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Jhr Löwen, brüllt zu seiner Ehr' im Hain!
Singt ihm, ihr Vögel, singt!

Seid sein Altar, ihr Felsen, die er traf,
Eu'r Dampf sei Weihrauch ihm!

Der Widerhall lob' ihn! und die Natur
Sing' ihm ein froh' Konzert!

Und du, der Erden Herr, o Mensch, zerfleuß
In Harmonien ganz!

Dich hat er mehr als alles sonst beglückt; 30 Er gab dir einen Geist,

Der durch den Bau des Ganzen dringt, und kennt
Die Räder der Natur.

Erheb' ihn doch, zu deiner Seligkeit!
Er braucht kein Lob zum Glück;

35 Die niedern Neigungen und Laster fliehn,
Wenn du zu ihm dich schwingst.

Die Sonne steige nie aus roter Flut

Und sinke nie darein,

Daß du nicht deine Stimm' vereinigst mit

40 Der Stimme der Natur.

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Lob' ihn im Regen und in dürrer Zeit,

Jm Sonnenschein und Sturm!

Wann's schneit, wann Frost aus Wasser Brücken baut,
Und wann die Erde grünt.

In Überschwemmungen, in Krieg und Pest
Trau ihm, und sing ihm Lob!

Er sorgt für dich; denn er erschuf zum Glück
Das menschliche Geschlecht.

Und o! wie liebreich sorgt er auch für mich!

50 Statt Golds und Ruhms gibt er Vermögen mir, die Wahrheit einzusehn, Und Freund' und Saitenspiel.

Erhalte mir, o Herr! was du verleihst, Mehr brauch' ich nicht zum Glück.

55 Durch heil'gen Schau'r will ich, ohnmächtig sonst, Dich preisen ewiglich!

60

In finstern Wäldern will ich mich allein
Mit dir beschäftigen

Und seufzen laut, und nach dem Himmel sehn,
Der durch die Zweige blickt,

Und irren ans Gestad' des Meers und dich
In jeder Woge sehn

Und hören dich im Sturm, bewundern in
Der Au Tapeten dich.

65 Ich will entzückt auf Felsen klimmen, durch
Zerrissne Wolken sehn

Und suchen dich den Tag, bis mich die Nacht
In heil'ge Träume wiegt.

2. Der Frühling.
Ein Gedicht.

(Nach der umgearbeiteten Ausgabe von 1756.)

Empfang' mich, schattiger Hain, voll hoher grüner Gewölbe! Empfang' mich! Fülle mit Ruh und holder Wehmut die Seele! Führ' mich in Gängen voll Nacht zum glänzenden Throne der

Tugend,

Der um sich die Schatten erhellt! Lehr' mich den Widerhall reizen 5 Zum Ruhm verjüngter Natur! Und ihr, ihr lachenden Wiesen, Ihr holde Täler voll Rosen, von lauten Bächen durchirret, Mit euren Düften will ich in mich Zufriedenheit ziehen

Und, wenn Aurora euch weckt, mit ihren Strahlen sie trinken. Gestreckt im Schatten will ich in güldne Saiten die Freude, 10 Die in euch wohnet, besingen. Reizt und begeistert die Sinnen, Daß meine Töne die Gegend wie Zephyrs Lispeln erfüllen Und wie die rieselnden Bäche!

Auf rosenfarbnem Gewölke, bekränzt mit Tulpen und Veilchen, Sank jüngst der Frühling vom Himmel. Aus seinem Busen

15 Die Milch der Erden in Strömen.

ergoß sich

Schnell rollte von Hügel und Bergen

3 Der Thron der Tugend ist die Natur. maßen in güldne Saiten hineinsingen.

9 Saiten, gewisser=

Der Schnee in Haufen herab, und Felder wurden zu Seeen
Allmählich versiegte die Flut. Von eilenden Dünsten und Wolken
Flohn junge Schatten umher. Es schien der Himmel erweitert
Und war voll Schimmer und Strahlen. Zwar streute der
weichende Winter

Noch oft bei nächtlicher Umkehr von den geschüttelten Flügeln
Reif, Eis und Schauer von Schnee; noch ließen wütrische Stürme
Die rauhe, dumpfichte Stimm' aus Islands Gegend ertönen,
Durchstreiften klagende Klüfte, verheerten taumelnde Wälder
Und bliesen Schrecken und Furcht herum, Verderben und Kälte,
Doch endlich siegte der vor noch ungesicherte Frühling.
Die Luft ward sanfter; es deckt' ein bunter Teppich die Felder;
Die Schatten wurden belaubt, ein sanft Getön erwachte
Und floh und wirbelt' umher im Hain voll grünlicher Dämmrung;
Die Bäche färbten sich silbern, im Luftraum flossen Gerüche,
Und Echo höret im Grunde die frühe Flöte des Hirten.

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Ihr, deren zweifelhaft Leben gleich trüben Tagen des Winters Ohn' Laft und Freude verfließt, die ihr in Höhlen des Elends Die finstern Stunden verseufzt, betrachtet die Jugend des Jahres, Dreht jezt die Augen umher, laßt tausend farbichte Szenen Die schwarzen Bilder verfärben! Es mag die niedrige Ruhmsucht, 35 Die schwache Rachgier, der Geiz und seufzender Blutdurst sich

Ihr seid zur Freude geschaffen, der

Saugt Lust und Anmut in euch!

Härmen;

Schmerz schimpft Tugend
und Unschuld.

Schaut her, sie gleitet im
Luftfreis

Und grünt und rieselt im Tal. Und ihr, ihr Bilder des Frühlings, Ihr blühenden Schönen, flieht jezt den atemraubenden Aushauch 40 Von güldnen Kerkern der Städte! Kommt, kommt in winkende Felder!

