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1. Fenelon.

Der Verläumbung und des Neides Opfer,
Lebte Mentor Fenelon im Bann.
Sultan Ludwig und sein Mufti stießen,
Das Verbrechen seines Ruhms zu büßen,
Aus der Königsburg den Gottesmann.

Freudig war der Hirt bei seiner Herde
Und mit ihm der Segen eingekehrt.
Menschen zu beglücken, wat das Streben
Seines großen Herzens, und sein Leben
Eine Predigt, die durch Thaten lehrt.

Oft ging er, auf einen Stab gestüßet,
Abends aus der Stadt mit sich allein,
Geist und Herz an der Natur zu weiden,
Oder in dem Drange seiner Leiden
Des verwaisten Landvolks Trost zu sein.

Einst entführten heil'ge Phantasien
Bis in ein entlegnes Dörfchen ihn;
Da vernahm er aus der ersten Hütte
Laute Klagen, und mit raschem Schritte
Eilt er an den Ort des Jammers hin.

„Kinder, warum weint ihr?" sprach der Gute Mit dem Gruß der Liebe. Gott! es ist.... Unser Vater! las er in den Blicken

Des erstaunten Paars, das voll Entzücken
Seine dargereichte Rechte küßt.

Braga Bd. VIII

9

,,Warum weint ihr?" wiederholt der Gute. ,,Kann ich helfen?",,,Bester Herr, ach nein! Unsre Kuh, die Ursach' unsrer Klage,''' Sprach das Weib,,,,sie fehlt uns schon zwei Tage, Muß vom Wolf gefressen worden sein.“

,,,,Ach, es war die schönste Kuh im Dorfe,
Glänzend schwarz, mit einem weißen Fuß,"
Sagte Niklas, "", zahm gleich einem Lamme,
Unser Reichthum, unser Aller Amme,
Täglich gab sie Milch im Ueberfluß.""

„Ei, ihr könnet ihres Gleichen finden; “ Sprach der Bischof.,,,Niemals!" unterbrach Gertrud ihn;,,,die zog ich groß, sie kannte und verstand uns; wie ein Hündchen rannte Sie uns oft bis in die Stube nach.""

,,,,Franz, mein Bruder,"" sprach ein kleines Mädchen, Das jezt näher trat,,,,,ritt oft auf ihr. Bester Herr, o laßt sie, noch am Leben, Durch den lieben Gott uns wiedergeben! Euch versagt er nichts; das wissen wir.““

Lächelnd sprach der Greis: „Hört auf zu weinen! Es ist spät; lebt wohl! Auf Wiederseh'n!" Er entwich. Auf seinem halben Wege Sah er in dem dämmrichten Gehege

Etwas Lebendes vorüber geh'n.

,,Wär's doch Schwärzchen!" denkt er, und der Graben, Der vom Thier ihn trennt, wird ihm zum Steg. Schwärzchen war's; erkannt bei'm ersten Blicke, An dem weißen Fuß, führt er's am Stricke, Der am Hals ihm hing, mit sich hinweg.

Eine Stunde Wegs, um Trost zu bringen, Ist für ihn ein Schritt. Schon klopft er an. ,,Deffnet, Freunde! Schwärzchen ist gefunden!" ,,,Gott! Der Herr ist's!"" lallten sie, und stunden Händefaltend vor dem Gottesmann.

,,,,Mutter!"/// rief das Mädchen auf den Knieen, "In des lieben Herrn Gestalt erscheint Uns ein Engel."" Alle fallen nieder. ,,Träumt ihr? Ich bin einer eurer Brüder,“ Sprach der Bischof,,,euer alter Freund." Fromme Thränen füllen Aller Augen, Dank und Jubel strömt aus jedem Mund. Schwärzchen wurde wacker ausgescholten, Und geküßt, und Klaus und Gertrud wollten Schwören, daß es jedes Wort verstund.

Ich muß fort; man wird mich ängstlich suchen;" Sprach der Gute. „Was?"" verfekte Klaus,

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Ganz allein? Das lass ich nicht geschehen;
Ich, wir Alle wollen mit Euch gehen.""
Sprach's, und stürzte wie ein Pfeil hinaus.
Bald läßt er, vom halben Dorf begleitet,
Sich mit einer Bahre wieder seh'n.
Man bedecket fie mit zarten Zweigen,
und beschwört den Greis, sie zu besteigen,
und der Greis erhört das fromme Fleh'n.

Nun beginnt bei'm Schein der Kienholzfackeln
Der Triumphzug,, und der Gute wird
Feierlich bis in die Stadt getragen.
Warst du wol auf deinem Siegeswagen,
Ludwig, je so groß, wie dieser Hirt?

G. C. Pfeffet.

2. Kiefuen.

Ein Mandarin ward wegen Räubereien, -
Die Fürsten nur sich selbst verzeihen,
Zum Schwert verdammt. Kiefuen, sein Sohn,
Warf sich vor des Beherrschers Thron,
Und bat um seines Vaters Leben:

„Ich weiß, er ist des Todes werth;

Doch, mußt du dem Geseß ein Opfer geben:
Hier ist es! Weihe mich dem Schwert,

Und laß ihn los!" Mit scheinbar strenger Miene
Sprach der Monarch:,,,Dein Wunsch ist dir gewährt!
Man führ' ihn auf die Todesbühne ! '''

Der Jüngling küßt entzückt des Kaisers Hand.

Und springet auf: „,,Halt!" rief der Fürst voll Freude, ,,,Den Vater schenk' ich dir und dich dem Vaterland!”// Er küffet ihn, und hängt sein eignes Halsgeschmeide Dem Helden um. Beschämt ergreift er den Talar Des Kaisers.,,Herr, erlaß mir diese goldne Bürde," Sprach er,,,die täglich mich daran erinnern würde, Daß einst mein Vater schuldig war!"

G. C. Pfeffel.

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