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5.,,Doch, mein' ich, gibt's noch Mittel, zu lösen solches Erz:
Ein biedrer Sinn und Glaube, ein hoch und mutig Herz,
Das muß den Arm befreien, gefesselt hundertfach,

Das muß den Eidschwür löschen und tilgen niedre Schmach!"

6. Als so der Fürst gesprochen, da traten in den Saal
Zwölf schwarze Sachsenritter, mit Fackeln allzumal,
Die harrten stumm und ruhig auf Schwertings leises Wort,
Und sprangen dann in Eile, die Brände schwingend, fort.

7. Nicht lang', da scholl von unten zu Herrn und Gastes Ohr
Ein Knistern und ein Prasseln von Feuerswut empor;
Nicht lang', da ward's im Saale gar schwül und sommerheiß,
Und:'s ist die Stund' gekommen", sprach dumpf der ganze Kreis.

8. Der König will entfliehen, der Herzog hält ihn stark:
"Halt! steh und laß erproben dein ritterliches Mark!
Hält es dem rauhen Gegner, der unten prasselt, stand,
Dein sei die Sachsenkrone! bein sei das Sachsenland!"

9. Und heißer, immer heißer wird's in der weiten Hall',
Und lauter, immer lauter erdröhnt der Balken Fall,
Und heller, immer heller wird rings der rote Schein,
Die Türe sinkt in Trümmer, die Lohe schießt herein.

10. Da knieen betend nieder die wackern Rittersleut':
"Herr, sei den Seelen gnädig, die selber sich befreit!"
Der Herzog doch sieht ruhig der Flamme Windeslauf,
Der König sinkt zu Boden, er reißt ihn wütend auf.

11. Schau hin, du stolzer Sieger! erzittre, feiges Herz!
So löst man Eisenbande, so schmilzt dein mächtig Erz!"
Er ruft's, und ihn erfasset der Flamine wild Gesaus,
Und niederstürzen alle, und niederstürzt das Haus.

178. Der Tod des Führers.

Bon f. freiligrath.

Gesammelte Dichtungen. Stuttgart 1877. Bb. I, S. 66.

1.,,Von den Segeln tropft der Nebel,
Auf den Buchten zieht der Duft.
Zündet die Latern' am Maste!
Grau das Wasser, grau die Luft.
Totenwetter! Zieht die Hüte!
Mit den Kindern kommt und Frau'n!
Betet! benn in der Kajüte
Sollt ihr einen Toten schau'n!"

2. Und die deutschen Ackersleute
Schreiten dem aus Boston nach,
Treten mit gesenktem Haupte
In das niedre Schiffsgemach.
Die nach einer neuen Heimat
Ferne steuern übers Meer,
Sehn im Totenhemd den Alten,
Der sie führte bis hieher;

3. Der aus leichten Tannenbrettern
Zimmerte den Hüttenkahn,

Der vom Neckar sie zum Rheine
Trug, vom Rhein zum Ozean;
Der, ein Greis, sich schweren Herzens
Losriß vom ererbten Grund;
Der da sagte:,,Laßt uns ziehen!
Laßt uns schließen einen Bund!"

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4. Der da sprach:,,Brecht auf nach Abend! 40
Abendwärts glüht Morgenrot!
Dorten laßt uns Hütten bauen,
Wo die Freiheit hält das Lot!
Dort laßt unsern Schweiß uns säen,
Wo kein totes Korn er liegt;
Dort laßt uns die Scholle wenden,
Wo die Garben holt, wer pflügt!

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5. Lasset unsern Herd uns tragen

"

In die Wälder tief hinein!
Laffet mich in den Savannen
Euern Patriarchen sein!
Laßt uns leben, wie die Hirten
In dem Alten Testament!
Unsers Weges Feuersäule

Sei das Licht, das ewig brennt!

"

6. Dieses Lichtes Schein vertrau' ich; 10 Seine Führung führt uns recht! Selig in den Enkeln schan' ich Ein erstandenes Geschlecht! Siehach, diesen Gliedern gönnte Noch die Heimat wohl ein Grab! 15 Um der Kinder willen greif' id) Hoffend noch zu Gurt und Stab! 7. „Auf darum, und folgt aus Gosen Der Vorangegangnen Spur!" Ach, er schauete, gleich Mosen, 20 Kanaan von ferne nur.

