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kissen angebunden, um es auf dem Strom der Zeit oben zu halten, und er hat seinen Endzweck erreicht: sie soll sogar den ganzen Band flott gehalten haben. Um diese Zeit erschien auch ein Pamphlet unter der Aufschrift dieses Kupferstichs, und man hat den Inhalt desselben unter eben diesem Titel auf das Theater gebracht, wenigstens als eine Scene. Dafs man endlich einige Gruppen durch Wachsfiguren in Lebensgrösse vorgestellt in der Welt herumgeführt hat, ist bekannt.

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Was dieser Vorstellung so vielen Eingang vèrschafft, ist wohl die grofse Verständlichkeit derselben, im Ganzen wenigstens. Es ist nämlich allgemeine Natur des Menschen, in dem Zeitpunct gezeichnet, da es dem Meisterstück der Schöpfung gefällt, seinen Rang etwas zu vergessen, und durch Trunkenheit ein Paar Staffeln gegen die Bestien herab zu steigen, oder gar den Bestien zu verstatten ein Paar über es hinauf zu treten. Gemischter kann wohl nicht leicht eine Gesellschaft ohne Frauenzimmer gedacht werden, als die-` se. Es finden sich hier nicht allein deutlich die Glie der aller vier Facultäten, sondern auch der Nähr and Wehrstand hat hier seine Repräsentanten. Und dann hat sich noch ein Patron eingeschlichen, von dem man nicht recht weifs, was er ist, Pasquil lant, Aufruhrprediger, Poëtaster oder Spitzbube; vielleicht, nach Erfordernifs des Beutels und der Zeiten, etwas von allen vieren. Man fin

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det hier die mannigfaltigen Wirkungen der Trunkenheit, nach ihren verschiedenen Gradationen, meister-` haft dargestellt, von dem Geistlichen an, der seine Vigilien noch immer mit einiger Besonnenheit hält, bis zu dem Officier, der auf dem Schlachtfelde bleibt. Es fehlen hier nur noch der Zänker und der Liberale; die Menschen, denen man Messer und Degen, oder denen man die Börse wegnehmen muss, damit sie nicht die ganze Welt er morden oder beschenken. Alles dieses ist ohne Übertreibung ausgeführt, und hierin liegt ein Hauptgrund der Dauer von Hogarth's Werken, und vielleicht von allen Werken der Kunst, die dauern. Eigentliche Caricaturen verdanken ihr kurzes Leben gemeiniglich irgend einem Partheyeifer oder wenn ihnen je ein längeres zu Theil wird, der Geschmacklosigkeit. Mit ersterem, der ihr Schutzpatron war, sind auch viele Hogarthi. sche wahre Caricaturen hingestorben, und die wenigen, die noch übrig sind, leben blos noch unter der kümmerlichen Obhut der letztern.

Die Uhr weist hier auf vier, und der helle Tag spiegelt sich schon auf den Bouteillen, den Trinkgläsern und den Augen, wenigstens unter eilf Paaren auf Einem. Es ist vier Uhr des Morgens nach der Sonne. So mufs jeder denken, der das Blatt ansieht, aber Hogarth dachte sicherlich noch etwas anderes. Es ist nämlich hier wirklich Mitternacht, und die

Leutchen sind noch erst willens zu sitzen, oder mit unter auch zu liegen, bis an den Morgen, und damit hat es noch vier bis fünf Stündchen Zeit. Dieses hängt so zusammen. In England, worunter hier immer vorzüglich London verstanden wird, hat man so wie in der ganzen Welt, elne Sonnenzeit; nach dieser richten sich die Uhren. Aufser dieser gibt es aber noch eine andere, die von dieser ganz verschieA den ist; man könnte sie Unzeit nennen, und nach

