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V. 10. Alter in obsequium plus aequo pronus et imi

Derisor lecti.

Dieser Genitiv hat keine locale Bedeutung, wie viele meinen, sondern ist wirkliches Object von derisor. Der scurra ist nicht,, ein Wizbold auf dem untersten Lager", sondern ein Verhöhner des untersten Lagers", der eben so keck und übermüthig die weniger vornehmen Mitgäste zur Zielscheibe seines Wizes und Spottes machte, als er furchtsam und speichelleckerisch auf die Winke der vornehmeren achtet. Denn die derisio besteht niemals in blosem Wiz und Scherz, sondern ist immer aggressiv, wie der Spott und Hohn, und schliesst das Gefühl der Verachtung in sich; von irrisio verschieden, wie verlachen von auslachen.

Man darf sich den Plaz des Hausherrn nicht mit Orelli und andern regelmässig auf dem imus lectus denken, wie man aus Sat. II, 8 zu entlehnen meint. Denn wenn Nasidienus ein Festmahl für Mäcenas und dessen Freunde gibt, so nimmt natürlich er selbst mit seinen Hausfreunden einen der untersten Pläze ein, auf dem imus lectus. Aber bei der offenen Tafel, welche ein Grosser täglich hielt, trat dieser den Ehrenplaz, auf dem medius lectus, sicher nicht dem ersten besten ab, so wenig als es bei uns der Hausvater zu thun pflegt, wenn er nicht einen entschieden vornehmeren Gast bewirthet. Der imus lectus blieb dann für die mindest vornehmen Gäste. Wo der scurra oder derisor seinen Plaz hatte, ist hier gleichgültig.

V. 14.

Vel mimum partes tractare secundas.

Die zweitwichtigste Rolle in einem mimus, einer Posse, stellte regelmässig einen Parasiten im Dienste der ersten oder Hauptrolle dar, der seinem Herrn in allem beistimmte. Ebenso ist auch Sat. I, 9, 46 zu verstehn: Haberes magnum adiutorem, posset qui ferre secundas; nicht als Nebenrolle. Ob vielleicht der Ausdruck nicht sowohl durch alterae partes als durch partes obsecundantis zu erklären ist?

V. 15-16.

Alter rixatus de lana saepe caprina Propugnat nugis, armatus scilicet:,,ut non. Nach Pauly und dem Blandin. rixatus, nicht rixatur oder rixator. Im fg. vs. habe ich scilicet lieber mit armatus als mit

dem folgenden verknüpft; denn die Ironie passt besser in den Mund des Horaz als zu dem ernsten Eifer des Rechthabers. Auch verbindet Horaz scilicet am liebsten mit Adjectiven.

V. 21. Quem damnosa Venus, quem praeceps alea nudat. Damnosus ist hier ausschliesslich auf die Kosts pielichkeit der Liebschaften bezogen; ihre übrige Schädlichkeit thut hier nichts zur Sache, da die ganze Stelle nur vor grossthuerischer Geldvergeudung warnt, nicht vor Ausschweifungen überhaupt. Das Kostspielige ist auch die Grundbedeutung von damnosus wie von daravnoós; denn damnum ist anerkannter Weise lautlich einerlei Wort mit daлávη. Diesen Sinn hat auch damnosa libido Ep. II, 1, 107 und damnose bibere Sat. II, 8, 34. Vgl. Plaut. Pseud. I, 1, 5. Terent. Heaut. V, 4, 10. Sueton. Ner. 31.

Eben so bedeutet auch praeceps alea das hohe Spiel, bei welchem viel riskirt wird; wohlfeile Genüsse aller Art und niederes Spiel sollen unverwehrt bleiben; nur eine Cinara rapax oder die femmes tenues und das va banque! will der reiche Gönner sich vorbehalten.

