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virt wird, und sonach s. v. a. der gedingte oder ausgesagte Gedanke ist, einen subjectiven Begriff. Die Qualität des Wortes kann also nicht bloß von der logischen Seite, sondern muß auch von der Naturseite her, weil diese in dem Worte nachgebildet ist, aufgefaßt werden; wenn es dem Sprachforscher möglich werden soll, in desselben organischer Structur das Leben der äußern Natur und die Thätigkeit des dasselbe in sein Erkenntniß übertragenden menschlichen Geistes zu erkennen. Ein solches Qualitäts-Verhältniß,

dessen Auffindbarkeit schon, ohne Rücksicht auf dessen logisch-phonetische Entwickelung und Nachweisbarkeit in organisch verwandten Wortreihen mit mehreren früheren Sprachgelehrten selbst von B. bis jest im Ernste bezweifelt wurde, ein solches Qualitäts-Verhältniß glaube ich gefunden und in den vorausgehenden Entwickelungen an den Hauptgliedern physiologisch- verwandter Wortfamilien nachgewiesen zu haben. Daher betrachte ich auch, außer den angeführten Wörtern alle andern, mit Rücksicht auf ihre Formendungen (Formalismus) als reine Organismen, in ihrer äußern und innern Construktion als vollkommene Abbilder, als lebendige, ehrwürdige Kinder des menschlichen Geistes und der äußern Natur; da wir bei unserer Erforschung ermittelt haben, daß der Geist der Urmenschheit die Erkenntnisse einfacher Naturerscheinungen nach den mannigfaltigsten Verhältnissen des Lebens in dieselben gelegt hat. Wir haben in mehreren stammverwandten Sprachen gemeinsame Laute und deren Verbindungen untersucht und haben nicht ohne hohe Ehrfurcht und tiefen Schauer vor dem Urgeiste der Menschheit erkannt, daß jene Verbindungen in den betrachteten Wortfamilien von der Idee des allgemeinen Seins als der einfachsten Idee des Lebens ausgegangen sind und die Erscheinungen des Lebens im Zusammenhange naher und entfernter Verwandtschafts-Verhälnisse auf das Getreueste darstellen.

Es wäre mir wohl thunlich gewesen, noch mehrere Wörter aus verschiedenen indo-germanischen Sprachen in den Kreis unserer Forschung aufzunehmen; aber ich glaubte, daß schon aus den gegebenen mannigfaltigen Inductionen und Vergleichungen ersichtlich werde, wie aus dem Einen Lebens - Keime, Se oder Si genannt, Wurzeln schlagen, aus denen sich Nenn- und Zeitwörter bilden, die dann ebenfalls in frischer Lebensfülle neue Wurzeln von weiteren, durch organische Verwandlungen der Laut Elemente gebildeten, Wortfamilien aus sich hervorbringen. Die also im zweiten oder dritten Grade mit den erstgenannten verwandten Wörter dürften

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jedoch nur durch Erweiterung der Ansichten, die der menschliche Geist von andern und besonderen Lebensanschauungen gewonnen hat, erzeugt worden sein. Sollte man übrigens nicht auf dem einmal geöffneten Wege können zu einer allgemeinen Natursprache kommen, welche uns zugleich aus der Erfassung ihrer Worte in deren gemeinsamem dynamischen Sinne und organischen Zusammenhange die Schlüssel zu einem alten philosophischen System der Natur entnehmen ließe?

Mainz.

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Dr. A. Schmitt.

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Bemerkungen über die Gedichte des Manthos Joannu von Jánnina aus dem ersten Viertel des 18ten Jahrhunderts.

