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Götter, steiget selbst von euren Thronen,
Schüßt die Tugend, rettet Amymonen!
Ach! schon faßt das Ungethüm sie an.
Ach!... verstummt, verstummt, ihr Klagetöne!
und du, stille, blutgefärbte Thräne,
Sage du, was ich nicht sagen kann!

Argos bebt, es bebten die Najaden,
Als mit seinem schönen Raub beladen,
Schnell das Unthier in den Abgrund fuhr.
Argos klagt, und in den öden Hainen
Hört man Philomelen lauter weinen,
Und der Lenz entweichet von der Flur.

So sang der Hirt; sein Lied begleiteten die Thränen Des biedren Tityrus und der verstummten Schönen; mehr lohnt kein Lorberreis

Ein sanfter Händedruck

Von Phöbus eigner Hand war seines Sieges Preis. Sie bat noch zwei Mal ihn mit hochgefärbten Wangen und seelenvollem Blick, es wieder anzufangen, ev Und eh' noch Lunens Stral sich an dem Latmos brach, Sang fie's, wie Echo's Mund einst Orpheus Klage, nach.

Nun deckte sich die Flur mit einer grauen Hülle,
Und Galathea ging in feierlicher Stille

Am Arm des Tityrus durch den bethauten Wald;
Vor ihr flog Cypripor in Schmetterlingsgestalt.
Bald schmieget sie vertraut sich an des Hirten Seite,
Der ihre weiche Hand als cine süße Beute
In seine Rechte schließt und an den Busen drückt,
Bis sie der Mutter Dach am bunten Rain erblickt.
Sie naht der Thüre sich mit immer träg’rem Fuße,
Und hält ihm röthend still bei seinem Abschiedskusse.

Von nun an kam es oft, weil Hylar leicht entschlief,
Daß sich ein keckes Lamm von ihrer Trift verlief,
Indeß, wenn Tityrus dann seine Herde zählte,
Durch Amor's Zauber ihm ein junger Widder fehlte;
Sie suchten beiderseits, und fanden jedes Mal
Den Widder und das Lamm am Bach im Myrtenthal.
Doch floh die Nymphe nicht, wenn schnell ihr aus dem
Schilfe

Der Hirt entgegen sprang und schrie nicht mehr um

Hürfe.

Gottlieb Konrad Pfeffel.

3. Die eilfertige Schäferin.

Der junge Schäfer Tityrus

Empfand, was Jeder fühlen muß:

Er ward der Macht der schönen Schäferinnen

An mancher unruhvollen Nacht,

Die er mit Wünschen zugebracht,

Und die ein Traum, sonst nichts, oft wahr gemacht,

Zu seiner schönsten Marter innen.

Er räumte Silvien allein

An Schönheit und an Wig den größten Vorzug ein. Erst wünscht er nur, sie immer zu erblicken.

Doch dieser Wunsch ist viel zu leer;

Wer zärtlich liebt, der wünschet bald noch mehr;
Die Liebe suchet uns weit stärker zu berücken.
Er wünschte sie zu seh'n,

Und seine Zärtlichkeit mit Bitten und mit Klagen
Der jungen Silvie zu sagen.

Braga Bd. VII.

2

Doch dies war leichter noch gewünschet, als gescheh'n; Sie und Lykoris trieben Beide,

Als Schwestern, stets zugleich die Herden auf die Weide. Oft schleicht sich Tityrus zu ihren Triften hin; Vielleicht ist sie allein, die schöne Schäferin?

O nein! Er kommt und irrt, und bleibt ganz traurig

stehen;

Man fragt ihn, was er will?

Er weiß es wol, doch schweigt er still,

Und weil er gar nichts sagt, heißt man ihn wieder gehen. So kehrt der Schäfer oft zurück,

und ohne Kuß und ohne Blick,

Nur mit Verdruß, nur mit vergeblichem Bemühen.
So ist die Zeit,

So ist das Glück und die Gelegenheit!

Kein Mensch sieht sie so stark, als ein Verliebter, fliehen.

Man nennt oft übereilt die Liebe seine Laft.

So hatte Tityrus auch den Entschluß gefaßt,

Erst Silvien und dann die Liebe zu vergessen;

Jedoch, wer dieses will, der hat es schlecht ermessen.
Kaum hat er einen Augenblick gesessen,

So rauscht der Zephyr durch den Wald;
Dies hört der junge Schäfer bald.

