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berseßungen des Aristoteles und Galenus darboten; doch ist die Thiergeschichte des Avicenna, die sich in der königlichen Bibliothek zu Paris befindet, von der des Aristoteles verschieden.

Ungleich beachtenswerther erscheint das Forschen der Araber im Gebiet der Mineralogie, vor allem in der Naturgeschichte der Metalle. Ueberhaupt war das Wichtigste, was dieselben für die Erkenntniß der Natur geleistet haben, ihre Bearbeitung der Elemente der Körperwelt, ihr Verdienst um die Begründung der Metallurgie und Chemie. Die Be: dürfnisse der Pharmazie und die gleich dringenden der technischen Künste leiteten zu Entdeckungen, welche von den alchymistisch metallurgischen Bestrebungen bald absichtlich, bald durch glückliche Zufälle begünstigt wurden. Die Arbeiten von Geber (Dschafar) und die viel späteren von Razes (Urrasi) sind von den wichtigsten Folgen gewesen. Die Bereitung von Salpetersäure und Schwefelsäure, von Königswasser, Quecksilberpräparaten so wie von andern Cryden und Schwefelverbindungen der Metalle, die Erkenntniß des alkoholischen Gährungsprozesses gehören zu diefen Folgen. Bey dieser Gelegenheit wurde die He terogeneität der Stoffe und die Natur von Kräften erkannt, die sich nicht durch Bewegung sichtbar ver: kündigen, und neben der pythagoreisch - platonischen Vollkommenheit der Form auch der Mischung ihre Geltung verschafften. Unterschiede der Form und Mischung bilden aber die Elemente unsers ganzen Wissens von der Materie, die Abstractionen, unter denen wir glauben das allbewegte Weltganze zu erfassen, messend und zersetzend zugleich. Unter den Fortschritten, welche die Physik den Arabern verdankt, darf man nur Alhazens Arbeit über die Strahlenbrechung, die doch gewiß nur zum Theil aus der Optik des Ptolemäus entlehnt ist, so wie die Kennt niß und Anwendung des Pendels zum Abmessen der Beit, mit voller Sicherheit erwähnen, denn des Sanctorius Behauptung, daß Avicenna eine Art Luftthermometer erfunden habe, läßt sich keineswegs erweisen. Vieles, was später das christliche Europa von den Arabern als Element der Naturkenntniß empfieng, hatten diese selber von auswärts her empfangen. So die Anwendung der Magnetnadel zur

Fertigung des Compasses mittelbar von den Chinesen; die höhere Mathematik und Astronomie nicht allein von den Griechen, sondern fast mehr noch von den Indern. Denn indische Planetentabellen kamen schon am Ende des achten Jahrhunderts zugleich mit dem sanskritanischen Buche Susruta, dem uralten Inbegriff aller medizinischen Kenntnisse der Inder, an den Hof des Chalifen Almanfor; das Compendium der Algebra, welches auf Befehl des Chalifen Ul Mamun der arabische Mathematiker Mohamed Ben Musa verfaßte, gründet sich seinem Inhalte nach auf Vorarbeiten der Inder, hat sich jedoch seiner Form nach die mathematischen Werke der Alexandriner zum Vorbild genommen. Johannes Hispalensis und Gerhard von Cremona machten im 12. Jahrhundert diesen Schaß des arabischen Wissens auch dem christlichen Europa zugänglich, obgleich es durch Chasles erwiesen worden ist, daß die Christen im Abendlande schon vor ihrem Verkehr mit den Arabern mit den indischen Zahlen vertraut waren, und, daß fie unter dem Namen des Systems des Abacus den Gebrauch der neuen Ziffern nach ihrem Stellenwerthe kannten. Man pflegte diese Erfindung, wie wir auch noch aus der Geometrie des Boethius ersehen, dem Pythagoras zuzuschreiben, sie scheint jedoch das Erbstück einer andern Vorzeit zu seyn als die der Pythagoräer war.

(Fortseßung folgt.)

Archiv des historischen Vereins von Unterfranken und Aschaffenburg.

