Den im brausenden Meer schwimmender Ungeheur Lange Schaaren umringt; den Leviathan oft Stürmend nachgefolgt ist, wenn er in wilder Luft Ströme gegen die Wolken blies.
Hatte zehnfacher Tod furchtbare Schrecken gnug, Für den brittischen Mann, welcher die Welt umschift? Der Horns Vorgebirg sah, ohne verzagt zu seyn, Und die Felsen um Staatenland?
Nur vergebens dehnt sich zwischen den Indien Und der älteren Welt, weites Gewässer aus; Durch den Ocean steurt sicher Columbus fort, Und grüßt donnernd die neue Welt.
Im entwendeten Blitz schrecklich, den Göttern gleich, Tritt er siegreich ans Land; westlicher Reichthum fließt In das mächtige Schiff, welches mit Fittigen Durch das staunende Weltmeer flog.
Doch es brachte zu uns dieses Verwegnen Schiff Mit dem neueren Gold neuere Laster auch. Durch Gewürze gestärkt, eilte der Seuchen Gift Schneller unseren Herzen zu.
Jene schwelgende Stadt hob nun ihr stolzes Haupt, Stolz durch indisches Gold, gegen die Wolken auf. Ihr geschminktes Gesicht spiegelte Hochmuthsvoll In den Wellen des Tagus sich.
Aber rächend ergrif Gott den verborgnen Blitz, Daß die Vesten der Welt unter ihm bebeten. Und sein Feuer fuhr aus, fraß die verderbte Stadt Und die Schlösser der Könige.'
Das schlafende Mädchen. (Bd. III, S. 118.)
Die Göttin süßer Freuden,
Die Nacht, stieg aus dem Meer, Und sanfter Liebe Leiden Sang keine Flöte mehr; Der Mond mit blassem Scheine Versilberte die stillen Haine.
Da führte mich die Liebe Zu meinem Mädchen hin. Ich fand ihr Aug oft trübe Aus Lieb und Eigensinn; Und niemals dürft ichs wagen, Ihr was von Küssen vorzusagen.
1. Das Erdbeben in Lissabon war am 1. Nov. 1755.
Herr! Gott und Vater deiner Kin Leer, und mit Thränenvollen Blik
Vergißt du, Schöpfer, deiner Welt? Ist niemand, welcher für uns Sünder Dir, Richter, in das Rachschwerdt
Verläßt er sein geplündert Haus; Es lodert hinter seinem Rücken, Sinft, und zerfällt in Schutt und Graus.
Noch sendest du zum Blutvergiess Und seine schwachen Kinder wei
Den Todesengel vor dir her; und unter des Erwürgers Füssen Liegt alles wüst, entstellt, und leer
Schau doch mit einem Blick der Gnaden
Auf die zerstörte Welt herab! Und sich, wie ganze Myriaden Das Schwerdt frißt, und das weite Grab.
Sieh, wie die Fluren öde liegen; Wie ohne Trost der Landmann steht, Der unter seiner Herrscher Siegen Im Mangel schmachtet und ver geht.
Die Elbe wälzt zum Oceane
Die Fluth, durch Leichen aufge:
O sieh darein! Erbarmer, Retter! Du wirst dich uns nicht ganz entziehn;
Und an der Oder winkt die Fahne Wirst nicht, verhüllt in Nacht und Zu wilden Schlachten in das
Wetter, Stets wider uns zur Rache ziehn..
Die Spree sieht ihrer Kinder Za Ruf ab das Schwerdt vom Feld
Sieht ihrer Freuden sich beraubt; Und bey der Unterdrückten Klagen Verbirgt der Weserstrom sein
Wohin man blickt, sieht man Ver. heeren;
Die Städte wüst, das Land in Blut, Und über beyde Hemisphären Verbreitet sich des Krieges Wuth.
der Todten, Das uns zum Fluch geschärfet ward!
Und sende deinen Friedensboten Dem Erdkreis, welcher auf ihn harrt! Vernimm das Flehen frommer Bether! Du lenkst der Fürsten Herz allein; Lenk es zum Frieden! Laß sie Väter, Und Menschen wieder Menschen jeyn!
Aus den Jahreszeiten.
a. Aus dem Morgen. (Th. IV. S. 7.)
Nach und nach enthüllet sich nun die dämmernde Gegend. Waldichte Hügel erheben ihr Haupt; in blauer Schattirung Schwillt zusehends dem Auge bereits der Rücken der Berge. Dunkelglänzend rollet der Strom die ruhigen Wogen Durch das rauchende Land, das immer noch mehr sich enthüllet. Mächtige Thürme steigen empor, und drohen den Wolken, Und das mojichte Dach tritt aus den verschwindenden Schatten. Jubilirend schwingt sich indes die steigende Lerche
Von der thauichten Flur, und ruft dem kommenden Tage. Der erwachende Wald, die wiederbelebten Gefilde,
Hören die Stimme des Herolds, der zu Gesängen ermuntert, Alle werden ermuntert. Es hüpfen die Sänger des Waldes Fröhlich empor, und pußen die Schwingen. In stiller Erwartung Scheinen sie alle bereit, um bey dem gegebenen Zeichen Mit dem allgemeinen Concert die Sonne zu grüßen.
