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Sein Führer bringet ihn in einen öden Wald
Von heiligen bemoosten alten Eichen,

Den Siz des Czernebocks, der Gnomen Aufenthalt,
Die Schlachtbank vieler Opferleichen.

Hier herrscht fast tausend Jahr ein schwarzer wilder
Schrecken

In grauser Finsternis. Den unwirthbaren Sik
Verklärt, doch selten nur, ein rother schneller Blig.
Hier sollte sich der Trost Aurel's entdecken.

Hier blieb der Fliegenfürst und sein Gefährte steh'n.
Er stampft drei Mal, drei Mal ertönt der Grund;
Es öffnet sich ein lichter, tiefer Schlund,
Und läßt im Augenblick so große Barschaft seh'n,
Als würde fast der Reichthum aller Welt

Hier an Geschmeid' und Gold den Augen dargestellt.
"Sieh'!"" spricht der Höllengeift,,,,,auf diesem Plag
Liegt ein Geschenk für dich, der Schat."'"

Wie ward der Fitz durch dieses Wort entzückt! Kein ird'sches Paradies scheint ihm so schön geschmückt, So reich an inn'rem Werth. Kein Thumherr, kein Prälat, Der seiner Pfründe Zins in Rheinwein vor sich hat, Kein Bischof, der erfreut an einem Kirchweihfest, Das erste Glas besteht, das er sich reichen läßt, Weiß mit so, merklichem, doch wohl befugtem Sehnen Sein fromm und fett Gesicht durch Lächeln auszu= dehnen.

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Er streckt frohlockend aus die hoffnungsreiche Hand! ,,,,Allein vor Morgen nicht zu heben."

Der Schat versinkt auf dieses Donnerwort. ,,Gestrenger Herr, wie kurz ist meine Freude! Betrogener Aurel! Wie findest du den Ort?

Den Busch? Die Kluft? Den Schat?"

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,,,,Sei klug, und laß ein Zeichen dort,

Und nimm dir, wann es tagt, das Gold und das Ge

schmeide!“

Gleich seht er tiefgebückt sich und ein Zeichen hin.

Er jauchzt mit neuvergnügtem Sinn,

und sagt auf's Zierlichste mit vielen Worten Dank.
Beelzebub verschwand, standmäßig mit Gestank.
Es springt Aurel um den bemerkten Plak,
Als ob er seinen Fund schon hätte ;

Doch stößt er sich an einen Baum.

Aurel erwacht (denn Alles war ein Traum)
Und von dem vorgestellten Schak

Bleibt nur das Zeichen in dem Bette.

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Es ist der Geiz der Teufel vieler Alten,

Und der Beelzebub, der lockend sie bethört.

Ihr ungebrauchter Schaß ist aber nicht mehr werth,

Als was Aurel allhier erhalten.

Fr. v. Hagedorn.

8. Das Wunderbild.

Zur Zeit, da Luther und Calvin,

Von Gott gerüstet, sich bestrebten,

Die armen Menschen, die in dicker Blindheit lebten, Vom Aberglauben abzuzieh'n,

Da war ein Wunderbild, geschmückt wie Kaiserinnen.
Die Lahmen beteten: Frau, heile meinen Fuß!”
Der Taubgewordne gab der Erde manchen Kuß,
Um sein Gehör hier wieder zu gewinnen;

Das unfruchtbare Weib verließ den alten Mann,
und stellte große Wallfahrt an

Mit Jünglingen, die auf der Mutter Rathen
Bei diesem Gnadenbild um gute Weiber baten,
Die man so schwer erbitten kann.

An einem Festtag kniete nieder

Ein ganzes Volk um den Altar.
Sie fangen Hymnen, sangen Lieder;

Es peitschte sich, wer recht andächtig war.
Am längsten blieb zu ihrem Fuße

Ein armer bärtiger Soldat,

Der sie vielleicht im Ton der Buße

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Für seine Jugendschuld zur Mittlerin erbat.
Er ganz allein hat da gelegen,

Als schon die Priester allen Segen

Schon allen Ablaß ausgetheilt,

Zum fetten Mahl und guten Wein geeilt.

Der Tag ward zugebracht mit Freuden,
Und an dem andren Morgen früh’

Ging unsre liebe Frau ein Priester umzukleiden;
Denn mehr als funfzig Kleider hatte sie.
Vor Schrecken fuhr der Priester ganz zusammen:
,,Den frechen Dieb soll Gott verdammen!

Hier fehlet eine Perlenschnur!"

So schrie er, als sein Herz in ihm zusammenfuhr.
Man forschte nach, und endlich ward befunden,
Daß lange nach den Undachtsstunden

Noch ein Soldat vor ihr geknict.
Er wird geholt; er kommt gebunden;

Und als er nun die Richter sieht,

Da spricht er: „Ja, ich läugne nicht, zu haben
Die theure Perlenschnur. Doch ihre Hände gaben
Mir diesen Schak. Ich bin ein armer Mann,
Der Weib und Kinder hat, und sie nicht nähren kann.
Ich hörte, daß dies Bild so viele Wunder thäte,
Drum lieg' ich lange da, und bete:

Ach! hilf mir, liebe Frau, wenn du begabet bist

Mit solcher Gotteskraft auf Erden!

Mir hilft kein römischer, katholisch guter Christ.
Wenn du nicht hilfft, so muß ich werden

Aus Armuth heut' ein Calvinist.

Ich wiederholte diese Bitte

Mit tiefgeschöpften Seufzern oft,

Klagt' ihr den Mangel, den ich litte,

Und da geschahe, was kein böser Keher hofft,
Dies Wunderwerk. Die Mutter Gottes langte
Mir diese Perlenschnur, die an dem Halse prangte,
Mit ihrer starken Hand herab,

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Und sprach, indem sie mir sie gab:

,,Geh' hin und kaufe Brod für Weib und Kinder! Nur werde kein verlorner Sünder!

Lauf niemals aus der Kirche Schoos!,//

Ste sprach's; die Heiligen sind meine Zeugen.

Die Richter hörten dies, und mußten schweigen.

Die Priester riefen aus:,,Maria, du bist groß!”

Anne Luise Karschin.

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Der Narr, dem oft nicht minder Wig gefehlt, Als vielen, die ihn gern belachen,

Und der vielleicht, um andre klug zu machen,

Das Amt des Albernen gewählt,

(Wer kennt nicht Till's berühmten Namen?) Till Eulenspiegel zog einmal

Mit Andren über Berg und Thal.

So oft als sie zu einem Berge kamen,

Ging Till an seinem Wanderstab

Den Berg ganz sacht und ganz betrübt hinab;

Allein wenn sie berganwärts stiegen,

War Eulenspiegel voll Vergnügen.

„Warum,“ fing Einer an,,,gehst du bergan so froh,

Bergunter so betrübt?"

Ich bin," sprach Till,

nun so.

Wenn ich den Berg hinunter gehe,

So denk' ich Narr schon an die Höhe,.

Die folgen wird, und da vergeht mir denn der Scherz. Allein, wenn ich berganwärts gehe,

So denk' ich an das Thal, das folgt, und fass' ein Herz,“

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Willst du dich in dem Glück nicht ausgelassen freu❜n, Im unglück nicht unmäßig kränken:

So letn' so klug wie Eulenspiegel sein,

Im Unglück gern an's Glück, im Glück an's Unglück denken.

Chstn. Fürchteg. Gellert.

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