(Fortseßung.)

Weil seit der schwedischen Occupation die Urbar, Saal und Zinsbücher theils absichtlich versteckt, theils von den Soldaten muthwillig zerstreut oder vernichtet und von den Abgabenpflichtigen ihre schuldigen Benträge verschwiegen worden waren, konnten die von Klöstern, Stiften 2c. zu erhebenden Einkünfte, nicht flüssig erhalten werden; es gerieth_mithin die auf diese Revenuen ange: wiesene Sustentation der Geistlichen ins Stocken. Deßz halb gebot ein allgemeines Mandat vom 22/31. Octo: ber allen Unterthanen, daß Jeder, der an das Domstift,

St. Burkard, Haug, Neumünster, an das Jesuiten:Colle: gium oder an andere flüchtig gewordene Geistliche oder weltliche Personen Zinsen, Gülten und andere Gefälle schuldig sen, binnen vier Wochen der eigens hiezu niedergeseßten Commission bey Vermeidung der schwersten Strafe hievon Unzeige mache (Beylg. IX, p. 186). Nach geschehener Landämtereintheilung und der am 26. October publicirten sogenannten „Würzburger Regiments: verfassung" entwickelten der Herzog Ernst und die Re gierung größere Wirksamkeit zur Einführung einer bessern Ordnung in den verschiedenen Zweigen der Landesverwaltung; woben ein vorzügliches Augenmerk auf die Hauptstadt Würzburg gerichtet ward.

Herzog Ernst reiste nach Weimar, um seinen Lieb: lingsplan, die protestantische Religion im Herzogthum Franken zu generalisiren, ins Werk zu richten. Vorder: samst holte er das Gutachten protestant. Theologen und Schulmänner ein, wie man erfolgreich bey Verbreitung der evangelischen Lehre im Herzogthum zu Werke gehen solle, ua durch Gottes Gnade die verführten Leute allgemach zur Erkenntniß der Wahrheit zu bringen. Der Herzog fürchtete hierbey die Opposition der katholischen Geistlichkeit. Er suchte diese durch die ihr auferlegte Leistung des Treueides zu brechen. Schon am 17. Sep: tember war derselbe von ihr begehrt und eine Eidesfor mel (Beylage XI, p. 191) ihr vorgelegt worden, worüber fie fich Bedenkzeit ausbat.

Um 19/29. September überreichte sie dem Herzoge eine Erklärung, wodurch die in der vorgelegten Eidesformel gestellten Bedingungen des Herzogs also modificirt wurden, wie es mit den Grundsägen der katholischen Religion übereinstimmte; auf eine solche modificirte Eides. formel erklärte sie sich zur Eidesleistung bereit. Hierauf erfolgte am 21/31. October auf der Kanzlen die wirk liche Eidesleistung der Würzburger Stifts: und Kloster: geistlichkeit mit ausdrücklicher Wahrung ihrer Gewissens: und Glaubensfreyheit. Wiederholt versprach ihr die Regierung ungestörte Religionsübung, ein eigenes Consistori um und ein Regulativ der Sustentations - Bevträge für die Stifsgeistlichen. Zu Juspectoren über das katholische Kirchenwesen ernannte der Herzog vier aus der Geistlich: keit der Stadt Würzburg und bestimmte in einer eige nen Instruction den künftigen Wirkungskreis derselben. Auch die Bezüge der Kanoniker und Vicarien wurden festgeseßt und verabreicht. Minder zufrieden als die Stiftsgeistlichen war die Gesammtheit des Clerus zu Würzburg mit der obigen Instruction ihrer vier Directoren. Hatte doch der Herzog es absichtlich vermieden, für das verwaiste katholische Religions- und Kirchenwesen gegenüber dem protestant. Consistorium eine besondere geistliche Behörde einzuseßen. Denn die gegebene Justruction be:

