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Wer nicht fest darüber hin

Sich zu schreiten trauet, Hoffe nicht, daß drüben ihm Edens Wonne thauet!

Wenn der Frevler angelangt,

Steht die Brück' und funkelt, Daß sich die Besinnung ganz Schwindelnd ihm verdunkelt.

Ihn verwirrend, tritt heran
Mit des Todes Schrecken
Das Gedächtniß seiner Schuld,

Graun ihm zu erwecken.

Drunten gåhnt der Abgrund auf;

und der Seele Beben Treibet ihn, dem eignen Sturz Selber zuzustreben.

Doch, wo ein Gerechter geht,

Schwebt um ihn Vertrauen, * Das den Abgrund ihm entrückt, Und ihn läßt nicht grauen.

Hoffnung hebet seinen Blick,
Liebe giebt ihm Schwinge,
Glaube lächelt, daß sein Geist
Selig vormårts dringe.

Seiner guten Werke Duft

Wird zu Gold-wolk-råndern,2 Daß sich ihm die Brücke rings Schmücke mit Geländern.

1 Edges of gilt clouds.

Auf der Brücke geht er hin,
unter seinem Fuße

Steht sie wie aus Quaderstein,

Oder Eisengusse.

Freimund! wenn du drüber gehst,

Hüllen deine Lieder

Dich in Duft, daß du nicht siehst
In den Schwindel nieder.

Schwebend, wie der Morgenwind

Ueber Lilienbeete,

Geh, daß nicht dein Fußtritt schwer
Auf die Brücke trete.

5. Die Ideale.

So willst du treulos von mir scheiden
Mit deinen holden Phantasien,

Mit deinen Schmerzen, deinen Freuden,
Mit Allem unerbittlich fliehn ?
Kann Nichts dich, Fliehende! verweilen,
O! meines Lebens gold'ne Zeit ?
Vergebens, deine Wellen eilen

Hinab in's Meer der Ewigkeit.

Erloschen sind die heitern Sonnen,

Die meiner Jugend Pfad erhellt,

Die Ideale sind zerronnen,

Die einst das trunk'ne Herz geschwellt.

Er ist dahin der süße Glaube

Un Wesen, die mein Traum gebar, Der rauhen Wirklichkeit zum Raube, Was einst so schön, so göttlich war.

Wie einst mit flehendem Verlangen
Pygmalion den Stein umschloß,
Bis in des Marmors kalte Wangen
Empfindung glühend sich ergoß:
So schlang ich mich mit Liebesarmen
Um die Natur mit Jugendlust,
Bis sie zu athmen, zu erwarmen
Begann an meiner Dichterbrust,

und theilend meine Flammentriebe,
Die Etumme eine Sprache fand,
Mir wiedergab den Kuß der Liebe,
Und meines Herzens Klang verstand;

Da lebte mir der Baum, die Rose,
Mir sang der Quellen Silberfall;

Es fühlte selbst das Seelenlose
Von meines Lebens Wiederhall.

Es dehnte mit allmächt’gem Streben
Die enge Brust ein kreisend All,1
Heraus zu treten in das Leben,

In That und Wort, in Bild und Schall;

Wie groß war diese Welt gestaltet,

So lang die Knospe sie noch barg;

Wie wenig, ach! hat sich entfaltet,
Dies Wenige, wie klein und karg!

Wie sprang, von kühnem Muth beflügelt,
Beglückt in seines Traumes Wahn,

Von keiner Sorge noch gezügelt,

Der Jüngling in des Lebens Bahn.

A circling universe extended my narrow heart with allpowerful aspiration.

Bis an des Wethers bleichste Sterne
Erhob ihn der Entwürfe Flug;

Nichts war so hoch, und Nichts so ferne,
Wohin ihr Flügel ihn nicht trug.

Wie leicht ward er dahin getragen!
Was war dem Glücklichen zu schwer!
Wie tanzte vor des Lebens Wagen
Die luftige Begleitung her!
Die Liebe mit dem süßen Lohne,

Das Glück mit seinem gold'nen Kranz,
Der Ruhm mit seiner Sternenkrone,
Die Wahrheit in der Sonne Glanz.

Doch ach! schon auf des Weges Mitte
Verloren die Begleiter sich;

Sie wandten treulos ihre Schritte,

Und einer nach dem andern wich. Leichtfüßig war das Glück entflogen,

Des Wissens Durst blieb ungestillt, Des Zweifels finstre Wetter zogen

Sich um der Wahrheit Sonnenbild.

Ich sah des Ruhmes heil'ge Kränze

Auf der gemeinen Stirn entweiht. Ach! allzu schnell nach kurzem Lenze Entfloh die schöne Liebeszeit. Und immer stiller ward's und immer Verlass'ner auf dem rauhen Steg; Kaum warf noch einen bleichen Schimmer Die Hoffnung auf den finstern Weg.

Von all dem rauschenden Geleite,

Wer harrte liebend bei mir aus?

Wer steht mir tröstend noch zur Seite, und folgt mir bis zum finstern Haus ? Du, die du alle Wunden heilest,

Der Freundschaft leise, zarte Hand, Des Lebens Bürden liebend theileft, Du, die ich frühe sucht' und fand.

und du, die gern sich mit ihr gattet, Wie sie, der Seele Sturm beschwört, Beschäftigung, die nie ermattet,

Die langsam schafft, doch nie zerstört, Die zu dem Bau der Ewigkeiten

Zwar Sandkorn nur für Sandkorn reicht,

Doch von der großen Schuld der Zeiten
Minuten, Tage, Jahre streicht.

6. Die nächtliche Heerschau.

Nachts um die zwölfte Stunde

Verläßt der Tambour sein Grab,

Macht mit der Trommel die Runde,
Geht wirbelnd auf und ab.

Mit seinen entfleischten Armen
Rührt er die Schlägel zugleich,
Schlägt manchen guten Wirbel,
Reveille und Zapfenstreich.

Die Trommel klinget seltsam,
Hat gar einen starken Ton;
Die alten todten Soldaten
Erwachen im Grab davon.

Und die im tiefen Norden

Erstarrt in Schnee und Eis,

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