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Sir William Hamilton in seiner Nachricht

von dem letzten Ausbruch des Vesuvs im Sommer 1794 merkt an, dafs um den Fufs dieses gefährlichen Berges und des benachbarten Somma, also in einem Umfange von etwa 30 Italiänischen oder achtehalb Deutschen Meilen, mehr Menschen beysammen wohnen, als auf irgend einem Flecke von gleichem Umfange in Europa. Die Menschen scheinen sich zu dem Feuerschlunde zu drängen, wie Mücken um eine Lichtflam me. Verbrennen sich auch ein Paar die Flügel, so. kommen immer wieder andere; so wenig scheuen oder kennen jene Menschen die Gefahr. Das ist allerdings seltsam. Aber doch bey weitem noch nicht so sonderbar, als das mitten in dem Lande der Freyheit und des Überflu fs es, ich meine in England, gerade die Häuser am dichtesten mit Menschen besetzt sind, in welchen jeder, der sie beziehet, sogleich das Votum obedientiae passivae et Frugalitatis an der Thür ablegen muss. Ja dass alles Dichten und Trachten keines geringen Theiles dieses glücklichen Volks dahingeht, seinen Wandel darnach einzurichten, um dereinst eine solche Klosterstelle im Leben zu erhal

ten. Es mifslingt auch selten, wenn man es nur ernst. lich darauf anlegt, und wie dieses am leichtesten bewirkt werden kann, davon haben wir das vollkommenste Muster in dem Leben unsers Helden,

Er ist so eben aufgenommen worden, hat sein Gelübde gethan und ist noch mit jenen Herzerhebungen beschäftigt, die gewöhnlich dergleichen Veränderungen bey Leuten von wahrer Salbung hervorbringen. Lange hat er die Welt noch nicht verlassen. Noch liegt sein Bett gepackt da, darauf ein Brat - Rost gebunden ist. Das ist alles, was er aus dem Säculo mitgenommen hat. 7 Wenn es nur mit dem Gewissen so ganz richtig ist. Ich fürchte fast, der äussere Bruder Rak e well hat sich noch nicht so ganz mit dem inneren abgefunden. In dieser Hinsicht könnte der auf das Bett gebundene Brat-Rost das Sinnbild der Bettlade seyn, auf der er willens ist, sich des Nachts an seinen eigenen Vorstellungen lebendig zu rösten,

Was dieses für ein Kloster sey, kann unsern Le.. sern nicht unbekannt seyn. Rake well sitzt *), und

*) He is arrested, er sitzt Schulden wegen. In der Englischen Sprache wird, mit eben so vieler Philosophie als Billigkeit sehr zwischen sitzen und sitzen distinguirt. Denn die Nachrede, dafs man sitze ist allerdings schon eine Strafe, die also von Rechts

zwar im Fleet, einer Art von Lombard, das sich nur von den gewöhnlichen Instituten dieser Art dadurch unterscheidet, dass es nicht sowohl ein Gefäng nifs für Mobilien als vielmehr für die ersten Mobilien selbst, und ungefähr das ist, was Deutschland Schuldthurm nennet.

man in

Es ist gleich anfangs von gewissen Segenswünschen und Weissagungen geredet worden, die an unserm Helden in Erfüllung gehen würden. *) Da sind sie. Hier krümmt er sich nun unter der Geissel seines gerechten Verhängnisses. Tout beau! Kummer, Elend und erwachtes Gewissen mit seiner ganzen zweyschneidigen Qual von Furcht und Reue drücken sich in diesem liederlichen Taugenichts auf das stärkste aus.

wegen auch nach den Umständen ihre Grade haben sollte. Wenn ein Verbrecher ergriffen und festgesetzt wird, so sagt man er sey taken up oder appre hended. Ein solcher kann nähmlich, nach Befinden der Umstände, wieder ohne förmlichen Process loskommen. Wird er aber gesetzt um den Process zu bestehen, (for trial) so sagt man er sey commited. Sitzt er zur Strafe so heifst er imprisoned; ein Offizier im gleichen Falle is put under arrest, ein gemeiner Soldat confined, Schulden wegen wird man arrested. Also Captain N. is arrested, sagt ganz etwas anders als he is put under arrest. Ersteres heifst Schulden wegen durch die civile Obrigkeit, letzteres wegen Vergehen im Dienst durch seine militärischen Vorgesetzten."

