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gråßlichen Gewühle von zerschmetternden Klången, die wie ein lauter, schmerzvoller Schrei des Gebirges die Seele durchtönten, vernahm das Ohr nichts—und während die grenzenloseste Zerstörung das ganze Thal umwandelte, sah das Auge nichts. Selbst das Gefühl der drohenden Vernichtung konnten die Ueberwältigten nicht festhalten sie sanken hin, das Bewußtsein entwich ihnen. Instinktmäßig hatten sie das Gesicht gegen die Erde gewandt, aber dichte Staubwolken bedeckten sie; noch war alles in eine undurchdringliche Wolke gehüllt. Hier und da vernahmen sie einzelne donnerähnliche Laute, und in der Ferne hörten sie ein drohendes Brausen roie von mächtigen, immer stårker anschwellenden Wasser= massen. Um sie herum lagen große Steinblöcke, die, unter Staub begraben, sich nur durch die rauhe Ungleichheit des Bodens kund gaben. Allmålig senkte sich der Staub, sie sahen die Hütte, dicht hinter sich, fast zertrümmert, den Fluß trocken; sie entdeckten durch den Staubschleier, der sich langsam senkte, eine hohe Felsenwand, aus den zerstörten Granitmassen, wild durch einander geworfen, quer über das Thal aufgebaut. Das Brausen des gewaltsam zurückgehaltenen Flusses wuchs jeden Augenblick, und sie erwarteten den Moment, wo er, bis zu unwiderstehlicher Stärke angewachsen, über die Wand stürmen, wo die schåumenden Wogen vernichtend das Thal durchströmen würden. In aller Eile suchten sie von den Habseligkeiten der Hütte zu retten, was sie vermochten; sie trugen es einen Abhang hinauf, der dem Bergsturze schråge gegenüber, weniger schroff in die Höhe stieg. Und jest, da alles was einigen Werth hatte, gerettet war, (die dürftige Hütte, die leicht wieder aufgebaut werden konnte, schienen sie weniger zu bedauern,) sahen sie den Fluß wüthend über die eben aufgethürmte Felsenwand stürzen, sahen sie, wie er die Hütte, Bäume, Felsenblöcke, leichter Spreu gleich, mit sich fortwålzte, und athmeten freier, kühn wie sie waren, dennoch erst jezt fröhlich gestimmt, weil es ihnen vergönnt war, ein so mächtiges Schauspiel, einen solchen Ausbruch der zürnenden Natur ungestraft in der Nähe zu betrachten. Der

Staub hatte sich fast ganz gesenkt; sie erkannten die kahle, glatte, wie mit feinem Pulver bestreute Fläche, die in mächtiger Ausdehnung die Ståtte bezeichnete, wo noch vor kurzem kühne Felsen große Bäume trugen. Er ist zertrümmert, sagte Siegmund; die wilden Berggeister, in deren Geheimnisse er sich eindrången wollte, haben ihn zürnend ergriffen. Beide sahen nach der Stelle hin, wo er gestanden hatte,sie war nicht eingestürzt; ein gåhnender Abgrund hatte sich dicht neben dem Punkte aufgethan, wo die berstenden Felsen in Trümmer gesunken waren—als eine schmale Spike ragte der noch erhaltene Fels, schroff nach allen Seiten herabfallend, keck in die Luft hinein-und der Fremde stand noch da-die Flinte über die Schulter geworfen, die Arme kreuzweise auf der Brust geschlossen-und schaute unbeweglich, wie die unerschütterliche Kühnheit in Stein gehauen, gelassen und sinnend in das verwüstete Thal, auf die zürnenden brausenden Wogen des entfesselten Stromes herab.

7. Der Apollo von Belvedere.

Die Statue des Apollo ist das höchste Ideal der Kunst unter allen Werken des Alterthums, welche der Zerstörung entgangen sind. Der Künstler derselben hat dieses Werk gänzlich auf das Ideal gebauet, und er hat nur eben so viel von der Materie dazu genommen, als nöthig war, seine Absicht auszuführen und sichtbar zu machen. Dieser Apollo übertrifft alle andere Bilder desselben so weit, als der Apollo des Homerus den, welchen die folgenden Dichter malen. Ueber die Menschheit erhaben ist sein Wuchs, und seine Stellung zeuget von der ihn erfüllenden Größe. Ein ewiger Frühling, wie in dem glücklichen Elysium, bekleidet die reizende Männlichkeit vollkommener Jahre mit gefålliger Jugend, und spielet mit sanfter Zårtlichkeit auf dem stolzen Gebäude seiner Glieder. Gehe mit deinem Geiste in das Reich unkörperlicher Schönheiten, und versuche, ein Schöpfer einer himmlischen Natur zu werden, um den Geist mit Schönheiten, die sich über die Natur

