Imágenes de páginas
PDF
EPUB

aus ist die Auction; nun fort ihr Alle!" dabei schwenkte er das Rohr über den Köpfen hin; morgen kommt auf das Rathhaus, da foll Alles sammt Interessen bezahlt werden; denn wissen sollt ihr unser alter Herr Gott lebt noch, unser gutes Haus steht noch, und die Firma Hermann Gruit van Steen florirt noch! Und nun seid erst freudig gegrüßt in der Heimath, mein Herr Hermann und Frau Elisabeth, von eurem alten Jansen !"

13. Die Neujahrsnacht eines Unglücklichen. Ein alter Mensch stand in der Neujahrsmitternacht am Fenster, und schauete mit dem Blick einer bangen Verzweiflung auf zum unbeweglichen, ewig blühenden Himmel, und herab auf die stille, reine, weiße Erde, worauf jezt Niemand so freuden- und schlaflos war, als er. Denn sein Grab stand nahe an ihm, es war blos vom Schnee des Alters, nicht vom Grün der Jugend verdeckt, und er brachte Nichts mit aus dem ganzen reichen Leben, Nichts mit, als Irrthümer, Sünden und Krankheit, einen verheerten Körper, eine verddete Seele, die Brust voll Gift, und ein Alter voll Reue. Seine schönen Jugendtage wandten sich heute als Gespenster um, und zogen ihn wieder vor den hellen Morgen hin, wo ihn sein Vater zuerst auf den Scheideweg des Lebens gestellt, der rechts auf der Sonnenbahn der Tugend in ein weites, ruhiges Land voll Licht und Ernten und voll Engel bringt, und welcher links in die Mau'wurfshügel des Lasters hinabzieht, in eine schwarze Höhle voll heruntertropfenden Giftes, voll zielender Schlangen und finsterer schwüler Dämpfe.

Uch, die Schlangen hingen um seine Brust, und die Gifttropfen auf seiner Zunge, und er wußte nun, wo er war.

Sinnlos und mit unaussprechlichem Grame rief er zum Himmel hinauf: Gieb mir die Jugend wieder! O Vater, stelle mich) auf den Scheideweg wieder, damit ich anders wähle !"

Aber sein Vater und seine Jugend waren långst dahin. Er sah Irrlichter auf Sümpfen tanzen, und auf dem Gottesacker er

löschen, und er sagte: es sind meine thôrichten Tage! - Er sah einen Stern aus dem Himmel fliehen, und im Falle schimmern, und auf der Erde zerrinnen: „Das bin ich," sagte sein blutendes Herz, und die Schlangenzähne der Reue gruben darin in den Wunden weiter.

Die lodernde Phantasie zeigte ihm schleichende Nachtwandler auf den Dächern, und die Windmühle hob ihre Arme drohend zum Zerschlagen auf, und eine im leeren Todtenhause zurückgebliebene Larve nahm allmåhlig seine Züge an.

Mitten in dem Krampf floß pldßlich die Musik für das Neujahr vom Thurm hernieder wie ferner Kirchengesang. Er wurde sanfter bewegt-er schauete um den Horizont herum, und über die weite Erde, und er dachte an seine Jugendfreunde, die nun, glücklicher und besser als er, Lehrer der Erde, Våter glücklicher Kinder, und gesegnete Menschen waren, und er sagte: O, ich könnte auch wie ihr diese erste Nacht mit trocknen Augen verschlummern, wenn ich gewollt håtte !—Uch, ich könnte glücklich sein, ihr theuern Eltern, wenn ich eure Neujahrs-Wünsche und Lehren erfüllet hätte!

Im fieberhaften Erinnern an seine Jünglingszeit kam es ihm vor, als richte sich die Larve mit seinen Zügen im Todtenhause auf- endlich wurde sie durch den Aberglauben, der in der Neujahrsnacht Geister und Zukunft erblickt, zu einem lebendigen Jüngling, der in der Stellung des schönen Jünglings vom Kapitol sich einen Dorn auszieht, und seine vorige blühende Gestalt wurd' ihm bitter vorgegaukelt.

Er konnt' es nicht mehr sehen—er verhüllte das Auge— tausend heiße Thrånen strömten versiegend in den Schnee—er seufzte nur noch leise, trostlos und sinnlos: „komme nur wieder, Jugend, komme wieder ! ....

– Und sie kam wieder; denn er hatte nur in der Neujahrsnacht so fürchterlich getråumt:—er war noch ein Jüngling. Nur feine Verirrungen waren kein Traum gewesen; aber er dankte

Gott, daß er, noch jung, in den schmußigen Gången des Lasters umkehren, und sich auf die Sonnenbahn zurück begeben konnte, die ins reine Land der Ernten leitet.

Kehre mit ihm, junger Leser, um, wenn du auf seinem Irrweg stehst! Dieser schreckende Traum wird künftig dein Richter werden; aber wenn du einst jammervoll rufen würdest: komme wieder, schöne Jugend—so würde sie nicht wieder kommen.

14. Drei Wünsche.

Drei lustig Kameraden saßen beisammen zu Kehl im Lamm, und als sie das Saueressen verzehrt hatten, und noch eine Flasche voll Klingenberger mit einander tranken, sprachen sie von allerlei, und fingen zulegt an zu wünschen. Endlich wurden sie der Rede eins, es sollte jeder noch einen kernhaften Wunsch thun, und wer den besten Wunsch hervorbringe, der solle frei ausgehen an der Zeche.