So großen Beifalls im westlichen Europa die neugriechische Volks poesie, seit Göthe's günstigem Urtheil darüber und besonders seit Fauriel's trefflicher Sammlung sich zu rühmen hat, so wenig hielt bis jezt die Literaturgeschichte, geschweige denn die Lesewelt, es der Mühe werth, von den Leistungen der wenigen genannten Dichter jenes unglücklichen Volks während der Jahrhunderte seiner tiefsten Erniedrigung Notiz zu nehmen; und stoßen wir ja einmal in Reisebeschreibungen oder andern Werken ethnographischen und historischen Inhalts auf beiläufige Bemerkungen über solche Productionen, so sind die Urtheile darüber durchweg entschieden wegwerfend und wohl geeignet, von jeder nähern Prüfung der verfümmerten und noch dazu schwer habhaft zu werdenden Früchte des rhomäischen Parnasses abzuschrecken. Läßt sich nun auch nicht leugnen, daß diese ungünstigen Urtheile vom Gesichtspunkt der ästhetischen Kritik aus nur zu wohl begründet erscheinen, ja daß die neugriechische Poesie in der That, wie J. Grimm (im Sendschreiben an Lachmann über Reinhart Fuchs) bemerkt, seit ihren ersten Anfängen bis auf die neueste Zeit außer den Volksliedern wenig Tüchtiges, nichts Treffliches aufzuweisen hatte, so ist dadurch noch keineswegs die Gleichgültigkeit des Historikers gegen literarische Denkmäler gerechtfertigt, die, ob auch poetisch null, doch unbestreitbar zu den wenigen und schwachen, aber zuverlässigen Lebens - Symptomen eines der merkwürdigsten Völker der Erde während einer langen und dunkeln, fast dürfte man sagen asphyktischen Periode seis

ner Geschichte gehören. Eben diese Rücksicht erweckte in mir bei einer Stelle in des griechenfeindlichen J. L. S. Bartholds „Bruchstücken zur nähern Kenntniß des heutigen Griechenlands" (Berlin 1805), wo ein historisches Gedicht über die Eroberung Morea's durch die Türken (im J. 1715) beiläufig mit der souveränsten Geringschäzung erwähnt wird, nur den lebhaften Wunsch, das verachtete Produkt, das ich in spätern Werken über neugriechische Literatur, so weit sie mir zu Gebot stehen, nirgends angeführt finde, selbst kennen zu lernen. Nachdem der genannte Reisende, dessen wüthende Erbitterung gegen Alles, was griechisch heißt, nicht selten ans Komische streift, 1) aus einer versificirten Erzählung des russischtürkischen Krieges von 1768 bis 1774 einige Bruchstücke, aber nur in deutscher Ueberseßung angeführt hat, fertigt er, S. 410, das Gedicht über die Eroberung Morea's mit der Bemerkung ab, es sei,,wo möglich noch unendlich kläglicher," als jenes, und er wolle feine Zeit damit verderben, Proven daraus mitzuth ilen." Die Gefälligkeit eines Freundes, dem ich schon manche interessante Mittheilungen dieser Art verdanke, des Hrn. Oberstl. Heinze in Leipzig, verschaffte mir endlich das lange vergebens gesuchte Gedicht und nach sorgfä.tiger Prüfung desselben, die Bartholdy sich erspart zu haben scheint, rechne ich auf die Nachsicht des Lesers, wenn ich nicht so vornehm, wie jener, carauf herabsehe und es nicht für Zeitvercerb achte, meinen Bemerkungen darüber auch ein paar charakteristische Proben daraus in Original und Uebersezung beizufügen.

Das Gedicht über die Eroberung Morea's füllt in dem mir vorliegenden Abdruck, dessen Neuheit für die noch fortdauernde Popularität desselben in Griechenland spricht, nur 44 Seiten einer Gedichtsammlung von 120 Seiten, der es jedoch den Titel gibt und worin die übrigen Gedichte nur für einen Anhang gelten. Der Titel lautet: Σύμφορα και αιχμαλωσία Μωρέως στιχολογηθεῖσα παρὰ Μάνθου Ἰωάννου τοῦ ἐξ Ἰωαννίνων μὲ προσθή

1) So wird, um nur ein Beispiel von vielen anzuführen, wo von der Erbärmlichkeit der griechischen Aerzte zu seiner Zeit (also vor etwa 40 Jahren) die Rede ist, (S. 337.) zum Beleg ein Ausfall des ältern Cato beim Plinius gegen die griechischen Aerzte seiner Zeit citirt — eine enallage temporis, welche freilich vermöge der darin ausgesprochenen Identificirung der Neugriechen mit den Hellenen, dem, der auf das angefochtene Hellenenthum der erstern, großes Gewicht legt, für eine Schmeichelei gelten

fann.

