Imágenes de páginas
PDF
EPUB

Herausgegeben

von Mitgliedern der k. bayer. Akademie
der Wissenschaften.

Sechsundzwanzigster Band.

München,

gedruckt in der k. Central-Schulbuchdruderey.

6-230

Gelehrte Anzeigen.

Januar bis Juny

1 8 4 8.

München,

im Verlage der königlichen Akademie der Wissenschaften,
in Commission der Franz'schen Buchhandlung.

L Soc 1727,14

KRYARO

COLLEGE

[blocks in formation]

wesen.

Kosmos. Entwurf einer physischen Weltbe: genden zweyten Bande seines Werkes bemüht ge-
schreibung von Alexander von Humboldt.
Zweyter Band. Stuttgart und Tübingen. J.
G. Cotta'scher Verlag. 1847.

Den Inhalt des ersten Bandes des eben ge= nannten, mit so lebhafter Theilnahme aufgenommenen Werkes, von welchem wir bereits im Jahrgang 1845 Nr. 122 u. f. dieser Anzeigen einen übersichtlichen Bericht gaben, vergleicht der berühmte Verfasser des Kosmos mit einem Naturgemälde, das seinen Stoff aus den Hauptresultaten der Beobachtung, aus der wissenschaftlichen Naturbeschreibung entnahm. Wie uns jedoch irgend ein ausländischer Baum oder ein andrer Naturgegenstand, dessen treue künstlerische Abbildung unser Auge an sich zog, doppelt interessant wird, wenn wir seine Eigenschaften und Kräfte, in denen er zunächst auf die menschliche, gesunde oder kranke Natur wirkt, erfahren; so empfängt auch das Naturgemälde der uns umgebenden Sichtbarkeit für den betrachtenden Verstand eine höhere Bedeutung, wenn wir sein bald stilleres, bald offenkundigeres Wirken auf den erkennenden Geist, auf das Gemüth und die Thatkraft des Menschen erwägen. Wie dieses Wirken in verschiedenen Zeitepochen und bey ver: schiedenen Völkern in mehrfacher Weise sich geäußert,

wie es durch das beschreibende Wort und die nachbildende Hand des Beherrschers der irdischen Sicht: barkeit sich fund gegeben habe, was in der Ent: wicklungsgeschichte unsers Geschlechtes feine höchste Aufgabe, sein endliches Ziel sey? Dieß zu erörtern ist der Verfasser des Kosmos in dem vor uns lie

Er unterscheidet zuvörderst in der Geschichte des Verkehres des erkennenden Menschengeistes mit der äußeren Sichtbarkeit schon in älterer Zeit drey Epochen. Die älteste und erste ist nach seiner Ansicht die der bloßen Naturbeschauung, die der Bez obachtung der Erscheinungen, welche sich in den ir dischen und himmlischen Räumen zufällig dem Auge darbieten. Die zweyte Epoche, als deren Gipfel: punkt und Meister er uns Aristoteles und feine Schule nennt, ist die des Erforschens, des Aufsuchens des Vorhandenen, des Messens von Größe und Dauer der Bewegungen. Als die dritte und höhere Stufe in der fortschreitenden Kenntniß der physischen Erscheinungen folgt hierauf die Epoche der Ergründung der Naturkräfte, der Wahrnehmung und Beachtung des Werdens, bey dem diese Kräfte wirken; der Stoffe selber, welche entfesselt werden, um neue Verbindungen einzugehen. Das Mittel, welches zu dieser Entfesselung und durch scheinbare Vernichtung zum neuen Werden führt, ist das Experimentiren: das willkührliche Hervor: rufen der Erscheinungen. Auf diese lehte, von dem frühern Alterthum fast ganz unbetretene Stufe, ha: ben sich, so weit man weiß, zuerst und vorzugsweise die Araber erhoben; sie waren namentlich die Vorgänger auf der Bahn der chemischen Handhabung der irdischen Körperlichkeit für die ganze neuere Beit.

Vor allen andren ist es die erste Epoche, die der Naturbeschauung, in welcher sich an unsrem Ge schlecht der wahrnehmende Sinn für die große leben

« AnteriorContinuar »