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Hunde; Hunde, meine Brüder, ihr werdet es mir nicht glauben, und doch habe ich es mit meinen Augen gesehen— die auch einen Löwen nicht fürchten, und kühn mit ihm anbinden.'

Uber, fragte den Pudel ein gesehter Jagdhund, überwinden sie ihn denn auch, den Löwen?

Ueberwinden? war die Antwort. Das kann ich nun eben Gleichwohl, bedenke nur, einen Löwen anzu

nicht sagen. fallen !—

O! fuhr der Jagdhund fort: wenn sie ihn nicht überwinden, so sind deine gepriesenen Hunde in Indien -besser als wir? So viel wie nichts—aber um einen guten Theil dümmer.

27. Der Löwe und der Tiger.

Der Löwe und der Hase, beide schlafen mit offenen Augen. Und so schlief jener, ermüdet von der gewaltigen Jagd, einst vor dem Eingange seiner fürchterlichen Höhle.

Da sprang ein Tiger vorbei, und lachte des2 leichten Schlummers. Der nichtsfürchtende Löwe! rief er, schläft er nicht mit offenen Augen, natürlich wie der Hase!

Wie der Hase? brüllte der aufspringende Löwe, und war dem Spötter an der Gurgel. Der Tiger wålzte sich in scinem Blute, und der beruhigte Sieger legte sich wieder schlafen. L.

28. Der Stier und der Hirsch.

Ein schwerfålliger Stier und ein flüchtiger Hirsch weideten auf einer Wiese zusammen.

Hirsch, sagte der Stier, wenn uns der Löwe anfallen sollte, so laß uns für einen Mann stehen; wir wollen ihn tapfer abweisen. Das muthe mir nicht zu, erwiederte der Hirsch; denn

1

Engage in a fight. the mocker.

2 At his.

3 At the throat of

+ Repel.

warum sollte ich mich mit dem Löwen in ein ungleiches Gefecht einlassen, da ich ihm sicherer entlaufen kann?

29. Der Esel mit dem Löwen.

Als der Esel mit dem Löwen des Aesopus, der ihn statt seines Jågerhorns brauchte, nach dem Walde ging, begegnete ihm ein anderer Esel von seiner Bekanntschaft, und rief ihm zu: Guten Tag, mein Bruder !—Unverschämter! war die Antwort.—

Und warum das? fuhr jener Esel fort. Bist du deswegen, weil du mit einem Löwen gehst, besser als ich? mehr als ein Esel?

30. Die Wasserschlange.

Zeus hatte nunmehr den Fröschen einen andern König gegeben; anstatt eines friedlichen Kloßes, eine gefråßige Wasserschlange.

Willst du unser König sein, schrieen die Frösche, warum verschlingst du uns ?—Darum, antwortete die Schlange, weil ihr um mich gebeten habt.

Ich habe nicht um dich gebeten! rief einer von den Fröschen, den sie schon mit den Augen verschlang.—Nicht? sagte die Wasser= schlange. Desto schlimmer! So muß ich dich verschlingen, weil du nicht um mich gebeten hast.

Zweiter Abschnitt.

Parabeln und allegorische Dichtungen.

1. Drei Freunde.

Traue keinem Freunde, worin du ihn nicht geprüfet hast; an der Tafel des Gastmahls giebt es mehr derselben als an der Thür des Kerkers.

Ein Mann hatte drei Freunde; zwei derselben liebte er sehr, der dritte war ihm gleichgültig, ob dieser es gleich am redlichsten mit ihm meinte. Einst ward er vor Gericht gefodert,

wo er unschuldig, aber hart verklaget war. "Wer unter euch," sprach er, will mit mir gehen und für mich zeugen? Denn ich bin hart verklaget worden, und der König zürnet.”

Der erste seiner Freunde entschuldigte sich sogleich, daß er nicht mit ihm gehen könne, wegen andrer Geschäfte. Der zweite begleitete ihn bis zur Thür des Richthauses; da wandte er sich und ging zurück, aus Furcht vor dem zornigen Richter. Der dritte, auf den er am wenigsten gebauet hatte, ging hinein, redete für ihn, und zeugte von seiner Unschuld so freudig, daß der Richter ihn losließ und beschenkte.

