Was ihnen lüftet, gackeln, bis sie's müde sind; Sei eine Memme, der sich dessen kümmert!
,,Herr Irwin, einer von den adelichsten Rittern Der Tafelrunde, hörte mit Verdrieß die Reden Des jungen Knechts, der also ohne Fache Die unbekannten Ritter geckte; und
Er straft' ihn deß mit harten Worten. Aber Flaunz, Zu zeigen, daß er Keinen fürchte, fing
Von Neuem an. Deß hatt' er wenig Frucht; Denn beide Ritter zogen ihre Straße, sein Nicht achtend, dachten: Morgen wird sich's weisen. Und wie das Herz es ihnen vorgesagt, Erging's am Tag des Turnei's. Danayn Und Geron warfen alle Ritter aus dem Sattel, Und Keiner war, der ihnen wehren mochte, Den Dank davon zu tragen. Und es war
Des Fragens viel von Mund zu Munde, wer Die Ritter wären; aber Niemand kannte sie, Als nur allein die Frau von Maloank, Die ihres Herzens Lust an Geron sah Und seinen Thaten. Denn wiewol er nur In schlechten Waffen aufzog, dennoch war Der Andren Keiner ihm an Anstand gleich; Und sah sie ihn, den schwarzen Schild am Halse, Das blanke Schwert gezückt in seiner Faust, Im Trupp der Ritter, die in hellen Farben und goldgestickten Wappenröcken strogten, Bei ihr vorüber zieh'n, dann dünkte ihr, Sie sehe Niemand auf dem Plan, als ihn. ,,Der schönen Frau'n und Jungfrau’n waren viel, Die zu der Schwestern Burg auf diesen Tag
Gekommen waren, um zu sehen und
Geseh'n zu werden. Aber alle standen um Die Frau von Maloank wie Wiesenblumen Um einen voll aufblüh'nden Rosenbusch.
Und allen Rittern, die so schön sie sah'n, Schlug hoch das Herz; doch höher keinem schlug's Als Lak, dem Freund des Königs Meliad, Der, wie durch einen Zauberspruch gebunden, Sein Angesicht nicht von ihr wenden konnte.
Der ist gefangen! sprach der König zu sich selbst. Und zu erforschen, wie ihm wäre, hub er an Von ihrem Staat und ihrem fürstlichen
Geschmeid' und von den sechs und zwanzig Rittern, Die zum Geleit' ihr dienten.* Und Herr Lak Erwidert' ihm: Die sechs und zwanzig Ritter, Wie mannhaft sie sich dünkten, wären nur Ein schwacher Schirm für so ein schönes Weib.
So helf mir Gott, Herr König Meliad, Wo diese Frau in einem Walde mir
Begegnete, und hätte zum Geleit'
Nur diese sechs und zwanzig, als ich mir Getraute, sie von ihnen zu gewinnen!"
,,Herr Danayn, den Spielen zuzuseh'n erpicht, Vernahm von dieser Rede nichts. Allein Von ungefähr stand Geron nah' genug,
um Wort für Wort zu hören, was Herr Lak Zum König sprach. Und ob sein Herz ihm schon Entbrannte, daß ein Mann von seines Freundes Weibe So sprechen sollte, dennoch däucht' es ihm: Der Ritter, dessen Seele solcher That Sich werthen dürfte, müßte wol von Noth
Der besten einer sein. Und Geron trat Zu ihm, und redet' ihn mit höflichen Gebärden an, ihm zu erkennen gebend, Er habe wohl verstanden, was Herr Lak Zum Könige gesprochen. Ich bekenne mich Dazu, versezte Lak, und dessen mich
zu unterstehen, sollte mich nicht hindern, wenn Ihr selbst der sechs und zwanzig einer wär't.