schränkte sich blos auf den Klerus der Stadt Würzburg. Die katholischen Pfarrer auf dem Lande schien man der Regierung unmittelbar unterstellen zu wollen, um so leichte Gelegenheit zu haben, durch Beseßung erledigter katholischer Pfarrstellen mit protestantischen Predigern das Land dem alleinseligmachenden Protestantismus zu: zuführen. Deßhalb bat der gesammte Klerus zu Würzburg den abwesenden Herzog Ernst um Ausdehnung der Instruction auf die ganze Corporation des Klerus im Stifte Würzburg, und um fernere Gestattung, die Eheund Criminalsachen nach kanonischen Rechten und Gewohn heiten zu verhandeln und zu entscheiden. Die Regierung, an welche sich die Bittsteller gewandt hatten, ertheilte jedoch den Bescheid, daß sie es bey der vom Herzoge eigenhändig unterzeichneten Verordnung bewenden lassen müsse 2c.

Im Sinne seiner propagandistischen Grundsäße bes fahl der Herzog Ernst den Todestag seines vielgeliebten Vetters," des Königs Gustav Adolph feyerlich zu be gehen. Das Festpatent mit seinem dazu gehörigen Pro: gramm erzeugte aber eine allgemeine Entrüstung der katholischen Bevölkerung. Sogleich nach Empfang der Mandate (11. November früh) versammelte sich der Würzburger Klerus im Predigerkloster und faßte den Beschluß, dem Befehle, als ihrem Gewissen und Glauben entgegen, nicht nachzukommen und reichte Tags darauf einen schriftlichen Protest ein. Drey Tage währten zwischen beyden Parteyen die Debatten. Endlich erklärten die Regierungsräthe: Sie hätten vom Herzoge den gemessensten Befehl, auf Vollzug der fraglichen Festmandate fest zu bestehen. Der Klerus antwortete: Von den Kanzeln der katholischen Kirchen in der Stadt und auf dem Lande würde kurz verkündet werden, daß vermöge herzoglichen Befehls eine Todtenfeyer für weil. ten König von Schweden so und so begangen werden sollte, hernach werde ein öffentliches Gebet fürs Wohl der Landesobrigkeit und aller deutschen. Fürsten sowie um den öffentlichen Frieden im Reiche verrichtet werden. Eine polizeiliche Verordnung, die Minderung der Fisch und Fleischtaren betreffend (Beylage XIII et XIV p. 201, 202) sollte die Volksstimmung für das große Dank- und Erinnerungsfest und die da: bey zu erwartenden Ovationen wegen des neuen Gideon's (unter dem der Herzog Bernhard von Weimar, Herzog von Franken, augurirt ward) heben.

(Fortschung folgt.)

München.

Nro. 3.

herausgegeben von Mitgliedern

der k. bayer. Akademie der Wissenschaften.

5. Januar. 1847.

Kosmos. Entwurf einer physischen Weltbe: schreibung von Alexander von Humboldt.

(Fortseßung.)

Unberechenbar und unschätzbar in der ganzen Weite seines Umfanges und in der Tiefe seines Eingreifens ist allerdings der Einfluß, den die arabische Literatur und Bildung noch vor dem Wiedererwachen des Studiums der altgriechischen Sprache und Lite ratur auf die wissenschaftliche Neugestaltung des christlichen Europas hatte. Selbst durch sinnige Kunstwerke, welche wissenschaftlichen Zwecken dienten, wenn sie aus dem Morgenland zu den Abendländern ka men, mußten in diesen die schlafenden Kräfte zur Nacheiferung geweckt werden. So durch jene by: draulische Uhr mit Räderwerk, welche nicht sowohl Harun Ul Naschid als der Chalif Abdallah aus Perfien dem Kaiser Karl dem Großen nach Aachen sen: dete und deren Construction Leibniz der Beachtung werth findet, noch mehr aber durch jenes merkwür: dige Werk, welches der Sultan von Aegypten im Jahre 1232 dem Kaiser Friedrich II. zum Geschenk machte: ein großes Zelt, in welchem Sonne und Mond, durch künstliche Vorrichtung bewegt, aufund untergiengen und in richtigen Zwischenräumen die Stunden des Tages und der Nacht zeigten. Aber die christlichen Völker des Westens mochten immerhin einen Theil der wissenschaftlichen Erfor: schung so wie der technischen Künste und Fertigkei: ten der Araber als etwas hoch über den Kreis ihres Könnens und Vermögens Erhabenes betrachten, dennoch trugen fie schon damals, da sie als Schüler

