Imágenes de páginas
PDF
EPUB

führen konnte, kann man dem Buche nicht vorwerfen; es sind stets die allgemeinen Gesichtspunkte, so weit möglich, hervorgehoben, während andererseits weitschauenden Kombinationen dem Stecken

pferde der Wirtschaftshistoriker neuester Observanz vorsichtig aus dem Wege gegangen ist. Dagegen müssen wir allerdings eine gewisse Trockenheit und Nüchternheit der Darstellung in den Kauf nehmen, Eigenschaften, die im Verein mit einem zwar konsequenten, aber doch auffallenden und störenden Mangel an Interpunktionszeichen das Buch zu einem nicht ganz leicht lesbaren machen. Auch finden sich wiederholt wenig empfehlenswerte Ausdrücke, z. B. „,gewissermassen plötzlich“ (S. 5); der „ausgezeichnete Albrecht von Ascanien" (S. 10);,,sich anfreunden" (S. 135).

Den wirklichen Wert des Buches sollen und können diese Ausstellungen nicht schmälern; ungern hat Ref. den Faden der Erzählung da abreissen sehen, wo dem Verfasser es beliebte; denn die Gründe, weshalb er das Jahr 1400 zum Abschluss gewählt, scheinen nicht ganz stichhaltig. Das Hans. Urkundenbuch hat auch dem Verfasser für das letzte Jahrzehnt nur noch für zwei Jahre zur Seite gestanden und kommt übrigens für eine so allgemein gehaltene, fast auschliesslich politische Darstellung verhältnismässig wenig in Betracht. Dem im Jahr 1399 erneuerten Bündnis der wendischen Städte kommt ja gewiss eine nicht zu unterschätzende Bedeutung zu, die einen Abschnitt in der Geschichte der Hanse wohl rechtfertigt. Aber die Entwickelungsreihe wichtiger Ereignisse wird doch durch das Ende des Buchs ziemlich gewaltsam unterbrochen; ungeklärt ist die Stellung des preussischen Ordens zu Margarethe, ungelöst die Seeräuberfrage u. a. m. Hoffen wir, dass Daenell uns nicht lange auf die Weiterführung dieser Schilderungen über 1400 hinaus warten lässt.

Heben wir kurz die Hauptmomente der in dem Buche geschilderten Ereignisse hervor. Trotz eines meist friedlichen Verhaltens nach aussen hin vermochte die Hanse doch grosse Erfolge zu erringen. Im Westen, in Flandern, erreicht sie die Verlängerung ihrer Privilegien; die Verlegung des Stapels von Flandern nach Holland, von Brügge nach Dordrecht war nur eine vorübergehende Pression auf ersteres.

Passiv sah die Hanse zu, wie unter den Händen einer klugen Herrscherin sich der skandinavische Norden zu einer einzigen Monarchie zusammenfügte; die Hanse hinderte dies nicht und liess Mecklenburg und seine Herzöge sich in dem Kampfe gegen Margarethe verbluten. Schliesslich aber ist der Friede unter hansischer Mitwirkung zustande gekommen. Die schonischen Pfandschaften gab die Hanse wieder hin, ebenso Stockholm; aber für letzteres tauschte sie im Jahre 1398

die Besiegelung aller hansischen Privilegien in allen drei nordischen Reichen ein: ein grosser Erfolg für die Städte, errungen ohne Schwertstreich. Und Privilegien galten für die Hanse mehr als Land und Leute zu einer Zeit, wo sie eine für die damalige Epoche ungeheure Seemacht repräsentierte, mit der sie imstande war, diese papiernen Zugeständnisse zu vertheidigen; mit diesen Privilegien in der Hand war die Hanse in der Lage, ihre wirtschaftlichen Hauptkonkurrenten in der Ostsee, die Engländer, aus dem Felde zu schlagen.