Noch verbirgt sie sich uns. Auf rosenfarbenem Fittig Rauschet die Morgenröthe vorben, indem sie die Sterne Plötzlich vertilgt, und rings um sich her die Wolken bepurpert. Voller Ungeduld stürzet die Schaar der grösseren Vögel
In die Tiefe der Luft, die Sonne früher' zu schauen. Aus dem dunkelen Forst wallt ihr der reisende Reyher
Und der Habicht entgegen. Ein dickes Geschwader von Dohlen Flattert um Felsen herum, mit lautem geschwäßigen Rufen, Da in oberer Luft, in gaukelnden Kreisen, die Schwalbe Sich im röthenden Stral die blauen Flügel vergüldet. Langsam trabet nunmehr der Hirsch mit stolzem Geweyhe Über die Haide zum Forst, und sieht nach den Saaten zurücke, Die er ungern verläßt, vom frühen Tage verscheuchet.. Auch der Hase flüchtet sich nun zum buschichten Vorholz; Da aus hohen waldichten Wipfeln veralteter Eichen Mit schwerfliegendem Flug der Rabe zu fernen Gefilden Fortzicht. Munter eröfnet bereits der Schäfer die Hürden; Von dem Widder geführt, folgt ihm die blöckende Heerde Zu den blumichten Höhn. Von Frühlingsgerüchen begeistert, Seht der zufriedene Hirt auf einem waldichten Hügel Fröhlich sich hin; ergreift sein Rohr, und schallende Lieder Tönen ins einsame Thal. Der Nachhall horchet den Liedern, Sendet sie wieder zurück, und täuscht den lauschenden Schäfer Mit dem ähnlichen Ton. Nunmehr erwachen die Hütten. Auf dem mosichten Dach girrt schon der buhlende Tauber Um die Geliebte herum, die bald nach sprödem Verzögern Ihm den verweigerten Kuß noch süsser, noch feuriger, hingiebt. Mit gebogenem Hals steht hoch auf der Leiter der Haushahn, Und fräht Freud' in den Hof; mit lauten schlagenden Flügeln Springt er hinab auf den Platz, und tritt den schwätzenden Weibern Brennend entgegen; er schüttelt voll Stolz die mächtige Krone, Und geht unter sie hin mit majestätischer Herrschaft. Seine Stimme verkündiget Arbeit. Den Herold des Tages
Hört der Landmann, springt auf und macht in grauender Dämmrung Seinen Wagen zurecht; er hohlt die wichernden Rossfe
Aus dem niedrigen Stall, und führt sie der Arbeit entgegen. Oder er spannt an den Pflug die wiederkäuenden Ochsen, Die geduldig dem Joch die breite Stirne gereichet. Langsam zieht er zur Flur, und reisset seitlang die Furchen, Unter der Lerche Musik, die ihm die Arbeit versüsset. Jeho ruht er, gelehnt an den Pflug, und schauet begierig Weit gen Often hinab, das Antlitz der Sonne zu sehen. Gönne dein Antlik, o Senne, den dich erwartenden Fluren, Und belohne die Müh des schweißvergiessenden Landmanns, Sie beschleunigt den Lauf, und röthet im wollichten Osten Immer heller die Wolken, die vor ihr hergehn, und schimmern,
Wie ein glänzender Hof, der seinen Monarchen verkündigt. Und nun siehe! Sie kömmt, sie ist da! Mit vollem Gesichte Blickt queer über die Welt die holde Fürstin des Tages.
(Lob der deutschen Dichter. Bd. III. S. 90.)
Nie schwang sich ein würdger Regent vom Staube der Fürsten, Der nicht die Künfte geliebt, und dich, o Dichtkunst, belohnet. Heilige Namen den Musen, August, und Ludwig, und Friedrich! Friedrich, der du dein nordisches Reich zum Wunder Europens Umschafft; jedes Verdienst, das deinem Auge sich nähert, Aufnimmst, ermunterst, bereicherst; der du den Milton der Deutschen Zu dir beriefft; als König ihn lohnst, als Kenner ihn schäßest.' Aber ach! daß traurig vom Thron des würdigsten Königs Vor dem gallischen Wiß die deutsche Muse zurückbebt! Glaub es, erhabner Monarch, dem patriotischen Zutraun: Selbst in Deutschland, in Preussen entflünde der deutsche Voltaire, Welcher, wofern ihm dein Lob die Flügel zur Ewigkeit stärkte, Dich, o Friedrich, auch deutsch, der Unsterblichkeit würdig, besänge. Wo einst Caniß geblüht, kan da kein Arouet werden?
Doch auch ohne der Grossen Ermuntrung; auch ohne die Ehre, Welche den Römer erhob, und noch den Britten erhebet; Feurig allein durch eigenen Trieb, erhebt sich der Deutsche Mit gewaltigem Flug zur Spitze des heiligen Berges. Er besieget den Mangel, indem er nicht Dichter allein ist, Und zwingt durch noch andre Verdienste das Glück, ihm zu folgen. So wie Achill ergreift er nur dann die harmonische Leyer, Wenn er im stillen Gezelt von grössern Geschäften sich ausruht. So hat Haller,' wenn ihn nicht mehr Hygea gefesselt, Dir, o Deutschland, zum Ruhm unsterbliche Lieder gesungen. So nimmt Cramer, befeelt von heiligem Feuer, die Harfe, Mit dem Davidischen Lied dem Menschengeschlechte zu predgen, Wenn er nicht mehr an heiliger Stäte des Ewigen Worte, Vor den Groffen der Welt, ein andrer Chrysostomus, redet. Und so rührt mein Gemmingen auch die silbernen Saiten,
1. Der Dichter meint unter Friedrich den König Friedrich V. von Dänemark, welcher Klopstock zu sich rief. Von der folgenden Zeile an redet er aber von Friedrich II. v. Preußen. - 2. Arouet ist der Name Voltaire's. — 3. Wir unterstreichen die Dichter, was das Original nicht thut. - 4. Gemmingen, Eberhard Friedrich, Freih. von, starb 1791 als Regierungspräsident in Stuttgardt. Unter
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