erheben, zu erfüllen: denn hier ist nichts Sterbliches, noch was die menschliche Dürftigkeit erfordert. Keine Udern noch Sehnen erhigen und erregen diesen Körper, sondern ein himmlischer Geist, der sich wie ein sanfter Strom ergossen, hat gleichsam den ganzen Umfang dieser Figur erfüllet. Er hat den Python, wider welchen er zuerst seinen Bogen gebraucht, verfolget, und sein mächtiger Schritt hat ihn erreicht und erlegt. Von der Höhe seiner Genügsamkeit geht sein erhabener Blick, wie in's Unendliche, weit über seinen Sieg hinaus: Verachtung sigt auf seinen Lippen, und der Unmuth, welchen er in sich zieht, blåht sich in den Nüstern seiner Nase, und tritt bis in die stolze Stirn hinauf. Aber der Friede, welcher in einer seligen Stille auf derselben schwebet, bleibt ungestört, und sein Auge ist voll Süßigkeit, wie unter den Musen, die ihn zu umringen suchen. In allen uns übrigen Bildern des Vaters der Götter, welche die Kunst verehrt, nåhert er sich nicht der Größe, in welcher er sich dem Verstande des göttlichen Dichters offenbarte, wie hier in dem Gesichte des Sohnes, und die einzelnen Schönheiten der übrigen Götter treten hier, wie bei der Pandora, in Gemeinschaft zusammen. Eine Stirn des Jupiter, die mit der Göttinn der Weisheit schwanger ist, und` Augenbraunen, die durch ihr Winken ihren Willen erklåren: Augen der Königinn der Göttinnen mit Großheit gewölbt, und ein Mund, welcher dem geliebten Branch us die Weisheit einflößt. Sein weiches Haar spielt, wie die zarten und flüssigen Schlingen edler Weinreben, gleichsam von einer sanften Luft bewegt, um dieses göttliche Haupt: es scheint gesalbt mit dem Del der Götter, und von den Grazien mit holder Pracht auf seinen Scheitel gebunden. Ich vergesse alles andere über dem Anblicke dieses Wunderwerks der Kunst, und ich nehme selbst einen erhabenen Stand an, um mit Würdigkeit anzuschauen. Mit Verehrung scheint sich meine Brust zu erweitern und zu erheben, wie diejenige, die ich wie vom Geiste der Weissagung aufgeschwellt sehe, und ich fühle mich weggerückt nach Delos und in die lycischen Haine, Orte,

welche Apollo mit seiner Gegenwart beehrte: denn mein Bild scheint Leben und Bewegung zu bekommen, wie des P y g malion Frauenbild. Wie ist es möglich, es zu malen und zu beschreiben! Die Kunst selbst müßte mir rathen und die Hand leiten, die ersten Züge, welche ich hier entworfen habe, künftig auszuführen. Ich lege den Begriff, welchen ich von diesem Bilde gegeben habe, zu ihren Füßen, wie die Kränze derjenigen, die das Haupt der Gottheiten, welche sie krönen wollten, nicht erreichen konnten.

8.-Laokoon.

Da diese Statue unter so vielen tausenden der berühmtesten Künstler, die aus allen Orten von Griechenland nach Rom gebracht worden, hier als das Höchste in der Kunst geschägt worden, so verdient dieselbe bei der niedrigen Nachwelt, die nichts vermögend ist hervorzubringen, was diesem Werke nur entfernter Weise könnte verglichen werden, desto größere Aufmerksamkeit und Bewunderung. Der Weise findet darin zu forschen, und der Künstler unaufhörlich zu lernen, und beide können überzeugt werden, daß in diesem Bilde mehr verborgen liegt, als das Auge entdeckt, und daß der Verstand des Meisters viel höher noch als sein Werk gewesen.

Laokoon ist eine Statue im höchsten Schmerze, nach dem Bilde eines Mannes gemacht, der die bewußte Stärke des Geistes gegen denselben zu sammeln sucht; und indem sein Leiden die Muskeln aufschwellt und die Nerven anzieht, tritt der mit Stärke bewaffnete Geist in der aufgetriebenen Stirne hervor, und die Bruft erhebt sich durch den beklemmten Odem und durch Zurückhaltung des Ausbruchs der Empfindung, um den Schmerz in sich zu fassen und zu verschließen. Das bange Seufzen, welches er in sich, und das den Odem an sich zieht, erschöpft den Unterleib und macht die Seiten hohl, welches uns gleichsam von der Bewegung seiner Eingeweide urtheilen läßt. Sein eigenes Leiden aber scheint ihn weniger zu beångstigen,

als die Pein seiner Kinder, die ihr Angesicht zu ihrem Vater wenden, und um

Hülfe schreien: denn das våterliche Herz offenbart sich in den wehmüthigen Augen, und das Mitleiden scheint in einem trüben Dufte auf denselben zu schwimmen. Sein Gesicht ist klagend, aber nicht schreiend, seine Augen sind nach der höhern Hülfe gewandt. Der Mund ist voll von Wehmuth, und die gesenkte Unterlippe schwer von derselben; in der überwärts gezogenen Oberlippe aber ist dieselbe mit Schmerz vermischt, welcher mit einer Regung von Unmuth, wie über ein unverdientes, unwürdiges Leiden, in die Nase hinauftritt, dieselbe schwülstig macht, und sich in den erweiterten und aufwärts gezogenen Nüstern offenbart. Unter der Stirn ist der Streit zwischen Schmerz und Widerstand, wie in einem Punkte vereinigt, mit großer Weisheit gebildet: denn indem der Schmerz die Augenbraunen in die Höhe treibt, so drückt das Stråuben wider denselben das obere Augenfleisch niederwårts und gegen das obere Augenlied zu, so daß dasselbe durch das übergetretene Fleisch beinahe ganz bedeckt wird. Die Natur, welche der Künstler nicht verschönern konnte, hat er entwickelter, angestrengter und mächtiger zu zeigen gesucht: da, wohin der größte Schmerz gelegt ist, zeigt sich auch die größte Schönheit. Die linke Seite, in welche die Schlange mit dem wüthenden Bisse ihren Gift ausgießt, ist diejenige, welche durch die nächste Empfindung zum Herzen am heftigsten zu leiden scheint, und dieser Theil des Körpers kann ein Wunder der Kunst genannt werden. Seine Beine wollen sich erheben, um seinem Uebel zu entrinnen; kein Theil ist in Ruhe; ja die Meißelstreiche selbst helfen zur Bedeutung einer erstarrten Haut.'

The strokes of the chisel even contribute to reveal the cause of the parched skin.

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