Unerfreulich ist das Bild, das uns die Hanse zeigt in ihrem Verhältnis zu dem Piratentum jener Periode, der Frucht des mecklenburgisch-dänischen Krieges. Gegen die Vitalienbrüder in Ost- und Nordsee hat sich die Gemeinschaft der Hanse doch im wesentlichen ohnmächtig gezeigt; was an energischem Vorgehen gegen diese Seeräuber zu nennen ist, entsprang der Selbsthilfe einiger meistbeteiligten Städte.

Am meisten Interesse historischer wie psychologischer Art ruft doch die Stellung des preussischen Ordens hervor. Hier ein Ritterorden, dessen religiös-propagandistische Aufgabe gelöst ist, und der sich rein politischen und kaufmännischen Bestrebungen hingibt; und unter diesem Orden Städte, die der Hanse angehören und deren Handelsinteressen nicht selten mit den kommerziellen wie politischen Bestrebungen des Ordens kollidieren; dieser letztere eine Landesherrschaft darstellend, die im Mitgenuss der hansischen Privilegien stand, sich aber rücksichtslos über städtische Verfügungen hinwegsetzte. Begreiflich, dass der Einfluss eines solchen Staats auf die gemeinsame Politik der Hanse von grosser Bedeutung sein musste. Er hat Schuld an der Unentschlossenheit der Hanse in der flandrischen Frage, er verletzte die hansische Sperre gegen Flandern am meisten; er kam zuerst in Konflikt mit den Engländern, da er am meisten ihre Eingriffe in die hansische Handelsordnung spürte. Aber der Orden ist es schliesslich auch gewesen, der, indem er Gotland überrumpelte und besetzte, einen Schritt unternahm, den Margarethe als schwere Verletzung ihrer Interessen empfinden musste, und der andererseits die Einigkeit der Hanse nicht im besten Lichte erscheinen liess.

An dieser Einigkeit mangelt es ja überhaupt stets, sowohl in inneren, wie äusseren Dingen. Pfundzölle, gemeinsame hansische Steuern, kommen nicht mehr ordentlich zustande; aber der Orden erhebt nun den Pfundzoll als landesherrliche Abgabe. Und während die Uneinigkeit der Hanse, der Widerstreit der Interessen der einzelnen Städtegruppen, namentlich in Nowgorod, Erfolge von Wert für die Allgemeinheit unmöglich macht, wird dagegen praktisch weit mehr erreicht durch den Zusammenschluss der engeren Städtebünde, durch

Landfrieden, durch Münzvereine, durch Bündnisse gegen die Landesherren.

Hamburg.

Ernst Baasch.

Par

Recueil d'actes internationaux de l'empire ottoman. Gabriel Effendi Norodounghian. Tom. I. 1300-1789. Paris, Leipzig, Neuchatel. 1897. XXVIII. 412 p.

Die gelehrte Welt wird das Unternehmen N.'s freudigst begrüssen, denn es wird einmal vollendet eine empfindliche Lücke unserer Litteratur ausfüllen. Testa's ausgezeichnetes Werk über denselben Gegenstand, auf breitester Grundlage aufgebaut, rückt nur langsam von der Stelle; Aristarchi hat in seinem Sammelwerke über die Gesetzgebung des türkischen Reiches, im 4 ten Bande, nur eine - allerdings sehr stattliche Anzahl der türkischen Staatsverträge mitgeteilt. N. will, ohne mit Testa in Bezug auf gelehrtes Beiwerk zu konkurrieren, eine vollständige Sammlung der Verträge geben, welche die Türkei mit den europäischen und aussereuropäischen Mächten geschlossen hat, sodann aber auch eine Sammlung wichtiger Aktenstücke anschliessen, die Proklamationen, Denkschriften, Beschwerden fremder Mächte und andere Staatspapiere umfassen soll, die besonders geeignet sind, die Politik der Pforte zn beleuchten.

