Götter, steiget selbst von euren Thronen, Argos bebt, es bebten die Najaden, So sang der Hirt; sein Lied begleiteten die Thränen Des biedren Tityrus und der verstummten Schönen; mehr lohnt kein Lorberreis Ein sanfter Händedruck Von Phöbus eigner Hand war seines Sieges Preis. Sie bat noch zwei Mal ihn mit hochgefärbten Wangen und seelenvollem Blick, es wieder anzufangen, ev Und eh' noch Lunens Stral sich an dem Latmos brach, Sang fie's, wie Echo's Mund einst Orpheus Klage, nach. Nun deckte sich die Flur mit einer grauen Hülle, Am Arm des Tityrus durch den bethauten Wald; Von nun an kam es oft, weil Hylar leicht entschlief, Der Hirt entgegen sprang und schrie nicht mehr um Hürfe. Gottlieb Konrad Pfeffel. 3. Die eilfertige Schäferin. Der junge Schäfer Tityrus Empfand, was Jeder fühlen muß: Er ward der Macht der schönen Schäferinnen An mancher unruhvollen Nacht, Die er mit Wünschen zugebracht, Und die ein Traum, sonst nichts, oft wahr gemacht, Zu seiner schönsten Marter innen. Er räumte Silvien allein An Schönheit und an Wig den größten Vorzug ein. Erst wünscht er nur, sie immer zu erblicken. Doch dieser Wunsch ist viel zu leer; Wer zärtlich liebt, der wünschet bald noch mehr; Und seine Zärtlichkeit mit Bitten und mit Klagen Braga Bd. VII. 2 Doch dies war leichter noch gewünschet, als gescheh'n; Sie und Lykoris trieben Beide, Als Schwestern, stets zugleich die Herden auf die Weide. Oft schleicht sich Tityrus zu ihren Triften hin; Vielleicht ist sie allein, die schöne Schäferin? O nein! Er kommt und irrt, und bleibt ganz traurig stehen; Man fragt ihn, was er will? Er weiß es wol, doch schweigt er still, Und weil er gar nichts sagt, heißt man ihn wieder gehen. So kehrt der Schäfer oft zurück, und ohne Kuß und ohne Blick, Nur mit Verdruß, nur mit vergeblichem Bemühen. So ist das Glück und die Gelegenheit! Kein Mensch sieht sie so stark, als ein Verliebter, fliehen. Man nennt oft übereilt die Liebe seine Laft. So hatte Tityrus auch den Entschluß gefaßt, Erst Silvien und dann die Liebe zu vergessen; Jedoch, wer dieses will, der hat es schlecht ermessen. So rauscht der Zephyr durch den Wald; Er horcht; warum? Er springet auf; weswegen? Er meint noch mehr, er meint, sie sei schon da. Doch weil sein schmeichelhafter Sinn Ihm schon von seiner Schäferin Oft viel gesagt und oft gelogen, So warf er sich nun ganz verdrießlich Was aber sonst? Wer liebt, wird dies von mir nicht fragen; Was ein Verliebter denkt, kann er oft selbst nicht sagen. Die nichts als ihren Hylar mitgenommen, Du eilst, woher? wohin? O mache mir ein Mal die Freude, Und bleib' ein wenig hier, wo ich die Herde weide.“ So redet sie der junge Schäfer an; Allein sie sagt, daß sie nicht bleiben kann. ,,,Nein," spricht sie,,,,Tityrus, mir ist befohlen, Ein Schaf von Daphnens Trift zu holen. Lykoris hütet jezt die Schafe ganz allein, Deswegen muß ich nun bald wieder bei ihr sein. Und wenn du mir gleich jezt die Herde schenken wolltest, So glaube, daß du mich doch nicht bereden solltest.""" Er bittet nur um einen Augenblick; Umsonst, sie gehet fort. Er hält sie gar zurück. Sie schreit, und fänget an, mit ihm zu ringen; Ihr Hylar will auf den verwegnen Schäfer springen. Allein sie sieht es noch zu großem Glück, Drum stößet sie den bösen Hund zurück. Dies fordert auch das Mitleid von den Schönen. ,,Ach!" spricht er,,,Silvie, so höre nur ein Wort!" Sie hört. Er fänget an zu klagen: „Mich quälen Zeit und Glück seit mehr als sechzehn Tagen!" Kaum hat er dies gesagt, so will sie wieder geh'n. ,,,, da dich Zeit und Glück seit sechzehn Tagen quälen, So," spricht fie,,,,kann ich zum Voraus versteh'n, Du hast mir allzuvieles zu erzählen!" Er bittet noch um einen Augenblick; Er küffet ihre Hand. Hält sie nicht dies zurück? Wie viel hat nicht ein Blick oft kund gethan? Er drückt die schöne Hand; Ein sanfter Druck macht oft das ganze Herz bekannt. Ihr Auge fängt nun schmachtend an, zu brechen. ,,,Nein," spricht sie,,,,laß mich geh'n!""" Sie spricht's und dennoch bleibt sie steh'n. ,,Ach, liebst du mich?" fängt er recht zärtlich an zu Wie nun, betroffne Silvia? fragen. Der Eigensinn verbeut dir„Ja,“ Und die Empfindung,,Nein" zu sagen! Doch für ein Mädchen sind auch dies die schwersten Fragen. |