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SCENEN

AUS DEM

LEBEN EINES LIEDERLICHEN.

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Vorerinnerung,

Ehe ich die Haupt-Scenen aus dem Leben eines eng

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lischen Liederlichen, mit Nahmen Rake well, / darstelle, wird es nicht unnütz seyn, einiges über das Wort Rake *) voraus zu schicken. Man übersetzt es gewöhnlich im Deutschen durch Liederlicher. Allerdings ist jeder Rake in Liederlicher, aber nicht jeder Liederliche ein Rake. Die Liederlichkeit hat ihre Gattungen, wie die Poesie und was sonderbar ist, auch fast ähnliche. Im Leben des Ra ke ist durchaus etwas Lyrisches, zumahl wenn man mit Sulzern **) den Charakter des letztern in den Umstand setzt, dafs durchaus leidenschaftliche

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*) Dr. Johnson definirt das Wort durch: a loose, disordely vicious, wild, gay, thoughtles, fellow, und verweiset dabey auf das holländische Rekel, ein Schafhund, oder Hund im verächtlichsten Sinn, das auch in Deutschland noch figürlich im Gebrauche ist zumahl unter Leuten, die der Nahme selbst am meisten trifft. Im Französischen hat man daher Racaille so wie Canaille von canis. Der deutsche Ausdruck liederlicher Hund vereinigt beydes. Der Rac ker unsers Pabels ist etwas anderes.

Sonst heilst Rake in der gewöhnlichen Bedeutung, ein Rechen, eine Harke to rake zusammenhar-\ ken, zusammenscharren.

**) Theorie der schönen Künste. Art. Lyrisch.

Laune darin herrsche, Vorstellungskraft aber und Verstand etwas blofs zufälliges sey.

Der eigentliche Rake (männlichen Geschlechts, versteht sich) trinkt, spielt, spricht von galanten Pillen wie unser einer von candirtem Anis und Gerstenzucker; macht aus Nacht Tag und aus Tag Nacht. Daher sein ewiger Offensivkrieg mit Gassenlaternen und seine Activ-und Passivprügeley mit der Wache; ruinirt unschuldige Geschöpfe, die ihn liebten, und schiefst sich mit Leuten deren Ehre er gekränkt hat; wirft überall Geld und Geldes Werth weg, eignes und frem des durcheinander und nicht selten sich selbst hinterdrein, und in alle diesem sucht er eine Ehre. Daher geschieht es zuweilen, dafs er am Ende noch ein guter, brauchbarer Mann wird, wenn sich seine Begriffe von Ehre ändern, ehe die Kraft verraucht ist da hingegen der eigentliche liederliche Taugenichts gar keine Begriffe von Ehre hat. Der letztere erzählt wenig, oder doch weniger als er thut, der erstere handelt vorzüglich für die historische Muse, die er gewöhnlich selbst in seinen Cirkeln repräsentirt. Man will bemerkt haben, dals seit der Erfindung des Branntweins (Brown's Wein Spiritus Brunonis), da man sich für einen Sechser, mit transitorischer Seligkeit über die ganze Welt hinwegsetzen kann, die letzte Gattung sehr zugenommen hat. Unser Rake hat etwas von beyden.

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ERSTE SCENE.

Thomas Rakewell in der Schatz- und Rumpelkammer, dem Lombard und Archiv sei. nes Vaters gleich nach dessen Tode.

Thomas Rakewell lässt sich von einem Schneider, der mit seinem pechigen Schurzfell völlig wie ein Schuhflicker aussieht, das Maas zu einem Trauerkleid nehmen, und durch einen Tapezirer die Stube schwarz behängen. Rakewell gegenüber stehen zwey ihm wohlbekannte weibliche Personen. Die ältere tobt, die jüngere zerfliesst in Thränen. Er bietet ihnen verge. bens Geld an.

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Hinter Rakewell sitzt am Schreibtisch ein Notar, um das Inventarium zu verfertigen. Schlau greift er während des Zwistes in den vor ihm stehenden Guineensack.

Alle Kisten und Schränke sind geöffnet, sogar der Schrank des Bratenwenders. Überall liegen Papiere 1. B.

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