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14. Die Lerche.

Die Lerche, die zu Damons Freuden,
Frei im Gemach, ihr Lied oft sang,
Und ungewohnt, den Wiederhall zu leiden,
Der aus dem nahen Zimmer drang,
Mit desto stårkrer Stimme sang,
Saß jest dem Spiegel gegenüber,
Und sang und sah ihr eignes Bild,
und floß, mit Eifersucht erfüllt,
Von schmetternden Gesången über,
Und bildete' zu ihrer Pein
An ihrem eignen Wiederschein
Sich einen Nebenbuhler ein.1

Noch oft erhöh'te sie die Stimme ;
Allein umsonst war Kunst und Müh'.
Stets sang der Wiederhall, wie sie.

Sie schoß darauf mit ehrsuchtsvollem Grimme Auf ihren Nebenbuhler zu,

Den ihr der Spiegel vorgelogen,

und starb, sich selbst zu sehr gewogen,

Fast so, Ruhmsüchtiger, wie du,

Durch Eitelkeit und durch ein Nichts betrogen.

15.-Das Füllen.

Ein Füllen, das die schwere Bürde

Des stolzen Reiters nie gefühlt, Den blanken Zaum für eine Würde Der zugerittnen Pferde hielt, Dies Füllen lief nach allen Pferden, Worauf es einen Mann erblickt,

1 And imagined to herself.

und wünschte, bald ein Roß zu werden, Das Sattel, Zaum und Reiter schmückt.

Wie selten kennt die Ehrbegierde

Das Glück, das sie zu wünschen pflegt!
Das Reitzeug, die gewünschte Zierde,
Wird diesem Füllen aufgelegt.

Man führt es streichelnd hin und wieder,
Daß es den Zwang gewöhnen soll;
Stolz geht das Füllen auf und nieder,
Und stolz gefållt sich's selber wohl.

Es kam mit prächtigen Geberden
Zurück in den verlass'nen Stand,
Und machte wiehernd allen Pferden

Sein neu erhaltnes Glück bekannt.
Ach! sprach es zu dem nåchsten Gaule,
Mich lobten Alle, die mich sah’n;
Ein rother Zaum lief aus dem Maule
Die schwarzen Måhnen stolz hinan.

Allein, wie ging's am andern Tage?
Das Füllen kam betrübt zurück,
Und schwißend sprach es: Welche Plage
Ist nicht mein eingebildet Glück!
Zwar dient der Zaum, mich auszupußen,
Doch darum ward er nicht gemacht;

Er ist zu meines Reiters Nugen

Und meiner Sklaserei erdacht.

*

Was wünscht man nicht bei jungen Tagen ?

Ein Glück, das in die Augen fållt,

Das Glück, ein prächtig Amt zu tragen,

Das Keiner doch zu spåt erhålt.
Man eilt vergnügt, es zu erreichen,
Und seiner Freiheit ungetreu,
Eilt man nach stolzen Ehrenzeichen
und desto tiefrer Sklaverei.

16. Der Fuchs und der Esel.

Ein Pferd ist doch ein schönes Thier,

Herr Esel," sprach der Fuchs;

Schon steh ich eine Stunde hier,

Betrachtend diese da. O, welch ein Wuchs!

Ich sehe mich nicht satt. Sie sprangen dir noch eben

So zierlich, leicht und schön

Im Klee herum. In meinem Leben

Hab' ich nichts Artiger's geseh'n.

O, bleibe doch ein Weilchen bei mir steh'n.”

Warum ?// " Um ihre Sprüng' und Schönheit anzuseh'n.”

,,Das wäre wohl der Mühe werth!

Ich springe dir so gut, als dort das beste Pferd."

,, Ei, welch ein Wunder wäre das ?

Du solche Sprünge machen ?

Der Esel sprang.

Der Fuchs warf sich ins Gras,

und wollte sich zu Tode lachen.

17. Der Adler und die Lerche.

Ein Alpen-Adler traf auf seiner Sonnen-Bahn

Die kleine Lerche schwebend an.

und hörte sie

Die schönste Melodie

Dem stillen Himmel singen.

1 Understand wolltest.

Die ausgebreiteten und Eil gewohnten Schwingen Verweilten sich, langsamer ward der Flug,

Und still die Luft, die ihren König trug.

„Siß auf !" spricht er, „ du Sångerin, ich werde Dich in den Himmel tragen,

Mein Fittich sei dein Wagen !"

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18. Einkehr.

Bei einem Wirthe, wundermild,
Da war ich jüngst zu Gaste;
Ein goldner Apfel war sein Schild
An einem langen Aste.

Es war der gute Apfelbaum,
Bei dem ich eingekehret ;
Mit süßer Kost, mit frischem Schaum
Hat er mich wohl genåhret.

Es kamen in sein grünes Haus

Viel leicht beschwingtel Gåste ;
Sie sprangen frei, und hielten Schmaus,
Und sangen auf das beste.

Ich fand ein Bett zu süßer Ruh'
Auf weichen, grünen Matten ;
Der Wirth, er deckte selbst mich zu
Mit seinem kühlen Schatten.

Light-winged.

Nun fragt' ich nach der Schuldigkeit;

Da schüttelt er die Wipfel;

Gesegnet sei er alle Zeit

Von der Wurzel bis zum Gipfel!

19.—Treue.

Ehre ist des Mannes Herz,
Demuth führt uns himmelwårts ;
Strenge, die sich selbst bezwingt,
Schafft im Leben, was gelingt;
Treu' umfaßt sie alle drei,
Lieb' und Frieden noch dabei.

20.-Ungereihte Perlen.

1.

Wenn du Gott wolltest Dank für jede Luft erst sagen, Du fåndest gar nicht Zeit, noch über Weh zu klagen.

2.

Daß sie die Perle trågt, das macht die Muschel krank, Dem Himmel fag' für Schmerz, der dich veredelt, Dank.

3.

Durch Schaden wird man klug,

Sagen die klugen Leute.

Schaden litt ich genug,

Doch bin ich ein Thor noch heute.

4.

Prahl nicht heute: morgen will

Dieses oder das ich thun.
Schweige doch bis morgen still,

Sage dann das that ich nun!

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