zu den Füssen der hochgebildeten Araber faßen, den Keim einer ungleich weiter ragenden, tiefer gründenden Erkenntniß und einer ungleich kräftigeren Entwicklung der selber schaffenden Kunst in sich, als dieß ihre orientalischen Lehrmeister jemals besaßen. Schon der geistige Elementarstoff jenes Keimes: das Christenthum gab ihnen diese unverkennbare Ueberlegenheit.

Es hat sich, namentlich in der Entwicklungsgeschichte der Naturkenntniß, im neueren Europa dieselbe Aufeinanderfolge der Epochen der kindlich sich hingebenden Naturanschauung, dann der Erfor schung und endlich die der experimentirenden Er: gründung kund gegeben, die wir in der Geschichte des Alterthums hervortreten sahen. Derselbe Quell, aus dem die Begeisterung der hebräischen Dichtung geflossen, wenn sie die sichtbaren Werke ihres Gottes besang, blieb der christlichen Kirche und mit besonderer Liebe hebt der Verfasser des Kosmos Stellen aus den Werken des großen, für die Herrlichkeit der Natur hoch empfänglichen Kirchenvaters Basilius hervor, welche dieses bezeugen. Aber auch den Weg des Forschens betraten die christlichen Völker, namentlich Europas schon sehr frühe, obgleich die ersten Fortschritte auf dieser Bahn nur ein unvollkommenes Vorbild dessen waren, was das Zeitalter des Columbus, des Basco de Gama in vollendeter Weise ausführte. Zu derselben Zeit, als das Chalifat unter den Abafsiden in Bagdad blühte und in Persien das der Poesie so günstige Reich der Abaffiden, um das Jahr 1000 n. Chr. wurde Amerika bis zum 41° der Breite von dem Sohne Eriks des Rothen aus Nor den her entdeckt. Ein Unfall, der einem auf dem

Meere herumschiffenden Abentheurer zustieß, hatte anderthalb Jahrhunderte vorher die erste Anregung zu der Entdeckung gegeben. Denn damals, in der zweyten Hälfte des neunten Jahrhunderts ward Naddod auf seiner Fahrt nach den Färöer Inseln durch einen Sturm nach Island verschlagen, auf welcher Insel bald nachher (um 875) Ingolf die erste normännische Ansiedlung begründete. Im Jahre 986 (14 Jahre vor Leif Erikson) hatte Bjarne Her julfsson auf einer Schiffahrt von Grönland her be reits das Land der Insel Nantucket, einen Grad südlich von Boston, dann von Neu-Schottland und zuleht das von Neufundland gesehen, ohne dasselbe zu betreten. Aber obgleich diese Küstengegenden und nicht nur sie allein, sondern auch die zwischen Bo: ston und Newyork gelegne, welche den Namen Winland (Weinland) erhielt, später von den Normannen öfter besucht und zu Niederlassungen benuht wurden, welche nur im beständigen Kampfe mit den damals bis weit nach Süden verbreiteten Erquimaur (Skrälinger) erhalten werden konnten, hatten dennoch diese Entdeckungen auf die Erweiterung der Natur- und Länderkunde nur wenig oder keinen Einfluß; denn die Thier und Pflanzenwelt der kalten und tem perirten Zone der westlichen Halbkugel schien im Ganzen von jener des nördlichen Europas so wenig verschieden, namentlich gehörten die meisten Robbenund Wallfischarten noch so gleichmäßig beyden Mee= ren an, daß die unvollkommnen Beschreibungen der kriegerischen Seefahrer eben so wenig Reizendes und Neues für die Wißbegierde darboten, als ihre sich immer gleich lautenden Berichte von den blutigen, fiegreichen Kämpfen mit den Bewohnern der heim gesuchten Länder. Schon von aufregenderer Art wa= ren jene Elemente der Weltbeschauung, welche im 13. Jahrhundert durch mehrere Reisende, welche. tief in das Innere und zum Theil bis in den fernen Osten von Asien eindrangen, nach Europa kamen. Die Heereszüge der Mongolen, die sich mit vernichtender Gewalt in 26 Jahren von Pecking und von der chinesischen Mauer bis nach Krakau und Liegnis ausbreiteten, hatte unter den christlichen Völkern des Westens solchen Schrecken verbreitet, daß diese als vermittelnde Sendboten des Friedens mehrere Mönche und Diplomaten an die Höfe des großen Chans und seiner mächtigen Statthalter ausschickten.