την άλλων αξιολόγων υποθέσεων καὶ ἀφιερωθεῖσα τῷ ἐντιμω τάτῳ καὶ εὐγενεῖ κυρίῳ Ἰωάννῃ Δημητρίου. Ἐν Βενετίᾳ, ἐκ τῆς ἑλλη νικῆς τυπογραφίας τοῦ φοίνικος 1839. Bartholdy hielt, wie es scheint, eine Glyky'sche Ausgabe von 1803 für die erste und das Gedicht für nicht viel älter. Die ganze Schreibart jedoch beurkundet unwidersprechlich ein mehr als hundertjähriges Alter und könnte noch ein Zweifel darüber obwalten, so beseitigt ihn des Dichters Erzählung, daß er felbft den unglücklichen Krieg auf venezianischer Seite mitgemacht habe und beim Fall Anapli's vom härtesten Mißgeschick persönlich betroffen worden sei 1) eine autobiographische Episode, welche, obgleich sie vier Seiten füllt, Bartholdy ganz übersehen haben muß. Des Lestern geringschäßiges Urtheil, wird man vielleicht nicht viel zu streng finden, wenn man das Gedicht nur als solches betrachtet, wenn man den gänzlichen Mangel poctischer Conception, die schleppende und unbcholfene, von gebildetem Geschmack keine Spur, von dichterischem Schwung nur selten eine Ahnung verrathende Darstellungsweise, die halsbrechend holprigen, ja zum Theil entschieden incorrecten, auch durch die gewaltsamsten Eynizesen und Elisionen nicht zu berichtigenden politischen Verse und zu dem Allen die wirklich schauderhafte Barbarci der Sprache im Abgrund ihrer tiefsten Entartung berücksichtigt. Milder wird man Dagegen richten, vernimmt man hier den ungekünftelten, aus der Tiefe des gepreßten Herzens sich emporringenden, ob auch rauhen und unmelodischen Laut der Klage eines schmählich niedergetretenen Velks, das nach kurzer Lüftung seiner Fesseln, plößlich die Hoff

1) Seite 48 am Schluß der Geschichte des Krieges heißt es:
Εγω 'ς τ' Ανάπλι εὑρισκόμουν, που γράφω τὴν στορία,
Καὶ τώρα καταστήθηκα 'ς τῆς Πούλιας τὴν 'ξορία.
Διὰ τοῦτο 'ξεύρω τὸ λοιπόν, τὰ ὅσα ἐγινῆκαν,
Κεἰς τὸ παρὸν εὐρίσκομουν ὅντας οἱ Τοῦρκοι ἐμβῆκαν,
Καὶ εἶδα μὲ τα μάτια μου τον θρήνον τοῦ ἐγίνη,
Καὶ ὅποιος να τ' α θυμηθῇ μαῦρα δάκρυα να χύνῃ.

Ich selbst war in Anapli, der ich euch die Kund' ertheilte
Und der ich in Apulien jegt in der Verbannung weilte.
Und darum weiß ich alles auch gar wohl, was vorgegangen,
Ich war dabei, als in die Stadt mit Sturm die Türken drangen.
Mit meinen Augen sah ich all den Sammer, der geschehen;

Blut weinen beim Gedanken dran muß noch, wer es gesehen.

Und nun folgt der ausführliche Bericht über sein eigenes Unglück, worauf wir später zurückkommen.

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