewehr." Hier nahm ich ihn bei der Hand und führte ihn an meine Bücherschränke. Dieses ist mein Gewehr, Herr Leutenant, mit dem ich umzugehen weiß. Wollen sie sich ein Andenken von meiner gelehrten Beute auslesen?“ 35 Ja, geben Sie mir Ihre Troftgründe wider ein fieches Leben, wenn ich etwa von den Russen blessiert würde; denn, ach, die Russen, das ist ein schreckliches Volk! Sie stehen wie die Berge so fest; und man arbeitet sich müde und tot, ehe man sie zum Weichen bringt." Nunmehr wollte er mir die letzte Bataille 40 erzählen, aber zu meinem Glücke schlug es; meine Zuhörer kamen

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haufenweise, und ich sagte dem Husarenleutenant, daß ich ein Kollegium hätte. Er bot mir noch einmal sein Gewehr an, umarmte mich herzlich, war unzufrieden, daß ich nichts annehmen wollte, besah meinen Katheder, wünschte mir viel Gutes und ging mit seinen Pistolen und seiner Knutpeitsche, die ihm ein 5 Husar, der die Treppe nebst etlichen andern Kameraden besett hielt, abnahm. Peter!" rief der Leutenant, das ist der Herr, der die schönen Fabeln geschrieben hat." Peter sah mich starr an, griff ehrerbietig an die Müge und lächelte mir seinen wilden Beifall zu. Die andern Husaren bückten sich auch sehr 10 tief, und unter diesen Umständen begleitete ich den Leutenant die Treppe hinunter. Kann ich Ihnen", war sein legtes Wort, „noch bei dem General Malachowsky auf irgend eine Weise dienen?" - ,,Im geringsten nicht.“ Oder bei dem General Dohna?" „Ich danke untertänig.“ „Oder auch 15 bei dem Könige?" - Nein, Herr Leutenant, empfehlen Sie ihm den Frieden in meinem Namen fußfällig" und schnell entfloh ich den Husaren.

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VIII.

Christian Ewald von Kleist.

Geb. in Zeblin in Pommern 7. März 1715, studierte in Königsberg Rechte und Mathematik, widmete sich aber pann dem Militärdienste, da er keine Anstellung fand. 1736 trat er in dänische Dienste, aber 1740 forderte ihn Friedrich der Gr. für seine Armee. Hier wurde er 1749 Hauptmann und 1756 Major und wurde am 12. August 1759 in der Schlacht bei Kunersdorf tödlich verwundet. Am 24. August starb er im Lazareit zu Frankfurt a. D., wo ihm ein Denkmal errichtet ist.

Er war eine sinnige, innerlich gerichtete Natur, die sich auch in seinen Gedichten deutlich ausspricht. In ihnen tritt uns aus dem ganzen Kreise der Leipziger und Hallischen Dichter am deutlichsten wahre Empfindung entgegen. Aber es ist ein elegischer, zum Teil trübsinniger Ton, der vielfach hindurchklingt, und dieser hat seinen Grund in dem Widerstreit zwischen seinen innern Neigungen und seinem Berufe. Nur die unbegrenzte Begeisterung für seinen König hielt ihn bei der Fahne, das Leben und Treiben des Offizierstandes, der damals Dichten und alle Beschäftigung mit den schönen Wissenschaften für eine Schande hielt, war ihm zuwider. So suchte er Trost und Erholung in der Dichtung, die, seinen Neigungen und der Zeit entsprechend, zwei Hauptrichtungen nahm, die eine auf die Verherrlichung der Natur, die andere auf die

Verherrlichung des großen Königs, der Vaterlandsliebe und Königstreue. Der ersteren entsprang „Der Frühling“ und „Irin“, der zweiten „Cissides und Paches" und die Oden. Aber auch die beiden anderen Ideale der Zeit, Religion und Freundschaft, erfüllen ihn (Hymne, Jrin, Leander und Selin); daneben dichtet er auch ana= freontische Lieder. Seine treuen und aufrichtigen Freunde waren Lessing und Gleim. Der noch vorhandene und kritisch herausgegebene Briefwechsel mit dem leßteren gewährt einen vollständigen Einblick in sein Seelenleben. Wenn Lessing seine Literaturbriefe „an einen verwundeten Offizier“ richtete, so dachte er dabei an Kleist; er begleitete seine poeti= schen Arbeiten mit dem lebhaftesten und freundschaftlichsten Interesse, und unter den vielen, die ihm Nachrufe und Grabinschriften widmeten, fehlte auch er nicht. Sein Epigramm lautete:

O kleist, Dein Denkmal dieser Stein?
Du wirst des Steines Denkmal sein.

1. Hymne.

Groß ist der Herr! Die Himmel ohne Zahl
Sind seine Wohnungen;

Sein Wagen Sturm und donnernde Gewölk',
Und Blize sein Gespann.

5 Die Morgenröt' ist nur ein Widerschein
Von seines Kleides Saum;

Und gegen seinen Glanz ist alles Licht

Der Sonne Dämmerung.

Er sieht mit gnäd'gem Blick von seiner Höh'

10 Zur Erd' herab: sie lacht.

Er schilt: und Feuer fährt von Felsen auf,
Des Erdballs Are bebt.

Lobt den gewaltigen, den gnäd'gen Herrn,
Jhr Lichter seiner Burg,

15 Ihr Sonnenheere! flammt zu seinem Ruhm!

Ihr Erden, singt sein Lob!

Erhebet ihn, ihr Meere! braust sein Lob!

Ihr Flüsse, rauschet es!

Es neige sich der Zedern hohes Haupt

20 Und jeder Wald für ihn!

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