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15 Fürt sie gehn trend und macht in strew Und warrt ir auß mit allem fleiß, Doch zaumet ich sie viel zu leiß Und ließ in den zaum im anfang Durch mein unverstand viel zu lang, 20 Darvon sie worden sind zum thail Mutwillig, gögel, frech und gayl. So ichs yet reytten will mit sporen Lecken sie auff hinden und vorren. So sie mir het nuß sollen sein, 25 Faren sie zu und spotten mein,

Tummeln sich auff dem kugel-plat Und pieten mir auch druß und draß, Das ich in yes muß selber schweygen. Sie machen mir eins auff der geygen 30 und hönen mich auff der sackpfeiffen Und mich auch noch herter angreiffen, Das ich die sed muß selber tragen. Darzu fie mich mit gayseln schlagen Und treyben mich, das ich muß than 3. Als, was mein esel wöllen han.

Das ich mich ir gleich schemen muß,
Secht! ist das nit ein schwere buß,
Das ich in meinen alten Tagen
Die sed selber gehn mül muß tragen?

Beschluß:

Ir eltern, nembt exempel bey mir!
Ziecht ewre find best baser ir
Und lasset in in dem anfang
Den zaum auch nit, wie ich, zu lang
Und secht in nit zu durch die prillen,
Sondern brecht in irn aygen willen!
Biegt sie, weil sie zu biegen sind!
Wann die rhuten treibt einem kind
Die arg thorheit auß seinem herßen
Sambt allem mutwilligem scherzen.
Wer sein kind lieb hat, der weiß spricht,
Der sparet im der rhuten nicht,
Wer sein kind nit zeucht inn der jugent
Auff Gottes forcht, sitten unnd tugend,
Warrt sein allein mit trand und speiß
Und klaydet es mit allem fleiß,
Left im all sein thun wohlgefallen,
Lacht darzu, gibt im recht in allen,
Das kind wechst auff gleich ehm zaun
stecken.

Drob endlich die eltern erschrecken,
Wenn ir kinder kummen zu jarn,
Ganz ungezogen und unerfaru.

Und nichts mehr um die eltern geben,
Füren ein wüft und schendlich leben.
Denn hebt sich an der eltern klagen
und müssen die sect selber tragen,
Sorg und angst haben für ir kinder,
Sich ir auch schemen nicht dest minder.
So sie mayn, kinder habn geborn,
So sind grob esel darauß worn.
Dergleichen, herrn, maister und frawen!
Thüt auch auff ewer ehaltn schawen!
Erstlich ir sie gewenen solt,
Wie ir sie endtlich haben wolt.
Wer erstlich zertlich helt sein knecht,
Der zeucht ihm selb ein jundkhern schlecht,
Der im nit lang bleibt untherthenig,
Sonder unghorsam, wiederspenig,
Der danach thut, was er selb will,
Das man seiner dienst geneust nit viel.
Dergleichen auch nach dem beschahd.

So halt ein fram auch ir haußmahd,
Wo mans nit erstlich helt im zaum
Und left ir gar zu weyten raum,
So werden sie stolz und fürwig,
Zu klappern jhenes und auch diß,
Sich denn faul und farlessig stelln,
Schawen nach dent und jungen gfelln,
Derhalb soll man zu erster fart
Ihn abgwenen ir böß unart,
Sie fein behalten bey dem hauß,
Nit umbschwayfend zu rollen auß,
Das sie ob unzucht haben schew,
Bleiben gehorsam, frumb und trew.
Welch herrschaft ir ehalten bloß
An zucht left gehn, wie die saumroß,
Solch herrschafft hat denn nicht zu klagen,
Wenn sie die sed muß selber tragen.
Groß unkost, schaden auff sie wachs
Durch ir ehalten, spricht Hans Sachs.

120. Zwei Fabeln. (1738.)
Bon f. v. Hagedorn.

Sämtliche poetische Werke. Hamburg 1757. T. II.
a. Der Fuchs ohne Schwanz. (S. 155.)

Reinete verwirrte sich
In die ihm gelegten Stride;
Und wiewohl er selbst entwich,
Sieß er doch den Schwanz zurüde.
Um nicht lächerlich zu sein,
Predigt' er den Füchsen ein,
Auch den ihren abzulegen.
Seine Hörer zu bewegen,
Sprach er als ein Cicero:

"

Erstlich will's der Wohlstand so,

Um sich zierlicher zu regen;
Denn man trabt damit so schwer

Und zu unbequem einher.