V. 23. Quem tenet argenti sitis importuna famesque.

Offenbar ist hiemit die Leidenschaft für Silberzeug, Kunstwerke und ähnlichen Luxus, zu welcher nur der Reiche sich berechtigt glaubt, gemeint; eben so gewiss, wie II, 44 (mit der Anmerkung). VI, 17. 66. II, 2, 181. Sat. I, 4, 28. Ich wundere mich, diese Auffassung, die doch der Geist der Stelle nothwendig verlangt, noch nirgend erwähnt zu finden; denn den Wunsch auch selbst reich zu werden, um selbständig zu sein, verargt gewiss kein Gönner seinem Clienten, wohl aber die Sucht, reich zu scheinen und durch ein luxuriöses Leben mit ihm, dem wirklich Reichen, auf unnatürliche Weise zu rivalisiren.

V. 25. Saepe decem vitiis instructior odit et horret. Nicht Synonyma wie hassen und verabscheuen. Vielmehr hat Horaz zweierlei Arten von Gönnern vor Augen. Der eine, ein Mann von entschiedenem Character, wird einen solchen unberechtigten Grossthuer auch entschieden hassen; ein anderer, der sich von der Unverschämtheit imponiren lässt, wie jener, der XV, 33 nequitiae timidus heisst, wird sich wenigstens vor

ihm fürchten und sich unheimlich in seiner Nähe fühlen, wie in der eines gefürchteten Nebenbuhlers.

In den folgenden Versen

Aut si non odit, regit ac veluti pia mater

Plus quam se sapere et virtutibus esse priorem

Volt

findet ein Hyperbaton statt. Die Vergleichung veluti pia mater gehört (dem Sinne des Dichters nach) jenseits ac, zu regit. Zwar wünscht auch Tydeus, dass sein Sohn den Vater noch übertreffen möge, aber dass die pia mater eben diess ausspreche, ist weniger natürlich; selbst der Gönner wünscht diess nicht eigentlich mit Bewusstsein, sondern er fordert es nur, und handelt so, als ob er es von Herzen wünschte. Dagegen die Mutter dient nur als die wohlmeinend hofmeisternde Erzieherin, zum Gegenbild des Gönners, der den erwachsenen Menschen eben so über seine Pflichten belehrt, aber dadurch zugleich beschämt.

V. 37. Arcanum neque tu scrutaberis illius unquam.

Pauly hat gegen Bentley's Ansicht ullius zurückgerufen. Dadurch würde das Ganze eine allgemeine Warnung vor der Neugier ein atолоv, da der ganze erste Theil blos Vorschriften für das Benehmen gegen den Gönner enthält.

V. 38. Commissumque teges et vino tortus et ira.

So passend vino tortus durch die Parallele Ep. II, 3, 434. Reges dicuntur multis urgere culullis et torquere mero, quem perspexisse laborant, erläutert wird, so allgemein wird et ira. missverstanden, indem man tua supplirt. Nach Orelli warnt Horaz den Lollius, nicht etwa aus Rachsucht ein anvertrautes Geheimniss zu verrathen. Wie möchte wohl Lollius, wenn er wirklich eine so noble Natur war, wie ihn Horaz erscheinen lässt, eine solche Warnung vor der allergemeinsten, niederträchtigsten Handlung aufgenommen haben! Allgemeiner, aber nicht recht anschaulich Düntzer: weder in der Hize der Leidenschaft noch in der Geschwäzigkeit des Rausches." Nein! vielmehr aliena ira; oder: vinum ist das Symbol der feinen Entlockung des Geheimnisses, wie durch Berauschung, so auch allenfalls durch Beredung und Verführung; ira dagegen das der groben Erpressung, durch Drohungen und Folter, oder vultu,

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minis, cruciatibus instantis tyranni; denn ira ist der subjective Begriff von vis.

V..44.

Fraternis cessisse putatur

Moribus Amphion.

