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schriftenschau und vermischten Nachrichten über historische Gesellschaften u. s. w. Bisher ward ein Heftchen herausgegeben. Es enthält den Anfang eines Aufsatzes von A. Wiedemann „die neuesten Forschungen zur altaegyptischen Geschichte", einige Kritiken und den Titel verschiedener 1898 erschienener Bücher nebst Inhaltsangabe mannigfacher Zeitschriften.

In Verbindung mit einer grossen Anzahl anderer Gelehrter giebt Th. Achelis jetzt bei Mohr in Freiburg, Leipzig und Tübingen eine neue Zeitschrift, Archiv für Religionswissenschaft, heraus, von der das erste Heft erschienen ist. Das neue Organ will ein Sammelpunkt der schon stark sich zersplitternden religionsgeschichtlichen und religionswissenschaftlichen Studien werden. Die methodischen Grundsätze, die es von seinen Mitarbeitern fordert, sind: Anschluss an die allgemeine Sprachwissenschaft, wo es Erfassung der Anfänge des religiösen Bewusstseins gilt, psychologische Analyse, synthetische Verarbeitung des empirischen Materials. Gegenstand der Forschung sollen alle Formen von Glauben, Sagen, Mythen, Kulten sein. In der ersten Abhandlung: was ist Religionswissenschaft? verbreitet sich Edmund Hardy ausführlich über die Methodik der historischen Religionsforschung, in der zweiten berichtet W. H. Roscher über den gegenwärtigen Stand der Forschung auf dem Gebiete der griechischen Mythologie und über die Bedeutung des Pan. Als Miscellen sind beigegeben ein Aufsatz von Seles über die Herkunft einiger Gestalten der mexikanischen Quiche und Bakchiquel - Mythen, eine Betrachtung von Vierkandt über Philologie und Völkerpsychologie und eine Untersuchung von Branky über die Bedeutung der Raute im deutschen Volksleben und Volksglauben. Die Zeitschrift wird sicher manchen Beitrag zur Volkskunde liefern und darum auch für den Historiker von Interesse sein.

Die beiden Greifswalder Ferienkurse [Vgl. Hist. Vierteljahrschrift, 1898, S. 157] waren auch in diesem Jahre sehr gut besucht. Die Teilnehmer stammten zum grössten Teil aus Norddeutschland, ferner waren wieder eine grosse Anzahl von Skandinaviern, sowie einige Herren und Damen aus Oesterreich, Russland, England und Nord-Amerika eingetroffen. Wenn es ein Hauptziel der Greifswalder Kurse ist, den im praktischen Lehramte Stehenden die neuesten Ergebnisse wissenschaftlicher Forschung zu übermitteln, so zeigte es sich in erfreulicher Weise, wie die Kurse auch geeignet sind, den Ausländern Verständnis für deutsche Wissenschaft zu erwecken. Die Vorträge und Uebungen waren dem Gebiete der Geschichte (Seeck, Bernheim, Schmitt, Altmann), der Geographie (Credner), der deutschen. Sprache (Siebs, Bruinier, Gaster), der neueren Sprachen (Konrath, Bahlsen, Coulet, Curtet, Ashby, Todd), der Pädagogik (Schuppe), der Lautphysiologie (Landois) und der Physik (Richarz) entnommen. Nähere Auskunft über die nächstjährigen Kurse erteilt von März 1899 ab Prof. Dr. R. Schmitt, Greifswald, Lange Str. 31.