„Wenn dies ist, fagte Geron, u
und Ihr traut euch zu, Blos einer Frau zu Lieb' mit sechs und zwanzig Rittern Es aufzunehmen: sollt' Euch wol, den Dank
Des Turnei's zu gewinnen über uns
Und Danayn, der auch dazu kam, nahmen Theil An ihrer Wette, und sie wurden eins,
Drei Mal zu rennen, Geron gegen Lak, Und König Meliad an Danayn. Zum ersten Male rennten Danayn Und Geron jeder seinen Gegner nieder; Bei'm zweiten Rennen drehte sich das Glück, Die beiden Freunde wurden aus dem Sattel Gehoben; doch im dritten trugen sie Mit hohem Lob des Turnei's Dank davon.
„Und als die Nacht hereinbrach, kam in Hast Zu Danayn ein Schildknapp, meldend, daß Die Mörder seines Neffen, die er überall Aufsuchen ließ, sich wenig Stunden weit Von dannen sehen lassen. Alsbald machte sich Der Ritter auf, sie zu verfolgen. Und er sprach
zu Geron: Bruder, ein Geschäfte ruft mich ab, Das keinen Aufschub leidet; ziehe du Nach Maloank, und harre mein daselbst. Das ließ er auch der Frau von Maloank Entbieten; und so kehrte sie mit ihrem Zug Des Morgens drauf nach ihrer Burg zurück.
„Herr Geron hatte nicht des Worts vergessen, Das Lak gesprochen; und sobald die Frau Von Maloank die Burg der Schwestern wieder Verlassen, folgt' er ihr von ferne nach. Allein Herr Lak, der schönen Beute nicht zu fehlen, hatte früh sich aufgemacht, und tief in einem holzverwachsnen Thale, Wodurch sie ziehen mußte, sich in Hinterhalt Gelegt, und als der Zug herankam, fiel
wie ein Bliß aus hellem Himmel, über Die sechs und zwanzig, trieb sie in die Flucht, Und nahm die Frau, und ritt mit ihr davon.
Herr Geron hatte durch ein Abenteuer Von ungefähr den Weg verloren, den Die Dame zog. Und wie er, ihre Spur zu suchen, weiter seitwärts lenkte, ließ Sein gutes Glück ihn auf den Räuber stoßen, Der wohlgemuth mit seiner schönen Beute Einher getrabet kam. Das Kleinod war Wol eines Kampfs um Tod und Leben werth. und ängstlich ringend ihre schönen Arme, that Die Frau zu allen Heiligen im Himmelreich Gelübde, mehr für ihren Freund als sich. Doch bald entriß der Tapfre sie der Furcht Des Ausgangs; denn mit Löwengrimm
Umschlang er seinen rauhen Gegner, warf
Zu Boden ihn, und zwang ihn, von der Milde Der Frau von Maloank sein Leben anzunehmen.
Wie groß die Freude war der schönen Frau, Als sie befreit sich sah, und durch die Hand Des Mannes, den sie über Alles liebt! Geringer kaum des Ritters, seine Dame Ersiegt zu haben, und bestraft den Troß Des frechen Nebenbuhlers! Beide seh'n sich an, Und bleiben sprachlos; ihre ganze Seele ist In ihren Augen. Alles um sie her
Ist Wald, und still und einsam; Sie und Er Die Einz'gen in der Welt. Welch Augenblick, Des Freundes zu vergessen! Aber Geron kam Bald wieder zu sich selber, trat zurück und sprach Zur Frauen: Dame, ledig seid Ihr nun Des Ritters, möget nun nach Maloank
In Frieden zieh'n, nach Eurem eignen Willen."
„Ihm gibt die Frau zur Antwort: Edler Herr, Daß ich befreit bin, deß sei Gott gedankt und Eurem Arme! Denn gehöhnt auf ewig Und aller Ehren baar wär' ich geblieben, Hätt' Euer Muth die Schmach mir nicht vergaumt. Allein, was nun beginnen? Meine Reisigen Und Knappen sind entfloh'n, desselben gleichen Auch meine Jungfrau'n alle haben mich Allein gelassen.
Spricht zu ihr der Ritter: Frau, Seid unbekümmert! Eure Leute können nicht So ferne sein; sie werden wieder sich Zu Euch versammeln. Reiten wir indeß In diesem Pfade fort, der ohne Fehl
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