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Zweitens macht ein Schweif zu kennt 25
Lich.

Drittens hält er in dem Lauf

Oft den schnellsten Brandfuchs auf.
Viertens riecht er vielen schändlich.“
"Stumpfer Redner! schweige du",
Rief ein alter Fuchs ihm zu;
"Was du lehrest, wird verlachet.
Nur der Neid ist, was dich quält,
Der den Vorzug, der dir fehlt,
Andern gern zuwider machet."

b. Der Bahn und der Fuchs. (S. 210.)

Ein alter Haushahn hielt auf einer Scheune Wache;
Da kommt ein Fuchs mit schnellem Schritt

Und ruft: frähe, Freund, nun ich dich fröhlich mache;
Ich bringe gute Zeitung mit.

Der Tiere Krieg hört auf: man ist der Zwietracht müde.
In unserm Reich ist Ruh' und Friede.

Ich selber trag' ihn dir von allen Füchsen an.

Freund, komm bald herab, daß ich dich herzen kann.
Wie guckst du so herum ?"-Greif, Halt und Bellart kommen,
Die Hunde, die du kennst“, verseßt der alte Hahn;

Und, als der Fuchs entläuft, "was", fragt er, "ficht dich an?"
"Nichts, Bruder", spricht der Fuchs; "der Streit ist abgetan,
Allein ich zweifle noch, ob die es schon vernommen."

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121. Die Schildkröte im Brunnen. (1820.)
Bon F. Rückert.

Gesammelte poetische Werke. Frankfurt a. M. 1868. Bd. VI, S. 87.

1. Es war ein großer Garten,

5 Hatt' einen reichen Herrn, Der drin hielt aller Arten Gewächs' und Tiere gern. Es täten Quellen springen, Und schöne Bäume blühn, 10 Und bunte Bögel gingen Lustwandeln durch das Grün.

2. Der Pfaue sprach zum Raben: "Dein rotes Stiefelein Sollt' ich am Fuße haben; 16 Es muß verwechselt sein, Als uns der Herr gewogen Hervorrief aus der Nacht, Hast du dir's angezogen, Mir war es zugedacht.

30 3. Ich nahm von schwarzem Leder

Hier dieses aus Versehn;
Es paßt zu deiner Feder,
Zu meiner will's nicht stehn.
So paßt nur mein Gefieder
25 Zum roten Stiefelein;
Gib mir, was mein ist, wieder,
Und nimm zurück, was dein!"

4. Der Rabe sprach dagegen:
"Ein Irrtum ist geschehn,
80 Doch nicht der Stiefel wegen,
Am Kleid liegt das Versehn;
Denn einsehn muß ein jeder:
Es paßt ein buntes Kleid,
Und keine schwarze Feder
35 Zu diesem Fußgeschmeid.

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122.

5. „Als uns der Herr erweckte
Bom Schlaf mit seiner Hand,
War ich betäubt und stedte
Mein Haupt durch dein Gewand;
So strecktest du das deine
Aus meines Rödkleins Zier:
Gib mir zurüd das meine,
Und nimm das deine dir!"

6. 3hr Streit war ungeschieden, Da hob ihr leises Ohr

Aus eines Brunnens Frieden
Die Schildekröt' empor;
Sie sprach mit ernsten Tönen,
Und jene horchten gern:
"Was wollt ihr hadernd höhnen
Die Weisheit eures Herrn?

7. Es tat der Herr, der Meister,
Nur was ihm billig schien;
Nicht einem seiner Geister
Hat alles er verliehn.
Er hat sein Gut verteilet
Zu vieler Pfründner Glück;
Und was im Garten weilet,
Ein jedes hat ein Stüd.

8. Dem Pfauen, sich zu brüsten,
Hat er gestickt das Kleid,
Dem Raben nach Gelüsten
Geschmückt das Fußgeschmeid.
Und wem er hat gegeben
Ein ungeschmücktes Sein,
Der dank' ihm auch das Leben,
Das sei sein Schmud allein!"

Fabeln und Parabeln. (1825.)
Bon A. E. Fröhlich.

a. Glauben. (S. 265.)