Der erste dem Ref. vorliegende Band des Werkes enthält die Verträge der Türkei mit den europäischen Mächten und jene mit Persien und Ägypten in der Zeit von 1300-1789. Am zahlreichsten sind die Verträge der Türkei mit Österreich, dann jene mit Russland, Polen, Venedig und mit dem oströmischen Kaiserreiche.

Mit den von N. angewendeten Editionsprinzipien wird man sich einverstanden erklären, sobald man seine Absicht billigt, eine möglichst gedrängte Übersicht zu bieten. Aus diesem Grunde hat N. es unterlassen, Erläuterungen den einzelnen Verträgen voranzuschicken, oder biographische Mitteilungen über die Vertragschliessenden anzufügen.

N. druckt vorerst mit fortlaufenden Nummern, in chronologischer Folge und mit Angabe des jeweiligen herrschenden Sultans die ganze Reihe der Verträge, 389 an der Zahl. Von einer Inhaltsangabe sieht er ab, verzeichnet aber die Fundorte der vorhandenen Drucke, oder, wo solche fehlen, die Bücher, in denen ein Auszug des betreffenden Dokumentes oder eine Notiz über dasselbe zu finden ist; sodann folgt der Abdruck von 47 wichtigen Verträgen in der Ursprache, oder wie bei den in türkischer Sprache abgefassten Dokumenten in französischer Übersetzung; endlich fügt er ein zweites Verzeichnis aller 389 Verträge, diesmal aber nach den einzelnen Staaten in alphabetischer Folge geordnet, hinzu. Eine synchronistische

Tabelle der türkischen Herrscher und der Regenten von Frankreich, England, Deutschland, Spanien und Byzanz ist dem Abdrucke der Verträge vorangestellt.

Hoffen wir, dass der Verfasser bald die Musse finden wird, seine Arbeit fortzusetzen: er kann für seine Mühe des Dankes aller Fachgenossen sicher sein.

2.

-

Wien.

A. Pribram.

1. Paul Kalkoff, Die Depeschen des Nuntius Aleander vom Wormser Reichstage 1521, übersetzt und erläutert. 2. Aufl. Halle 1897. Briefe, Depeschen und Berichte über Luther vom Wormser Reichstage 1521. Aus d. Engl., Ital. u. Span. übersetzt und erläutert. (Schriften des Vereins für Reformationsgesch. Nr. 59.) Halle 1898.

3. Adolf Hausrath, Aleander und Luther auf dem Reichstage zu Worms. Ein Beitrag zur Reformationsgeschichte. Berlin 1897. 4. Herman Haupt, Beiträge zur Reformationsgeschichte der Reichsstadt Worms. Zwei Flugschriften aus d. Jahren 1523 u. 1524 herausgeg. u. eingeleitet. Giessen 1897.

5. Nikolaus Paulus, Luthers Lebensende. Eine kritische Untersuchung. (Erläuterungen u. Ergänzungen zu Janssens Geschichte des deutschen Volkes herausgeg. v. Ludwig Pastor I. Band, 1. Heft.) Freiburg i. B. 1898.

In den Deutschen Reichstagsakten unter Kaiser Karl V." hat sich der reformationsgeschichtlichen Forschung ein weiträumiges Schatzhaus aufgethan, dessen Reichtümer zu sichten, zu mehren und auszumünzen fortan eins ihrer wichtigsten Geschäfte sein wird. Die oben verzeichneten Arbeiten von Kalkoff und Hausrath haben bereits mit vollen Händen aus dieser unschätzbaren Fülle von Materialien, Aufgaben und Anregungen geschöpft; in den wohlverdienten Dank werden sich also beide Forscher mit den Herren Wrede und Bernays zu teilen haben. Die treffliche Bearbeitung der Aleanderdepeschen durch Paul Kalkoff, 1886 mit warmem Beifall begrüsst, war nicht nur ziemlich rasch vergriffen, sondern auch in mancherlei Einzelheiten inzwischen überholt worden. Da der Umsicht des Herausgebers aber nichts entging, was im Laufe eines Jahrzehnts an einschlägigen Untersuchungen bekannt wurde, und da er selbst den so geschickt und sachkundig ergriffenen Gegenstand inzwischen unermüdlich im Auge behielt und in mehreren Monographien erfolgreich förderte, so ist diese neue erweiterte Ausgabe (1), welche jene Erträge in reichhaltiger Knappheit zusammenfasst, eine höchst willkommene Erscheinung geworden, die in jeder Hinsicht auf der Höhe unsrer gegenwärtigen

