10 Der empfindsame Mond: ,,Ich bin der Deutschen Bundesgenoß, Der alten und neuen, Ich will sie erfreuen, 6 Ich will ihnen leuchten!" Und fort nun rannten sie, fort und fort, Und fanden die Ruh' an feinem Ort. In jener Nacht, Da ward das große Werk vollbracht; In jener Nacht, Zum leztenmal vor uns geflohn, Da stürzt' in lodernden Flammen 182. Die drei Gefellen. (1816.) Bon f. Rückert. Gesammelte poetische Werke. Frankfurt a. M. 1868. Bd. I, S. 123. 1. Es waren drei Gesellen, Woher war denn der dritte? 25 2. Und als die drei einst wieder " 3. Er rief: Deutschland soll leben!" Da hörten es die zwei, Wie rechts und links daneben, Da richteten im Sinten 4. Da ging ein Todesengel 183. Der Choral von Kaiserslautern. (12. August 1870.) Von W. Osterwald. Deutschlands Auferstehung. Vaterländische Dichtungen 1870/71. Halle 1871. S. 70. 1. Das war im lust'gen Lautern, der alten Kaiserstadt Dort in der Pfalz am Rheine, die viel erlebet hat, Ein Leben ohnegleichen im Anfang des August, Drin an der Pfalz wollt' büßen der Franzmann seine Lust. 2. Ganz Deutschland stand in Waffen, mit Preußen treu vereint, Und rückte vor zum Rheine, den frech bedroht der Feind; So tamen auch in Lautern auf schneller Eisenbahn, Zu Pferd und auch zu Fuße die deutschen Krieger an. 3. Von Dürkheim und von Neustadt, den Städten an der Hardt, Die ihre guten Weine den Gästen nicht gespart; Sie fanden auch in Lautern der guten Wirte viel 4. Sie waren all' willkommen den Bayern in der Pfalz 5. Vorm Tore draußen Beiwacht hielt die Artillerie, 7. Der Taft fuhr in die Beine dem jungen deutschen Blut, 8. Die andern sangen Lieder vom freien deutschen Rhein 9. Doch drinnen selbst in Lautern, welch wunderbares Bild: Die Protestantenkirche von Kriegern ganz erfüllt, 10. Der doch nicht ward entweihet, und das ging also zu: Die Kirche war gewiesen zum Lager und zur Ruh' 11. Die müde waren, legten behaglich sich und lang 12. Die andern pußten rüstig sich die Gewehre blank, 13. Auf einer Bank der Kirche ward mit dem Säbel gar 14. Dazwischen klangen Späße, wie der Soldat sie liebt; 15. Ein einfach schlichter Krieger, vielleicht ein Lehrerssohn, 10 15 16. Der war hinaufgestiegen mit einem Landsmann sacht, 17. Und stark auf dem Klaviere, noch stärker im Pedal 18. Hub an miteins zu singen: „Herr Gott, dich loben wir!" Doch als sie sahn und merkten, wie fromm es war gemeint, Da sprachen Gott sei Dank!" sie, „solch Kriegsvolk schlägt den Feind!" " 184. Die Fahne der Einundsechziger. (1870.) Bon J. Wolff. Lieder zu Schuß und Truz. Berlin 1871 €. 202. 1. Vor Dijon war's; doch eh' ich's euch so! Knüpf' einer doch die Binde mir zurecht, Mich schmerzt der Arm, fie fißt wohl schlecht; 20 So! nun euer Herz sich stähle! Vor Dijon war's; die Pässe der Vogesen Bedrohte Garibaldis bunte Schar, Bourbaki kam von der Loire, Das hart bedrängte Belfort zu erlösen. 25 2. Gefahr war im Verzug; drei bange Hielt Werder gegen Übermacht schon stand 3. In Dijon wußten wir den alten Recen Den Flankenmarsch der Korps zu decken. Der Alte von Caprera ließ sich blenden, Hielt die Brigade für die ganze Macht, 10 Und nachmittags begann die Schlacht, Die, ach! für uns so traurig sollte enden. 4. Die Einundzwanz'ger auf dem rechten Flügel Des ersten Treffens hatten schwer Gefecht, 15 Wir also vor! und grade recht, Mit Hurra!" nahmen wir die Hügel; 5. 3m Steinbruch, mit dem Bajonett genommen, Da fanden wir vor eines Ausfalls Wucht, | Zum Sammeln durch die steile Schlucht Gedeckt, notdürftig Unterkommen, Doch die Fabrik dort in der rechten Flanke Wie eine Festung auf uns Feuer spie, "Vorwärts! die fünfte Kompagnie Zum Sturm auf die Fabrik, und feiner wanke!" 6. Der Tambour schlägt, es geht wie zur Die Fahne fliegt uns hoch und stolz voran, Und wie er seine Reihen sät, Da sinkt die Fahne und ihr Träger nieder. 7. Aus dem Gedräng' ein Offizier fie rettet, "Mir nach!" so ruft er und stürmt kühn Doch aus dem unglücksel'gen Haus Erfaßt die Fahne, schwingt sie hoch empor,- Und sterbend füßt sein bleicher Mund die 8. Was fällt, das fällt! vorwärts! durch Die Saat in grünen Wellen fort Zum Wohl der Welt. Sei arbeitsam, Den Geist. Wähl lieber Schand' und Tod, Das Haar verbleichet. Und wiewohl Der Sturmwind taucht' dabei ins Meer 35 Noch eine See auf mich herab. 40 65 Der Knabe schmiegt' sich an den Arm Irins und sprach: Nein, Bater, nein, Du stirbst noch nicht. Der Himmel wird Dich noch erhalten mir zum Troft." Und viele Tränen flossen ihm Bom Aug'.-- Indessen hatten sie Die Reusen ausgelegt. Die Nacht Stieg aus der See, sie ruderten Gemach der Heimat wieder zu. Irin starb bald. Sein frommer Sohn Beweint' ihn lang, und niemals kam Ihm dieser Abend aus dem Sinn: Ein heil'ger Schauer überfiel Ihn, wenn ihm seines Vaters Bild Vors Antlig trat. Er folgete Stets dessen Lehren. Segen kam Auf ihn. Sein langes Leben dünft' Ihm auch ein Frühlingstag zu sein. 186. Luisens Geburtstag.1) (1783.) Bon J. H. Vok. Aus Luise". Ein ländliches Gedicht in drei Zdyllen. Sämtliche Gedichte. Leipzig 1838. Bd. I, S. 17. Als sie, das Linsenfeld und die bärtige Gerste durchwandelnd, Jezo dem Hügel am See sich näherten, welcher mit dunkeln Tannen und hangendem Grün weißstämmiger Birken gekränzt war, Blickte zum buschigen Ufer Luis', hinhorchend und sagte: ,,Still! Es tönte mir dumpf, wie ein Ruderschlag, von dem Ufer!" „Hurtig! Da seh' ich den Kahn! Nun gleitet er hinter das Schilfrohr!" 1) Der Pfarrer von Grünau feiert den achtzehnten Geburtstag seiner Tochter Luise. Rachmittags wird am waldigen Seeufer ein kleines, ländliches Fest veranstaltet, an welchem außer Luisens Eltern auch deren Bräutigam Walther, der Hofmeister der adeligen Gutsherrschaft, und der junge Graf Karl, Walthers Zögling, teilnehmen. Der Pfarrer und die Pfarrerin gelangen durch eine 60 Kahnfahrt auf dem See, die jüngere Gesellschaft auf einem anmutigen Pfade durch Feld und Busch an die kühle Waldstätte. Hans ist der alte, treue Knecht des Pfarrers. |