Gedichte.

1. Wir zogen miteinander, 25 Hornist und Musketier; Bier Arme, wenn wir stritten, Zwei Füße, wenn wir schritten, Ein Herz, wenn im Quartier.

2. Wir hielten fest zusammen, 30 Was immer mochte sein; Sobald mein Horn sich rührte, Da focht und da marschierte Der Brave hinterbrein.

3. Bis auf das Feld von Lüzen

35 Da traf die Kugel recht,
Da lag in seinem Blute
Der treue und der gute,
Der tapfre Landesknecht

Auf dem Meer ist er gestorben,
Er und seine Wünsche ruhn;
Der Erfüllung und der Täuschung
Ist er gleich enthoben nun!

8. Ratlos die verlass'ne Schar jezt,
Die den Greis bestatten will.
Scheu verbergen sich die Kinder;
Ihre Mütter weinen still.

Und die Männer schau'n beklommen
Nach den fernen Uferhöh'n,
Wo sie fürder diesen Frommen
Nicht mehr bei sich wandeln sehn.

9. „Von den Segeln tropft der Nebel,
Auf den Buchten zieht der Duft.
Betet! laßt die Seile fahren!
Gebt ihn seiner nassen Gruft!"
Tränen fließen, Wellen rauschen,
Grellen Schreis die Möwe fliegt;
In der See ruht, der die Erde
Fünfzig Jahre lang gepflügt.

179. Treuer Tod.
Von G. Scheurlin.
Heidelberg 1858. 1. Sammlung, S. 126.

4. Und sprach: "Daß Gott genade!

40 Mir kommt die letzte Not! Nun deck mich zu mit Rasen Und tu das Lied mir blasen: , Wohl starb er treuen Tod'."

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180.

1. Es haben alle Stände
So ihren Degenwert,
S und selbst in Schneiderhände
Kam einst das Heldenschwert.

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5. Er stieg zu hohen Ehren, Feldmarschall ward er gar: Es mocht' ihn wenig kehren, Daß einst er Schneider war; Nur, fand er einen Spötter, Berstund er feinen Spaß Und brummte: "Für Hundefötter Sizt hier mein Ellenmaß“.

6. Krank lag in seinem Schlosse
Der greise Feldmarschall;
Keins seiner Lieblingsrosse
Kam wiehernd aus dem Stall;
Er sprach: Als alter Schneider
Weiß ich seit langer Zeit,
Man wechselt seine Kleider, -
Auch hab' ich des nicht Leid.

7. „Es fehlt der alten Hülle
In Breite schon und Läng',
Der Geist tritt in die Fülle,
Der Leib wird ihm zu eng.
Gesegnet sei dein Wille,
Herr Gott, in letter Not!"
Er sprach's und wurde stille!
Der alte Held war tot.

b. Der alte Bieten. (S. 96.)

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4. Der Friede war geschlossen;
Doch Krieges Lust und Qual,
Die alten Schlachtgenossen
Durchlebten's noch einmal.
Wie Marschall Daun gezaubert,
Und Friß und Zieten nie,
Es ward jezt durchgeplaudert
Bei Tisch in Sanssouci.

5. Einst mocht' es ihm nicht schmecken,
Und sieh, der Zieten schlief.
Ein Höfling wollt' ihn wecken,
Der König aber rief:
"Laßt schlafen mir den Alten!
Er hat in mancher Nacht
Für uns sich wach gehalten,
Der hat genug gewacht!"

6. Und als die Zeit erfüllet
Des alten Helden war,
Lag einst, schlicht eingehüllet,
Hans Zieten, der Husar.
Wie selber er genommen
Die Feinde stets im Husch,
So war der Tod gekommen,
Wie Zieten aus dem Busch.

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1. Herr Seidlig auf dem Falben.
Sprengt an die Front heran,
Sein Aug' ist allenthalben,
Er mustert Roß und Mann;
Er reitet auf und nieder
Und blidt so lustig drein;
Da wissen's alle Glieder:
Heut wird ein Tanzen sein.