Mit dem Vogel sind geflogen
Seine Kinder über Meer.
Droben ward der Himmel trüber;
Drunten brausten Sturmeswogen;
Und die Kinder flagten sehr:

45 Ach wie kommen wir hinüber?

"

Nirgend will ein Land uns winken,
Und die müden Schwingen sinken."

Aber ihre Mutter sagt:
"Kinder, bleibet unverzagt!
50 Fühlt ihr nicht im tiefsten Innern

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Iltis, Marber, Fuchs aus Klüften,
Falken, Habichte aus Lüften,

Auf dem Land, wie auf den Wellen
Jäger, die uns Nezze stellen,
Oder fernher uns durchbohren
Aus den fürchterlichen Rohren.
Die,wo nicht mehr zu entgehen,
Müßt ihr unverwandt ansehen;
Blitzen sie mit Bliges Schnelle
Tauchet dann, um auf der Stelle
Unterm Wasser zu entweichen,
Wohin Schüsse nicht mehr reichen;
Dort dann könnt ihr spielen wieder.
Aber wo ihr tauchet nieder,
Habt ihr auch den Hecht zu fliehen;
Ift er nahe, müßt ihr ziehen
Flatternd fliegend an die Stellen,
Wo zu untief ihm die Wellen.
Sicher waren wir nur droben,
Als wir über Berg' uns hoben;
Aber müde macht die Reise,
Und wir müssen suchen Speise.
Also laßt euch Vorsicht leiten;
Feinde brohn von allen Seiten."

c. Still-Leben. (S. 246.)

Das Bächlein singt so vor sich hin: "Ich habe gleich vergnügten Sinn, Und wenn ich auch ein Strom nicht bin, Der siegreich Felsgebirge zwingt, Der hundert Landen Segen bringt, und dem des Ruhmes Lied erklingt. Der Welt Getümmel stört mich nicht, Der Wetter Sturm empört mich nicht, Und Ruhm und Glanz betört mich nicht. Ich gehe langsam meinen Schritt, Und Glück und Ruhe wandeln mit, Das Tälchen grünt von meinem Tritt; Ein Blümchen hier, das zu mir winkt, Ein Lamm, das aus der Hand mir trinkt, Ein Sternlein dort, das niederblinkt! Die Vöglein musizieren mir, Und miteinander singen wir: Oblieb' ich, Tälchen, stets bei dir!"

d. Die Müzlichen. (S. 9 u. 47.) "Unkraut seid ihr", sprachen Ühren Zu der Korn- und Feuerblume; "Und ihr dürfet euch vermessen Selbst von unserm Boden nähren ?"

,,Wir sind freilich nicht zum Essen, Wenn das einzig hilft zum Ruhme", Sagten diese Wohlgemuten;

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Aber wir erblühn hieneben, Euer Einerlei, ihr Guten,

Mannigfarbig zu beleben.“

e. Einträglichstes. (S. 10.)
"Was trägt dein Singen ein ?"
Bemerkt die reiche Maus
Bor ihrem vollen Haus
Dem muntern Vögelein.

,,Das", sagt's,,,hab' ich davon,
Was Blumen von dem Glanz,
Was Well' und Wind vom Tanz:
Die Freude ist mein Lohn
Und Frohsinn, aller Güter Kron'!"
f. Lebensworte. (S. 1.)
Zu dem vollen Rosenbaume
Sprach der nahe Leichenstein:
"Ist es recht, in meinem Raume
Groß zu tun und zu verhüllen
Meiner Sprüche goldnen Schein,
Die allein mit Troft erfüllen ?"

„Auch aus Grüften“, sagt die Blüte, ,,Ruft mich Gottes Macht und Güte, Sein Gedächtnis hier zu stiften. Neben euch, ihr Heil'gen Schriften. Ich auch blühe tröstend fort, Ein lebendig Gotteswort."

g. Stadtleben. (S. 25.) "Lerche, komm in unsre Gaffen!" Sagt das Späßchen; „vor den Toren Geht ja dein Gesang verloren; Hier in den belebten Straßen Hören dich die feinsten Ohren." ,,Kritteln mich die schärfsten Zungen", Hat die Lerch' ihm zugesungen,

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Und ich fänd' im Stadtgewimmel Reine Saaten, feinen Himmel."

h. Elfengröße. (S. 23.)