*) Seite 40,

Ohne zu sprechen lauft bey ihm mit unverkennba rem Ausdruck eine Welle beredter Zuckungen durch die ausgemergelten Glieder von unten nach oben hin. Die auf das Kaie gestützte Hand hebt sich mit gro. fser Bedeutung, und ihr folgt der Fufs sympathetisch, so wie der aufgerollten Stirnhaut die Augenlieder und die Achseln nachziehen; der Strom geht aufwärts. Es ist keine Erhebung, oder wenigstens bloss die, ohne welche der Ausdruck von tiefem Fall, Ohnmacht und Verderben durch Geberden, unmöglich ist. ! Es fällt alles nur desto tiefer zurück und so spricht er sich selbst das Verdammungs- Urtheil, und wird sein eigener Henker durch Verzweiflung. Was das starrende Auge sehen mag? Den Tauzmeister vielleicht ? Oder die Rennpferde? Oder sieht es gar nichts und lauscht blofs das Ohr auf die Töne des Orpheus, der die Bestien zähmte? O hätte man die Dose noch! Hier werden die Bestien wohlfeiler gezähmt.

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Neben ihm steht die kleine Acquisition, die man in der Kirche zu Marybone gemacht hat, sein theures Weib, freylich etwas verändert. Ihr Mund, der dort schön, wie Luna ein Paar Tage nach ihrer Wiedergeburt, sich mit sanfter Krümmung zu einem zärtlichen Lächeln bog, könnte, hier mit seiner schwarzen Fülle als Zeichen des neuen Lichts selbst in jedem Dorf - Calender figuriren, so ist ihr dunkler Ra

chen geöffnet. Das ganze Köpfchen, das dort an das freundliche und friedliche Knarpeln des niedlichen Eich. hörnchens erinnerte, ist hier ein männlicher Löwenkopf mit Mähne und Rachen geworden, der Menschenschädel knackt wie Hasselnüsse. Es ist doch gewiss, dass es nach der Hochzeit ganz anders ist als vorher. Sie ist hier beschäftiget mit ihren Fäustchen eine kiei-ne Änderung in der Frisur ihres Gemahls vorzunehmen. Eigentlich wohl blofs, um seinem Gedächtniss über einige Umstände, die ihr zugebrachtes Vermögen betreffen, etwas zu Hülfe zu kommen, welches nach dieser Methode ohne Störung des Capillär - Systems schlechterdings unmöglich ist. Wirklich verfährt sie sehr richtig. Sie klopft erst mit der linken Faust auf die Schulter, um die festsitzenden Gedanken los zu kriegen, und sobald sie merkt, dafs sie flott sind, nimmt sie mit der rechten einen Zulauf gerade nach dem Orte, wo sie schwimmen, um ihnen die neue Richtung zu geben. So gibt man selbst dem Eisen Polarität. Es kann nicht fehlen. Allein alles dieses, so lästig es auch unter solchen Umständen einem Mann von Gefühl seyn mag, ist doch diesem armen Teufel bey weitem nicht so empfindlich, als das fürchterliche Cartätschenfeuer, das die Zunge seiner Ehehälfte aus ihrem fastern Mordkeller hervor auf seine Ohren und sein Herz macht. Hier verdient er fürwahr unser Mitleid, das ist zù hart, würde man sagen müssen, wenn es nicht so natürlich wäre, und etwas, was nas

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