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Und er kommt, es umringt ihn die jubelnde Schaar ;

Zu des Königs Füßen er sinkt.

Den Becher reicht er ihm kniend dar,

Und der König der lieblichen Tochter winkt,
Die füllt ihn mit funkelndem Wein bis zum Rande,
Und der Jüngling sich also zum König wandte:

Lang lebe der König! Es freue sich,
Wer da athmet im rosigen Licht!

Da unter aber ist's fürchterlich ;

Und der Mensch versuche die Götter nicht,
Und begehre nimmer und nimmer zu schauen,
Was sie gnådig bedecken mit Nacht und Grauen.

Es riß mich hinunter bligesschnell z

Da stürzt mir aus felsigem Schacht Wildfluthend1 entgegen ein reißender Quell;

Mich packte des Doppelstroms wüthende Macht, Und, wie einen Kreisel, mit schwindelndem Drehen Trieb mich's um, ich konnte nicht widerstehen.

Da zeigte mir Gott, zu dem ich rief,
In der höchsten schrecklichen Noth,

Aus der Tiefe ragend, ein Felsenriff,

Das erfaßt' ich behend, und entrann dem Tod. Und da hing auch der Becher an spigen Korallen, Sonst wår' er in's Bodenlose gefallen.

Denn unter mir lag's noch bergetief

In purpurner Finsterniß da,

Und ob's hier dem Ohre gleich ewig schlief,

Das Auge mit Schaudern hinunter sah, Wie's von Salamandern und Molchen und Drachen Sich regt' in dem furchtbaren Höllenrachen.

1 Wildly gushing.

Schwarz wimmelten da in grausem Gemisch,

Zu scheußlichen Klumpen geballt,

Der stachlichte Roche, der Klippenfisch,

Des Hammers gråuliche ungestalt,

Und dråuend wies mir die grimmigen Zähne
Der entsegliche Hai, des Meeres Hyåne.

Und da hing ich, und war's mir mit Graufen bewußt,

Von der menschlichen Hülfe so weit,

Unter Larven die einzige fühlende Bruft,

Allein in der gråßlichen Einsamkeit,

Tief unter dem Schall der menschlichen Rede,
Bei den Ungeheuern der traurigen Oede.

Und schaudernd dacht' ich's, da kroch's heran,

Regte hundert Gelenke zugleich,

Will schnappen nach mir; in des Schreckens Wahn Lass' ich los der Koralle umklammerten Zweig, Gleich faßt mich der Strudel mit rasendem Toben; Doch es war mir zum Heil, er riß mich nach oben."

Der König darob sich verwundert schier,

Und spricht: dieser Becher ist dein, Und diesen Ring noch bestimm' ich dir,

Geschmückt mit dem köstlichsten Edelgestein, Versuchst du's noch einmal, und bringst mir Kunde Was du sahst auf des Meeres tief unterstem Grunde.

Das hörte die Tochter mit weichem Gefühl,
Und mit schmeichelndem Munde sie fleht:
„Laßt, Vater, genug sein das grausame Spiel!
Er hat euch bestanden, was Keiner besteht;
und könnt ihr des Herzens Gelüste nicht zähmen,
So mögen die Nitter den Knappen beschåmen."

Drauf der König greift nach dem Becher schnell
In den Strudel ihn schleudert hinein :

,, Und schaffst du den Becher mir wieder zur Stell',
So sollst du der trefflichste Ritter mir sein,
und sollst sie als Eh'gemahl heut' noch umarmen,
Die jest für dich bittet mit zartem Erbarmen."

Da ergreift's ihm die Seele mit Himmelsgewalt,
Und es blißt aus den Augen ihm kühn,
und er siehet erröthen die schöne Gestalt,

Und sieht sie erbleichen und sinken hin ;
Da treibt's ihn, den köstlichen Preis zu erwerben,
und stürzt hinunter auf Leben und Sterben.

Wohl hört man die Brandung, wohl kehrt sie zurück,
Sie verkündigt der donnernde Schall;

Da bückt sich's hinunter mit liebendem Blick,—
Es kommen, es kommen die Wasser all,
Sie rauschen herauf, sie rauschen nieder,—
Den Jüngling bringt keines wieder.

17. Der Erlkönig.'

Wer reitet so spåt durch Nacht und Wind?

Es ist der Vater mit seinem Kind;

Er hat den Knaben wohl in dem Arm,

Er faßt ihn sicher, er hålt ihn warm.

Mein Sohn, was birgst du so bang' dein Gesicht ?”

,,Siehst, Vater, du den Erlkönig nicht?

Den Erlenkönig1 mit Kron' und Schweif ?”—

" Mein Sohn, es ist ein Nebelstreif.”—

1 The king of the alder-wood (name of an evil spirit).

,,Du liebes Kind, komm, geh mit mir !
Gar schöne Spiele spiel' ich mit dir;
Manch' bunte Blumen sind an dem Strand;
Meine Mutter hat manch gülden Gewand!

Mein Vater, mein Vater! und hörest du nicht
Was Erlenkönig mir leise verspricht ?”—
,,Sei ruhig, bleibe ruhig, mein Kind;
In dürren Blåttern såuselt der Wind !"—

,,Willst, feiner Knabe, du mit mir gehn? Meine Tochter sollen dich warten schön ; Meine Töchter führen den nächtlichen Reihn,

Und wiegen und tanzen und singen dich ein !”–

" Mein Vater, mein Vater! und siehst du nicht dort Erlkönigs Töchter am düstern Ort ?//

,,Mein Sohn, mein Sohn, ich seh es genau ! Es scheinen die alten Weiden so grau.”—

"Ich liebe dich, mich reizt deine schöne Gestalt;
Und bist du nicht willig, so brauch' ich Gewalt.".
Mein Vater, mein Vater, jest faßt er mich an !
Erlkönig hat mir ein Leides gethan !"

Dem Vater grauset's; er reitet geschwind,
Er hålt in den Armen das åchzende Kind,
Erreicht den Hof mit Mühe und Noth;
In seinen Armen das Kind war todt.

18.-Lenore.

Lenore fuhrum's Morgenroth
Empor aus schweren Träumen :
Bift untreu, Wilhelm, oder todt?
Wie lange willst du såumen ?"

Er war mit König Friedrich's Macht
Gezogen in die Prager Schlacht,
und hatte nicht geschrieben,
Ob er gesund geblieben.

Der König und die Kaiserin,
Des langen Haders müde,
Erweichten ihren harten Sinn,

Und machten endlich Friede;
Und jedes Heer, mit Sing und Sang,
Mit Paukenschlag und Kling und Klang,
Geschmückt mit grünen Reisern,

3og heim zu seinen Häusern.

Und überall, all überall,

Auf Wegen und auf Stegen,
Zog Alt und Jung dem Jubelschall
Der Kommenden entgegen.
Gottlob! rief Kind und Gattin laut,
Willkommen! manche frohe Braut.
Ach! aber für Lenoren

War Gruß und Kuß verloren.

Sie frug den Zug wohl auf und ab,
Und frug nach allen Namen ;
Doch keiner war, der Kundschaft gab,
Von Allen, so da kamen.
Als nun das Heer vorüber war,

Zerraufte sie ihr Rabenhaar,

Und warf sich hin zur Erde

Mit wüthiger Geberde.

Die Mutter lief wohl hin zu ihr :

,,Uch, daß sich Gott erbarme!

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