Personalien. Ernennungen und Beförderungen. Universitäten und technische Hochschulen. Der o. Professor der klassischen Archäologie an der Universität Wien Dr. Benndorf hat seine Professur niedergelegt und ist an die Spitze des neu errichteten österreichischen archäologischen In

stituts getreten; zu seinem Nachfolger ist der o. Professor der klassischen Archäologie an der Universität Innsbruck Dr. Reisch berufen worden. Zu o. Professoren wurden ernannt: Der ao. Professor der Geschichte an der Universität Basel Dr. Boos, der ao. Professor der Nationalökonomie an der Universität Greifswald Dr. Biermer, der ao. Professor des römischen Rechts an der deutschen Universität in Prag Dr. Ivo Pfaff. Der ao. Professor der Geschichte an der Universität Greifswald Dr. Richard Schmitt wurde in gleicher Stellung an die Universität Bonn berufen. Als Nachfolger Professor Stieves ist als ao. Professor Graf Du Moulin-Eckart von Heidelberg an die technische Hochschule in München berufen worden. Zum Professor der Kirchengeschichte, Archäologie und Patristik an der theologischen Lehranstalt in Luzern ist Professor Segesser ernannt worden.

Der Privatdozent für Geschichte an der Universität Freiburg i. Br. Dr. Friedrich Bienemann ist zum Honorarprofessor befördert worden. Zu ao. Professoren wurden ernannt: der Privatdozent Dr. Hans Schreuer für deutsches Recht und österreichische Rechtsgeschichte an der deutschen Universität Prag, der Privatdozent Dr. Felix Rachfahl aus Kiel für Geschichte an der Universität Halle. Der ao. Professor Universitätsmusikdirektor Dr. Hermann Kretzschmar in Leipzig übernimmt an Stelle des† Professors O. Paul die Vorlesungen über Musikgeschichte und Aesthetik am k. Konservatorium.

Habilitiert haben sich für Geschichte: Dr. Karl Hampe an der Universität Bonn und Dr. Gustav Roloff an der Universität Berlin.

Archive. Der Staatsarchivar Dr. Woldemar Lippert am Kgl. Sächsischen Hauptstaatsarchiv in Dresden ist zum Archivrat ernannt worden; Archivrat Dr. Theodor Diestel ebenda ist in den Ruhestand getreten. Der Direktor des Archivs zu Bologna C. Malagola ist zum Direktor des Staatsarchivs in Venedig befördert worden. An Stelle Piots ist als Königl. GeneralArchivar in Brüssel Herr Goovaerts getreten; zum Nachfolger Leop. Devillers als Staatsarchivar in Mons ist Poncelet ernannt worden.

Bibliotheken. Der Bibliothekar an der Universitätsbibliothek in Kiel Dr. Runge ist an die Universitätsbibliothek in Greifswald versetzt worden. Die bei dem Kgl. Preussischen Historischen Institut angestellten Beamten haben den Charakter von Staatsbeamten erhalten.

Todesfälle. Deutschland. Am 5. August † in Zehlendorf der Geh. Staatsarchivar Dr. Bruno Reuter.

Am 27. Augustin Halle a. S. der Professor der Kirchengeschichte Superintendent Theodor Förster im Alter von 59 Jahren.

Am 11. September starb in seiner Vaterstadt Lübeck der Staatsarchivar a. D. Karl Friedrich Wehrmann im 90. Lebensjahre, hochverdient als Forscher auf dem Gebiet der lübischen und hansischen Geschichte und besonders als Herausgeber des Lübeckischen Urkundenbuchs, dessen zehnten Teil er in hohem Alter, bis zuletzt seine geistige Klarheit bewahrend, noch beinahe vollendet hat. Für die Ordnung und Nutzbarmachung des so reichhaltigen Lübecker Archivs unermüdlich thätig Histor. Vierteljahrschrift. 1898. 4.