Diese Nachgiebigkeit des Sängers Amphion gegen das einseitig praktische Interesse seines Bruders musste ein specielles Gewicht für Lollius haben, der ja nach Inhalt des Briefes gleichfalls Dichter war und weniger Freude an Jagd und ähnlichen Genüssen hatte. Der Ueberredungsgrund Horazens hat also nicht den Sinn:,,gib nach, wie z. B. auch Amphion nachgab", sondern:,, folge dem Beispiel deines Vorbildes Amphion, der gleichfalls nicht zu stolz war, seine idealen Interessen troz des höheren Werthes, den diese an sich ansprechen können, doch um des Friedens willen den gemeineren Interessen seines Bruders zum Opfer zu bringen."

Zu dieser Bemerkung veranlasst Horkels scharfsinnige Dialektik S. 35. Gewichtiger ist Horkels Bedenken gegen putatur, einen unpassenden Ausdruck, wo sichs um einen historischen Glauben handelt, welcher kyriologisch nur durch credere bezeichnet wird, oder dem Verse angemessen durch refertur ausgedrückt werden könnte. Allein der sinnreichen Conjectur probatur fehlt die Evidenz. Wie credere bisweilen akyrologisch für putare gebraucht wird, so hier putare für credere.

V. 45. Lenibus imperiis.

Diess sind Befehle, nur in Form blosen Wunsches ausgesprochen, die jedoch dem Hausfreunde eben so Gesez sein müssen, wie wirkliche Befehle. Vgl. Od. IV, 1, 6.

V. 57. et si quid abest Italis adiudicat armis.

Italis armis ist so offenbar als Dativ zu nehmen, wie in Ep. II, 3, 122.

Iura neget sibi nata, nihil non arroget armis. Wie hier Horazens Achilles in jedem Streite das Recht der Entscheidung für die Waffengewalt anspricht, so weist auch Augustus den streitigen Besiz Armeniens oder eines andern Landes, das zur Arrondation des römischen Reichs noch fehlt, dem römischen Schwert als lezter Instanz zur endgültigen

Entscheidung zu - wenn friedliche Unterhandlungen und vermeintliche Rechtsansprüche nichts fruchten.

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V. 58. Ac

ne te retrahas et inexcusabilis absis

Ac verbindet interdum nugaris nur als eine neue Begründung des Rathes, dass Lollius bei der Jagd nie fehle, mit den vorher angeführten Gründen, und das parenthetische Ne te retrahas hängt von einem ausgelassenen hoc porro moneo ab. Dagegen die gewöhnliche Interpunction Ac ne te retrahas et inexcusabilis absis; quamvis etc. würde glauben lassen, dass nun ein neuer Rath folge Iwas doch nicht der Fall ist. Derselbe Fall kehrt Ep. XIX, 26 wieder.

V. 65-66. Consentire suis studiis qui crediderit te

Fautor, utroque tuum laudabit pollice ludum.

Fautor macht meine Interpunction zum Subject des Relativsazes; oder sollte fautor nicht eben so gut eine Bezeichnung des Gönners sein können, wie amicus, pater, rex? vgl. XV, 33. Die Ausgaben verbinden fautor als (leicht entbehrliche) Apposition mit dem folgenden laudabit; dann ist jedoch der vorangehende Relativsaz allzu allgemein, bezieht sich gar nicht mehr auf das fragliche Verhältniss von Gönner und Gesellschafter.

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Incommodus heisst hier übella unig, oder vielmehr durch üble Laune. Die subjective Bedeutung ist im Privativum vielleicht nicht weiter nachzuweisen; desto unzweifelhafter liegt sie im Simplex, bei Horaz selbst Ep. I, 9, 9. Od. IV, 8, 1. Es ist ziemlich identisch mit importunus in Ep. I, 6, 54. Eripietque curule cui volet importunus ebur, d. h. quoties succenset. Auch ineptus hat die subjective Bedeutung tactlos, während aptus wohl niemals die von tactvoll annimmt. Anders Orelli: minus liberalis, tenax sui.

V. 89. Oderunt hilarem tristes tristemque iocosi.

Ueber diese Stelle vgl. die Einleitung zu diesem Brief S. 144.

V. 106. et mihi vivam.

Dieses mihi duldet zweierlei Beziehungen: entweder eine

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