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Strömt' ich der Dichtung inn're Flamme
In lodernden Gesången aus;

Dann wohl an meinen Lippen hinge
Ein ganzes Volk, ein ganzes Land;
Gleichwie mit Salomonis Ringe

Herrscht' ich, ein Zauberer, im Sand.

Nomaden sind ja meine Hörer,

Zu deren Geist die Wildniß spricht ;
Die vor dem Samum, dem Zerstörer,
Sich werfen auf das Angesicht ;

Die allzeit auf den Rossen hången,
Absigend nur am Wüstenbronn :'
Die mit verhängten Zügeln sprengen
Von Uden bis zum Libanon:

Die Nachts, als nimmermüde Spåher,
Bei ihrem Vieh ruhn auf der Trift,
Und, wie vor Zeiten die Chaldåer,
Anschaun des Himmels goldne Schrift;

Die oft ein Murmeln noch vernehmen
Von Sina's gluthgeborstnen2 Höh'n;

Die oft des Wüstengeistes Schemen
In Säulen Rauches wandeln sehn;

Die durch den Riß oft des Gesteines
Erschaun das Flammen seiner Stirn:
Kurz, Männer, denen glüh'nd, wie meines,
In heißen Schädeln brennt das Hirn.

Land der Zelte, der Geschosse !

O Volk der Wüste, kühn und schlicht!

1 The well in the desert.

Fire-rent.

Beduin, du selbst auf deinem Rosse

Bist ein phantastisches Gedicht !—

Ich irr' auf mitternåcht'ger Küste ;

Der Norden, ach! ist kalt und klug. Ich wollt', ich sång' im Sand der Wüste, Gelehnt an eines Hengstes Bug.

10. Chidher.

Chidher, der ewig junge, sprach:
Ich fuhr an einer Stadt vorbei,
Ein Mann im Garten Früchte brach;

Ich fragte, seit wann die Stadt hier sei.
Er sprach, und pflückte die Früchte fort:
"/ Die Stadt steht ewig an diesem Ort,
Und wird so stehen ewig fort."

Und aber nach fünfhundert Jahren
Kam ich desselbigen Wegs gefahren.

Da fand ich keine Spur der Stadt.

Ein einsamer Schäfer blies die Schalmei,

Die Heerde weidete Laub und Blatt.

Ich fragte: wie lang' ist die Stadt vorbei?

Er sprach, und blies auf dem Rohre fort:
„Das Eine wächst, wenn das Andere dorrt;
Das ist mein ewiger Weideort."

und aber nach fünfhundert Jahren
Kam ich desselbigen Wegs gefahren.

Da fand ich ein Meer, das Wellen schlug,
Ein Schiffer warf die Nege frei.
Und als er ruhte vom schweren Zug,

Fragt' ich, seit wann das Meer hier sei.

Er sprach, und lachte meinem Wort:
,,So lang', als schäumen die Wellen dort,
Fischt man und fischt man in diesem Port."
Und aber nach fünfhundert Jahren
Kam ich desselbigen Wegs gefahren.

Da fand ich einen waldigen Raum

und einen Mann in der Siedelei, Er fållte mit der Axt den Baum.

Ich fragte, wie alt der Wald hier sei. Er sprach: „Der Wald ist ein ewiger Hort ; Schon ewig wohn' ich an diesem Ort, Und ewig wachsen die Båume hier fort." und aber nach fünfhundert Jahren Kam ich desselbigen Wegs gefahren.

Da fand ich eine Stadt, und laut

Erschallte der Markt vom Volksgeschrei. Ich fragte: Seit wann ist die Stadt erbaut ?

Wohin ist Wald und Meer und Schalmei ?" Sie schrien, und hörten nicht mein Wort: Eo ging es ewig an diesem Ort.

Und wird so gehen ewig fort.

und aber nach fünfhundert Jahren
Will ich desselbigen Weges fahren.

11. Die beiden Musen.

Ich sah, o sagt mir, sah ich, was jezt geschieht ? Erblickt' ich Zukunft? Mit der britannischen Sah ich im Streitlauf Deutschlands Muse Heiß zu den krönenden Zielen fliegen.

Zwei Ziele grenzten, wo sich der Blick verlor,
Dort an die Laufbahn. Eichen beschatteten

Des Hains das Eine, nach dem Andern
Weheten Palmen im Abendschimmer.

Gewohnt des Streitlaufs, trat die von Albion
Stolz in die Schranken, so wie sie kam, da sie
Einst mit der Måonid', und jener

Um Kapitol in den heißen Sand trat.

Sie sah die junge bebende Streiterin ;
Doch diese bebte månnlich, und glühende
Siegswerthe Röthen überströmten

Flammend die Wang', und ihr goldenes Haar flog.

Schon hielt sie mühsam in der empörten Brust
Den engen Athem; hing schon hervorgebeugt

Dem Ziele zu; schon hub der Herold

Ihr die Trommet', und ihr trunkner Blick schwamm.

Stolz auf die Kühne, stolzer auf sich, bemaß

Die hohe Britin, aber mit edlem Blick,

Dich, Thuiskone! Ja bei Barden

Buchs ich mit Dir in dem Eichenhain auf;

Allein die Sage kam mir, Du seist nicht mehr!
Verzeih, o Muse, wenn Du unsterblich bist,
Verzeih, daß ich's erst jego lerne;

Doch an dem Ziele nur will ich's lernen.

Dort steht es aber siehst Du das weitere
Und seine Kron' auch? Diesen gehaltenen Muth,
Dies stolze Schweigen, diesen Blick, der
Feurig zur Erde sich senkt, die kenn' ich!

Toch wag's noch einmal, eh' zu gefahrvoll Dir
Der Herold tonet. War es nicht ich, die schon
Mit der an Thermopyl die Bahn maß,

Und mit der hohen der sieben Hügel ?

Sie sprach's. Der ernste, richtende Augenblick
Kam mit dem Herold nåher. Ich liebe Dich,
Sprach schnell mit Flammenblick Teutona,
Britin ich liebe Dich mit Bewunderung;

Doch Dich nicht heißer, als die Unsterblichkeit und jene Palmen! Rühre, dein GeniusGebeut er's, sie vor mir; doch fass' ich,

Wenn du sie fassest, dann gleich die Kron' auch.

Und—o wie beb' ich, o Ihr Unsterblichen !—
Vielleicht erreich' ich früher das hohe Ziel;
Dann mag, o dann, an meine leichte
Fliegende Locke Dein Uthem hauchen!

Der Herold klang. Sie flogen mit Adlereil'
Die weite Laufbahn stråubte, wie Wolken, auf.
Ich sah: Vorbei der Eiche wehte

Dunkler der Staub, und mein Blick verlor sie.

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