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deutschen Geschichtschreibung nicht häufig begegnen. Stieve konnte nicht ruhen, bis ihm eine Menschennatur, mit deren Aeusserungen und Entschlüssen er in seinen Studien zu thun bekam, völlig durchsichtig geworden war, bis er das Problem einer Menschenseele, die ihn interessierte, gelöst hatte. Dies innere Bedürfnis drängte ihn auch zu den Vorarbeiten für eine Biographie Wallensteins, der er in den letzten Jahren seines zu kurzen Lebens eine ganz besondere Sorge gewidmet hat. Er liess es sich nicht verdriessen, Unterricht in der tschechischen Sprache zu nehmen und die Uebersetzung tschechischer Publikationen selbst kritisch zu überwachen, um die geheimsten Falten im Seelenleben des Friedländers, dem er die „Grösse" längst abgesprochen hatte, zu erschliessen. Leider ist wenig Hoffnung vorhanden, dass auch nur ein Bruchstück seines,,Wallenstein", den er im Kopfe schon so emsig ausgestaltet hatte, veröffentlicht werden wird, weil die einzelnen Teile des Manuskriptes unverbunden geblieben sind. Dagegen wird es vielleicht möglich sein, weitere Kreise mit dem Kulturhistoriker Stieve bekannt zu machen, der seit zwölf Jahren Hunderte von jungen Männern an jene Lehrkanzel in der Technischen Hochschule zu München gefesselt und mit begeisterter Verehrung für ihn erfüllt hat. Die Lehrerfolge des Dahingeschiedenen, dem es nicht vergönnt war, auf einen akademischen Stuhl berufen zu werden, weil er sich zum Altkatholizismus bekannte, waren äusserst glückliche. Schon als Dozent an der Universität hat er eine stattliche Reihe von tüchtigen Historikern heranzubilden verstanden, von welchen mehrere ihre Kräfte als Hilfsarbeiter der Historischen Kommision stählen durften, als Professor am Polytechnikum hat er eine zu Hunderten angewachsene Zuhörerschaft gewonnen, die mit seltener Teilnahme und Spannung an seinen Worten hing. Wer Stieve als Redner kennen gelernt hat, wer die Festreden über Bismarck und Kaiser Wilhelm I. gehört oder gelesen hat, wird dies begreiflich finden. Zu einer durchaus vollkommenen Beherrschung der Sprache, die er künstlerisch zu verwerten verstand, trat Klarheit, Gedankentiefe und jene unverfälschte Stimme des Gemütes, die immer wirken muss, wo sie Wiederhall findet. Das Gemüt aber war in dem reckenhaften Westphalen, der so strenge urteilen und seinen Nacken so steif tragen konnte, wenn so manche akademische Hoheit ihn gehorsamst zu krümmen geneigt war, weich wie das eines Kindes. Darum haben sie ihn auch geliebt, die grossen und kleinen Kinder, die ihr Herz noch nicht dem Verstande unterzuordnen gelernt haben, oder es aufgeben, diese Fertigkeit je zu erlernen. Geliebt haben ihn seine Studenten, wie die Bauern von Schliersee, unter denen er in den Ferien hauste, und wie die Künstler, mit denen er an so manchem Abende den Zauber verjüngender Fröhlichkeit zu lösen verstand. Unter seinen Mitarbeitern und Kollegen aber wird gewiss keiner seiner Tüchtigkeit, seiner Gewissenhaftigkeit und seinem ehrlichen und stets unbeeinflussten, männlichen Auftreten die Anerkennung versagen können, selbst wenn ihm Stieves Güte und Treue, die über das Grab bis an die Grenze der Erinnerung Anhänglichkeit und Verehrung heischt, kennen zu lernen versagt geblieben wäre.

Hans v. Zwiedineck.

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Die Stellung der Fugger zum Kirchenstreite des 16. Jahrhunderts.

Von

Konrad Häbler.

Die Thatsache ist im allgemeinen wohl bekannt, dass die Fugger in dem Kirchenstreite des 16. Jahrhunderts unentwegt auf der Seite der alten Kirche gestanden und sich im Kampfe gegen die lutherische Reformation um diese grosse Verdienste erworben haben. Im einzelnen aber ist die Parteistellung der leitenden Persönlichkeiten des Fuggerischen Hauses bisher noch nicht einer näheren Betrachtung unterzogen worden, obwohl in den zahlreichen neueren Urkunden-Werken über das Reformationszeitalter für eine solche Untersuchung ein ausserordentlich reichhaltiges Material zugänglich gemacht worden ist.

