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sollte, so frag' ich darnach nicht viel; ich habe Herz genug den Alpengöttern meine Schwachheiten selbst zu sagen. Wem

ein gutes Herz nicht gefällt, dem kann auch ich niemals gefallen; ich werde mich aber defswegen nicht verstellen, weil ich sonst sehr unglücklich wäre, und mich nur selten zeigen dürfte.

Bodmer ist für seine Jahre sehr vergnügt und aufgeweckt; ich glaube, dafs ihm sein Ruhm sein Leben verlängern wird, weil er ihn vergnügt macht. Ein gewisser Wieland, der den Lobgesang der Liebe, Erzählungen u. s. w. gemacht hat, hält sich bey Bodmer auf, und sie arbeiten beide um die Wette. Dieser Wieland macht eine Critik über den Noah, und wird wohl so lange bey Bodmer bleiben, bis er fertig ist, und nachher nach Tübingen zurückkehren. Er ist zwar noch sehr jung, will aber doch schon die Welt reformiren, und hat wirklich erstaunlich viel Genie; er arbeitet nur ein wenig zu viel, und wird sich ohnfehlbar bald erschöpfen, oder sich wenigstens un

gesund studiren, denn er denkt an gar keine Erholung.

Zürich ist wirklich ein unvergleichlicher Ort, nicht nur wegen seiner vortreflichen Lage, die einzig in der Welt ist, sondern auch wegen der guten und aufgeweckten Menschen, die dort sind. Statt dafs man in dem grofsen Berlin kaum 34 Leute von Genie und Geschmack antrift, findet man in dem kleinen Zürich mehr als 20 30 derselben. Es sind zwar nicht lauter Ramler; allein sie denken und fühlen doch alle, haben Genie, und sind dabey lustige und witzige Schelme. Ich mag zwar in der Lust nicht zu weit gehn, damit ich nicht Klopstocks Schicksal habe, und ich kann auch meinem Temperament nach nicht; indessen profitir' ich davon, so viel ich kann, und bringe meine Zeit sehr angenehm hin. Breitinger ist ein Mann von Einsicht, wie Sie wissen, aber auch ein Weltmann, und ein Erz-Politicus, welches Sie nicht wissen. Man hat mir hier die Erlaubnis zu werben ertheilt, ich werde also wohl ein Paar Monate lang hier bleiben.

Wie gefällt Ihnen folgendes Gespräch von Bodmer?

Triller.

Was sagen Sie, mein Gönner, zum Messia?

Jesu Maria!

Gottsched.

Triller.

Und, grofser Mann, was sagen Sie zum Noah?

O ha!

Gottsched,

Triller,

So dacht' ich auch; Gott thu mir dies und das!
Behüte Gott uns die Hermannias,

Die Schwarzias, und die Theresias!

Gottsche d.

Den Prinzenraub, und den Wurmsa amen!

Beide.

Ja, Amen!

Schaffhausen d. 25. Febr. 1753.

Ich bin schon lange aus Zürich, und werbe jezt hier. Aus Zürich musste ich bey Nacht und Nebel fort. Man wollte mir die Werbung auf Landskinder nicht erlauben, obgleich ich von den Grossen die Erlaubnifs dazu hatte. Ich that es insgeheim, wie mir der Bürgermeister und Statthalter der Republik gesagt hatten;

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6sten April' geh' ich wieder von hier weg.

Nürnberg den 13 ten April 53.

Ich hoffe gleich nach Ostern bey Ihnen zu seyn. Ich habe Ihnen gar zu viel zu sagen. Unter andern möchť ich gern mit Ihnen überlegen, auf was für Art wir unserem Ramler eine monatliche Zulage geben können; das Gewissen plagt mich seinetwegen; ich kann es nun, da ich helfen kann, ohnmöglich länger leiden, dass er Noth hat. Nicht wahr, Sie haben von mir ein ungünstiges Urtheil gefällt, als ich mich vor einem Jahre zu Ihrem Vorschlage dazu nicht verstehen konnte? Aber 'Sie haben mir Unrecht gethan; ich war damals ganz unvermögend dazu. Gott weiss, dafs mir wohl nichts mehr Freude machen könnte, als wenn ich vermögend wäre, Menschen zu dienen, und besonders solchen, wie Ramler. Mit meinen Freunden, besonders mit Ihnen, mit Ramler und Spalding, wollt' ich Leib und Leben wil

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lig theilen. Ich würde dies nicht sagen, sondern denken und thun; aber ich glaube, dafs Sie dieserwegen kaltsinnig gegen mich sind, und da muss ich mich

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rechtfertigen. Es wird mir zu sauer, Ihre Freundschaft zu verlieren. Ich glaube, dafs mich zuletzt alle meine Freunde verlassen werden; aber Einen werd ich behalten, nämlich mein gut Gewissen, und dies wird mich endlich, wie schwer es mir auch werden wird, über alles trösten.

Potsdam den 24 sten März 1754.

Wenn Ihnen meine Epigrammen im Ernst gefallen, so werd' ich Ihnen vielleicht bald ein Paar Dutzend liefern; sie werden aber über kein anderes Sujet seyn, als über den Potius und die Schweiz; denn ohne Galle kann ich sie nicht machen, und Potius und die Schweizer machen, dafs mich die Galle fast tödtet, wenn ich nur an sie denke. Hier haben Sie ein ganz frisches:

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