Neben dem Johann de Plano Carpini und Nicolas Ascelin verdient vor allen der Brabanter Mönch Ruisbroek (Rubruquis) Beachtung, dessen Reisenachrichten der berühmte, um die Wissenschaft hochver diente Roger Bacon aufbehalten hat. Er erkannte an den Hunnen, Baschkiren (Bewohnern von Baschgird oder Paskatir) und den Ungarn die gemeinsame finnische (uralische) Abstammung an; er fand noch gothische Stämme, welche ihre Sprache beybe: halten, in den festen Schlössern der Krim; er weiß wie Marco Polo, schon 25 Jahre vor diesem von den filbernen Mauern und goldnen Thürmen von Quin: say: dem heutigen Hangtscheufu, und erzählt freylich neben diesen wahrhafteren Dingen auch von einem glücklichen Lande bey Khatai, in welchem fremde Männer und Frauen, sobald sie dahin einwandern, zu altern aufhören. Mehr als ein poetischer Stoff für die Dichtkunst jener Zeiten, denn als ein solcher, der zur Bereicherung der Wissenschaft dienen konnte, traten selbst noch im vierzehnten Jahrhundert die abentheuerlichen Reisebeschreibungen des englischen Ritters John Mandeville auf.

Mit diesem ersten Auslauf der Naturerkenntniß von der bloßen Beschauung erhob sich im christlichen Mittelalter gleichzeitig ein andrer zur Forschung, ja selbst zur Ergründung der Kräfte der Natur. Im Vergleich mit dem, was wir hierüber bey den Völkern des Morgenlandes bemerkten, ergab sich dabey gleich von vorn herein ein wesentlicher Unterschied. Unter den gelehrten Arabern war das Naturwissen eng an Arzneykunde und Philosophie, im christlichen Dogmatik geknüpft. Hieraus entspann sich ein VerMittelalter neben der Philosophie an die theologische hältniß, welches in seinen Folgen auf die Freyheit des Forschens scheinbar eben so hemmend, als auf der andern Seite fördernd wirkte.

Unter den gelehrten Abendländern, welche die Bahn des Forschens nach langem Stillstand von neuem betraten und die ersten rüstigen Schritte auf derselben thaten, nennen wir zuerst unsern Albert den Großen, welcher nach vielen Seiten zugleich das Gebiet der Naturkenntniß umfaßte und erweis terte. Bey seinen freylich vergeblichen Versuchen, das eine Metall in ein andres umzuwandeln, vervollkommnete er die praktischen Handgriffe in Behand