war.

Kenntnis steht und den unvergleichlichen Quellenwert der Aleanderschen Berichte ohne Zweifel vollständiger und lehrreicher beleuchtet, als dies irgendwo bisher geschehen konnte. Mit vollem Rechte wird Aleander als „der Vater der deutschen Gegenreformation und einer der vornehmsten Begründer der Reformationsgeschichte" bezeichnet, auch nach dem Vorgange Friedensburgs in seinen tüchtigen Eigenschaften, seinem Ernst und Eifer, seiner Geschäftsklugheit, Energie und Arbeitskraft, seiner Gewissenhaftigkeit in der Berichterstattung, seiner Scharfsichtigkeit im Urteilen über Menschen und Dinge, über die Gefahren der Lage, den römischen Schuldanteil an diesen und die Mittel zu ihrer Ablenkung jedenfalls unparteiischer und zutreffender gewürdigt, als es besonders auf theologischer Seite bisher üblich Dass Aleanders Blick, so sicher er das Weltgetriebe durchdrang, dennoch nicht bis auf den Grund der deutschen Geistesbewegung reichte, ihre innersten Motive vielmehr gar nicht begriff, war lediglich die Schuld seiner romanischen Bildung und des politischen Systems, dem er zu dienen hatte. Deshalb sind die Zeugnisse, die Kalkoff unter dem Titel „Briefe, Depeschen und Berichte über Luther" (2) zusammengestellt hat, eine interessante Ergänzung zu den Aleanderschen Berichten, denn sie lassen uns wahrnehmen, wie das Auftreten Luthers sich in italienischen, spanischen und englischen Köpfen spiegelte, und die Aehnlichkeit dieser Auffassungen mit denen des Nuntius ist unverkennbar, wenn es auch stellenweise nur persönliche Reflexe Aleanderscher Anschauungen sein mögen, denen wir hier begegnen. Nach der Ansicht des englischen Gesandten Tunstal z. B. hat die ganze Reformationsbewegung ihren Grund lediglich in den verhassten Annaten und den übermässigen Verleihungen deutscher Pfründen an minderwertige Fremdlinge. Für die religiöse Position Luthers zeigt sich auch in diesen Schriftstücken nicht das leiseste Verständnis, nur für die Bedrohung der gesellschaftlichen Ordnung durch die neuen Lehren; und die Verachtung des groben, unwissenden, abgeschmackten und lächerlichen Mönchs von Wittenberg verhehlt sich ebenso wenig, wie die unwillige Verwunderung über seine unverständlichen Wirkungen. Die einleitenden Betrachtungen Kalkoffs zu beiden Publikationen führen sehr gut in die Umgebung Karls V. und die rivalisierenden Gruppen seiner Hofgesellschaft ein. Für die Erläuterung der vorgelegten Dokumente ist durch gedrängt gehaltene, aber ausgiebige Anmerkungen, fleissige Quellennachweise, Regesten und gelehrte Exkurse in der wünschenswertesten Weise gesorgt, zuverlässige Register sind beigefügt und somit alle Herausgeberpflichten auf das beste und bündigste erfüllt. Weitere Beiträge zur Aufhellung biographischer oder zuständlicher Data, die in den beziehungs

« AnteriorContinuar »