Da sprach der Erste: So wünsch' ich denn, daß ich alle Festungsgråben von ganz Straßburg und Kehl voll feiner Nåhnadeln håtte, und zu jeder Nadel einen Schneider, und jeder Schneider müßte mir ein Jahr lang lauter Malter-Såcke nåhen, und wenn ich dann jeden Malter-Sack voll doppelter Dublonen håtte, so wollte ich zufrieden sein.

Der Zweite sagte: So wollt' ich denn, daß der ganze Straßburger Münster bis unter die Krone des Thurms hinauf voll Wechselbriefe vom feinsten Postpapier låge, so viel darin Plag haben, und wäre mir auf jedem Wechselbrief so viel Geld verschrieben, als in allen deinen Malter-Säcken Plaß hat, und ich hått's.

Der Dritte sagte: So wollt' ich denn, daß ihr beide håttet was ihr wünschet, und daß euch alsdann beide in Einer Nacht der Henker holte, und ich wår' euer Erbe.

Der Dritte ging frei aus an der Zeche.

Bierter Abschnitt.

Historische Darstellungen.

1.-Konrad II. in Italien (1026—1027).

König Konrad rückte über Verona in die Lombardei ein. Pavia, der alten Könige Sih, verschloß ihm die Thore. Allein auf das Thätigste hatte sich der Erzbischof Heribert bemühet, durch Ueberredung und Versprechungen die Partei des Königs zu verstårken, was ihm auch hauptsächlich mit den Bischöfen gelungen war. So wendete sich der Kĉnig ohne Aufenthalt nach Mailand, und der Erzbischof krönte ihn hier zum Könige Italiens. Dann bedrångte er die Paveser, welche sich durchaus weigerten, den Palast auf der alten Stelle wieder aufzubauen. Da er die große Stadt nicht durch Belagerung erobern konnte, zerstörte er mit Feuer und Schwert ohne Schonung Kirchen und Burgen der Umgegend, verheerte die Weinberge, vernichtete die Saaten, schnitt alle Zufuhr auf dem Lande und dem Ticino ab, sperrte den Handel, zog über ihre Anhänger, die Markgrafen Albert und Wilhelm, und brach deren Burgen. Dennoch widerstand die Stadt, um so mehr, da Markgraf Raginer von Toscana und die Markgrafen im westlichen Oberitalien noch nicht unterworfen waren. Um sich nun zuerst in der Lombardei festzusehen, ging Konrad nach Ravenna.

Wie gewöhnlich waren auch hier die Einwohner bald unzufrieden mit den rohen, unbåndigen Deutschen, welche bei ihnen eingelagert waren, während der übrige Theil des Heeres vor den Thoren stand, und die Umgegend auch wohl wenig schonte. Häufiger Streit war natürlich. Die Ravennaten, auf ihre Menge trogend, machten daher den Anschlag, die königlichen Truppen zu überfallen, und aus der Stadt zu vertreiben. Vorsichtig versperrten

1

sie das Thor gegen das kaiserliche Lager vor der Stadt, damit das Heer seinen Waffenbrüdern keinen Beistand leisten könnte i dann plöglich, ehe noch der Morgen dåmmerte, war die Stadt in allgemeinem Aufruhr. Ueberall wurden die Deutschen angefallen, in den Häusern durch ihre Wirthe, auf den Straßen, von den Dächern, Mauern, Thürmen, mit Steinen, Balken, jeder Waffe, die der Zufall gab. Die Deutschen, aufgeschreckt, aber kriegsgewohnt wehrten sich tapfer, sammelten sich schnell in gedrängten Haufen, und bahnten sich in den Straßen, um zu einander zu kommen, fürchterlich mit dem Schwerdte wüthend, Wege durch die eingeschlossene Menge der Bürger. Ein Baierischer Graf Eppo, ein tapferer Krieger, brach aus der Stadt, um das königliche Banner zu retten, über die Brücke des Montone, stürzte die ihm entgegenstehenden Ravennaten in den Fluß, und bemächtigte sich der Brücke. Wie der König in seinem Schlafgemache den Tumult hörte, sprang er auf, griff zu den Waffen, bestieg sein Roß, sprengte aus dem Palaste in die Stadt, und als er sah, wie die schon flüchtigen Ravennaten sich in die Kirche retteten, und überall versteckten, so that er sogleich dem Morden Einhalt. Als der Tag völlig angebrochen war, erschienen bereits auf seinen Befehl, wie hier das Gesez den Besiegten vorschreibt, die Bürger in bloßen Füßen im Bußgewande vor ihm, und gaben so Genugthuung, und der König belohnte reichlich, wie er gewohnt war, seine Krieger. Einem war der Fuß abgehauen worden; der König ließ sich beide Stiefeln desselben bringen, und mit Silber gefüllt neben den Verwundeten hinstellen.

Die drückende Hiße, welche in diesen wie in andern Gegenden Italiens so zerstörend auf die Deutschen, vorzüglich bei dem übermåßigen Genusse der feurigen Weine, wirkte, bewog den König, sich mit seinem Heere in die erfrischenden Thäler an der Adda zu begeben, wo ihn der Erzbischof von Mailand herrlich empfing, und über zwei Monate hindurch die königliche Tafel überflüssig versorgte. 1 Inured to war.

« AnteriorContinuar »