lung der Erze und vermehrte die Einsicht in die allge= meine Wirkungsart der chemischen Naturkräfte. Ueber den organischen Bau und die Physiologie der Pflanzen enthalten seine Werke mehrere scharfsinnige Be: merkungen; er kannte den Schlaf der Pflanzen, das periodische fich Deffnen und Schließen der Blumen, die Verminderung des Saftes durch Verdunstung aus der Oberhaut der Blätter, den Einfluß der Theilung der Gefäßbündel auf die Ausschnitte des Blattrandes. Er giebt einen Commentar über alle physikalischen Schriften des Aristoteles, dessen Thier: geschichte er übrigens nur aus einer lateinischen Uebertragung der arabischen Uebersehung nach Michael Scotus kannte. Sein Liber cosmographicus de natura locorum ist eine Art physischer Geogra= phie, darin in einer für jene 3eit auffallenden Weise Betrachtungen vorkommen über die gleichzeitige Ab: hängigkeit der Klimate von der Breite und der Höhe des Ortes, wie über die Wirkung der verschiedenen Einfallswinkel der Sonnenstrahlen auf die Erwär mung des Bodens. In andrer Weise fördernd, wirkte auf das Naturstudium der Zeitgenosse Alberts des Großen: Roger Bacon. Zum Selbstdenken erweckend rügt dieser streng den Autoritätsglauben der sogenannten aristotelischen Schule, empfiehlt aber zugleich das gründliche Studium der Sprachen des klassischen Alterthumes, die Anwendung der Mathemathik und die Scientia experimentalis. Er wurde unter Papst Clemens IV. geschäßt und begünstigt, von Nicolaus III. und IV. aber der Magie beschuldigt und eingekerkert. Weniger seine Arbeiten über die Perspektive und die Experimente über die Lage des Brennpunktes an den Hohlspiegeln, als feine Versuche mit brennbaren explodirenden Mischungen mögen dergleichen Verdächtigungen erregt ha= ben. Sein Opus majus mit den Vorschlägen und Entwürfen zu möglicher Ausführung optischer Erfin: dungen und vielen andern Andeutungen, ist wahr haft gedankenvoll zu nennen, obgleich dasselbe nicht von einer Tiefe des mathematischen Wissens, sondern mehr nur von einer lebenskräftigen, der Erfahrung in ahnender Weise voraneilenden Phantasie ein Beugniß giebt.

Encyklopädische Werke, das kostspielige Anlegen einer Sammlung der handschriftlichen Bücher erspa=

rend, erhielten in dieser Zeit eine große Geltung. Unter ihnen namentlich die 20 Bücher de rerum natura von Thomas Cantipratensis (Professor in Löwen um 1230), das Speculum naturae des Vin cenz von Beauvais (Bellovacensis) um 1250; das Buch der Natur von Conrad von Mey= genberg, Priesters zu Regensburg (1349), und das Imago mundi des Cardinals Petrus de Alliaco, Bischofs zu Cambray um 1410. Das zuz leht genannte Werk hat auf die Entdeckung von Amerika einen ganz besondern Einfluß ausgeübt. Columbus scheint es, wie dieß der Verfasser des Kosmos wahrscheinlich macht, auf seiner Entdeckungsreise bey sich geführt zu haben, denn in einem Briefe an die spanischen Monarchen, den er im Monat October 1498 von Hayti aus schrieb, übersetzt er wörtlich eine Stelle aus des Alliacus (Pierre d'Ailly) Abhandlung de quantitate terrae habitabilis, deren Inhalt übrigens wie jener mancher andrer Arbeiten des berühmten Cardinals auch ihrerseits wörtlich aus dem Opus majus des Roger Bacon ausgeschrieben war. Auf die eben genannten encyklopädischen Werke folgte im Jahre 1486 die Margarita philosophica des Pater Reisch; ein Buch, das ein halbes Jahrhundert lang seinen ungemeinen Einfluß auf die ge= lehrte Bildung der Zeitgenossen sich erhielt. (Schluß folgt.)

Archiv des historischen Vereins von Unterfranken und Aschaffenburg.

(Fortsehung.)

Dies Novemberfest war blos die Einleitung zur allgemeinen Einführung und Organisation des protestantis schen Kirchen und Schulwesens im Fürstenthume Würzburg, welche der fanatische Katholikenhaß der beyden Herzoge Bernhard und Ernst bezweckte. Die amtlichen Berichte, die man von den Vorstehern der Landeshauptmannschaften über protestantische und katholische Pfarrer und Schulmeister, über Pfarreinkünfte, Patronatrechte c. gefordert, ergaben, daß seit der schwedischen Besißnahme bis zum Herbst 1633 in katholischen Städten und Ort: schaften 26 protestantische Pfarrer nebst einigen protes stantischen Schulmeistern angestellt worden waren (Beylage XV, p. 204). Und selbst diese Zahl war nicht voll

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