1. Fenelon. Der Verläumbung und des Neides Opfer, Freudig war der Hirt bei seiner Herde Oft ging er, auf einen Stab gestüßet, Einst entführten heil'ge Phantasien „Kinder, warum weint ihr?" sprach der Gute Mit dem Gruß der Liebe. Gott! es ist.... Unser Vater! las er in den Blicken Des erstaunten Paars, das voll Entzücken Braga Bd. VIII 9 ,,Warum weint ihr?" wiederholt der Gute. ,,Kann ich helfen?",,,Bester Herr, ach nein! Unsre Kuh, die Ursach' unsrer Klage,''' Sprach das Weib,,,,sie fehlt uns schon zwei Tage, Muß vom Wolf gefressen worden sein.“ ,,,,Ach, es war die schönste Kuh im Dorfe, „Ei, ihr könnet ihres Gleichen finden; “ Sprach der Bischof.,,,Niemals!" unterbrach Gertrud ihn;,,,die zog ich groß, sie kannte und verstand uns; wie ein Hündchen rannte Sie uns oft bis in die Stube nach."" ,,,,Franz, mein Bruder,"" sprach ein kleines Mädchen, Das jezt näher trat,,,,,ritt oft auf ihr. Bester Herr, o laßt sie, noch am Leben, Durch den lieben Gott uns wiedergeben! Euch versagt er nichts; das wissen wir.““ Lächelnd sprach der Greis: „Hört auf zu weinen! Es ist spät; lebt wohl! Auf Wiederseh'n!" Er entwich. Auf seinem halben Wege Sah er in dem dämmrichten Gehege Etwas Lebendes vorüber geh'n. ,,Wär's doch Schwärzchen!" denkt er, und der Graben, Der vom Thier ihn trennt, wird ihm zum Steg. Schwärzchen war's; erkannt bei'm ersten Blicke, An dem weißen Fuß, führt er's am Stricke, Der am Hals ihm hing, mit sich hinweg. Eine Stunde Wegs, um Trost zu bringen, Ist für ihn ein Schritt. Schon klopft er an. ,,Deffnet, Freunde! Schwärzchen ist gefunden!" ,,,Gott! Der Herr ist's!"" lallten sie, und stunden Händefaltend vor dem Gottesmann. ,,,,Mutter!"/// rief das Mädchen auf den Knieen, "In des lieben Herrn Gestalt erscheint Uns ein Engel."" Alle fallen nieder. ,,Träumt ihr? Ich bin einer eurer Brüder,“ Sprach der Bischof,,,euer alter Freund." Fromme Thränen füllen Aller Augen, Dank und Jubel strömt aus jedem Mund. Schwärzchen wurde wacker ausgescholten, Und geküßt, und Klaus und Gertrud wollten Schwören, daß es jedes Wort verstund. Ich muß fort; man wird mich ängstlich suchen;" Sprach der Gute. „Was?"" verfekte Klaus, Ganz allein? Das lass ich nicht geschehen; Nun beginnt bei'm Schein der Kienholzfackeln G. C. Pfeffet. 2. Kiefuen. Ein Mandarin ward wegen Räubereien, - „Ich weiß, er ist des Todes werth; Doch, mußt du dem Geseß ein Opfer geben: Und laß ihn los!" Mit scheinbar strenger Miene Der Jüngling küßt entzückt des Kaisers Hand. Und springet auf: „,,Halt!" rief der Fürst voll Freude, ,,,Den Vater schenk' ich dir und dich dem Vaterland!”// Er küffet ihn, und hängt sein eignes Halsgeschmeide Dem Helden um. Beschämt ergreift er den Talar Des Kaisers.,,Herr, erlaß mir diese goldne Bürde," Sprach er,,,die täglich mich daran erinnern würde, Daß einst mein Vater schuldig war!" G. C. Pfeffel. |