Die Fugger hatten sehr frühzeitig Veranlassung, zu der von dem Mönche von Wittenberg angefachten Bewegung Stellung zu nehmen. Waren sie es doch, die als Kaufleute und Bankiers unmittelbar an dem Ablasshandel des Erzbischofs Albrecht von Mainz beteiligt waren, gegen welchen sich die 95 Thesen Luthers richteten; war doch Augsburg der Ort, wohin der Neuerer zitiert wurde, um bei Gelegenheit des dort gehaltenen Reichstages sich vor dem eigens zu diesem Zwecke vom Papste entsendeten Legaten, dem Kardinal von Gaeta, Thomas de Vio, zu verantworten.

Es ist eine vollkommene Verkennung der Thatsachen, wenn man bereits in diesem Zusammenhange von einer protestantischen Bewegung, von einer neuen Lehre spricht. Wohl schlummerten, ihm selbst noch halb unbewusst, in den Thesen Luthers manche der Lehren, die später in das protestantische Glaubensbekenntnis übergegangen sind. Aber ihr Urheber selbst dachte zu jener Zeit noch nicht ernstlich daran, sich von der katholischen Kirche loszusagen, und die Männer, die ihm bei seinem Augsburger

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Aufenthalte freundschaftlich und gastlich entgegenkamen, hätten, wenigstens zu einem beträchtlichen Teile, eine ganz andere Haltung ihm gegenüber beobachtet, hätten sie voraussehen können, welche Entwickelung die Bewegung innerhalb der nächsten acht Jahre durchzumachen bestimmt war.

Das Gefühl, dass die katholische Kirche in weiten Kreisen einer argen Verweltlichung anheimgefallen war, dass die Kirchenzucht schwer vernachlässigt, das Leben des Klerus vielfach wenig mit seinem heiligen Berufe im Einklang war, war nicht nur in Deutschland, sondern auch in den Ländern romanischer Zunge ausserordentlich weit verbreitet. Fast in jedem Jahrzehnt des 15. Jahrhunderts hatten sich an einer oder der anderen Stelle tiefer und innerlicher veranlagte Naturen dazu berufen gefühlt, mit heiligem Eifer gegen die Entsittlichung des Klerus, gegen den Verfall der katholischen Kirche zu predigen. Manche von ihnen hatten sich dazu fortreissen lassen, aus der Gemeinschaft der Kirche herauszutreten und neue Sekten zu begründen; eine weitaus grössere Mehrzahl aber wollte das Dogma der Kirche keineswegs antasten, sondern nur deren äusseres Leben von den Auswüchsen, die im Laufe der Zeit daran sich gebildet hatten, befreien und es zu der Reinheit des apostolischen Zeitalters zurückführen. Besonders zu Beginn des 16. Jahrhunderts war das Eifern gegen die weit verbreiteten Übelstände in der katholischen Kirche ausserordentlich häufig geworden; während es aber z. B. in Spanien rasch zu einer Reformation des Klerus führte, brachte es in Deutschland, entsprechend dem eigensinnigen und eigenwilligen Nationalcharakter, nur einen ausserordentlich lebhaften Meinungsaustausch zu stande, in welchem fast ebensoviel Ansichten und Forderungen vertreten waren, als Männer und Schriftsteller daran teilnahmen.

In der umfänglichen Litteratur, welche sich mit der Notwendigkeit einer Reformation des geistlichen Lebens beschäftigte, bildeten zunächst die 95 Thesen Luthers keineswegs das epochemachende Ereignis, welches die protestantische Geschichtschreibung nachträglich daraus gemacht hat. Diese lateinisch abgefassten Behauptungen waren zunächst nur die Grundlage einer theologischen Fehde, wie deren unzählige innerhalb der katholischen Kirche ausgefochten worden waren, ohne dass damit deren Einheit gefährdet worden wäre. Sie wäre vermutlich auch damals

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