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der richten sich die Menschen. Nach der letztern werden nicht wenige Geschäfte von ihnen abgethan, vorzüglich aber alle die, wobey Tisch und Bett in Betracht kommen. Mit diesen nämlich wird sich verbunden, und von diesen wird sich geschieden, blos nach Stunden der Unzeit. Im Jahr 1735, da dieser Kupferstich erschien, lief also, will Hogarth sagen, die wahre Sonne der Sonne der Unzeit um vier Stunden vor. Es war um vier Uhr des Abends Mittag, und so um vier des Morgens Mitternacht. Seit jener Zeit aber haben sich die beiden Sonnen gar sehr viel weiter von einander entfernt. Das so genannte grofse Frühstück zieht sich jetzt weit über den wahren Mittag hinaus, so wie das grofse Mittageffen weit in die Nacht. Weil es aber doch mitunter noch immer Menschen gibt, die bey ihren Verrichtungen noch eine bessere Zeit beybehalten, so entstehet dadurch zuweilen der seltsamste Contrast. Folgende Anecdote ist mir von einem Freunde ver

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bürgt worden, der sich in London befand, als sich die Geschichte zutrug. Der gegenwärtige Minister Pitt, ein grosser Verehrer der wahren Zeit und des alten Styls der gesunden Vernunft, wo es einem Minister möglich ist, ihn beyzubehalten, wurde von der Herzoginn von D** auf einen Abend um zehn Uhr wahrer Zeit zum Mittagessen (dinner) eingeladen. Der Minister liefs bedauern, dafs er die Gnade diessmahl nicht haben könnte aufzuwarten, weil er an demselben Tage um neun Uhr schon zu einem Abendessen (supper) engagirt sey. So etwas trifft; einen Hieb wie dieser, hätte schwerlich der vereinte Witz von Fox und Sheridan parirt. So viel von der Zeit, die hier die Geschäfte regulirt; nun etwas von den Geschäftsträgern und den Geschäften im Raume:

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Zuerst fällt in die Augen, wie derbes, schwarzes Hebräisch unter profanem Latein mit Didoti'schen Bleichern gedruckt, der Pastor, vermuthlich minder Schriftgelehrter als Pharisäer, indem er sich nicht einmahl scheut, bey diesem mitternächtli chen Gelag in seinem Amtshabit (Cassck) zu erscheinen. Indessen ist er nun auch zur Frühpredigt wie maa sagt, fix und fertig. Es ist nicht unangenehm zu sehen, wie Hogarth den Stand dieses Mannes auch so gar hier schont. Ein Stümper hätte gewils etwas lustigeres geliefert, das ist etwas sehr viel leichteres

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und verächtlicheres. Hier ist mehr. Auch wüfste ich mich keines Kunstwerks des Alterthums zu erinnern worin Majestät und Ernst mit Umständen gepaart, die mit beiden völlig unvereinbar scheinen, so ganz ohne Verlust ausgedruckt worden wären, wie hier, als etwa im Kopfe Jupiters, wó er auf ei nem geschnittnen Stein als Liebhaber der Europa vorgestellt wird. Kein Pabst und kein Erzbischoff, der sich nicht schämte betrunken zu seyn, würde sich schämen, dürfen es dürfen so zu seyn, wie dieser Auserwählte. Mit welcher Würde er nicht rührt und schöpft und mischt und raucht! O! es hilft, wenn man die Mienen und den Körper überhaupt, tagtäglich einige Stunden nöthigt Würde und Anstand zu halten, während der Geist entweder das Gegentheil machinirt oder nicht bey der Hand ist. Sie lernen am Ende den Dienst allein versehen; so wie gut zugerittene Dragonerpferde die Schwenkungen noch mitmachen, wenn ihre Reiter längst hinten im Graben liegen.

Man behauptet allgemein, die meisten Köpfe auf diesem Blatte seyen Porträte, und ich glaube ́es, weil Hogarth ausdrücklich sagt *): es sey nicht wahr.

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*) Oder durch die Verse sagen lässt, die unter dem Original stehen, aber, wie man wohl zu merken hat, erst einige Zeit nach der Bekanntmachung beygestochen worden sind, wo ihm die Deutungen Verdrufs zu ma.

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