Die Pappel spricht zum Bäumchen: "Was machst du dich so breit Mit den geringen Pfläumchen?"

Es sagt:,, Ich bin erfreut, Daß ich nicht bloß ein Holz, Nicht eine leere Stange!" "Was!" ruft die Pappel stolz, "Ich bin zwar eine Stange, Doch eine lange, lange!"

i. Turnen. (S. 28.) "Schwing mir die Buben und schwing mir fie start!" Ruft dem Winde der Wald;

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"Klagen sie gleich in müdem Gestöhn, Laß mir nicht ab so bald!

Also nur wurzelt ihr Fuß, und mit Mark Füllet sich Arm und Brust;

Und sie wachsen zu stolzen Höh'n,

Mir eine Herzenslust.

Denn ich hasse die Zwergenart,
So die fumpfige Kluft

Eingewindelt vor Wetter bewahrt
Immer in Stubenluft.

Fahl und kahl in des Frühlings Saft
Hat schon ein Lüftchen fie umgerafft!"

123. Adler und Zaube. (August 1773.)

Bon W. v. Goethe.

Werke. Nach den vorzüglichsten Quellen revidierte Ausgabe. Berlin 1868. Teil I (Gedichte, herausgegeben von 8. Strehlte). S. 160.

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Ihn traf des Jägers Pfeil und schnitt
Der rechten Schwinge Sennkraft ab.
15 Er stürzt' herab in einen Myrtenhain,
Fraß seinen Schmerz drei Tage lang
Und zuckt' an Qual

Drei lange, lange Nächte lang;
Zulegt heilt' ihn

20 Allgegenwärt'ger Balsam
Alheilender Natur.

Er schleicht aus dem Gebüsch hervor
Und reckt die Flügel-ach!
Die Schwingkraft weggeschnitten
25 Hebt sich mühsam kaum
Am Boden wez

Unwürd'gem Raubbedürfnis nach
Und ruht tieftrauernd

Auf dem niedern Fels am Bach; 30 Er blickt zur Eich' hinauf, Hinauf zum Himmel,

Und eine Träne füllt sein hohes Aug?

Da kommt mutwillig durch die Myrtenäste Dahergerauscht ein Taubenpaar,

35 Läßt sich herab und wandelt nickend Über goldnen Sand am Bach

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Und ruckt einander an;

Ihr rötlich Auge buhlt umher,
Erblickt den Innigtrauernden.
Der Tauber schwingt neugiergesellig fich
Zum nahen Busch und blickt

Mit Selbstgefälligkeit ihn freundlich an.
"Du trauerst", liebelt er;
"Sei gutes Mutes, Freund!
Hast du zur ruhigen Glückseligkeit
Nicht alles hier?

Kannst du dich nicht des goldnen Zweiges
freu'n,

Der vor der Tages Glut dich schüßt?
Kannst du der Abendsonne Schein
Auf weichem Moos am Bache nicht
Die Brust entgegenheben?

Du wandelst durch der Blumen frischen Tau,
Pflückst aus dem Überfluß

Des Waldgebüsches dir
Gelegne Speise, legest

Den leichten Durst am Silberquell.

Freund, das wahre Glück

Ist die Genügsamkeit,
Und die Genügsamkeit
Hat überall genug."

"Weise!" sprach der Adler, und tiefernst Versinkt er tiefer in sich selbst,

"O Weisheit! du red'ft wie eine Taube!"

124. Der Jüngling.

Von Chr. F. Gellert.

Sämtliche Schriften. Leipzig 1775. T. I, S. 194.

Ein Jüngling, welcher viel von einer Stadt Daß ich die Stadt schon sehen kann;

gehört,

In der der Segen wohnen sollte,

Entschloß sich, daß er da sich niederlassen

wollte.

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Allein der Berg ist steil. O! wär' er schon

erstiegen!"

Ein fruchtbar Tal stieß an des Berges
Fuß.

Die größte Menge schönster Früchte

Fiel unserm Jüngling ins Gesichte.
"!", dacht' er, weil ich doch sehr lange
steigen muß:

So will ich, meinen Durst zu stillen,
Den Reisesack mit solchen Früchten füllen."

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