Er horcht; warum? Er springet auf; weswegen?
Vielleicht, weil sich die Blätter stark bewegen?
nein! Er meint, es käme Silvia;

Er meint noch mehr, er meint, sie sei schon da.
Weg, armer Tityrus, mit dem verhaßten Triebe!
Vergiß erst Silvien, vergiß hernach die Liebe!
Hast du den Augenblick nicht diesen Schluß gefaßt?
Wie kommt es, daß du ihn zuerst vergessen hast?
Man nennt oft übereilt die Liebe seine Last.

Doch weil sein schmeichelhafter Sinn Ihm schon von seiner Schäferin

Oft viel gesagt und oft gelogen,

So warf er sich nun ganz verdrießlich
Bei seinem Baume wieder hin. Er dachte
Vielleicht, was Silvia bei ihrer Herde machte?
O nein, das dacht' er nicht!

Was aber sonst? Wer liebt, wird dies von mir nicht fragen;

Was ein Verliebter denkt, kann er oft selbst nicht sagen.
Jezt springt er noch ein Mal von seinem Lager auf.
Doch nun betrügt der Zephyr ihn nicht wieder,
Kein rauschend Blatt ermuntert seine Glieder,
Er siehet Silvien in vollem Lauf,

Die nichts als ihren Hylar mitgenommen,
Von ihrer Flur nach seinen Triften kommen;
Er siehet sie, drum springt er hurtig auf.
„Uch, Silvia, geliebte Schäferin,

Du eilst, woher? wohin?

O mache mir ein Mal die Freude,

Und bleib' ein wenig hier, wo ich die Herde weide.“

So redet sie der junge Schäfer an;

Allein sie sagt, daß sie nicht bleiben kann.

,,,Nein," spricht sie,,,,Tityrus, mir ist befohlen, Ein Schaf von Daphnens Trift zu holen.

Lykoris hütet jezt die Schafe ganz allein,

Deswegen muß ich nun bald wieder bei ihr sein.

Und wenn du mir gleich jezt die Herde schenken

wolltest,

So glaube, daß du mich doch nicht bereden solltest.""" Er bittet nur um einen Augenblick;

Umsonst, sie gehet fort. Er hält sie gar zurück.

Sie schreit, und fänget an, mit ihm zu ringen; Ihr Hylar will auf den verwegnen Schäfer springen. Allein sie sieht es noch zu großem Glück,

Drum stößet sie den bösen Hund zurück.

Dies fordert auch das Mitleid von den Schönen.
Ihr Mädchen, nehmt dies alle Mal in Acht!
Den kleinen Hund, der euren Schoos bewacht,
Müßt ihr zum Beißen nie gewöhnen!
Der Schäfer fährt mit Bitten fort;

,,Ach!" spricht er,,,Silvie, so höre nur ein Wort!" Sie hört. Er fänget an zu klagen:

„Mich quälen Zeit und Glück seit mehr als sechzehn Tagen!" Kaum hat er dies gesagt, so will sie wieder geh'n. ,,,, da dich Zeit und Glück seit sechzehn Tagen quälen, So," spricht fie,,,,kann ich zum Voraus versteh'n, Du hast mir allzuvieles zu erzählen!"

Er bittet noch um einen Augenblick;

Er küffet ihre Hand. Hält sie nicht dies zurück?
Sie bleibt. Die Liebe läßt ihn jezt viel kürzer sprechen.
Er blickt sie zärtlich an;

Wie viel hat nicht ein Blick oft kund gethan?

Er drückt die schöne Hand;

Ein sanfter Druck macht oft das ganze Herz bekannt. Ihr Auge fängt nun schmachtend an, zu brechen. ,,,Nein," spricht sie,,,,laß mich geh'n!"""

Sie spricht's und dennoch bleibt sie steh'n.

,,Ach, liebst du mich?" fängt er recht zärtlich an zu

Wie nun, betroffne Silvia?

fragen.

Der Eigensinn verbeut dir„Ja,“

Und die Empfindung,,Nein" zu sagen!

Doch für ein Mädchen sind auch dies die schwersten Fragen.

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