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ERLÄUTERUNGEN.

ERLÄUTERUNGEN.

Die nachfolgenden Bemerkungen sollen, weit entfernt einen fortlaufenden Commentar zu bilden, zunächst nur die vorangehende Uebersezung rechtfertigen, zugleich aber auch auf einzelnes aufmerksam machen, was ich in den vorhandenen Commentaren vermisse oder missverstanden glaube. Die Kritik bleibt, so weit sie bloss die reine Ursprünglichkeit des Textes beabsichtigt, ohne auf den Sinn der Stelle einzuwirken, hier mit wenigen Ausnahmen ausgeschlossen. Eben so wenig habe ich mich auf historische oder geographische Erörterungen, die sich schon bei Orelli, Dillenburger, Krüger, Düntzer u. a. befriedigend vorfinden, eingelassen, selbst da nicht, wo Dilettanten eine Anspielung auf minder bekannte Thatsachen vielleicht erläutert sehn möchten.

Was ich hier gebe, besteht vorzugsweise in logischer oder ästhetischer Interpretation, wo diese durch sprachliche Schwierigkeiten veranlasst wurde und sich an deren Lösung anknüpfen liess. Dabei war es mir eine besondere Freude, auf diesem Wege den Dichter gegen vermeintliche Fehler, geistiger oder sittlicher Natur, in Schuz zu nehmen. Seit Fr. Jacobs zu diesem verdienstlichen Werk nach Lessings Rettungen des Horaz wieder das Signal gegeben, ist viel hierin geschehn, einiges hoffe ich gleichfalls beigetragen zu haben, und manches wird noch für die künftigen Erklärer zu thun übrig bleiben, falls sie mit Liebe und einem günstigen Vorurtheil für die Person des Dichters ans Werk gehn. Namentlich glaube ich an mehreren Stellen den Dichter von dem Vorwurf der Indiscretion befreit zu haben, z. B. gegen Torquatus, an den der fünfte Brief gerichtet ist.

Einer genaueren Kenntniss der Personen bedürfen die Episteln zu ihrem Verständniss weit weniger, als die Satiren und

HOR. EPIST.

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Oden. Denn sie sind nur zum Theil eigentliche Gelegenheitsgedichte, so dass die Person des Adressaten oft, wie in Brief VI und X und XVI, fast ganz gleichgültig ist. In den übrigen aber, welche den Character von Gelegenheitsgedichten d. h. wirklichen Briefen tragen, erfahren wir von Horaz selbst gerade soviel, als zum Verständniss und Genuss des Kunstwerks nöthig ist. Ja, das ängstliche Bemühen, mehr als diess über sie aus andern Schriftstellern zu erforschen, so unentbehrlich und verdienstlich es ist, hat doch zugleich zu Vorurtheilen und zu Missdeutungen Anlass gegeben, auf ähnliche Weise, wie mancher Recensent durch die zufällige Personalkenntniss des Autors zu einer schiefen Beurtheilung der Schriften desselben verleitet wurde.

Befremden wird vielleicht mein Versuch, bei den längeren und schwereren Briefen den Gedankengang anzugeben; noch dazu in tabellarischer Form! zuweilen sogar als logisch regelrechte Disposition, um zu zeigen, wie der Dichter,, nicht irrlichtelire hin und her", und bei der Ausführung seiner Lehren wohl wisse, wo,,Eins! Zwei! Drei! dazu nöthig sei". So pedantisch, roccocoähnlich, abschreckend diese Form auch scheinen mag, so schien sie mir doch der kürzeste und bequemste Weg, die Oeconomie des Kunstwerks und den Kunstverstand des Dichters zur Anschauung zu bringen und mir dadurch vereinzelte Noten. zu ersparen. Horaz liebt das, was man poetische Asyndeta nennen könnte, ich meine plözliche Uebergänge wie z. B. der Uebergang von der Frage nach den Fischen in Velia auf die Geschichte des Mänius XV, 26, der erst durch V. 42 verständlich wird; oder wie jene unerwartete Einflechtung einer Geschichte der griechischen Poesie in Art. poet. 391, die ich in der Philologenversammlung zu Altenburg 1854 zu motiviren suchte. Manches der Art habe ich in jenen Tabellen mittelst Interpolation der fehlenden Uebergangsgedanken klar gemacht. Und wenn dieses schulmässige Geschäft auch keinen andern Werth ansprechen darf, als einem Schulmann, der den Horaz zu erklären hat, eine kleine Mühe zu ersparen, so soll mich die Arbeit nicht reuen.

Die Bemerkungen zu den einzelnen Stellen könnten, das fühl' ich, präciser gefasst sein; es gereicht ihnen jedoch nicht unbedingt zum Vorwurf, insofern sie im Ganzen den Character einer familiaris interpretatio zu tragen wünschen. Meine sonstige Vorliebe

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