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Der neuhochdeutsche Parnaß.

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BIBLIOTHECA REGIA

BIBLIOTHECA
HEQJA
MONACENSIS

Vorwort zur ersten Auflage.

Eine erhabene Freude weckt die Betrachtung der Anfänge und Fortschritte, welche die deutsche Poesie innerhalb eines Zeitraumes von ungefähr zwölf Jahrzehnten gemacht hat. Hervorgetreten sind eine Reihe theils der größten Talente, theils solcher, die zu den vorzüglicheren gehören; die Einen erklommen die höchsten Spiten unseres Parnasses, die Anderen schwangen sich zu irgend einer glänzenden Zinne desselben auf, von welcher sie der Nation blüthenreiche Kränze herabwarfen. Unter ihnen duften so viele immergrüne, daß wir mit Stolz zu sagen berechtigt sind: unsere Litteratur steht jeder andern europäischen an geistigem Werthe und Gehalte mindestens gleich.

Aber auch die Form der deutschen Sprache ist während dieses langen Zeitraums so kunstgerecht ausgebildet worden, daß wir nicht allein das Ziel der Vollendung klar erkennen, auf welches sie zu steuern hatte, sondern daß der sachkundige Beurtheiler auch sieht, es sei schließlich erreicht worden; das Ziel nämlich, welches im Geist und Charakter unserer Sprache, in ihrer Bildungsfähigkeit lag und vorgeschrieben war: ein ähnliches ruhmreiches Ziel, wie es Italien, Spanien und Frankreich in ihren Litteraturen seit dem Mittelalter aufzeigen. Sollten etwa die Deutschen mit einer weit bildungsfähigeren Sprache, als irgend ein anderes europäisches Kulturvolk besigt, hinter dem höchsten Ziele der Ausbildung zurückbleiben, ihre Sprache verachten, mißhandeln oder sie wieder in den rohen Zustand zurückbringen, worin sie ehedem eine Pferdesprache hieß? Durch die Hände einer Reihe von Meistern ist sie hindurchgegangen, um am Schlusse des Zeitraums den Stempel ihrer Vollendung nach allen Seiten hin zu empfangen; nicht etwa in der Weise des Gellert'schen Hutes, welcher bald so, bald so für die Mode des Tags umgeformt wurde, sondern nach folgerechter Entwickelung scharfdenkender Sprachbewältiger. Wir sehen zwar, daß die Vervollkommnung der poetischen Redeform nicht in Einem Stromzuge wie der Rhein vorwärts gegangen ist; es traten Hemmnisse des Bettes ein, nicht sowohl durch die „romantische Schule", die hierin wenigstens einiges Verdienst des Fortschrittes hatte, als durch die befangene Anschauung der „schwäbischen Schule“ und fast gleichzeitig durch die heillose Gegenwirkung

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