Wer nicht fest darüber hin Sich zu schreiten trauet, Hoffe nicht, daß drüben ihm Edens Wonne thauet! Wenn der Frevler angelangt, Steht die Brück' und funkelt, Daß sich die Besinnung ganz Schwindelnd ihm verdunkelt. Ihn verwirrend, tritt heran Graun ihm zu erwecken. Drunten gåhnt der Abgrund auf; und der Seele Beben Treibet ihn, dem eignen Sturz Selber zuzustreben. Doch, wo ein Gerechter geht, Schwebt um ihn Vertrauen, * Das den Abgrund ihm entrückt, Und ihn läßt nicht grauen. Hoffnung hebet seinen Blick, Seiner guten Werke Duft Wird zu Gold-wolk-råndern,2 Daß sich ihm die Brücke rings Schmücke mit Geländern. 1 Edges of gilt clouds. Auf der Brücke geht er hin, Steht sie wie aus Quaderstein, Oder Eisengusse. Freimund! wenn du drüber gehst, Hüllen deine Lieder Dich in Duft, daß du nicht siehst Schwebend, wie der Morgenwind Ueber Lilienbeete, Geh, daß nicht dein Fußtritt schwer 5. Die Ideale. So willst du treulos von mir scheiden Mit deinen Schmerzen, deinen Freuden, Hinab in's Meer der Ewigkeit. Erloschen sind die heitern Sonnen, Die meiner Jugend Pfad erhellt, Die Ideale sind zerronnen, Die einst das trunk'ne Herz geschwellt. Er ist dahin der süße Glaube Un Wesen, die mein Traum gebar, Der rauhen Wirklichkeit zum Raube, Was einst so schön, so göttlich war. Wie einst mit flehendem Verlangen und theilend meine Flammentriebe, Da lebte mir der Baum, die Rose, Es fühlte selbst das Seelenlose Es dehnte mit allmächt’gem Streben In That und Wort, in Bild und Schall; Wie groß war diese Welt gestaltet, So lang die Knospe sie noch barg; Wie wenig, ach! hat sich entfaltet, Wie sprang, von kühnem Muth beflügelt, Von keiner Sorge noch gezügelt, Der Jüngling in des Lebens Bahn. A circling universe extended my narrow heart with allpowerful aspiration. Bis an des Wethers bleichste Sterne Nichts war so hoch, und Nichts so ferne, Wie leicht ward er dahin getragen! Das Glück mit seinem gold'nen Kranz, Doch ach! schon auf des Weges Mitte Sie wandten treulos ihre Schritte, Und einer nach dem andern wich. Leichtfüßig war das Glück entflogen, Des Wissens Durst blieb ungestillt, Des Zweifels finstre Wetter zogen Sich um der Wahrheit Sonnenbild. Ich sah des Ruhmes heil'ge Kränze Auf der gemeinen Stirn entweiht. Ach! allzu schnell nach kurzem Lenze Entfloh die schöne Liebeszeit. Und immer stiller ward's und immer Verlass'ner auf dem rauhen Steg; Kaum warf noch einen bleichen Schimmer Die Hoffnung auf den finstern Weg. Von all dem rauschenden Geleite, Wer harrte liebend bei mir aus? Wer steht mir tröstend noch zur Seite, und folgt mir bis zum finstern Haus ? Du, die du alle Wunden heilest, Der Freundschaft leise, zarte Hand, Des Lebens Bürden liebend theileft, Du, die ich frühe sucht' und fand. und du, die gern sich mit ihr gattet, Wie sie, der Seele Sturm beschwört, Beschäftigung, die nie ermattet, Die langsam schafft, doch nie zerstört, Die zu dem Bau der Ewigkeiten Zwar Sandkorn nur für Sandkorn reicht, Doch von der großen Schuld der Zeiten 6. Die nächtliche Heerschau. Nachts um die zwölfte Stunde Verläßt der Tambour sein Grab, Macht mit der Trommel die Runde, Mit seinen entfleischten Armen Die Trommel klinget seltsam, Und die im tiefen Norden Erstarrt in Schnee und Eis, |