10 2. Noch weit sind die Franzosen,
Doch Seidlig will zu Ball:
Die gelben Lederhosen
Sie sizen drum so prall,
Schwarz glänzen Hut und Krempe,
16 Im Sonnenschein zumal,
Und gar die blanke Plempe
Blist selbst wie Sonnenstrahl.
3. Sie brechen auf von Halle,
Die Tänzer allbereit;
20 Bis Gotha hin zum Balle
3ft freilich etwas weit.

"

Doch Seidlig, vorwärts trabend,
Spricht: Kinder, wohlgemut!
Ich denk', ein lust'ger Abend
25 Macht alles wieder gut.“

4. Die Nacht ist eingebrochen;
Zu Gotha auf dem Schloß:
Welch Tanzen da und Kochen
In Saal und Erdgeschoß!
30 Die Tafel trägt das Beste
An Wein und Wild und Fisch;
Da, ungebetne Gäste
Führt Seidlig an den Tisch.

5. Die Wit- und Wortspieljäger

86 Sind fort mit einem Satz,

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Die Schwert und Stulpenträger, Sie nehmen hurtig Plat;

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181. Preußens Helden von 1813 und 1815. (3. Februar 1838.)

Bon A. Bercht.

A. Müller u. H. Klette, Preußens Ehrenspiegel. Berlin 1851. S. 353. Vgl. G. Filers, Meine Wanderung durchs Leben. Leipzig 1857. TL. II, S. 51.

Wer könnte jedem der Helden alle,

Die, wie sich's gebührt,

Die Scharen geführt,

45 Mit Jubelschalle

Deutschen Weines

Der kleinsten Gläser nur eines

Zu Ehren trinken ?

Er würde, gebändigt vom Sohne des Rheines, 60 Zu Boden sinken.

Denn welche reiche Saat der Ehren,

Seit bei Großbeeren

Sie ungern schluckten die großen Beeren!
Seit sie bei Nollendorf, bei Kulm
Bergaßen zu prahlen mit ihrem Ulm!
Seit an dem schönen Bach der Kazen
Der Leu fie packte mit grimmigen Tazen!
Und seit bei Dennewiß-o gutes Dennewitz!-
Zermalmend sie traf der rächende Blit!

Doch aus dem reichen Heldenchor
Drei Namen leuchten hoch empor;

Drei Heldennamen von echtem Klang,
Unsterblich zu preisen im Hochgesang.
Zuerst Herr Scharnhorst, der Schweigende,
Weise,

Der Denker der Schlachten! Leise
Hat er in engern und engeren Bogen
Die Zauberkreise

Um den Würger gezogen;

Doch als das Heer gerüstet stand
Am rechten Ort,

Auf Königswort,

Bu retten Ehr' und Baterland,

Und als er drauf in der Lügner Schlacht
Gar wader sein großes Examen gemacht,
Da ging er gen Himmel, zu melden den Alten,
Daß die Jungen sich ehrlich gehalten,
Und wieder verdienen zu heißen
Die alten Preußen! -

Stolz brauset daher in blutigen Wettern, Auf schnaubendem Roffe, den Feind zu zerschmettern,

Der Vorwärtstreiber,
Der alte Blücher,
Der Feind der Bücher,

Der Feind der Schreiber.

Und doch ist der Marschall auserlesen
Selber ein guter Schreiber gewesen:
Seine Schrift war deutlich und Lesenswert,
Seine Stahlfeder war das blanke Schwert,
Sein Schreibpapier waren alle Lande
Von Schlesien bis zum Seinestrande,
Seine Tinte gut:

Rot Feindesblut;

Damit stellt er im Schlachtengraus Urkunden aus,

Die nie verwesen,

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Atemlos durch das Kampfgefild.

Da sprach der Feldmarschall, zum Freunde gewandt:

"Ich gebe sie nun in deine Hand!"

Wer ist der Freund, der dritt' im Bunde? Lied, gib von dem dritten Kunde! Der dritt' in der preußischen Heldenschau Das ist der Neidhard von Gneisenau. O Gneisenau, Gneisenau! hoher Held! Wie sprengtest du ritterlich durch das Feld! Wie jagtest du sie auf und auf,

Wie stürmtest du freudig drauf und drauf! Die Freundin des Müben, die liebe Nacht, Hat ihnen den Schlummer nicht gebracht; Denn als sie entzäumet das dampfende Roß Und sicher sich deuchten,

Da sprach, der am Himmel der Schmachtenden thront,

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