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Drei Freunde hat der Mensch in dieser Welt; wie betragen fie sich in der Stunde des Todes, wenn ihn Gott vor Gericht fodert? Das Geld, sein bester Freund, verlåsset ihn zuerst und gehet nicht mit ihm. Seine Verwandten und Freunde

begleiten ihn bis zur Thür des Grabes und kehren wieder in ihre Häuser. Der dritte, den er im Leben oft am meisten vergaß, sind seine wohlthätigen Werke. Sie allein begleiten ihn bis zum Throne des Richters; sie gehen voran, sprechen für ihn, und finden Barmherzigkeit und Gnade.

2. Der Holunder st a b.1

Ein Jåger wandelte mit einem Knaben auf dem Felde, und es floß ein tiefer Bach zwischen beiden. Da wollte der Knabe zu seinem Vater hinüber, aber er vermocht' es nicht. Denn der Bach war sehr breit. Sogleich schnitt er sich einen Ust aus dem Gebüsche, seßte den Stab in das Bächlein, lehnte sich keck darauf und gab sich einen gewaltigen Schwung. Aber siehe! es war der Ast eines Fliederbaums, und indem der Knabe über dem Bach schwebte, brach der Stab mitten entzwei, und der Knabe that einen tiefen Fall in das Wasser, und die Wellen brauseten, und schlugen über ihm zusammen.

Dieses sah ein Hirt von ferne und lief hinzu, und erhob ein Geschrei. Aber der Knabe blies das Wasser von sich, und schwamm lachend an das Ufer.

Da sprach der Hirt zu dem Jäger: Ihr scheint euern Sohn manches wohl gelehrt zu haben, aber eins habt ihr vergessen. Warum habt ihr ihn nicht auch gewöhnt, das Innere zu erfor= schen, bevor er dem Zutrauen sein Herz dffnet. Hått' er das weiche Mark inwendig geprüft, er würde der täuschenden Rinde nicht getraut haben!—

Freund, erwiederte der Jåger, ich habe sein Auge geschärft und seine Kraft geübt-und so kann ich ihn der Erfahrung anvertrauen. Das Mißtrauen mag die Zeit ihn lehren. Aber er wird auch in der Versuchung aufrecht beharren, denn sein Aug' ist hell, und seine Kraft geübt.

1 The staff of elder-wood.

der, elder.

2 Flieder, the same as Holun

3. Die beiden Tonnen.

Eines Morgens, als der weise Diogenes sich aus seiner Tonne erhob, um die Sonne aus dem Meer emporsteigen zu sehen, bemerkte er mit Bewunderung, daß die Morgenröthe statt einer Tonne deren Zwei umstrahlte. Ein vornehmer Jüngling hatte den Entschluß gefaßt, ein Weiser zu werden wie ber bewunderte und verspottete Diogenes, und in der Nacht seine Tonne gen Kenchråa' gewålzt. Wohl! mein Sohn, sagte der Greis, ich sehe, die Weisheit hat an dir sich einen Jünger erbeutet !

Der Jüngling lächelte über das Lob des verehrten Greises. Diogenes aber nahm seine Tonne, wålzte sie gegen das Meer und stürzte sie hinein. Da schwankte sie auf den Wogen dahin. Der Jüngling erstaunte. Da sprach Diogenes: Ich habe an dir endlich einen würdigen Schüler gefunden. Vollende nun deinen Sieg über dich selbst! Verschreibe mir deine Güter, und ich will hingehen und sie den Armen vertheilen.—Der Jüngling antwortete: Ich habe noch einiges zu Hause zu beschicken !—ließ seine Tonne dahinten, und entfernte sich.

Da lächelte Diogenes und sprach: Die possierlichen Menschen! Sie meinen, es sei mit der Tonne genug! Aber sie tåuschen sich selber; wie wollten sie gegen Andere wahr sein können?

So sprach er, und begab sich in die neue Tonne.

Der vornehme Jüngling aber blieb daheim, und schåmte sich, und fühlte, daß er nicht eher als jest den ersten Schritt zur Weisheit gethan habe.

4.-Hafael.

Hafael, der Sohn eines morgenländischen Fürsten, war in dem Thal der Weisen erzogen und zum Jüngling aufgewachsen. Da sandte ihn sein Vater nach Persien, daß er daselbst seine Bildung vollenden und die Sitten und Weise der Menschen

1 Name of a town and harbour near Corinth.

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