Kommt, überlasset dem Zephyr die kleinen Wellen der Locken, Seht euch in Seeen und Bächen, gleich jungen Blumen des Ufers! Pflückt Morgentulpen voll Tau und ziert den wallenden Busen.

16 Im ersten Druck folgt hier „Das Gemälde einer großen Überschwemmung." 25 vor, vorher, bisher. 27 Die Schatten wurden 30 frühe, früh am Morgen ertönend.

dichter durch das Laub.

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37 be=

34 Laßt die Farbenpracht der Natur die schwarzen Bilder, die eure Seele verdüstern, erhellen. schimpft, entwürdigt.

36 nach Befriedigung seufzend.

Der Dichter verseßt sich nunmehr in eine ländliche Umgebung, Felder, Wiesen, Seeen, belebt von Menschen und Tieren, in der Ferne / das Meer.

45 Die Lerche steigt in die Luft, sieht unter sich Klippen und Täler, Entzückung tönet aus ihr. Der Klang des wirbelnden Liedes Ergött den ackernden Landmann: er horcht eine Weile, dann

lehnt er

Sich auf den gleitenden Pflug, zieht braune Wellen ins Erdreich, Verfolgt von Krähen und Elstern. Der Säemann schreitet gemessen

50 Und wirft den Samen ihm nach ... D, daß der mühsame Landwirt

Für sich den Samen nur streute! Daß ihn die Weinstöcke tränkten

Und in den Wiesen für ihn nur bunte Wogen sich wälzten! Allein der fräßige Krieg, vom zähnebleckenden Hunger

Und wilden Scharen begleitet, verheert oft Arbeit und Hoffnung: 55 Er stürmet rasend einher, zertritt die nährenden Halmen;

Reißt Stab und Reben zu Boden; entzündet Dörfer und Wälder Für sich zum flammenden Lustspiel. Wie wenn der Rachen des Ätna

Mit ängstlich wildem Geschrei, daß Meer und Klippen es hören, Die Gegend um sich herum, vom untern Donner zerrüttet, 60 Mit Schrecken und Tod überspeit und einer flammenden Sündflut.

Ihr, denen zwanglose Völker das Steuer der Herrschaft vertrauen,

Führt ihr durch Flammen und Blut sie zur Glückseligkeit Hafen? Was wünscht ihr, Väter der Menschen, noch mehrere Kinder? Jst's wenig,

Viel Millionen beglücken? Erfordert's wenige Mühe ? 65 mehrt derjenigen Heil, die eure Fittiche suchen, Deckt sie gleich brütenden Adlern, verwandelt die Schwerter in Sicheln,

Laßt güldne Wogen im Meer, fürs Land, durch Schiffahrt sich türmen, Erhebt die Weisheit im Kittel und trocknet die Zähren der Tugend!

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53 ff. Die Beziehung zum Jahre 1756, aus welchem diese Bear= beitung stammt, ist deutlich. 59 vom unterirdischen Donner. 63 Warum strebt ihr nach mehr Besiz? 67 Bringt durch Handel und Wandel Wohlfahrt ins Land. Ist das Bild klar?

Wohin verführt mich der Schmerz? Weicht, weicht ihr traurigen Bilder.

Komm, Muse! laß uns die Wohnung und häusliche Wirtschaft 70 des Landmanns

Und Viehzucht und Gärte betrachten... Hier steigt kein Marmor aus Bergen

Und zeuget Kämpfer, kein Tarus spißt sich vor Schlössern, kein Wasser Folgt hier dem Zuruf der Kunst. Verschränkte, wölkichte Wipfel Von hohen Linden beschatten ein Haus, von Reben umkrochen, Durch Dorn und Hecken befestigt. Ein Teich glänzt mitten im 75 Hofe,

Mit grünem Floßkraut bestreut, wodurch aus scheinbarer Tiefe Des Himmels Ebenbild blinkt. Er wimmelt von zahmen Be

Die Henne jammert am Ufer und
Die sie gebrütet; sie fliehn der

Die Flut und nagen am Schilf.
Schwimmt hier der Schwan und

wohnern.

ruft die gleitenden Entchen, Stiefmutter Stimme, durchplätschern

Voll majestätischen Ernstes treibet fern von der Luftbahn der Jungen

Mit starken Flügeln den Schießhund.

Sie tauchen den Kopf ins Wasser,

Nun spielen die haarichten
Kinder,

sie hangen im Gleichgewicht
abwärts

Und zeigen die rudernden Füße. . . Dort läuft ein munteres

Mädchen,

80

Sein buntes Körbchen am Arm, verfolgt von weitschreitenden 85

Nun steht es und täuscht sie

Nun plöglich mit Körnern und

Hühnern.

leichtfertig mit eitelem Wurfe; begießt sie

sieht sie vom Rücken sich essen und zanken.

Dort lauscht in dunkeler Höhle das weiße Kaninchen und drehet
Die roten Augen umher. Aus seines Wohnhauses Fenster
Sieht das Lachtäubchen sich um; es kragt den rötlichen Nacken 90
Und fliegt zum Liebling aufs Dach. Er zürnt ob dessen Verweilen

71 Gärte, st. pl., seit dem 16. Jahrh. neben der schwachen Bildung. 72 Marmorne Statuen sind gewissermaßen durch den Marmor gezeugt. 73 Marmorstatuen, Tarusbecken, Wasserkünste zeichnen die Schlösser aus, besonders im Geschmack des 18. Jahrhunderts.

Denkmäler älterer deutscher Literatur. IV, 2. 2. Auflage.

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